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Papers by Michael Kasper
Kulturlandschaftsentwicklung und gesellschaftlicher Wandel im südlichen Vorarlberg vom 19. bis zu... more Kulturlandschaftsentwicklung und gesellschaftlicher Wandel im südlichen Vorarlberg vom 19. bis zum 21. Jahrhundert "Die Vereinigung des Montafoner Hauptthales mit jener von Bartholomäberg bildet den weiten großen Bogen von Schruns und Tschagguns […], eine der schönsten Gegenden, da sie gartenähnlich bebauet, bis hoch an die Berge bewohnt ist. Schöne Obstbäume, herrliche Wiesen, die Häuser […] von Holz gebauet, verzieret und bemalt, mit den Söllern und vielen Fenstern im Schatten schöner Bäume, häufige Bäche, leider manche sehr verwüstend." 1
Geschichte des Ötztals und der Grenze in der Zeit des NS-Regimes.
Geschichte des Standes Montafon an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Das vorliegende Jahrbuch stellt die Fortführung des Jahrbuchs... more Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Das vorliegende Jahrbuch stellt die Fortführung des Jahrbuchs des Vorarlberger Landesmuseumsvereins unter leicht verändertem Titel (seit 2011) dar. Das Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins ist eine wissenschaftliche und allgemein bildende Publikation landeskundlichen Inhalts.
Umfassende Geschichte der Region Montafon von 1750 bis 1850.
Geschichte der Grenze zwischen Vorarlberg und Graubünden in der Zeit des NS-Regimes. Flucht, Verf... more Geschichte der Grenze zwischen Vorarlberg und Graubünden in der Zeit des NS-Regimes. Flucht, Verfolgung und Fluchthilfe.
Kurze Geschichte von Damülsim Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit.
In diesem neuen Buch werden die zehn ältesten im Landearchiv befindlichen Steuerbücher aus dem 17... more In diesem neuen Buch werden die zehn ältesten im Landearchiv befindlichen Steuerbücher aus dem 17. Jahrhundert, die im Rahmen des an der Universität Innsbruck angesiedelten Projekts "Frühneuzeitliche Steuerbücher aus der Region Montafon – Edition und sozialstatistische Auswertung" bearbeitet wurden, ediert und statistisch ausgewertet. Dazu wurden die Daten von 4.065 in den Steuerlisten verzeichneten Montafonerinnen und Montafonern aus allen Gemeinden des Tales verarbeitet. Mit den erhobenen Namen und den entsprechenden Angaben zur Steuerleistung können einerseits bevölkerungs- und familiengeschichtliche Forschungen betrieben werden, da die Steuerbücher teilweise älter als die Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher sind, andererseits können Rückschlüsse auf die Lebensverhältnisse im 17. Jahrhundert gezogen werden. Wie reich waren die Montafoner zu dieser Zeit? Wer gehörte zur Oberschicht des Tales und wo wohnten die Reichen? Wie viele Menschen lebten damals in Armut oder an der ...
