Rolf Parr - Academia.edu (original) (raw)
Papers by Rolf Parr
World literature studies, Sep 29, 2023
VÝCHODISKO: ANALÝZA DISKURZOV MICHELA FOUCAULTA * Analýza interdiskurzov vychádza z diela Michela... more VÝCHODISKO: ANALÝZA DISKURZOV MICHELA FOUCAULTA * Analýza interdiskurzov vychádza z diela Michela Foucaulta, pre ktorého sú jednotlivé diskurzy definované tým, že každý z nich odkazuje na špecifické úseky poznania, ktorých hranice sú tvorené predpismi o tom, čo sa môže povedať, čo sa musí povedať a čo sa nesmie povedať, ako aj ich špecifickou operatívnosťou. Diskurzy sú v tomto zmysle materiálnymi nástrojmi, pomocou ktorých sa regulovaným spôsobom produkujú spoločenské objekty a im zodpovedajúce subjektivity. U Foucaulta treba v prípade historického prierezu vždy predpokladať koexistenciu mnohých špecifických diskurzov a ich formácií, aj keď sa on sám na mnohých miestach týkajúcich sa všeobecných charakteristík všetkých diskurzov vyjadruje o diskurze v singulári. Okrem toho sa však Foucault v Archeológii poznania (1969; čes. Archeologie vědění, 2002) 1 zameral aj na zákonitosti spoločné viacerým diskurzom a hovoril napríklad o analógiách vo výpovedných postupoch všeobecnej gramatiky, analýzy bohatstva a dejín prírody v klasickom období osvietenstva ako o "interdiskurznej konfigurácii" alebo "determinovanej totalite diskurzných formácií" (1973, 225). Túto myšlienku "interpozitivity" (225), ktorá bola v Archeológii poznania rozvinutá len rudimentárne, prevzala od konca 70. rokov 20. storočia analýza interdiskurzov v Nemecku a systematicky ju ďalej rozvíjala tým, že sa presnejšie pýtala na vzťah medzi špeciálnymi diskurzmi a interdiskurzmi kultúry, na dialektiku špecializácie a re-integrácie poznania, ako aj na povahu a fungovanie prvkov, ktoré materiálne tvoria interdiskurzy kultúry (Parr 2020a). Spočiatku prevažuje orientácia na literárnu vedu, 2 neskôr sa postupne obzor rozširuje o kultúrne a mediálne štúdiá. 3 Do úvahy sa berú aj také dispozitívy, ako sú "rozum", "sexualita" alebo "normalita" (Link 2006), ktoré konštituujú sociálne objekty osobitného významu, majú tendenciu byť relevantné pre celú spoločnosť a vyznačujú sa tým, že "je vždy niekoľko špeciálnych diskurzov ‚zosieťovaných' s niekoľkými Hosťovská prednáška Interdiskurstheorie: Theoretischer Rahmen-Operationalisierung-Analysebeispiele odznela na pôde Ústavu svetovej literatúry SAV, v. v. i., 10. mája 2023 v rámci projektu VEGA 2/0111/20 "Interdiskurzívne konštruovanie reality v literatúre". Preklad podporila Agentúra na podporu výskumu a vývoja na základe zmluvy č. APVV-20-0179.
