Gerhard Lauer - Academia.edu (original) (raw)
Papers by Gerhard Lauer
Grenzen der Literatur, 2009
Die Zeiten sicherer Werte sind endgültig vorbei, und das betrifft auch die Literatur, die schon l... more Die Zeiten sicherer Werte sind endgültig vorbei, und das betrifft auch die Literatur, die schon lange nicht mehr der Hort des Schönen, Guten, Wah-ren ist, aber heute eben auch nicht mehr der Ort des letzten Widerstands, das Authentischen im Unwahren und des reinen ...
Es gibt nach dem Text kaum eine andere Größe im Gebiet der Literatur, die uns wichtiger wäre als ... more Es gibt nach dem Text kaum eine andere Größe im Gebiet der Literatur, die uns wichtiger wäre als der Autor. Das gilt für den alltäglichen Umgang mit Literatur. Wir kaufen uns den >neuen Grass<, gehen zu Martin Walsers Autorenlesungen, protestieren gegen die Verfolgung Salman Rushdies, sehen uns die neueste Shakespeare-Verfilmung im Kino an, suchen in der Buchhandlung unter der Rubrik >Frauenlitera-tur< oder füllen im Online-Buchhandel das Suchfeld >Autor: Name, Vorname< aus. Der Autor ordnet das Feld der Literatur. Er reduziert die Möglichkeiten des Umgangs mit ihr auf ein handhab bares Maß, und er verknüpft die Literatur mit Lebens-und Wertvorstellungen. Man ahmt Ernest Hemingway nach oder diskutiert, was Heinrich Böll oder Peter Handke zur politischen Lage schreiben, so als hätten Autoren einen privilegierten Zugang zur Wahrheit, dem besondere öffendiche Aufmerksamkeit gelten müsse. Bücher können ihren Wen verlieren, wenn sich das Wissen um den Autor verändert, etwa wenn sich herausstellt, ein Buch sei nicht, wie behauptet, eine autobiographische Erinnerung an die Kindheit im Konzentrationslager, sondern eine fiktive Geschichte-wie im Fall von Binjamin Wilkomirski und seinem Buch Bruchstücke (1995): Der Text büßte augenblicklich die Aura des Authentischen ein, ohne dass auch nur ein Wort verändert worden wäre. Der Autor ist im Alltag unserer Kultur die wichtigste Größe, um literarische Äußerungen so in Kontexte einzubetten, dass sie verstehbar sind und handlungsrelevant werden können. Diese zentrale Rolle spielt der Autor aber nicht nur in ;','
Grenzen der Literatur, 2009
... Das ändert aber nichts an der Kor-relation zwischen kultureller Praxis und sozialer Position.... more ... Das ändert aber nichts an der Kor-relation zwischen kultureller Praxis und sozialer Position. Ein vielseitiger Spieler mag mal als Stürmer und mal als Torwart agieren, doch nur als Torwart darf er die Hände zu Hilfe nehmen. ...
Die großen Verlage haben ein neues Geschäftsfeld entdeckt: die Überwachung von Wissenschaftlern u... more Die großen Verlage haben ein neues Geschäftsfeld entdeckt: die Überwachung von Wissenschaftlern und den Verkauf ihrer Daten. Sie nehmen dadurch weitreichenden Einfluss auf die Forschung. Die Europäische Union muss dringend eingreifen.
Journal of Science, Humanities and Arts - JOSHA, 2021
The big publishers have discovered a new business area: monitoring scientists and selling their d... more The big publishers have discovered a new business area: monitoring scientists and selling their data. This gives you a far-reaching influence on research. The European Union urgently needs to intervene.
Starting from Walter Benjamin’s definition of aura as an ‘effect of a work of art being uniquely ... more Starting from Walter Benjamin’s definition of aura as an ‘effect of a work of art being uniquely present in time and space’, the objective of this study is to test whether paper books and e-books have different kinds of “aura” and if so, whether the perception of the aura influences the evaluation of the literary texts within a book and an e-book. 59 subjects read four texts from two different genres (short stories and poems) on two different devices (antique book and Kindle). To determine the effect of aura we developed a questionnaire to measure the evaluation of the literary quality by readers. Results show different attributions of literary value depending on the reading device and on the genre of the text. Despite the study’s limitations, these findings support the notion that the context, i.e. the preconceptions of the readers towards a certain medium of reading, plays a determinant role in the attribution of literary value.
A single abstract from the DHd-2016 Book of Abstracts.
A single abstract from the DHd-2016 Book of Abstracts.
