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Papers by Klaus Hoffer
Als das "Hauptthema" seines vor einundfünfzig Jahren erschienenen Prosatextes Tynset bezeichnete ... more Als das "Hauptthema" seines vor einundfünfzig Jahren erschienenen Prosatextes Tynset bezeichnete Wolfgang Hildesheimer "das Entsetzliche". Es meint die Summe dessen, was er als Simultandolmetscher während der Nürnberger Prozesse und bei "außergerichtlichen Verhören" an deren Rand erlebt und erfahren hat und was in der Folge im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965 eklatant geworden ist: dass damals wie heute unzählige Naziverbrechen ungeahndet geblieben, unzählige Schlächter und 'Knochenbrecher' von ehedem davongekommen sind und manche von ihnen ihren Lebensabend -selbst heute noch -als Pensionisten in Schleswig-Holstein oder als Familienväter in Wien, im Weserland oder sonstwo verbringen. Hildesheimer hat sie in seinen beiden Monolgen Tynset und Masante 1 als "Häscher" und "Schreckensmänner" apostrophiert und ihnen Namen gegeben : Malkusch, Motschmann, Obwasser, Kabasta usw. heißen sie, und in seinen Antworten über Tynset erklärt er, sie (Zitat) "existieren tausendfach, ich kenne sie […], und ich weiß […], wer frei ausging und noch geht". -Mit ihnen hat das Entsetzliche unbereut und ungerächt überlebt. Es enthüllt sich in Flashbacks des Ich-Erzählers, im Hochkochen der Erinnerung an die dreizehn von einem deutschen Kommandanten in Hamar an Straßenlaternen Erhängten -Hamar, Norwegen, Nachbarort von Tynset -an den "Lampenschirm [...] aus heller menschlicher Haut […] verfertigt von einem deutschen Bastler", im Tynset 2 verstohlenen Seitenblick auf den Verkehrsteilnehmer im Nachbarauto, dessen Aussehen und Verhalten Verdacht über seine Vergangenheit "als Schläger oder Mörder" wachrufen, und in der Angst (Zitat) "vor der Stille der Nächte […], in denen jene Gestalten am Werk sind, die keine Angst haben", "noch gut und gerne leben", auf Parteilisten erneut nach Macht streben oder als Landtagsabgeordnete wieder an deren Schalthebeln sitzen 2 . Das Grauen, das in diesen Gestalten überdauert hat, das den 'von der Erde verstoßenen' Ich-Erzähler (G. Wohmann) aufstört und seinen Schlaf raubt, lässt Hildesheimer immer nur kurz 'aufleuchten'; nie, sagt er, 'führe' er sein Hauptthema 'aus', und eben dieses bloß momentlange Wetterleuchten ist es, das das gesamte Szenario seines "Nachtmonologs" 3 in ein gespenstisches, verstörendes Licht taucht. Es ist, als sollte, gleichsam in einem Akt geflissentlicher Dissoziation, verhindert werden, dass das aufblitzende Entsetzliche zu sich, zu Bewusstsein kommt, als wollte der mit Schlaflosigkeit geschlagene Erzähler dem Hauptthema mit Hilfe von "Nebenthemen" -Inhalt schlägt um in Formausweichen: in Exkursen wie jenem über die beklemmende Irrfahrt durch das Labyrinth von Wilhelmstadt/Hannover, wo alle "wußten, wo sie hingehörten", nur er selber nicht, über den Irrgarten der Villa Barbarigo, in dessen Labyrinth er sich verlaufen und sich beim Sich-Verlaufen wie einem Fremden zugesehen hat, oder mit der Analyse eines Zeitungsfotos des gewaltbereiten, publicitygeilen Franz Josef Strauß beim bigotten Ringkuss, die Hand eines gewaltbereiten, bigotten Kardinals unter seinem Mund, oder aber mit den Abschweifungen über das Sommer-und das Winterbett des Erzählers, diesen