andererseits, Jul 7, 2016
Wie die Position des Intellektuellen und der Essay als Gattung in der offentlichen Rede von Liter... more Wie die Position des Intellektuellen und der Essay als Gattung in der offentlichen Rede von Literaten zusammen kommen
Weimarer Beiträge: Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaften, 2018
Von ›factory workern‹ und Sucharbeitern Zwei Ansätze zur Untersuchung von Arbeit als diskursivem ... more Von ›factory workern‹ und Sucharbeitern Zwei Ansätze zur Untersuchung von Arbeit als diskursivem und semantischem Phänomen Arbeit? Der im Alltag wie auch in medialen Darstellungen immer wieder anzutreffende Befund, dass Arbeit ›irgendwie‹ mit der ganzen Gesellschaft zu tun habe, das heißt auch mit unserem gesamten privaten Leben, lässt sich aus einer doppelten Blickrichtung heraus sehr viel genauer beantworten als es bisher vielfach der Fall war: nämlich erstens vom Spektrum der für den komplexen Bereich der Arbeit relevanten Diskurse aus und zweitens von der medial und sprachlich erfolgenden Zusammenführung dieser Diskurse und des dabei vermittelten Wissens. Das trifft nicht nur auf die Entgrenzung von Arbeit in Richtung auf andere, ihr eigentlich ferne Lebensbereiche zu, sondern auch auf diejenigen sozialdiskursiven Gegenstände, die auf das Engste an das Arbeitsleben gekoppelt sind. Ein besonders schillerndes Beispiel für diese Entgrenzung liefert der als ›Burnout‹ bezeichnete Teilkomplex des großen gesellschaftlichen Teilbereichs mit Namen ›Arbeit‹: 1 Ende der 1960er Jahre ist zunächst von ›Managerkrank-heit‹ die Rede, und zwar gekoppelt an vor allem psychologische Diskurse. Das hat seinen Grund darin, dass Krankenkassenfragen für Manager eher nachrangig waren, nicht aber die Therapiefrage, was die Psychologie auf den Plan rief. Für die Folgezeit lässt sich zeigen, dass es eine Entwicklung in zwei Dimensionen gibt: (1) Auf der Achse des Spektrums der Spezialwissensbereiche und ihrer Diskurse kommen bis heute zunehmend mehr spezielle Wissensbereiche und mit ihnen Spezialdiskurse ins Spiel: weiterhin die Psychologie, dann aber auch Medizin, Krankenkassen, Therapiekulturen, Politik und Gewerkschaften. (2) Seinen Grund hat diese Expansion darin, dass auf der zweiten wichtigen Achse, nämlich derjenigen der sozialen Differenzierung, was immer auch Hierarchisierung bedeutet, das Phänomen ›Burnout‹ symbolisch gesprochen ›nach unten hin‹ durchsackt: von Managern zu den leitenden Angestellten, von dort zu den mittleren und kleinen Angestellten und so weiter. Mit jeder dieser Stufen kommen aber zusätzliche ›Stimmen‹ ins Spiel, denn ab den Angestellten sprechen beispielsweise die gesetzlichen Krankenkassen bei den Versuchen, das Phänomen ›Burnout‹ definitorisch einzugrenzen, ebenfalls mit; dadurch 5balint.indd 244 27.06.18 23:51
De Gruyter eBooks, Mar 6, 2023
Handbuch Poetikvorlesungen
De Gruyter eBooks, Sep 7, 2020
Für den deutschen Kolonialismus und auch die deutsche Kolonialliteratur sind Fremde und Heimat vi... more Für den deutschen Kolonialismus und auch die deutsche Kolonialliteratur sind Fremde und Heimat vielfach nichts anderes als zwei Seiten ein und derselben Medaille, so dass Faszination durch die Fremde und Heimatverbundenheit eng zusammenrücken. Exemplarisch deutlich machen kann man sich das an der Eingangspassage von Lydia Höpkers 1925 veröffentlichtem SüdafrikaRoman Um Scholle und Leben. Schicksale einer deutschen Farmerin in Südwest-Afrika, in der die erwachsene Frau sich von Afrika aus an ihre Kindheit erinnert: Sehnlichst wünschte ich mir als kleines Mädchen die Pantoffel des kleinen Muck. Sie standen sogar auf meinem Weihnachtswunschzettel. Dreimal mußte man sich auf ihnen herumdrehen und, hast du nicht gesehen, flog man fort in ein fernes, märchenhaftes Land. An diese Wunderpantoffel musste ich denken, als ich eines Morgens auf Farm Kayas in den ersten Frühlingstagen im Ziegenkraal stand, eine ehrwürdige Ziegenmama zwischen den Beinen, ein Kaffernweib daneben mit einem kleinen Zicklein, diesem gut zuredend und ihm das volle Euter in das Maul stopfend.