Geschichten von der Grenze in den Ötztaler Alpen. Das Fahrrad vom Rotmoosferner und weitere Gletscherfunde , 2019
Aus heutiger Sicht erscheint der Grenzverlauf zwischen Österreich und Italien in den Ötztaler Alp... more Aus heutiger Sicht erscheint der Grenzverlauf zwischen Österreich und Italien in den Ötztaler Alpen, welcher der Wasserscheide zwischen der Adria und dem Schwarzen Meer folgt, den naturräumlichen Gegebenheiten zu entsprechen, denn der Alpenhauptkamm bildet annähernd diese Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien bzw. dem Bundesland Tirol und der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol. Aus historischer Perspektive allerdings handelt es sich um keine sehr alte Grenze, denn traditionell bestanden seit Jahrhunderten über das Gebirge hinweg zahlreiche Verbindungen politischer, sozialer und wirtschaftlicher Natur. Diese nunmehr bestehende Grenze gibt es erst seit 100 Jahren. Im Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye, der am 10. September 1919 zwischen Österreich und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs unterzeichnet worden war, war dieser Grenzverlauf festgelegt worden. Er bedeutete eine Trennung der bis dahin eng miteinander verbundenen Talschaften nördlich und südlich des Hauptkammes der Ötztaler Alpen. 165 Kurze Zeit später wurden in den Ortschaften Gurgl, Sölden, Vent und Zwieselstein österreichische Zollwachabteilungen stationiert. Auch auf italienischer Seite wurde eine Grenzbewachung durch die "Finanzieri" eingerichtet, da die Grenze seitens der italienischen Regierung gesperrt und der Übertritt im Gebirge -auch für Touristen -verboten war. 166 Dementsprechend "erging es […] einer harmlosen Reisegesellschaft, die vom inneren Oetztal mit Grenzschein über das Timbljoch nach Süden wollte, in Rabenstein aber wieder zur Umkehr verhalten wurde." Lapidar schließt der Verfasser des Artikels 165 Scharr 2013, 57 166 Stolz 1963, 200 mit dem Satz: "Es geht nichts über die Freiheit und den Fortschritt unserer glückseligen Zeit." 167 Antisemitismus und die NSDAP im Ötztal vor 1938 Schon aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jhd. finden sich mehrere Belege für eine antisemitische Stimmung im Ötztal. Eine unrühmliche Rolle spielte dabei die katholische Kirche, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg den Grundstein für den späteren deutschnationalen Antisemitismus, der unter anderem von Vertretern des Alpenvereins geprägt war, legte bzw. parallel zu diesem auf breite Bevölkerungskreise einwirkte. Schon im Jahr 1912 wurde in einem Zeitungsbeitrag über den Tourismus bemerkt, dass "Längenfeld […] gegenwärtig vollgestopft [ist] mit Fremden -darunter sind leider zahlreiche Kinder Israels, die durch ihr freches Benehmen den Leuten nicht immer das beste Beispiel geben." 168 Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte die deutschnationale und antisemitische Alpenvereinssektion Mark Brandenburg, welche rund um Vent mehrere Hütten besaß, auf diesen ein Zutrittsverbot für "feindliche Ausländer" durchzusetzen: Wir haben in unseren Hütten Franzosen und Belgiern den Zutritt verwehrt. Der Oetztaler Führer Valentin Scheiber führte nun 4 Belgier auf die Wildspitze. Ich habe ihm gemäß unserer Bestimmung den Eintritt in die Hütte verweigert. Er aber erwiderte, das Brandenburgerhaus stehe auf Tiroler Grund und Boden, da lassen wir uns keine Vorschriften machen. Als ich entgegnete, das sei unser Grund und Boden, wir könnten einlassen, wen wir wollten, erwiderte er, wenn wir dieses Verbot durchführen, so sprengten sie das Brandenburgerhaus in die Luft. Sie sehen aus diesem Vorfall, welcher Geist bei den Tiroler Führern herrscht. 169
Montafon 3. Gesellschaft - Ökonomie - Mentalitäten. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert, 2018
Grenzüberschreitungen. Von Schmugglern, Schleppern, Flüchtlingen. Aspekte einer Grenze am Beispiel Montafon-Prättigau, 2008
Mensch & Berg im Montafon Eine faszinierende Welt zwischen Lust und Last, 2009
Die Trachten im Montafon
Tracht ist heute in vielen alpinen Regionen als identitäts-stiftendes Merkmal nicht mehr wegzuden... more Tracht ist heute in vielen alpinen Regionen als identitäts-stiftendes Merkmal nicht mehr wegzudenken. Sie wird-verstanden als Traditionsgewand bäuerlichen Ursprungs-als Kulturgut gepflegt, dabei spielt der Anspruch, Tracht historisch korrekt zu tragen und sie in einer ursprünglichen Form zu bewahren, eine große Rolle. Denn die Vorstellung, dass Tracht unveränderlich seit Jahrhunderten als Bestandteil der Volkskultur überdauert, ist heute weit verbreitet. Im Montafon trifft dies insbesondere auf die Frauentracht zu, während jene der Männer eher ein Schattendasein fristet. Vor diesem Hintergrund ist eine Geschichte der Tracht keineswegs nur reine Bekleidungsgeschichte, sondern immer auch die Geschichte ihrer Wahrnehmung. 1 Diese Wahrnehmung mit allen vorhandenen Zeugnissen und dem dazugehörigen Bewusstsein von Trachtentragenden und Beobachtenden gilt als Konstrukt der Moderne. Die Suche nach Trachten, deren Dokumentation sowie das Reden über Trachten haben gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Trachtenbewegungen entstehen lassen. Im 20. Jahrhundert kann in weiterer Folge gar von einem alpinen Modetrend gesprochen werden. 2