In seinem Versuch über das Sehen, dem letzten von insgesamt 18 Essays aus dem 1991 erschienenen B... more In seinem Versuch über das Sehen, dem letzten von insgesamt 18 Essays aus dem 1991 erschienenen Band Über den Tag und durch die Jahre, bemerkt Paul Nizon zum Prozess der Hervorbringung von Literatur: "Ich denke, das Imaginierenkönnen hat mit Versenkung zu tun, man muß sehr viel versenkt haben an Eindrücken, Bildern, Erfahrungen, Schmerzen, Lüsten, an Leben; und das Versenken wiederum hat mit Geduld oder Zeit zu tun oder mit Läuterung". Und mit -Erinnerung -fügt er hinzu: "wenn man darunter die geheimnisvolle Verwandlung von Lebensstoff in jenen anderen, von allem [...] Subjektiven befreiten, ja vom Anlaß und damit Begründbaren abgelösten Aggregatzustand verstehen will, der mehr mit Bildern als Worten gemein hat, aus welchen aber Dichtung entsteht" (TJ 197f.). Erlebtes, Abenteuer, extreme Situationen sind dieser Lebensstoff, bemerkt der Autor gegenüber seinem Gesprächspartner Philippe Derivière in Die Republik Nizon (RN 61). All das muss versinken, muss des ,falschen Funkelnden' entkleidet werden, das gemeinhin als das Wirkliche des Lebens gehandelt werde, wie es in dem 1975 erschienenen Roman Stolz heißt (St 143); und zuzeiten muss es in Vergessenheit
Graz von unten und innen Erstes Erlebnis: Mit zweieinhalb Jahren, schwerkrank, lag ich mit etwa z... more Graz von unten und innen Erstes Erlebnis: Mit zweieinhalb Jahren, schwerkrank, lag ich mit etwa zwanzig englischen Soldaten (erzählte man mir) in einem Zimmer im Landeskrankenhaus. -Daran erinnere ich mich noch genau: Wie ich an einem hellen Sommernachmittag in einem Stockbett aufwachte und darin herumkroch, unmittelbar neben meinem Bett ein zweites, weiter drüben noch welche; der Mann im Bett über mir war gerade heruntergestiegen und zog sich an, und ich schrie und schrie, weil ich vor lauter Schreien in die Hose gemacht hatte. Die Schwestern flehten meine Mutter an, mich wieder nach Hause zu nehmen, weil ich vierzehn Tage lang, in einem fort, durchgeschrien hatte. Weil mein Vater in Graz ein hoher Nazifunktionär gewesen war, floh meine Mutter nach seinem Tod, im Frühjahr 1944 (gemeinsam mit anderen, vorübergehend ebenfalls vaterlos gewordenen Nazifamilien) vor den Bomben über Graz in die Obersteiermark, wo wir bis 1950 in einer von polnischen KZ-Häftlingen erbauten Reihensiedlung wohnten. Vor unserer Rückübersiedlung nach Graz war ich zweimal hier gewesen: Die ehemalige Wohnung meiner Eltern war nun von einem "Kommunisten" okkupiert, der mit Eltern, Frau und Kind eingezogen war; mit meiner Mutter stand ich im Hof des Nachbarhauses und sah zum Balkon hinauf, der heute zu meiner Wohnung gehört und auf dem eine kleine, listige Frau, die Mutter des Wohnungsdiebs, Wäsche zum Trocknen aufhängte. (Jahre später verlor sie im Stiftingtal, spätabends, im Sommer, auf der Straße ihr Gebiß, das wir -auf dem Heimweg von den Großeltern -im Dunklen mit einer Taschenlampe suchten, bis
»Auf dem Rennplatz von Clayton wird heute von sechs Uhr früh bis Mitternacht Personal für das The... more »Auf dem Rennplatz von Clayton wird heute von sechs Uhr früh bis Mitternacht Personal für das Theater von Oklahoma aufgenommen! Das große Theater von Oklahoma ruft euch! Es ruft nur heute, nur einmal! Wer jetzt die Gelegenheit versäumt, versäumt sie für immer! Wer an seine Zukunft denkt, gehört zu uns! Jeder ist willkommen! Wer Künstler werden will, melde sich! Wir sind das Theater, das jeden brauchen kann, jeden an seinem Ort! Wer sich für uns entschieden hat, den beglückwünschen wir gleich hier! Aber beeilt euch, damit ihr bis Mitternacht vorgelassen werdet! Um zwölf Uhr wird alles geschlossen und nicht mehr geöffnet! Verflucht sei, wer uns nicht glaubt! Auf nach Clayton!« Seitdem ich diese Sätze, die Karl Roßmann in Amerika auf einem Plakat liest, kenne, sind sie für mich der Inbegriff dessen, was ich unter sozialer Utopie verstehe. Das liegt daran, daß sie von einer Welt erzählen, von der ich mir vorstellen könnte, daß sie mein Bedürfnis nach Schutz befriedigt-zum einen, weil sie als» Theater« apostrophiert wird, also bestimmten, prinzipiell durchschaubaren Spielregeln unterworfen sein dürfte, zum anderen weil in ihr jeder seinen Platz findet, zum dritten, weil Künstler werden darf, wer will, und ich ab einem bestimmten Alter immer Künstler werden wollte.