De Gruyter eBooks, Nov 7, 2022
(1996, 9) stammt das vieldiskutierte Diktum, dass wir alles das, was wir "über unsere Gesellschaf... more (1996, 9) stammt das vieldiskutierte Diktum, dass wir alles das, was wir "über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen", letzten Endes vermittelt durch Medien wissen. Wollte man das auf den Forschungsgegenstand Theodor Fontane beziehen, dann müsste man-Luhmann etwas abwandelndsagen, dass wir alles, was wir über den genauen Medienbeobachter, den intensiven Mediennutzer, den berufslebenslangen Medienmacher Fontane, über sein Schreiben und seine Zeit wissen und noch in Erfahrung bringen wollen, auch im Licht der zeitgenössischen Medien sehen müssen. Denn die neuen Medien der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts-von der Postkarte über das Telegramm bis zur Rohrpost, vom optischen über den elektrischen Telegrafen bis hin zum Telefon, vom Diorama und Panorama über die Fotografie und die Laterna magica bis hin zu den im öffentlichen Raum projizierten, ineinander übergehenden Nebelbildern-sie alle bringen immer auch neue Formen der Kommunikation mit sich (vgl. Sagarra 2000). Mit Blick auf Fontane und sein Werk ist daher zu fragen, was mit den jeweils neuen Medien neu gedacht und dann literarisch neu genutzt bzw. journalistisch neu und anders reflektiert werden kann, kurz: wie das wechselseitige Verhältnis von technisch-medialen Entwicklungen, Kommunikationsprozessen, ästhetisch-literarischen Konzepten sowie den produzierten und dann publizierten Texten ganz verschiedener Art bei Fontane aussieht. Wie etwa macht sich der Umschlag von Face-to-Face-zu massenmedialer Kommunikation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Rahmenbedingungen der literarischen Produktion Fontanes bemerkbar? Wie schlagen sich neue technische Medien jenseits ihrer bloßen Thematisierung und auch jenseits der Produktion und Distribution von Literatur sowie der Kommunikation über Literatur bis in die ästhetischen Strukturen der verschiedenen von Fontane genutzten Textsorten nieder? Welche Funktion erfüllen solche technischen Errungenschaften wie Eisenbahn und Dampfschiff jenseits der des Transportmittels etwa auch als Übertragungsmedien und bei der Konstruktion solch mentaler Räume und Karten, wie sie Fontane immer wieder entworfen hat? Wie bewältigt Fontane das durch die medialen Neuerungen seiner Zeit auch neu und stark vermehrt zur Verfügung stehende Wissen? Und schließlich: Wie und warum thematisiert er welche Medien in seinen Erzähltexten (vgl. zu Briefen in
De Gruyter eBooks, Sep 19, 2018
Trotz der literaturtheoretischen Aufwertung des Lesens durch die Arbeiten von Barthes, Jauss und ... more Trotz der literaturtheoretischen Aufwertung des Lesens durch die Arbeiten von Barthes, Jauss und Iser seit den 1960er Jahren und der ihnen nachfolgenden sozialgeschichtlichen Orientierung der Philologien, ist das Lesen aus einer dezidiert literaturwissenschaftlichen Perspektive bisher noch nicht umfassend in den Blick genommen worden. Vielmehr dominierten im Feld der Leseforschung seit den 1990er Jahren eher didaktische, buch- und kommunikationswissenschaftliche sowie soziologische Fragestellungen. Nichtsdestotrotz gab und gibt es eine breit gefächerte Forschung zum Lesen aus literaturwissenschaftlicher Perspektive, die jedoch eher verstreut publiziert und bisher nicht an einem zentralen Ort sichtbar ist. Vor diesem Hintergrund bündelt der Band erstmals die neuere literaturwissenschaftliche Leseforschung und bezieht sie in interphilologischer Perspektive konsequent auf theoretische, geschichtliche, soziale und medienkulturwissenschaftliche Grundfragen und -probleme der Literaturwissenschaft. Über blosse Bestandsaufnahmen hinaus, bieten die Beiträge dabei Einblicke in neuere Forschungen und die Entwicklung zukünftiger Fragestellunge
J.B. Metzler eBooks, 2014
andererseits, Jan 13, 2020
International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch ein... more International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch eine, die von Zeit zu Zeit neu gestellt werden muss, um zu prüfen, ob die Diagnose immer noch bzw. wieder zutrifft. Das gilt gleichermaßen für die Germanistik innerhalb und außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Während in Deutschland im Zentrum der Diskussionen vor allem die Diskrepanz zwi-schen dem Selbstverständnis des Faches und seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit steht, sieht sich die so genannte ›Auslandsgermanistik‹ seit nunmehr bald einem Vierteljahrhundert mit einem dramatischen Rückgang der Studierenden konfrontiert, wie er auch in anderen Fremdsprachenphilologien festzustellen ist. Beide Tendenzen erscheinen insofern paradox, als der Germanistik eine wichtige Rolle bei der Vermittlung interkultureller Kompetenzen zukommt und ihre wissenschaftlichen Fragestellungen in den hoch im Kurs stehenden Transferdebatten von zentraler Bedeutung ist. Ausgehend von diesen Beobachtungen ...