Was macht die Digitalisierung mit den Hochschulen?, 2020
Nicht ums Wahrsagen war es uns zu tun, im Mai 2019, so wie wir uns in kleiner Gruppev ersammelt h... more Nicht ums Wahrsagen war es uns zu tun, im Mai 2019, so wie wir uns in kleiner Gruppev ersammelt hatten, am Ammersee,f ür ein langes Wochenende. Der Zweckder Versammlung war allerdings doch, für die eine oder den anderen, als wir, die Veranstalter, eingeladenh atten, etwas obskur. Denn um die Zukunftsollte es den Versammelten schon gehen und jeder Spötter weiß, was man sich einhandelt, wenn man Eingeladenen sagt, es solle um die Zukunftgehen. Dass unseremRuf doch die meisten der Eingeladenen gefolgt sind, das hängt vielleicht mit dem zusammen, was man neudeutschs og erne Framing nennt, also mit der Rahmung des Treffens. DieIdee war,eswie die Helden des Altertums zu machen, die Zukunfta lso anknüpfend ans Vergangene erspähen zu wollen,deshalb in ein uraltes Kloster eines Augustiner Chorherrenstifts zu gehen, das nach der Säkularisation dann denD ominikanerinnen, dann den Vinzentinerinnen gehört hatte, und jetzt:e ine Psychosomatische Klinik beherbergt. Immer wieder war aus dem Bestehendenund genau an diesem besonderen Ort mit sicherem Blick über den See weit ins Land hinaus etwas Neues entstanden, hatte sich Zukunftg eöffnet, war Unerwartetes geschehen, hatten Menscheni mmer wieder Sinn und Erfüllung und Zuwendung erfahren. Das konnte also auch für uns und unsere Frage:die Zukunft der Hochschulen in der digitalen Transformation,ein guter Ort sein. Die Expertinnen und Experten kamen jedenfalls an diesen kleinen verwunschenen und idyllischen Ort, nahmen lange beschwerliche Reisen auf sich, fuhrenü ber den See, ließen ihren Alltag zurück; unsere Versammlung wurde so erst möglich.Und dann sind da noch die unserem elektronischen Alltag so fernenMenschen des Altertums …auch Digital-und Hochschulfachleuten ist es eine vertraute Erholung,sich mit deren Dichtungu nd Denken zu unterhalten. Und es lag daher nahe, einmal zu fragen, was die Altent aten,w enn sie vor gegenwärtigen Problemen standen, die Zukunft dunkelgeworden war, Rat teuer wurde. Nun, auch Sie versammelten sich an geweihten Orten zu einer Zeit der wiedererwachenden Natur,und blickten dort ins Alte, Abgetane, Tote. Die Zukunftsschau aus dem Toten, dem Geopferten, die Hieroskopie, sollte den Blick ins Ungewisse öffnen, in dieser paradoxen Bewegung erhoffte man sich, die Gegenwart und den Alltag zu überlisten.
Prominent among the social developments that the web 2.0 has facilitated is digital social readin... more Prominent among the social developments that the web 2.0 has facilitated is digital social reading (DSR): on many platforms there are functionalities for creating book reviews, 'inline' commenting on book texts, online story writing (often in the form of fanfiction), informal book discussions, book vlogs, and more. In this article we argue that DSR offers unique possibilities for research into literature, reading, the impact of reading and literary communication. We also claim that in this context computational tools are especially relevant, making DSR a field particularly suitable for the application of Digital Humanities methods. We draw up an initial categorization of research aspects of DSR and briefly examine literature for each category. We distinguish between studies on DSR that use it as a lens to study wider processes of literary exchange as opposed to studies for which the DSR culture is a phenomenon interesting in its own right. Via seven examples of DSR research ...
Digital Scholarship in the Humanities, 2018
During World War I (WWI), between 1916 and 1917, Robert Musil was the chief editor of the Tiroler... more During World War I (WWI), between 1916 and 1917, Robert Musil was the chief editor of the Tiroler Soldaten-Zeitung in Bozen. This activity probably also involved authorship of articles and has posed a philological problem to scholars, who have not been able to attribute with certainty a range of relatively short texts to Musil. With this article, we present a new approach that combines philological research with stylometric methods. Exploration of WWI archives and digitization of historical documents were paired with application of authorship attribution techniques, following extensive evaluation. To build the training set, we adapted the ‘impostors method’ by grouping three ‘distractor authors’ (similar to Musil in terms of style) and three actual candidates for authorship. In the test set, we developed two designs for tackling the issue of text length: a combinatory design, where longer chunks were composed by the juxtaposition of short texts; a simplified design, where the texts ...