Immer wieder und unter gleich bleibenden Qualen träumte ich -oder träumte mir? -als Kind, ich wür... more Immer wieder und unter gleich bleibenden Qualen träumte ich -oder träumte mir? -als Kind, ich würde im Schlaf von einem gesichts-und körperlosen Wesen niedergeworfen und mit dem Tod bedroht und das Einzige, das mich vielleicht retten könnte, wären in Wahnsinnsangst hervorgestoßene Not-und Hilferufe. Jedes Mal aber wenn ich losschrie, lag wieder, abgeschnitten, wie ein rohes, fremdes Stück Fleisch meine Zunge quer im Mund, so dass mein Gebrüll in ohnmächtigem Gurgeln erstickte. -Der Traum war die vierte Folge und das Schlussstück einer fünfteiligen Sequenz, die mir den Atem nahm und mit einem Wohnungseinbruch begann: Im ersten Teil schlich sich der Unhold ein, im zweiten stand er, schwarz, schattenhaft inmitten anderer Schatten, im abgedunkelten Kinderzimmer, im dritten hielt er mich fest und nieder, um mir am Ende des vierten Teils die Zunge abzuschneiden, die er dann, blutend, zum Verschlucken, in meinem Mund liegen ließ. Den fünften und letzten Akt dieser fortgesetzten und wie nach Plan sich wiederholenden Tortur kenne ich bis heute nicht: Jedes Mal rettete ich mich von Neuem, indem ich mich, zungenlos, schreiend, gerade noch rechtzeitig aus dem Schlaf reißen konnte. Gleich zu Beginn seines Essays über Masse und Macht bezeichnet Elias Canetti die Angst vor Einbrechern als die Furcht vor einem "plötzlichen, unerwarteten 1 "… und finster sind Magen und Darm. Niemand erfährt und niemand bedenkt, was da unaufhörlich in seinem Inneren geschieht." (MM, S. 324)
Keine Familie kann ein Schild vor ihre Tür hängen, auf dem steht: "Hier ist nichts los!" chinesis... more Keine Familie kann ein Schild vor ihre Tür hängen, auf dem steht: "Hier ist nichts los!" chinesisches Sprichwort I. Sage des klassischen Altertums: Für den Fall der unbeschadeten Rückkehr seiner Mannschaft von Kreta (wo er, unter Ariadnes Anleitung, den Minotaurus erschlug und mit Hilfe ihres Garns den Weg aus dem knossischen Labyrinth fand) gelobte Theseus, das Gefährt, auf dem er in See stechen wollte, fortan jährlich, beladen mit Opfergaben und Geschenken, zur Insel Delos zu schicken, um Apollo für die Schirmherrschaft und den glücklichen Ausgang seines Unternehmens zu danken. Plutarch behandelt in der Vita Thesei das weitere Schicksal des Schiffs und beschäftigte in der Folge Generationen von Denkern mit dem Problem einer die Zeiten überdauernden Identität. Die Athener, berichtet er, hielten das Fahrzeug noch tausend Jahre nach der Heimkehr des Helden für die alljährliche Insel-Expedition in Schuss, indem sie die schadhaft gewordenen Planken entfernten und durch neue und feste ersetzten. -Aber: hielt man so sein Versprechen? War das Schiff nach Austausch der Planken noch identisch mit dem, das Theseus dem Apoll zu schicken gelobt hatte, oder war es ein andres? Und war es unter diesen Umständen noch zulässig, von der Erfüllung seines Versprechens zu reden? Hoffer: Vater, Mutter, Kind 2 Die Systemtheorie bringt sich in Erinnerung und damit das Konzept der sogenannten operationalen Geschlossenheit von Systemen, die aus ihrem Milieu aufnehmen, was die Selbstreproduktion und Aufrechterhaltung der Identität gewährleistet (und darum ist es mir hier zu tun) 1 . -Paradoxerweise garantiert gerade der Austausch der lädierten Planken die Identität des Systems 2 . Es integriert die brauchbaren Elemente der Umwelt, um sich von neuem selbst zu erschaffen. Man entdeckt Parallelen zur eigenen Entwicklungs-und Lebensgeschichte 3 : Was hat man sich nicht schon alles einverleibt, und ist trotzdem, hört man, der Alte geblieben. Und man erinnert sich an jüngste, zufällig aufgelesene Forschungsergebnisse, denen zufolge sich die Mehrheit der Körperzellen binnen Zehnjahresfrist regeneriert; und dazu kommt die von Hobbes vorzeiten neuerlich aufgeworfene Frage nach jenem zweiten theseischen Schiff, das sich nach dem Austausch der Originalplanken aus diesen herstellen ließe 4 -und wie nach Plan tritt das Bild eines aus ausgetauschten Zellen entstandenen eigenen Klons vor das innere Auge: die Schimäre eines hirn-und blicklosen Doppel-und Wiedergängers, der sich wie ein Golem aus dem Staub erhebt. Und damit stellt sich mit einemmal wieder jenes vertraute Gefühl der Fremdheit ein, welches das Erinnern seit einiger Zeit begleitet, genauer gesagt, seit man sich bloß noch als Mitautor der Fiktion der persönlichen Identität wähnt, und die Erinnerung an die damit verbundene, beunruhigende Entdeckung, dass 1 Ich möchte mich an dieser Stelle bei Siegfried J. Schmidt bedanken, dessen Antworten auf meine Fragen zu Fragen des Konstruktivismus die De-und Rekonstruktion meines Konstrukts dieser Denkschule und meines Konstrukts der Welt möglich machte. -Alles machte gleich mehr Sinn. 2 zu dem das Schiff, die Geschenke und Opfergaben und seine Besatzung gehören. 3 "Das Leben schreibt keine Geschichten", sagt Paul Nizon, und, weiter: "Wir sind es, die das Geschehen in Geschichten ummünzen." 4 "Werden in diesem Schiff nach und nach alle Planken durch neue ersetzt", spann Hobbes, mehr an den logischen Aspekten interessiert als an der Frage der Identität, das philosophisches Garn des Plutarch und seiner Athener Kollegen weiter, "dann ist es numerisch dasselbe Schiff geblieben; hätte aber jemand die herausgenommenen alten Planken aufbewahrt und sie schließlich sämtlich in gleicher Richtung wieder zusammengefügt und aus ihnen ein Schiff gebaut, so wäre ohne Zweifel auch dieses Schiff numerisch dasselbe Schiff wie das ursprüngliche." Absurderweise hätten wir dann zwei numerisch identische Schiffe, fügt Hobbes in seinen Grundzügen der Philosophie hinzu.