International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch ein... more International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch eine, die von Zeit zu Zeit neu gestellt werden muss, um zu prüfen, ob die Diagnose immer noch bzw. wieder zutrifft. Das gilt gleichermaßen für die Germanistik innerhalb und außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Während in Deutschland im Zentrum der Diskussionen vor allem die Diskrepanz zwi-schen dem Selbstverständnis des Faches und seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit steht, sieht sich die so genannte ›Auslandsgermanistik‹ seit nunmehr bald einem Vierteljahrhundert mit einem dramatischen Rückgang der Studierenden konfrontiert, wie er auch in anderen Fremdsprachenphilologien festzustellen ist. Beide Tendenzen erscheinen insofern paradox, als der Germanistik eine wichtige Rolle bei der Vermittlung interkultureller Kompetenzen zukommt und ihre wissenschaftlichen Fragestellungen in den hoch im Kurs stehenden Transferdebatten von zentraler Bedeutung ist. Ausgehend von diesen Beobachtungen ...
World literature studies, Sep 29, 2023
VÝCHODISKO: ANALÝZA DISKURZOV MICHELA FOUCAULTA * Analýza interdiskurzov vychádza z diela Michela... more VÝCHODISKO: ANALÝZA DISKURZOV MICHELA FOUCAULTA * Analýza interdiskurzov vychádza z diela Michela Foucaulta, pre ktorého sú jednotlivé diskurzy definované tým, že každý z nich odkazuje na špecifické úseky poznania, ktorých hranice sú tvorené predpismi o tom, čo sa môže povedať, čo sa musí povedať a čo sa nesmie povedať, ako aj ich špecifickou operatívnosťou. Diskurzy sú v tomto zmysle materiálnymi nástrojmi, pomocou ktorých sa regulovaným spôsobom produkujú spoločenské objekty a im zodpovedajúce subjektivity. U Foucaulta treba v prípade historického prierezu vždy predpokladať koexistenciu mnohých špecifických diskurzov a ich formácií, aj keď sa on sám na mnohých miestach týkajúcich sa všeobecných charakteristík všetkých diskurzov vyjadruje o diskurze v singulári. Okrem toho sa však Foucault v Archeológii poznania (1969; čes. Archeologie vědění, 2002) 1 zameral aj na zákonitosti spoločné viacerým diskurzom a hovoril napríklad o analógiách vo výpovedných postupoch všeobecnej gramatiky, analýzy bohatstva a dejín prírody v klasickom období osvietenstva ako o "interdiskurznej konfigurácii" alebo "determinovanej totalite diskurzných formácií" (1973, 225). Túto myšlienku "interpozitivity" (225), ktorá bola v Archeológii poznania rozvinutá len rudimentárne, prevzala od konca 70. rokov 20. storočia analýza interdiskurzov v Nemecku a systematicky ju ďalej rozvíjala tým, že sa presnejšie pýtala na vzťah medzi špeciálnymi diskurzmi a interdiskurzmi kultúry, na dialektiku špecializácie a re-integrácie poznania, ako aj na povahu a fungovanie prvkov, ktoré materiálne tvoria interdiskurzy kultúry (Parr 2020a). Spočiatku prevažuje orientácia na literárnu vedu, 2 neskôr sa postupne obzor rozširuje o kultúrne a mediálne štúdiá. 3 Do úvahy sa berú aj také dispozitívy, ako sú "rozum", "sexualita" alebo "normalita" (Link 2006), ktoré konštituujú sociálne objekty osobitného významu, majú tendenciu byť relevantné pre celú spoločnosť a vyznačujú sa tým, že "je vždy niekoľko špeciálnych diskurzov ‚zosieťovaných' s niekoľkými Hosťovská prednáška Interdiskurstheorie: Theoretischer Rahmen-Operationalisierung-Analysebeispiele odznela na pôde Ústavu svetovej literatúry SAV, v. v. i., 10. mája 2023 v rámci projektu VEGA 2/0111/20 "Interdiskurzívne konštruovanie reality v literatúre". Preklad podporila Agentúra na podporu výskumu a vývoja na základe zmluvy č. APVV-20-0179.