IEEE EDUCON 2010 Conference, 2010
Grenzen der Literatur, 2009
Die Zeiten sicherer Werte sind endgültig vorbei, und das betrifft auch die Literatur, die schon l... more Die Zeiten sicherer Werte sind endgültig vorbei, und das betrifft auch die Literatur, die schon lange nicht mehr der Hort des Schönen, Guten, Wah-ren ist, aber heute eben auch nicht mehr der Ort des letzten Widerstands, das Authentischen im Unwahren und des reinen ...
Es gibt nach dem Text kaum eine andere Größe im Gebiet der Literatur, die uns wichtiger wäre als ... more Es gibt nach dem Text kaum eine andere Größe im Gebiet der Literatur, die uns wichtiger wäre als der Autor. Das gilt für den alltäglichen Umgang mit Literatur. Wir kaufen uns den >neuen Grass<, gehen zu Martin Walsers Autorenlesungen, protestieren gegen die Verfolgung Salman Rushdies, sehen uns die neueste Shakespeare-Verfilmung im Kino an, suchen in der Buchhandlung unter der Rubrik >Frauenlitera-tur< oder füllen im Online-Buchhandel das Suchfeld >Autor: Name, Vorname< aus. Der Autor ordnet das Feld der Literatur. Er reduziert die Möglichkeiten des Umgangs mit ihr auf ein handhab bares Maß, und er verknüpft die Literatur mit Lebens-und Wertvorstellungen. Man ahmt Ernest Hemingway nach oder diskutiert, was Heinrich Böll oder Peter Handke zur politischen Lage schreiben, so als hätten Autoren einen privilegierten Zugang zur Wahrheit, dem besondere öffendiche Aufmerksamkeit gelten müsse. Bücher können ihren Wen verlieren, wenn sich das Wissen um den Autor verändert, etwa wenn sich herausstellt, ein Buch sei nicht, wie behauptet, eine autobiographische Erinnerung an die Kindheit im Konzentrationslager, sondern eine fiktive Geschichte-wie im Fall von Binjamin Wilkomirski und seinem Buch Bruchstücke (1995): Der Text büßte augenblicklich die Aura des Authentischen ein, ohne dass auch nur ein Wort verändert worden wäre. Der Autor ist im Alltag unserer Kultur die wichtigste Größe, um literarische Äußerungen so in Kontexte einzubetten, dass sie verstehbar sind und handlungsrelevant werden können. Diese zentrale Rolle spielt der Autor aber nicht nur in ;','
Grenzen der Literatur, 2009
... Das ändert aber nichts an der Kor-relation zwischen kultureller Praxis und sozialer Position.... more ... Das ändert aber nichts an der Kor-relation zwischen kultureller Praxis und sozialer Position. Ein vielseitiger Spieler mag mal als Stürmer und mal als Torwart agieren, doch nur als Torwart darf er die Hände zu Hilfe nehmen. ...
Die großen Verlage haben ein neues Geschäftsfeld entdeckt: die Überwachung von Wissenschaftlern u... more Die großen Verlage haben ein neues Geschäftsfeld entdeckt: die Überwachung von Wissenschaftlern und den Verkauf ihrer Daten. Sie nehmen dadurch weitreichenden Einfluss auf die Forschung. Die Europäische Union muss dringend eingreifen.
Journal of Science, Humanities and Arts - JOSHA, 2021
The big publishers have discovered a new business area: monitoring scientists and selling their d... more The big publishers have discovered a new business area: monitoring scientists and selling their data. This gives you a far-reaching influence on research. The European Union urgently needs to intervene.
Starting from Walter Benjamin’s definition of aura as an ‘effect of a work of art being uniquely ... more Starting from Walter Benjamin’s definition of aura as an ‘effect of a work of art being uniquely present in time and space’, the objective of this study is to test whether paper books and e-books have different kinds of “aura” and if so, whether the perception of the aura influences the evaluation of the literary texts within a book and an e-book. 59 subjects read four texts from two different genres (short stories and poems) on two different devices (antique book and Kindle). To determine the effect of aura we developed a questionnaire to measure the evaluation of the literary quality by readers. Results show different attributions of literary value depending on the reading device and on the genre of the text. Despite the study’s limitations, these findings support the notion that the context, i.e. the preconceptions of the readers towards a certain medium of reading, plays a determinant role in the attribution of literary value.
A single abstract from the DHd-2016 Book of Abstracts.
A single abstract from the DHd-2016 Book of Abstracts.