Als Halbwüchsiger stellte ich mich jeden Tag vor den Spiegel, um mir in die Au gen zu 0 0 1 F 0 0... more Als Halbwüchsiger stellte ich mich jeden Tag vor den Spiegel, um mir in die Au gen zu 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F sehen und mit diesem Blick in die Augen meines Spiegelbilds zu ver schwin den – um dann von da aus in meine Augen außen vor 0 0 1 F zu blicken, da mit ich sehe, wie mich die 0 0 1 F an deren sehen und wie ich schaue. Wie " die junge Parze " 0 0 1 F in Paul Va lérys Gedicht 0 0 1 F 0 0 1 F wollte ich mich mich sehen se hen kön nen.-So wurde der Raum zwischen 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Spiegel bild und vierzehnjäh rigem Beobachter, durch den die Bli cke hin und her 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F flogen, zur Kampfzone, in der in kon zer tie r ter Aktion der im mer gleiche 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Schlagabtausch statt fand. Es war ein unentschiedenes sich anein an der Mes sen, 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F eine immerzu sich wie der holende Se 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F quenz aus Selbst be ob ach tung und 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Selbst ein schät zung, Selbstver stär kung oder Selbstent wertung. Und es ging 0 0 1 F bei dieser Spielart des jugendlichen Nar zissmus darum: Wie halte ich den Blick so 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F lan ge, bis er um springt und ich mich in mein Spie gelbild ve r wan delt habe: mich beobachtend, von mir selbst befreit. 0 0 1 F Der " Raum zwischen Betrachter und Gemälde " ist es, wo " die wahre Ak tion jeder 0 0 1 F Ma lerei " statthat, erklärt der kunstsachverständige Leo Hertzberg in Si 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ri Hust vedts 0 0 1 F Ro man Was ich liebte, 0 0 1 F und wenn ich die rechts von der Mitte ins Bild ge setzte 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ma len de Rü cken figur des Porträtisten und, ihm schräg gegenüber, die im Stehen 0 0 1 F 0 0 1 F in das auf geschlagene (und wohl auch von ihr inspirierte) Skizzenheft des Ma lers 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F hinun ter bli ckende Po saunen spielerin in Jan Ver meers 0 0 1 F Alle gorie der 0 0 1 F 0 0 1 F Ma le rei (Abb.) 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F betrach te, zu de ren Ansicht der Maler von Ma ler und Mo dell 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ei ne die Tiefen il lusion verstärkende Re pous soir-Por tie re zu rückge schlagen 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F hat, um mich-nach ei nem ersten, ausführlichen Rund um blick auf sei ne Bühne-0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F zu dem im Bild be reit ge stell ten, freien Be su cherstuhl 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F hin zu kom pli men tieren und gleich sam in sein Bild hineinzu schie ben 1 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F , dann gebe ich Hertz berg Recht: Denn wie bei vie len Kunst wer ken, die mich 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F durch ihre Re flexi vität und strenge Komposition in den Bann ziehen, über kommt mich 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F bei der Be trach tung von Ver meers Ge mäl de das Ge fühl, der Ma ler 0 0 1 F habe mich zu glei chen Teilen zum 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Kom pli zen wie zum 0 0 1 F Op fer seines 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F äs th eti schen Kal küls ge macht. Es war Vermeer-unter stelle ich-0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F jen seits der Be schwö rung eines 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F a l le go risch 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ü ber höh ten