Schneid. ZUr Kulturgeschichte der Schärfe im historischen Tirol, 2017
"Der Vorarlberger ist ein wanderlustiger Mensch, der Montavoner aber der wanderlustigste; fast ei... more "Der Vorarlberger ist ein wanderlustiger Mensch, der Montavoner aber der wanderlustigste; fast ein Drittel der Thalbewohner (etwa neuntausend) geht jährlich in mehrerlei Gestalten in's Ausland." 1 Der ländliche Raum im Süden Vorarlbergs war zwar die Neuzeit hindurch stark von der Landwirtschaft geprägt, stellte jedoch nicht ausschließlich eine Welt von Bäuerinnen und Bauern dar. Ein großer Teil der Bevölkerung war persönlich frei und bewirtschaftete bäuerliche Kleinstbetriebe, musste jedoch zusätzlich durch Nebenerwerbshandwerk oder saisonale Arbeits-migration einen bedeutenden Teil des Haushaltseinkommens erwerben. Insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert arbeiteten hunderte Männer aus dem Montafon im Baugewerbe in Frankreich, der Schweiz oder in den deutschen Staaten. Die temporären Arbeitsmigranten exportierten dabei vornehmlich ihre Arbeitskraft als Maurer, Zimmerleute oder Stuckateure. Überdies wirkten viele im Frühjahr als Sensenhändler oder im Herbst als Krautschneider. Im Frühjahr wanderten die Männer in ihre jeweiligen Ar-beitsorte in den genannten Regionen. Die meisten dieser mobilen Arbei-ter kehrten nach der vom Frühjahr bis in den späten Herbst dauernden Er-werbstätigkeit wieder für die Wintermonate in ihre Heimatdörfer zu ihren Familien zurück. Die zurückgebliebenen Frauen, älteren Männer und Kinder mussten während der Abwesenheit der meisten Männer die Bauerngüter bewirtschaften. Die temporäre Auswanderung beschränkte sich jedoch nicht nur auf die erwachsene männliche Bevölkerung: Auch Kinder und Ju-gendliche wurden als billige Arbeitskräfte in den südwestdeutschen Raum vermittelt und verbrachten dort bereits in der Kindheit als Schwaben-bzw. Hütekinder intensive Arbeitsaufenthalte in der Fremde. Zahlreiche erwach-sene Frauen verdingten sich im Spätsommer als Erntehelferinnen, Ähren-leserinnen oder Hopfenpflückerinnen im südwestdeutschen Raum oder in der Schweiz. 2 Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert dürfte überdies das sogenannte Reislaufen, der Kriegsdienst als Söldner, eine bedeutende Rolle gespielt haben. 3 Ein Beispiel für eine durchschnittliche Montafoner Familie aus der Zeit um 1800 stellten etwa der Bauer und Zimmermann Kristian Schnopp sowie sei-ne Frau Maria Josepha Barbischin aus Tschagguns dar. Im Jahr 1794 war das männliche Familienoberhaupt 50 Jahre alt. Das Ehepaar hatte acht lebende Kinder, von denen ein Sohn als Soldat beim "Tiroler Regiment" diente, ein Sohn sich in den Herbstmonaten als Krautschneider im Allgäu betätigte, vier Kinder den Großteil des Jahres zu Hause mitarbeiteten sowie drei im Schwabenland als Dienstboten untergekommen waren. Das Familienein
Museums Verein Jahrbuch Vorarlberger Landesmuseumsverein, 2017
Produziert in Projektpartnerschaft mit dem vorarlberg museum Layout und Abwicklung Frank Mätzler,... more Produziert in Projektpartnerschaft mit dem vorarlberg museum Layout und Abwicklung Frank Mätzler, Bregenz Druck Druckerei Thurnher Rankweil Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Das vorliegende Jahrbuch stellt die Fortführung des Jahrbuchs des Vorarlberger Landesmuseumsvereins unter leicht verändertem Titel (seit 2011) dar. Das Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins ist eine wissenschaftliche und allgemein bildende Publikation landeskundlichen Inhalts. Bregenz 2017
Kulturlandschaftsentwicklung und gesellschaftlicher Wandel im südlichen Vorarlberg vom 19. bis zu... more Kulturlandschaftsentwicklung und gesellschaftlicher Wandel im südlichen Vorarlberg vom 19. bis zum 21. Jahrhundert "Die Vereinigung des Montafoner Hauptthales mit jener von Bartholomäberg bildet den weiten großen Bogen von Schruns und Tschagguns […], eine der schönsten Gegenden, da sie gartenähnlich bebauet, bis hoch an die Berge bewohnt ist. Schöne Obstbäume, herrliche Wiesen, die Häuser […] von Holz gebauet, verzieret und bemalt, mit den Söllern und vielen Fenstern im Schatten schöner Bäume, häufige Bäche, leider manche sehr verwüstend." 1
Geschichte des Ötztals und der Grenze in der Zeit des NS-Regimes.