andererseits, Jul 7, 2016
Wie die Position des Intellektuellen und der Essay als Gattung in der offentlichen Rede von Liter... more Wie die Position des Intellektuellen und der Essay als Gattung in der offentlichen Rede von Literaten zusammen kommen
Weimarer Beiträge: Zeitschrift für Literaturwissenschaft, Ästhetik und Kulturwissenschaften, 2018
Von ›factory workern‹ und Sucharbeitern Zwei Ansätze zur Untersuchung von Arbeit als diskursivem ... more Von ›factory workern‹ und Sucharbeitern Zwei Ansätze zur Untersuchung von Arbeit als diskursivem und semantischem Phänomen Arbeit? Der im Alltag wie auch in medialen Darstellungen immer wieder anzutreffende Befund, dass Arbeit ›irgendwie‹ mit der ganzen Gesellschaft zu tun habe, das heißt auch mit unserem gesamten privaten Leben, lässt sich aus einer doppelten Blickrichtung heraus sehr viel genauer beantworten als es bisher vielfach der Fall war: nämlich erstens vom Spektrum der für den komplexen Bereich der Arbeit relevanten Diskurse aus und zweitens von der medial und sprachlich erfolgenden Zusammenführung dieser Diskurse und des dabei vermittelten Wissens. Das trifft nicht nur auf die Entgrenzung von Arbeit in Richtung auf andere, ihr eigentlich ferne Lebensbereiche zu, sondern auch auf diejenigen sozialdiskursiven Gegenstände, die auf das Engste an das Arbeitsleben gekoppelt sind. Ein besonders schillerndes Beispiel für diese Entgrenzung liefert der als ›Burnout‹ bezeichnete Teilkomplex des großen gesellschaftlichen Teilbereichs mit Namen ›Arbeit‹: 1 Ende der 1960er Jahre ist zunächst von ›Managerkrank-heit‹ die Rede, und zwar gekoppelt an vor allem psychologische Diskurse. Das hat seinen Grund darin, dass Krankenkassenfragen für Manager eher nachrangig waren, nicht aber die Therapiefrage, was die Psychologie auf den Plan rief. Für die Folgezeit lässt sich zeigen, dass es eine Entwicklung in zwei Dimensionen gibt: (1) Auf der Achse des Spektrums der Spezialwissensbereiche und ihrer Diskurse kommen bis heute zunehmend mehr spezielle Wissensbereiche und mit ihnen Spezialdiskurse ins Spiel: weiterhin die Psychologie, dann aber auch Medizin, Krankenkassen, Therapiekulturen, Politik und Gewerkschaften. (2) Seinen Grund hat diese Expansion darin, dass auf der zweiten wichtigen Achse, nämlich derjenigen der sozialen Differenzierung, was immer auch Hierarchisierung bedeutet, das Phänomen ›Burnout‹ symbolisch gesprochen ›nach unten hin‹ durchsackt: von Managern zu den leitenden Angestellten, von dort zu den mittleren und kleinen Angestellten und so weiter. Mit jeder dieser Stufen kommen aber zusätzliche ›Stimmen‹ ins Spiel, denn ab den Angestellten sprechen beispielsweise die gesetzlichen Krankenkassen bei den Versuchen, das Phänomen ›Burnout‹ definitorisch einzugrenzen, ebenfalls mit; dadurch 5balint.indd 244 27.06.18 23:51
De Gruyter eBooks, Mar 6, 2023
Handbuch Poetikvorlesungen
De Gruyter eBooks, Sep 7, 2020
Für den deutschen Kolonialismus und auch die deutsche Kolonialliteratur sind Fremde und Heimat vi... more Für den deutschen Kolonialismus und auch die deutsche Kolonialliteratur sind Fremde und Heimat vielfach nichts anderes als zwei Seiten ein und derselben Medaille, so dass Faszination durch die Fremde und Heimatverbundenheit eng zusammenrücken. Exemplarisch deutlich machen kann man sich das an der Eingangspassage von Lydia Höpkers 1925 veröffentlichtem SüdafrikaRoman Um Scholle und Leben. Schicksale einer deutschen Farmerin in Südwest-Afrika, in der die erwachsene Frau sich von Afrika aus an ihre Kindheit