Als der sechsundfünzigjährige Josef Algebrand in Alfred Kolleritsch' Allemann zweiundvierzig Jahr... more Als der sechsundfünzigjährige Josef Algebrand in Alfred Kolleritsch' Allemann zweiundvierzig Jahre nach Kriegsende beim Begräbnis eines Freundes seines Vaters den Leichenreden ehemaliger SS-Generäle zuhört, die in der ordenüberkrusteten grünen Kluft einer Jagdgesellschaft Schulter an Schulter -und selbst "wie mit der Erde aus dem Grab gehoben" -dieses umstehen, und als er sieht, wie sie sich mit ihren Reden in den Rausch der Bewegung 'zurücksteigern', da spürt er "das Wachsein des Immergleichen [...] tief im Jetzt" (S. 8f.). -Die, die da in den trotz Regen geöffneten Mänteln von Nazischergen am Grab stehen und Reden halten, sind keine sogenannten Ehemaligen, sondern, wie sie sich nach Kriegsende selbst und gegenseitig stolz titulieren, martialische Unentwegte. Einsicht in einen Wahn könne es nur außerhalb des Wahns geben, heißt es an dieser Stelle von Kolleritsch' Roman, und so halten die Verblendeten am Zustand des Verblendetseins fest und bereuen nichts, hatten sie doch nie lernen müssen "zu sagen, wir sind in die Irre gegangen" (S. 171); vielmehr wissen sie sich im Besitz der ewigen und unvergänglichen Wahrheit. Reuegefühle können da gar nicht aufkommen, im Gegenteil, Wahn und Verblendung werden in selbstverstärkenden Ritualen intakt und aufrecht erhalten: "jetzt erst recht" (S. 96). Wie dem ehemaligen Schulkollegen und Kameradschaftsbündler, den Josef auf dem Friedhof trifft, gelingt es jenen, deren Ehre
Conference Presentations by Klaus Hoffer
A short account of the works by Paulk Nizon
Als das "Hauptthema" seines vor einundfünfzig Jahren erschienenen Prosatextes Tynset bezeichnete ... more Als das "Hauptthema" seines vor einundfünfzig Jahren erschienenen Prosatextes Tynset bezeichnete Wolfgang Hildesheimer "das Entsetzliche". Es meint die Summe dessen, was er als Simultandolmetscher während der Nürnberger Prozesse und bei "außergerichtlichen Verhören" an deren Rand erlebt und erfahren hat und was in der Folge im ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess (1963-1965 eklatant geworden ist: dass damals wie heute unzählige Naziverbrechen ungeahndet geblieben, unzählige Schlächter und 'Knochenbrecher' von ehedem davongekommen sind und manche von ihnen ihren Lebensabend -selbst heute noch -als Pensionisten in Schleswig-Holstein oder als Familienväter in Wien, im Weserland oder sonstwo verbringen. Hildesheimer hat sie in seinen beiden Monolgen Tynset und Masante 1 als "Häscher" und "Schreckensmänner" apostrophiert und ihnen Namen gegeben : Malkusch, Motschmann, Obwasser, Kabasta usw. heißen sie, und in seinen Antworten über Tynset erklärt er, sie (Zitat) "existieren tausendfach, ich kenne sie […], und ich weiß […], wer frei ausging und noch geht". -Mit ihnen hat das Entsetzliche unbereut und ungerächt überlebt. Es enthüllt sich in Flashbacks des Ich-Erzählers, im Hochkochen der Erinnerung an die dreizehn von einem deutschen Kommandanten in Hamar an Straßenlaternen Erhängten -Hamar, Norwegen, Nachbarort von Tynset -an den "Lampenschirm [...] aus heller menschlicher Haut […] verfertigt von einem deutschen Bastler", im Tynset 2 verstohlenen Seitenblick auf den Verkehrsteilnehmer im Nachbarauto, dessen Aussehen und Verhalten Verdacht über seine Vergangenheit "als Schläger oder Mörder" wachrufen, und in der Angst (Zitat) "vor der Stille der Nächte […], in denen jene Gestalten am Werk sind, die keine Angst haben", "noch gut und gerne leben", auf Parteilisten erneut nach Macht streben oder als Landtagsabgeordnete wieder an deren Schalthebeln sitzen 2 . Das Grauen, das in diesen Gestalten überdauert hat, das den 'von der Erde verstoßenen' Ich-Erzähler (G. Wohmann) aufstört und seinen Schlaf raubt, lässt Hildesheimer immer nur kurz 'aufleuchten'; nie, sagt er, 'führe' er sein Hauptthema 'aus', und eben dieses bloß momentlange Wetterleuchten ist es, das das gesamte Szenario seines "Nachtmonologs" 3 in ein gespenstisches, verstörendes Licht taucht. Es ist, als sollte, gleichsam in einem Akt geflissentlicher Dissoziation, verhindert werden, dass das aufblitzende Entsetzliche zu sich, zu Bewusstsein kommt, als wollte der mit Schlaflosigkeit geschlagene Erzähler dem Hauptthema mit Hilfe von "Nebenthemen" -Inhalt schlägt um in Formausweichen: in Exkursen wie jenem über die beklemmende Irrfahrt durch das Labyrinth von Wilhelmstadt/Hannover, wo alle "wußten, wo sie hingehörten", nur er selber nicht, über den Irrgarten der Villa Barbarigo, in dessen Labyrinth er sich verlaufen und sich beim Sich-Verlaufen wie einem Fremden zugesehen hat, oder mit der Analyse eines Zeitungsfotos des gewaltbereiten, publicitygeilen Franz Josef Strauß beim bigotten Ringkuss, die Hand eines gewaltbereiten, bigotten Kardinals unter seinem Mund, oder aber mit den Abschweifungen über das Sommer-und das Winterbett des Erzählers, diesen