Geschichte des Standes Montafon an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert.
Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Das vorliegende Jahrbuch stellt die Fortführung des Jahrbuchs... more Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Das vorliegende Jahrbuch stellt die Fortführung des Jahrbuchs des Vorarlberger Landesmuseumsvereins unter leicht verändertem Titel (seit 2011) dar. Das Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins ist eine wissenschaftliche und allgemein bildende Publikation landeskundlichen Inhalts.
Umfassende Geschichte der Region Montafon von 1750 bis 1850.
Geschichte der Grenze zwischen Vorarlberg und Graubünden in der Zeit des NS-Regimes. Flucht, Verf... more Geschichte der Grenze zwischen Vorarlberg und Graubünden in der Zeit des NS-Regimes. Flucht, Verfolgung und Fluchthilfe.
Kurze Geschichte von Damülsim Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit.
In diesem neuen Buch werden die zehn ältesten im Landearchiv befindlichen Steuerbücher aus dem 17... more In diesem neuen Buch werden die zehn ältesten im Landearchiv befindlichen Steuerbücher aus dem 17. Jahrhundert, die im Rahmen des an der Universität Innsbruck angesiedelten Projekts "Frühneuzeitliche Steuerbücher aus der Region Montafon – Edition und sozialstatistische Auswertung" bearbeitet wurden, ediert und statistisch ausgewertet. Dazu wurden die Daten von 4.065 in den Steuerlisten verzeichneten Montafonerinnen und Montafonern aus allen Gemeinden des Tales verarbeitet. Mit den erhobenen Namen und den entsprechenden Angaben zur Steuerleistung können einerseits bevölkerungs- und familiengeschichtliche Forschungen betrieben werden, da die Steuerbücher teilweise älter als die Tauf-, Trauungs- und Sterbebücher sind, andererseits können Rückschlüsse auf die Lebensverhältnisse im 17. Jahrhundert gezogen werden. Wie reich waren die Montafoner zu dieser Zeit? Wer gehörte zur Oberschicht des Tales und wo wohnten die Reichen? Wie viele Menschen lebten damals in Armut oder an der ...