Was macht die Digitalisierung mit den Hochschulen?, 2020
Nicht ums Wahrsagen war es uns zu tun, im Mai 2019, so wie wir uns in kleiner Gruppev ersammelt h... more Nicht ums Wahrsagen war es uns zu tun, im Mai 2019, so wie wir uns in kleiner Gruppev ersammelt hatten, am Ammersee,f ür ein langes Wochenende. Der Zweckder Versammlung war allerdings doch, für die eine oder den anderen, als wir, die Veranstalter, eingeladenh atten, etwas obskur. Denn um die Zukunftsollte es den Versammelten schon gehen und jeder Spötter weiß, was man sich einhandelt, wenn man Eingeladenen sagt, es solle um die Zukunftgehen. Dass unseremRuf doch die meisten der Eingeladenen gefolgt sind, das hängt vielleicht mit dem zusammen, was man neudeutschs og erne Framing nennt, also mit der Rahmung des Treffens. DieIdee war,eswie die Helden des Altertums zu machen, die Zukunfta lso anknüpfend ans Vergangene erspähen zu wollen,deshalb in ein uraltes Kloster eines Augustiner Chorherrenstifts zu gehen, das nach der Säkularisation dann denD ominikanerinnen, dann den Vinzentinerinnen gehört hatte, und jetzt:e ine Psychosomatische Klinik beherbergt. Immer wieder war aus dem Bestehendenund genau an diesem besonderen Ort mit sicherem Blick über den See weit ins Land hinaus etwas Neues entstanden, hatte sich Zukunftg eöffnet, war Unerwartetes geschehen, hatten Menscheni mmer wieder Sinn und Erfüllung und Zuwendung erfahren. Das konnte also auch für uns und unsere Frage:die Zukunft der Hochschulen in der digitalen Transformation,ein guter Ort sein. Die Expertinnen und Experten kamen jedenfalls an diesen kleinen verwunschenen und idyllischen Ort, nahmen lange beschwerliche Reisen auf sich, fuhrenü ber den See, ließen ihren Alltag zurück; unsere Versammlung wurde so erst möglich.Und dann sind da noch die unserem elektronischen Alltag so fernenMenschen des Altertums …auch Digital-und Hochschulfachleuten ist es eine vertraute Erholung,sich mit deren Dichtungu nd Denken zu unterhalten. Und es lag daher nahe, einmal zu fragen, was die Altent aten,w enn sie vor gegenwärtigen Problemen standen, die Zukunft dunkelgeworden war, Rat teuer wurde. Nun, auch Sie versammelten sich an geweihten Orten zu einer Zeit der wiedererwachenden Natur,und blickten dort ins Alte, Abgetane, Tote. Die Zukunftsschau aus dem Toten, dem Geopferten, die Hieroskopie, sollte den Blick ins Ungewisse öffnen, in dieser paradoxen Bewegung erhoffte man sich, die Gegenwart und den Alltag zu überlisten.
Prominent among the social developments that the web 2.0 has facilitated is digital social readin... more Prominent among the social developments that the web 2.0 has facilitated is digital social reading (DSR): on many platforms there are functionalities for creating book reviews, 'inline' commenting on book texts, online story writing (often in the form of fanfiction), informal book discussions, book vlogs, and more. In this article we argue that DSR offers unique possibilities for research into literature, reading, the impact of reading and literary communication. We also claim that in this context computational tools are especially relevant, making DSR a field particularly suitable for the application of Digital Humanities methods. We draw up an initial categorization of research aspects of DSR and briefly examine literature for each category. We distinguish between studies on DSR that use it as a lens to study wider processes of literary exchange as opposed to studies for which the DSR culture is a phenomenon interesting in its own right. Via seven examples of DSR research ...
Digital Scholarship in the Humanities, 2018
During World War I (WWI), between 1916 and 1917, Robert Musil was the chief editor of the Tiroler... more During World War I (WWI), between 1916 and 1917, Robert Musil was the chief editor of the Tiroler Soldaten-Zeitung in Bozen. This activity probably also involved authorship of articles and has posed a philological problem to scholars, who have not been able to attribute with certainty a range of relatively short texts to Musil. With this article, we present a new approach that combines philological research with stylometric methods. Exploration of WWI archives and digitization of historical documents were paired with application of authorship attribution techniques, following extensive evaluation. To build the training set, we adapted the ‘impostors method’ by grouping three ‘distractor authors’ (similar to Musil in terms of style) and three actual candidates for authorship. In the test set, we developed two designs for tackling the issue of text length: a combinatory design, where longer chunks were composed by the juxtaposition of short texts; a simplified design, where the texts ...
IEEE EDUCON 2010 Conference, 2010