In seinem Versuch über das Sehen, dem letzten von insgesamt 18 Essays aus dem 1991 erschienenen B... more In seinem Versuch über das Sehen, dem letzten von insgesamt 18 Essays aus dem 1991 erschienenen Band Über den Tag und durch die Jahre, bemerkt Paul Nizon zum Prozess der Hervorbringung von Literatur: "Ich denke, das Imaginierenkönnen hat mit Versenkung zu tun, man muß sehr viel versenkt haben an Eindrücken, Bildern, Erfahrungen, Schmerzen, Lüsten, an Leben; und das Versenken wiederum hat mit Geduld oder Zeit zu tun oder mit Läuterung". Und mit -Erinnerung -fügt er hinzu: "wenn man darunter die geheimnisvolle Verwandlung von Lebensstoff in jenen anderen, von allem [...] Subjektiven befreiten, ja vom Anlaß und damit Begründbaren abgelösten Aggregatzustand verstehen will, der mehr mit Bildern als Worten gemein hat, aus welchen aber Dichtung entsteht" (TJ 197f.). Erlebtes, Abenteuer, extreme Situationen sind dieser Lebensstoff, bemerkt der Autor gegenüber seinem Gesprächspartner Philippe Derivière in Die Republik Nizon (RN 61). All das muss versinken, muss des ,falschen Funkelnden' entkleidet werden, das gemeinhin als das Wirkliche des Lebens gehandelt werde, wie es in dem 1975 erschienenen Roman Stolz heißt (St 143); und zuzeiten muss es in Vergessenheit
Graz von unten und innen Erstes Erlebnis: Mit zweieinhalb Jahren, schwerkrank, lag ich mit etwa z... more Graz von unten und innen Erstes Erlebnis: Mit zweieinhalb Jahren, schwerkrank, lag ich mit etwa zwanzig englischen Soldaten (erzählte man mir) in einem Zimmer im Landeskrankenhaus. -Daran erinnere ich mich noch genau: Wie ich an einem hellen Sommernachmittag in einem Stockbett aufwachte und darin herumkroch, unmittelbar neben meinem Bett ein zweites, weiter drüben noch welche; der Mann im Bett über mir war gerade heruntergestiegen und zog sich an, und ich schrie und schrie, weil ich vor lauter Schreien in die Hose gemacht hatte. Die Schwestern flehten meine Mutter an, mich wieder nach Hause zu nehmen, weil ich vierzehn Tage lang, in einem fort, durchgeschrien hatte. Weil mein Vater in Graz ein hoher Nazifunktionär gewesen war, floh meine Mutter nach seinem Tod, im Frühjahr 1944 (gemeinsam mit anderen, vorübergehend ebenfalls vaterlos gewordenen Nazifamilien) vor den Bomben über Graz in die Obersteiermark, wo wir bis 1950 in einer von polnischen KZ-Häftlingen erbauten Reihensiedlung wohnten. Vor unserer Rückübersiedlung nach Graz war ich zweimal hier gewesen: Die ehemalige Wohnung meiner Eltern war nun von einem "Kommunisten" okkupiert, der mit Eltern, Frau und Kind eingezogen war; mit meiner Mutter stand ich im Hof des Nachbarhauses und sah zum Balkon hinauf, der heute zu meiner Wohnung gehört und auf dem eine kleine, listige Frau, die Mutter des Wohnungsdiebs, Wäsche zum Trocknen aufhängte. (Jahre später verlor sie im Stiftingtal, spätabends, im Sommer, auf der Straße ihr Gebiß, das wir -auf dem Heimweg von den Großeltern -im Dunklen mit einer Taschenlampe suchten, bis
»Auf dem Rennplatz von Clayton wird heute von sechs Uhr früh bis Mitternacht Personal für das The... more »Auf dem Rennplatz von Clayton wird heute von sechs Uhr früh bis Mitternacht Personal für das Theater von Oklahoma aufgenommen! Das große Theater von Oklahoma ruft euch! Es ruft nur heute, nur einmal! Wer jetzt die Gelegenheit versäumt, versäumt sie für immer! Wer an seine Zukunft denkt, gehört zu uns! Jeder ist willkommen! Wer Künstler werden will, melde sich! Wir sind das Theater, das jeden brauchen kann, jeden an seinem Ort! Wer sich für uns entschieden hat, den beglückwünschen wir gleich hier! Aber beeilt euch, damit ihr bis Mitternacht vorgelassen werdet! Um zwölf Uhr wird alles geschlossen und nicht mehr geöffnet! Verflucht sei, wer uns nicht glaubt! Auf nach Clayton!« Seitdem ich diese Sätze, die Karl Roßmann in Amerika auf einem Plakat liest, kenne, sind sie für mich der Inbegriff dessen, was ich unter sozialer Utopie verstehe. Das liegt daran, daß sie von einer Welt erzählen, von der ich mir vorstellen könnte, daß sie mein Bedürfnis nach Schutz befriedigt-zum einen, weil sie als» Theater« apostrophiert wird, also bestimmten, prinzipiell durchschaubaren Spielregeln unterworfen sein dürfte, zum anderen weil in ihr jeder seinen Platz findet, zum dritten, weil Künstler werden darf, wer will, und ich ab einem bestimmten Alter immer Künstler werden wollte.