Geschichten von der Grenze in den Ötztaler Alpen. Das Fahrrad vom Rotmoosferner und weitere Gletscherfunde , 2019
Aus heutiger Sicht erscheint der Grenzverlauf zwischen Österreich und Italien in den Ötztaler Alp... more Aus heutiger Sicht erscheint der Grenzverlauf zwischen Österreich und Italien in den Ötztaler Alpen, welcher der Wasserscheide zwischen der Adria und dem Schwarzen Meer folgt, den naturräumlichen Gegebenheiten zu entsprechen, denn der Alpenhauptkamm bildet annähernd diese Staatsgrenze zwischen Österreich und Italien bzw. dem Bundesland Tirol und der Autonomen Provinz Bozen-Südtirol. Aus historischer Perspektive allerdings handelt es sich um keine sehr alte Grenze, denn traditionell bestanden seit Jahrhunderten über das Gebirge hinweg zahlreiche Verbindungen politischer, sozialer und wirtschaftlicher Natur. Diese nunmehr bestehende Grenze gibt es erst seit 100 Jahren. Im Friedensvertrag von Saint-Germain-en-Laye, der am 10. September 1919 zwischen Österreich und den Siegermächten des Ersten Weltkriegs unterzeichnet worden war, war dieser Grenzverlauf festgelegt worden. Er bedeutete eine Trennung der bis dahin eng miteinander verbundenen Talschaften nördlich und südlich des Hauptkammes der Ötztaler Alpen. 165 Kurze Zeit später wurden in den Ortschaften Gurgl, Sölden, Vent und Zwieselstein österreichische Zollwachabteilungen stationiert. Auch auf italienischer Seite wurde eine Grenzbewachung durch die "Finanzieri" eingerichtet, da die Grenze seitens der italienischen Regierung gesperrt und der Übertritt im Gebirge -auch für Touristen -verboten war. 166 Dementsprechend "erging es […] einer harmlosen Reisegesellschaft, die vom inneren Oetztal mit Grenzschein über das Timbljoch nach Süden wollte, in Rabenstein aber wieder zur Umkehr verhalten wurde." Lapidar schließt der Verfasser des Artikels 165 Scharr 2013, 57 166 Stolz 1963, 200 mit dem Satz: "Es geht nichts über die Freiheit und den Fortschritt unserer glückseligen Zeit." 167 Antisemitismus und die NSDAP im Ötztal vor 1938 Schon aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jhd. finden sich mehrere Belege für eine antisemitische Stimmung im Ötztal. Eine unrühmliche Rolle spielte dabei die katholische Kirche, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg den Grundstein für den späteren deutschnationalen Antisemitismus, der unter anderem von Vertretern des Alpenvereins geprägt war, legte bzw. parallel zu diesem auf breite Bevölkerungskreise einwirkte. Schon im Jahr 1912 wurde in einem Zeitungsbeitrag über den Tourismus bemerkt, dass "Längenfeld […] gegenwärtig vollgestopft [ist] mit Fremden -darunter sind leider zahlreiche Kinder Israels, die durch ihr freches Benehmen den Leuten nicht immer das beste Beispiel geben." 168 Nach dem Ersten Weltkrieg versuchte die deutschnationale und antisemitische Alpenvereinssektion Mark Brandenburg, welche rund um Vent mehrere Hütten besaß, auf diesen ein Zutrittsverbot für "feindliche Ausländer" durchzusetzen: Wir haben in unseren Hütten Franzosen und Belgiern den Zutritt verwehrt. Der Oetztaler Führer Valentin Scheiber führte nun 4 Belgier auf die Wildspitze. Ich habe ihm gemäß unserer Bestimmung den Eintritt in die Hütte verweigert. Er aber erwiderte, das Brandenburgerhaus stehe auf Tiroler Grund und Boden, da lassen wir uns keine Vorschriften machen. Als ich entgegnete, das sei unser Grund und Boden, wir könnten einlassen, wen wir wollten, erwiderte er, wenn wir dieses Verbot durchführen, so sprengten sie das Brandenburgerhaus in die Luft. Sie sehen aus diesem Vorfall, welcher Geist bei den Tiroler Führern herrscht. 169
Montafon 3. Gesellschaft - Ökonomie - Mentalitäten. Vom 16. bis ins 19. Jahrhundert, 2018
Grenzüberschreitungen. Von Schmugglern, Schleppern, Flüchtlingen. Aspekte einer Grenze am Beispiel Montafon-Prättigau, 2008
Mensch & Berg im Montafon Eine faszinierende Welt zwischen Lust und Last, 2009
Die Trachten im Montafon