erinnert: Sehnlichst wünschte ich mir als kleines Mädchen die Pantoffel des kleinen Muck. Sie standen sogar auf meinem Weihnachtswunschzettel. Dreimal mußte man sich auf ihnen herumdrehen und, hast du nicht gesehen, flog man fort in ein fernes, märchenhaftes Land. An diese Wunderpantoffel musste ich denken, als ich eines Morgens auf Farm Kayas in den ersten Frühlingstagen im Ziegenkraal stand, eine ehrwürdige Ziegenmama zwischen den Beinen, ein Kaffernweib daneben mit einem kleinen Zicklein, diesem gut zuredend und ihm das volle Euter in das Maul stopfend.
De Gruyter eBooks, Nov 7, 2022
(1996, 9) stammt das vieldiskutierte Diktum, dass wir alles das, was wir "über unsere Gesellschaf... more (1996, 9) stammt das vieldiskutierte Diktum, dass wir alles das, was wir "über unsere Gesellschaft, ja über die Welt, in der wir leben, wissen", letzten Endes vermittelt durch Medien wissen. Wollte man das auf den Forschungsgegenstand Theodor Fontane beziehen, dann müsste man-Luhmann etwas abwandelndsagen, dass wir alles, was wir über den genauen Medienbeobachter, den intensiven Mediennutzer, den berufslebenslangen Medienmacher Fontane, über sein Schreiben und seine Zeit wissen und noch in Erfahrung bringen wollen, auch im Licht der zeitgenössischen Medien sehen müssen. Denn die neuen Medien der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts-von der Postkarte über das Telegramm bis zur Rohrpost, vom optischen über den elektrischen Telegrafen bis hin zum Telefon, vom Diorama und Panorama über die Fotografie und die Laterna magica bis hin zu den im öffentlichen Raum projizierten, ineinander übergehenden Nebelbildern-sie alle bringen immer auch neue Formen der Kommunikation mit sich (vgl. Sagarra 2000). Mit Blick auf Fontane und sein Werk ist daher zu fragen, was mit den jeweils neuen Medien neu gedacht und dann literarisch neu genutzt bzw. journalistisch neu und anders reflektiert werden kann, kurz: wie das wechselseitige Verhältnis von technisch-medialen Entwicklungen, Kommunikationsprozessen, ästhetisch-literarischen Konzepten sowie den produzierten und dann publizierten Texten ganz verschiedener Art bei Fontane aussieht. Wie etwa macht sich der Umschlag von Face-to-Face-zu massenmedialer Kommunikation in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in den Rahmenbedingungen der literarischen Produktion Fontanes bemerkbar? Wie schlagen sich neue technische Medien jenseits ihrer bloßen Thematisierung und auch jenseits der Produktion und Distribution von Literatur sowie der Kommunikation über Literatur bis in die ästhetischen Strukturen der verschiedenen von Fontane genutzten Textsorten nieder? Welche Funktion erfüllen solche technischen Errungenschaften wie Eisenbahn und Dampfschiff jenseits der des Transportmittels etwa auch als Übertragungsmedien und bei der Konstruktion solch mentaler Räume und Karten, wie sie Fontane immer wieder entworfen hat? Wie bewältigt Fontane das durch die medialen Neuerungen seiner Zeit auch neu und stark vermehrt zur Verfügung stehende Wissen? Und schließlich: Wie und warum thematisiert er welche Medien in seinen Erzähltexten (vgl. zu Briefen in
De Gruyter eBooks, Sep 19, 2018