Immer wieder und unter gleich bleibenden Qualen träumte ich -oder träumte mir? -als Kind, ich wür... more Immer wieder und unter gleich bleibenden Qualen träumte ich -oder träumte mir? -als Kind, ich würde im Schlaf von einem gesichts-und körperlosen Wesen niedergeworfen und mit dem Tod bedroht und das Einzige, das mich vielleicht retten könnte, wären in Wahnsinnsangst hervorgestoßene Not-und Hilferufe. Jedes Mal aber wenn ich losschrie, lag wieder, abgeschnitten, wie ein rohes, fremdes Stück Fleisch meine Zunge quer im Mund, so dass mein Gebrüll in ohnmächtigem Gurgeln erstickte. -Der Traum war die vierte Folge und das Schlussstück einer fünfteiligen Sequenz, die mir den Atem nahm und mit einem Wohnungseinbruch begann: Im ersten Teil schlich sich der Unhold ein, im zweiten stand er, schwarz, schattenhaft inmitten anderer Schatten, im abgedunkelten Kinderzimmer, im dritten hielt er mich fest und nieder, um mir am Ende des vierten Teils die Zunge abzuschneiden, die er dann, blutend, zum Verschlucken, in meinem Mund liegen ließ. Den fünften und letzten Akt dieser fortgesetzten und wie nach Plan sich wiederholenden Tortur kenne ich bis heute nicht: Jedes Mal rettete ich mich von Neuem, indem ich mich, zungenlos, schreiend, gerade noch rechtzeitig aus dem Schlaf reißen konnte. Gleich zu Beginn seines Essays über Masse und Macht bezeichnet Elias Canetti die Angst vor Einbrechern als die Furcht vor einem "plötzlichen, unerwarteten 1 "… und finster sind Magen und Darm. Niemand erfährt und niemand bedenkt, was da unaufhörlich in seinem Inneren geschieht." (MM, S. 324)
Keine Familie kann ein Schild vor ihre Tür hängen, auf dem steht: "Hier ist nichts los!" chinesis... more Keine Familie kann ein Schild vor ihre Tür hängen, auf dem steht: "Hier ist nichts los!" chinesisches Sprichwort I. Sage des klassischen Altertums: Für den Fall der unbeschadeten Rückkehr seiner Mannschaft von Kreta (wo er, unter Ariadnes Anleitung, den Minotaurus erschlug und mit Hilfe ihres Garns den Weg aus dem knossischen Labyrinth fand) gelobte Theseus, das Gefährt, auf dem er in See stechen wollte, fortan jährlich, beladen mit Opfergaben und Geschenken, zur Insel Delos zu schicken, um Apollo für die Schirmherrschaft und den glücklichen Ausgang seines Unternehmens zu danken. Plutarch behandelt in der Vita Thesei das weitere Schicksal des Schiffs und beschäftigte in der Folge Generationen von Denkern mit dem Problem einer die Zeiten überdauernden Identität. Die Athener, berichtet er, hielten das Fahrzeug noch tausend Jahre nach der Heimkehr des Helden für die alljährliche Insel-Expedition in Schuss, indem sie die schadhaft gewordenen Planken entfernten und durch neue und feste ersetzten. -Aber: hielt man so sein Versprechen? War das Schiff nach Austausch der Planken noch identisch mit dem, das Theseus dem Apoll zu schicken gelobt hatte, oder war es ein andres? Und war es unter diesen Umständen noch zulässig, von der Erfüllung seines Versprechens zu reden? Hoffer: Vater, Mutter, Kind 2 Die Systemtheorie bringt sich in Erinnerung und damit das Konzept der sogenannten operationalen Geschlossenheit von Systemen, die aus ihrem Milieu aufnehmen, was die Selbstreproduktion und Aufrechterhaltung der Identität gewährleistet (und darum ist es mir hier zu tun) 1 . -Paradoxerweise garantiert gerade der Austausch der lädierten Planken die Identität des Systems 2 . Es integriert die brauchbaren Elemente der Umwelt, um sich von neuem selbst zu erschaffen. Man entdeckt Parallelen zur eigenen Entwicklungs-und Lebensgeschichte 3 : Was hat man sich nicht schon alles einverleibt, und ist trotzdem, hört man, der Alte geblieben. Und man erinnert sich an jüngste, zufällig aufgelesene Forschungsergebnisse, denen zufolge sich die Mehrheit der Körperzellen binnen Zehnjahresfrist regeneriert; und dazu kommt die von Hobbes vorzeiten neuerlich aufgeworfene Frage nach jenem zweiten theseischen Schiff, das sich nach dem Austausch der Originalplanken aus diesen herstellen ließe 4 -und wie nach Plan tritt das Bild eines aus ausgetauschten Zellen entstandenen eigenen Klons vor das innere Auge: die Schimäre eines hirn-und blicklosen Doppel-und Wiedergängers, der sich wie ein Golem aus dem Staub erhebt. Und damit stellt sich mit einemmal wieder jenes vertraute Gefühl der Fremdheit ein, welches das Erinnern seit einiger Zeit begleitet, genauer gesagt, seit man sich bloß noch als Mitautor der Fiktion der persönlichen Identität wähnt, und die Erinnerung an die damit verbundene, beunruhigende Entdeckung, dass 1 Ich möchte mich an dieser Stelle bei Siegfried J. Schmidt bedanken, dessen Antworten auf meine Fragen zu Fragen des Konstruktivismus die De-und Rekonstruktion meines Konstrukts dieser Denkschule und meines Konstrukts der Welt möglich machte. -Alles machte gleich mehr Sinn. 2 zu dem das Schiff, die Geschenke und Opfergaben und seine Besatzung gehören. 3 "Das Leben schreibt keine Geschichten", sagt Paul Nizon, und, weiter: "Wir sind es, die das Geschehen in Geschichten ummünzen." 4 "Werden in diesem Schiff nach und nach alle Planken durch neue ersetzt", spann Hobbes, mehr an den logischen Aspekten interessiert als an der Frage der Identität, das philosophisches Garn des Plutarch und seiner Athener Kollegen weiter, "dann ist es numerisch dasselbe Schiff geblieben; hätte aber jemand die herausgenommenen alten Planken aufbewahrt und sie schließlich sämtlich in gleicher Richtung wieder zusammengefügt und aus ihnen ein Schiff gebaut, so wäre ohne Zweifel auch dieses Schiff numerisch dasselbe Schiff wie das ursprüngliche." Absurderweise hätten wir dann zwei numerisch identische Schiffe, fügt Hobbes in seinen Grundzügen der Philosophie hinzu.