Tracht ist heute in vielen alpinen Regionen als identitäts-stiftendes Merkmal nicht mehr wegzuden... more Tracht ist heute in vielen alpinen Regionen als identitäts-stiftendes Merkmal nicht mehr wegzudenken. Sie wird-verstanden als Traditionsgewand bäuerlichen Ursprungs-als Kulturgut gepflegt, dabei spielt der Anspruch, Tracht historisch korrekt zu tragen und sie in einer ursprünglichen Form zu bewahren, eine große Rolle. Denn die Vorstellung, dass Tracht unveränderlich seit Jahrhunderten als Bestandteil der Volkskultur überdauert, ist heute weit verbreitet. Im Montafon trifft dies insbesondere auf die Frauentracht zu, während jene der Männer eher ein Schattendasein fristet. Vor diesem Hintergrund ist eine Geschichte der Tracht keineswegs nur reine Bekleidungsgeschichte, sondern immer auch die Geschichte ihrer Wahrnehmung. 1 Diese Wahrnehmung mit allen vorhandenen Zeugnissen und dem dazugehörigen Bewusstsein von Trachtentragenden und Beobachtenden gilt als Konstrukt der Moderne. Die Suche nach Trachten, deren Dokumentation sowie das Reden über Trachten haben gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Trachtenbewegungen entstehen lassen. Im 20. Jahrhundert kann in weiterer Folge gar von einem alpinen Modetrend gesprochen werden. 2
Schneid. ZUr Kulturgeschichte der Schärfe im historischen Tirol, 2017
"Der Vorarlberger ist ein wanderlustiger Mensch, der Montavoner aber der wanderlustigste; fast ei... more "Der Vorarlberger ist ein wanderlustiger Mensch, der Montavoner aber der wanderlustigste; fast ein Drittel der Thalbewohner (etwa neuntausend) geht jährlich in mehrerlei Gestalten in's Ausland." 1 Der ländliche Raum im Süden Vorarlbergs war zwar die Neuzeit hindurch stark von der Landwirtschaft geprägt, stellte jedoch nicht ausschließlich eine Welt von Bäuerinnen und Bauern dar. Ein großer Teil der Bevölkerung war persönlich frei und bewirtschaftete bäuerliche Kleinstbetriebe, musste jedoch zusätzlich durch Nebenerwerbshandwerk oder saisonale Arbeits-migration einen bedeutenden Teil des Haushaltseinkommens erwerben. Insbesondere im 18. und 19. Jahrhundert arbeiteten hunderte Männer aus dem Montafon im Baugewerbe in Frankreich, der Schweiz oder in den deutschen Staaten. Die temporären Arbeitsmigranten exportierten dabei vornehmlich ihre Arbeitskraft als Maurer, Zimmerleute oder Stuckateure. Überdies wirkten viele im Frühjahr als Sensenhändler oder im Herbst als Krautschneider. Im Frühjahr wanderten die Männer in ihre jeweiligen Ar-beitsorte in den genannten Regionen. Die meisten dieser mobilen Arbei-ter kehrten nach der vom Frühjahr bis in den späten Herbst dauernden Er-werbstätigkeit wieder für die Wintermonate in ihre Heimatdörfer zu ihren Familien zurück. Die zurückgebliebenen Frauen, älteren Männer und Kinder mussten während der Abwesenheit der meisten Männer die Bauerngüter bewirtschaften. Die temporäre Auswanderung beschränkte sich jedoch nicht nur auf die erwachsene männliche Bevölkerung: Auch Kinder und Ju-gendliche wurden als billige Arbeitskräfte in den südwestdeutschen Raum vermittelt und verbrachten dort bereits in der Kindheit als Schwaben-bzw. Hütekinder intensive Arbeitsaufenthalte in der Fremde. Zahlreiche erwach-sene Frauen verdingten sich im Spätsommer als Erntehelferinnen, Ähren-leserinnen oder Hopfenpflückerinnen im südwestdeutschen Raum oder in der Schweiz. 2 Vor allem im 16. und 17. Jahrhundert dürfte überdies das sogenannte Reislaufen, der Kriegsdienst als Söldner, eine bedeutende Rolle gespielt haben. 3 Ein Beispiel für eine durchschnittliche Montafoner Familie aus der Zeit um 1800 stellten etwa der Bauer und Zimmermann Kristian Schnopp sowie sei-ne Frau Maria Josepha Barbischin aus Tschagguns dar. Im Jahr 1794 war das männliche Familienoberhaupt 50 Jahre alt. Das Ehepaar hatte acht lebende Kinder, von denen ein Sohn als Soldat beim "Tiroler Regiment" diente, ein Sohn sich in den Herbstmonaten als Krautschneider im Allgäu betätigte, vier Kinder den Großteil des Jahres zu Hause mitarbeiteten sowie drei im Schwabenland als Dienstboten untergekommen waren. Das Familienein
Museums Verein Jahrbuch Vorarlberger Landesmuseumsverein, 2017