Trotz der literaturtheoretischen Aufwertung des Lesens durch die Arbeiten von Barthes, Jauss und ... more Trotz der literaturtheoretischen Aufwertung des Lesens durch die Arbeiten von Barthes, Jauss und Iser seit den 1960er Jahren und der ihnen nachfolgenden sozialgeschichtlichen Orientierung der Philologien, ist das Lesen aus einer dezidiert literaturwissenschaftlichen Perspektive bisher noch nicht umfassend in den Blick genommen worden. Vielmehr dominierten im Feld der Leseforschung seit den 1990er Jahren eher didaktische, buch- und kommunikationswissenschaftliche sowie soziologische Fragestellungen. Nichtsdestotrotz gab und gibt es eine breit gefächerte Forschung zum Lesen aus literaturwissenschaftlicher Perspektive, die jedoch eher verstreut publiziert und bisher nicht an einem zentralen Ort sichtbar ist. Vor diesem Hintergrund bündelt der Band erstmals die neuere literaturwissenschaftliche Leseforschung und bezieht sie in interphilologischer Perspektive konsequent auf theoretische, geschichtliche, soziale und medienkulturwissenschaftliche Grundfragen und -probleme der Literaturwissenschaft. Über blosse Bestandsaufnahmen hinaus, bieten die Beiträge dabei Einblicke in neuere Forschungen und die Entwicklung zukünftiger Fragestellunge
J.B. Metzler eBooks, 2014
andererseits, Jan 13, 2020
International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch ein... more International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch eine, die von Zeit zu Zeit neu gestellt werden muss, um zu prüfen, ob die Diagnose immer noch bzw. wieder zutrifft. Das gilt gleichermaßen für die Germanistik innerhalb und außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Während in Deutschland im Zentrum der Diskussionen vor allem die Diskrepanz zwi-schen dem Selbstverständnis des Faches und seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit steht, sieht sich die so genannte ›Auslandsgermanistik‹ seit nunmehr bald einem Vierteljahrhundert mit einem dramatischen Rückgang der Studierenden konfrontiert, wie er auch in anderen Fremdsprachenphilologien festzustellen ist. Beide Tendenzen erscheinen insofern paradox, als der Germanistik eine wichtige Rolle bei der Vermittlung interkultureller Kompetenzen zukommt und ihre wissenschaftlichen Fragestellungen in den hoch im Kurs stehenden Transferdebatten von zentraler Bedeutung ist. Ausgehend von diesen Beobachtungen ...
International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch ein... more International audience›Germanistik in der Krise?‹ Auch wenn das keine neue Frage ist, so doch eine, die von Zeit zu Zeit neu gestellt werden muss, um zu prüfen, ob die Diagnose immer noch bzw. wieder zutrifft. Das gilt gleichermaßen für die Germanistik innerhalb und außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Während in Deutschland im Zentrum der Diskussionen vor allem die Diskrepanz zwi-schen dem Selbstverständnis des Faches und seiner Wahrnehmung in der Öffentlichkeit steht, sieht sich die so genannte ›Auslandsgermanistik‹ seit nunmehr bald einem Vierteljahrhundert mit einem dramatischen Rückgang der Studierenden konfrontiert, wie er auch in anderen Fremdsprachenphilologien festzustellen ist. Beide Tendenzen erscheinen insofern paradox, als der Germanistik eine wichtige Rolle bei der Vermittlung interkultureller Kompetenzen zukommt und ihre wissenschaftlichen Fragestellungen in den hoch im Kurs stehenden Transferdebatten von zentraler Bedeutung ist. Ausgehend von diesen Beobachtungen ...
Synchron, 2017
Daniela Hahn / Ansgar Mohnkern / Rolf Parr (Hg.): Kulturelle Anatomien: Gehen. Heidelberg: Synchr... more Daniela Hahn / Ansgar Mohnkern / Rolf Parr (Hg.): Kulturelle Anatomien: Gehen. Heidelberg: Synchron 2016 (Amsterdam German Studies, Bd. 8)
-- A collection of essays on the topic of 'walking', edited together with Daniala Hahn (Berlin) and Rolf Parr (Duisburg-Essen)