Als Halbwüchsiger stellte ich mich jeden Tag vor den Spiegel, um mir in die Au gen zu 0 0 1 F 0 0... more Als Halbwüchsiger stellte ich mich jeden Tag vor den Spiegel, um mir in die Au gen zu 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F sehen und mit diesem Blick in die Augen meines Spiegelbilds zu ver schwin den – um dann von da aus in meine Augen außen vor 0 0 1 F zu blicken, da mit ich sehe, wie mich die 0 0 1 F an deren sehen und wie ich schaue. Wie " die junge Parze " 0 0 1 F in Paul Va lérys Gedicht 0 0 1 F 0 0 1 F wollte ich mich mich sehen se hen kön nen.-So wurde der Raum zwischen 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Spiegel bild und vierzehnjäh rigem Beobachter, durch den die Bli cke hin und her 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F flogen, zur Kampfzone, in der in kon zer tie r ter Aktion der im mer gleiche 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Schlagabtausch statt fand. Es war ein unentschiedenes sich anein an der Mes sen, 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F eine immerzu sich wie der holende Se 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F quenz aus Selbst be ob ach tung und 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Selbst ein schät zung, Selbstver stär kung oder Selbstent wertung. Und es ging 0 0 1 F bei dieser Spielart des jugendlichen Nar zissmus darum: Wie halte ich den Blick so 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F lan ge, bis er um springt und ich mich in mein Spie gelbild ve r wan delt habe: mich beobachtend, von mir selbst befreit. 0 0 1 F Der " Raum zwischen Betrachter und Gemälde " ist es, wo " die wahre Ak tion jeder 0 0 1 F Ma lerei " statthat, erklärt der kunstsachverständige Leo Hertzberg in Si 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ri Hust vedts 0 0 1 F Ro man Was ich liebte, 0 0 1 F und wenn ich die rechts von der Mitte ins Bild ge setzte 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ma len de Rü cken figur des Porträtisten und, ihm schräg gegenüber, die im Stehen 0 0 1 F 0 0 1 F in das auf geschlagene (und wohl auch von ihr inspirierte) Skizzenheft des Ma lers 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F hinun ter bli ckende Po saunen spielerin in Jan Ver meers 0 0 1 F Alle gorie der 0 0 1 F 0 0 1 F Ma le rei (Abb.) 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F betrach te, zu de ren Ansicht der Maler von Ma ler und Mo dell 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ei ne die Tiefen il lusion verstärkende Re pous soir-Por tie re zu rückge schlagen 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F hat, um mich-nach ei nem ersten, ausführlichen Rund um blick auf sei ne Bühne-0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F zu dem im Bild be reit ge stell ten, freien Be su cherstuhl 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F hin zu kom pli men tieren und gleich sam in sein Bild hineinzu schie ben 1 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F , dann gebe ich Hertz berg Recht: Denn wie bei vie len Kunst wer ken, die mich 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F durch ihre Re flexi vität und strenge Komposition in den Bann ziehen, über kommt mich 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F bei der Be trach tung von Ver meers Ge mäl de das Ge fühl, der Ma ler 0 0 1 F habe mich zu glei chen Teilen zum 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F Kom pli zen wie zum 0 0 1 F Op fer seines 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F äs th eti schen Kal küls ge macht. Es war Vermeer-unter stelle ich-0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F jen seits der Be schwö rung eines 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F a l le go risch 0 0 1 F 0 0 1 F 0 0 1 F ü ber höh ten
Als der sechsundfünzigjährige Josef Algebrand in Alfred Kolleritsch' Allemann zweiundvierzig Jahr... more Als der sechsundfünzigjährige Josef Algebrand in Alfred Kolleritsch' Allemann zweiundvierzig Jahre nach Kriegsende beim Begräbnis eines Freundes seines Vaters den Leichenreden ehemaliger SS-Generäle zuhört, die in der ordenüberkrusteten grünen Kluft einer Jagdgesellschaft Schulter an Schulter -und selbst "wie mit der Erde aus dem Grab gehoben" -dieses umstehen, und als er sieht, wie sie sich mit ihren Reden in den Rausch der Bewegung 'zurücksteigern', da spürt er "das Wachsein des Immergleichen [...] tief im Jetzt" (S. 8f.). -Die, die da in den trotz Regen geöffneten Mänteln von Nazischergen am Grab stehen und Reden halten, sind keine sogenannten Ehemaligen, sondern, wie sie sich nach Kriegsende selbst und gegenseitig stolz titulieren, martialische Unentwegte. Einsicht in einen Wahn könne es nur außerhalb des Wahns geben, heißt es an dieser Stelle von Kolleritsch' Roman, und so halten die Verblendeten am Zustand des Verblendetseins fest und bereuen nichts, hatten sie doch nie lernen müssen "zu sagen, wir sind in die Irre gegangen" (S. 171); vielmehr wissen sie sich im Besitz der ewigen und unvergänglichen Wahrheit. Reuegefühle können da gar nicht aufkommen, im Gegenteil, Wahn und Verblendung werden in selbstverstärkenden Ritualen intakt und aufrecht erhalten: "jetzt erst recht" (S. 96). Wie dem ehemaligen Schulkollegen und Kameradschaftsbündler, den Josef auf dem Friedhof trifft, gelingt es jenen, deren Ehre
A short account of the works by Paulk Nizon