Produziert in Projektpartnerschaft mit dem vorarlberg museum Layout und Abwicklung Frank Mätzler,... more Produziert in Projektpartnerschaft mit dem vorarlberg museum Layout und Abwicklung Frank Mätzler, Bregenz Druck Druckerei Thurnher Rankweil Offenlegung gemäß §25 Mediengesetz: Das vorliegende Jahrbuch stellt die Fortführung des Jahrbuchs des Vorarlberger Landesmuseumsvereins unter leicht verändertem Titel (seit 2011) dar. Das Jahrbuch des Vorarlberger Landesmuseumsvereins ist eine wissenschaftliche und allgemein bildende Publikation landeskundlichen Inhalts. Bregenz 2017
Special Issue der Zeitschrift: VIRUS. Beiträge zur Sozialgeschichte der Medizin 18, 2019
This contribution investigates the factors that led to the development of "sexual health" (salu t... more This contribution investigates the factors that led to the development of "sexual health" (salu togenesis) and locates the term in a contemporary and historical perspective. Furthermore, the relevance of this concept, which was presented by the WHO and has undergone significant expansion since it was first defined, is discussed. While the sexual liberation that has been promoted since the 1960s did not necessarily mean that personal sexual needs are lived out in a healthier way, it did introduce the possibility to realise intimate fantasies and desires. The following paper aims to locate a line of tradition since antiquity and the Middle Ages, without wanting or being able to define an inevitable continuity: of course, it is necessary to consider the acceleration of the development in the last 50 years separately, for it is possible to trace a shift from sexual morals to sex as a cultural asset. This contribution provides a detailed exami nation of the "sexual revolution" and the resulting gradual acceptance of all sexual ex pres sions and varieties (legal in the Germanspeaking area), as well as the health consequences this may have led to as a result.
Montafoner Steuerbücher. Quellen zur Sozialgeschichte des Montafons im 17. Jahrhundert, 2011
Die Hungerjahre 1814-1817 in Tirol. Eine wirtschafts- und sozialgeschichtliche Darstellung, verfasst von Josef Penz, 2016
Die Jahre 1815 bis 1817 sind geprägt von einer der schlimmsten globalen Hungerkatastrophen der Ne... more Die Jahre 1815 bis 1817 sind geprägt von einer der schlimmsten globalen Hungerkatastrophen der Neuzeit. Weltweit berichten Zeitzeugen von Wetterkapriolen und widrigsten klimatischen Verhältnissen. 1816 bleibt als das „Jahr ohne Sommer“ in Erinnerung. Anhaltende Regenfälle führen zu massiven Ernteeinbußen. Das Getreide verrottet auf den Äckern, das Vieh kann nur kurz auf den Almen bleiben und im Herbst müssen die Kartoffeln aus dem Schnee gegraben werden. Bis zum Sommer 1817 vervielfachen sich die Lebensmittelpreise. Durch die Hungersnot steigt die Sterblichkeit. Oft bleibt den Leuten nichts anderes übrig, als Gras oder Rinde zu essen.
Die Geschichte dieser Krisenzeit wurde in Tirol bisher nur vereinzelt aufgegriffen. Der langjährige Landecker Stadtpfarrer Josef Penz hat zu dieser Thematik jedoch bereits 1913 an der Universität Wien eine handschriftliche Dissertation, die auf einer breiten Quellenbasis fußt, vorgelegt. Seine nur schwer zugängliche Arbeit wurde im Rahmen der vorliegenden Publikation ediert und steht im Zentrum dieses Buches. Penz hatte sich umfassend mit den Ursachen, dem Ablauf und den Folgen der Krise beschäftigt und grundlegende Daten erhoben, die heute teilweise gar nicht mehr zugänglich sind. Detailliert setzt er sich mit der Krise im gesamten historischen Tirol (Nordtirol, Osttirol, Südtirol, Trentino, Vorarlberg) auseinander. Michael Kasper hat diese Forschungen mit großer Sorgfalt ediert, durch eine Einleitung mit Bezug auf den aktuellen Forschungsstand ergänzt und durch ein Register erschlossen. Mit dieser Publikation wird eine dramatische Zäsur in der Tiroler Geschichte, auf die in historischen Werken zwar immer wieder verwiesen wurde, der aber noch keine monografischen Forschungen gewidmet waren, endlich auch einem breiteren Leserkreis vorgestellt.
Mythos Piz Buin. Kulturgeschichte eines Berges, 2015
Bereits Johann Jakob Weilenmann erkannte 1865 bei seiner Erstbesteigung des Piz Buin die „jungfrä... more Bereits Johann Jakob Weilenmann erkannte 1865 bei seiner Erstbesteigung des Piz Buin die „jungfräuliche“ Schönheit des Berges. Mit seinen 3.312 Metern Höhe ragt der Piz Buin, inmitten eines faszinierenden Gipfelpanoramas, aus dem Herzen der Silvretta. 150 Jahre später ist der Piz Buin immer noch Faszination und Mythos gleichermaßen.
Der Sammelband bietet Einblicke in einmalige Kultur- und Naturräume rund um die Grenzregion der Silvretta. Die 13 Kapitel des Bandes führen unter anderem durch die Alpingeschichte, nehmen die LeserInnen mit auf archäologische Erkundungstouren, bereisen spannende Sagenwelten oder behandeln künstlerische Auseinandersetzungen mit dem Hochgebirge rund um den Piz Buin. Aber auch der Berg als Wirtschaftsfaktor und Identitätsraum sind Aspekte, die behandelt werden. Der Sammelband bietet einen Rundumblick des Piz Buin und beleuchtet den Berg aus den verschiedensten Perspektiven. Und um das Bild des Piz Buin noch ein bisschen farbiger zu gestalten, darf ein Einblick in die Entstehungsgeschichte des gleichnamigen Sonnenschutzmittels natürlich nicht fehlen!
Ländliche Elite zwischen Beharrung und Wandel? Die regionale Oberschicht in Westtirol und Vorarlberg an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert , 2019
Die Eliten in der ländlichen Gesellschaft in zentral-alpinen Dörfern, Märkten und bäuerlich geprä... more Die Eliten in der ländlichen Gesellschaft in zentral-alpinen Dörfern, Märkten und bäuerlich geprägten Städten stehen im Mittelpunkt dieser Arbeit, die der Frage nachgeht, wie die herrschenden "Eliten" mit den sozialen und politischen Veränderungen um 1800 umgingen. Eine zentrale Rolle bei der Definition lokaler Eliten spielt immer die Frage nach der Verteilung der Macht in den regionalen ländlichen Gesellschaften. Es können diejenigen als Eliten bezeichnet werden, die die wichtigsten sozialen Bereiche prägten und den Fortschritt der Gesell-schaften beeinflussten. Es wird untersucht, wer die Eliten in ländlichen Räumen waren und wie ihre politischen Funktionen, Ämter und Karrieren, ihre Familien-strukturen und ihre Ehemuster aussahen. Die Eliten des ländlichen Raums kön-nen auf Grundlage der finanziellen Verhältnisse, der beruflichen Hintergründe, der politischen Aktivitäten und des Lebensstils rekonstruiert werden. Zwischen diesen Faktoren können oft besonders enge Beziehungen festgestellt werden, denn genügend Mittel waren oft eine wichtige Grundlage für den Zugang zu öffentlichen Ämtern. Mit diesen grundlegenden Informationen können in einem weiteren Schritt Veränderungen in Lebensstilen, Denk-und Verhaltensmustern erkannt werden, und die Menschen können in einem sozialen, verwandtschaft-lichen und familiären Kontext eingeordnet werden. Mit diesen Daten können dann Schlussfolgerungen zu Werten, Einstellungen, Strukturen und gesellschaft-lichen Transformationen in alpinen, ländlichen Gebieten in der Neuzeit gezogen werden.