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Papers by Stefan Bürger
2011 führte uns eine von Henrik Karge und Susanne Müller‐Bechtel organisierte Katalonien‐Exkursio... more 2011 führte uns eine von Henrik Karge und Susanne Müller‐Bechtel organisierte Katalonien‐Exkursion u. a. nach Lleida, um dort die Kathedrale zu besichtigen. Einige merkwürdige Baubefunde versuchte ich soweit möglich vor Ort zu dokumentieren, fotografisch und in Gedankenskizzen zu erfassen. Nachfolgend fertigte ich diesen Text, der für Jahre unbeachtet auf der Festplatte meines Rechners ruhen sollte. Erst im letzten Jahr entdeckte ich ihn wieder, schickte ihn Henrik zu, der sich interessiert zeigte, die Überlegungen dann sogar aufgriff, um sie auf einer Tagung in London vorzustellen und mit der dort versammelten Kollegenschaft zu diskutieren. Der Text ist vielleicht der Anfang für etwas, was uns künftig noch beschäftigen wird ... In schönster Erinnerung an meine Studien und Arbeitszeiten in Dresden, unsere gemeinsamen Lehrveranstaltungen, Exkursionen und Aktivitäten möchte ich diesen Beitrag mit herzlichstem Dank meinem Doktorvater Henrik Karge zu seinem 60. Geburtstag übereignen
Das Lehr-Lern-Projekt beinhaltet die Ableitung und Erprobung von Handlungsempfehlungen und Werkze... more Das Lehr-Lern-Projekt beinhaltet die Ableitung und Erprobung von Handlungsempfehlungen und Werkzeugen für interdisziplinäre Praxis- und Forschungsprojekte anhand einer Projektarbeit, welche auf die Erstellung einer Besucher-App für den Freiberger Dom zielt
Der Beitrag beschreibt Typologien von Emporen, Treppen und Tribünen in sächsischen Sakral- und Pr... more Der Beitrag beschreibt Typologien von Emporen, Treppen und Tribünen in sächsischen Sakral- und Profanbauten der Spätgotik. Welche Aufgaben und Funktionen hatten sie in der weltlichen und geistlichen Machtpolitik? Welche Herrschaftsinszenierungen und Visualisierungsstrategien ließen sich mit ihrer Hilfe umsetzen? Emporen und Treppen im Innen- und Außenraum werden analysiert
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatten sich die organisatorischen Strukturen des Bauhandwerks verf... more Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatten sich die organisatorischen Strukturen des Bauhandwerks verfestigt. Zunft-und Hüttenordnungen, die lange Zeit mündlich und in den Gebräuchen des Handwerks tradiert worden waren, wurden auf unterschiedliche Weise schriftlich fixiert. Im deutschsprachigen Raum bzw. im gesamten Reichsgebiet bildete sich im Laufe der Zeit aus den verschiedenen Zentren ein straff organisiertes Bauwesen mit teilweise eigener Gerichtsbarkeit heraus. Den Vorsitz übernahm die Bauhütte des Straßburger Münsters. Unter ihrer Leitung waren um die Mitte des 15. Jahrhunderts Verhandlungen über eine gemeinsame Ordnung geführt worden. Nach mehreren Tagungen im Jahre 1451 konnte am 25. April 1459 in Regensburg die Regensburger/Straßburger Ordnung verabschiedet werden.1 Allerdings blieben die Werkmeister sächsischer und thüringischer Hütten von den Verhandlungen zum Vertragswerk und ihrer Unterzeichnung ausgeschlossen. Ihre Benachteiligung führte zu einer eigenen Konstituierung. Unter Führung obersächsischer Meister schufen die "Werkmeister inn allen diesen Landen zu Meydeburgk vnd Halberstat bildessbeim vnnd Mullburgk, Merseburgk, vnnd zu Meihssen, Voitlandt, Duringen, Hartzlandt"2 eine eigene Ordnung, deren Vertragstext sich in allen wesentlichen Punkten an der Regensburger/Straßburger Ordnung orientierte und von ihnen im Jahre 1462 in Torgau bestätigt wurde. Zunächst waren die in landesherrlichen Diensten stehenden Meister vorsorglich ausgenommen worden, um nicht in Zwist mit den Fürsten zu geraten. Man beabsichtigte die Ordnung vom Landesherrn bestätigen zu lassen und fügte zu diesem Zweck eine Klausel ein, die mögliche Konfrontationen vermeiden sollte: "was die Herrn nicht baben wollen, das soll man abthun von diesen Arthigkeln".3 Zwei Jahre später wurde die Torgauer Ordnung durch Friedrich II. den Sanftmütigen bestätigt und deren Verbindlichkeit für das gesamte Bauwesen zumindest in Kursachsen festgelegt. Aus den Quellen wird vage erkennbar, wie um und nach 1500 die Eigenverwaltung des obersächsischen Bauwesens funktionierte. Die Selbstverwaltung des obersächsischen Hüttenverbandes war anscheinend dem unmittelbaren Zugriff des Landesherrn entzogen und dafür dem so genannten Brudermeister unterstellt. Im Jahre 1518 wird namentlich "meyster Hans Schickendantz brudermeister zu Dreßenn" erwähnt.4 Die Einflussnahme auf das Bauwesen durch den Fürsten blieb auf fachlicher Ebene durch das Amt des Landeswerkmeisters unberührt. Im April des Jahres
Die Liebfrauenkirche in Trier erscheint als klar gegliederter Bau und Raum. Und doch stehen etlic... more Die Liebfrauenkirche in Trier erscheint als klar gegliederter Bau und Raum. Und doch stehen etliche Gestaltungsmerkmale außerhalb normativer oder historischer Vorstellungen, wie französisch geprägte, gotische Architektur auszusehen habe oder wie sie sich gemäß lokalen Interessenlagen adaptieren ließ. Dieser Beitrag bündelt solche Abweichungen und nimmt sie als besonders aussagefähige Bestandteile in den Blick. Dabei wird das Bauwerk als Bildraum/Raumbild gelesen, wobei zu sehen ist, dass die Gestaltungen der Portale oder Fassadengestaltung bereits wesentliche Aspekte der inneren ikonischen Idee von Liebfrauen in sich und zugleich nach außen tragen. Kern der Anlage ist der Vierungsturm: Auf ihn ist alles bezogen
Die Marienkirche in Pirna ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche über einem leicht unre... more Die Marienkirche in Pirna ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche über einem leicht unregelmäßigen Grundriss (Abb. i).1 Die Abweichungen resultierten wie so oft aus einer längeren Baugeschichte mit Planwechseln. Der Baukörper entstand in fünf Bauphasen (Abb. 2).2 Phase 1: Zunächst wurde vermutlich um die Mitte des 15. Jahrhunderts mit einem Chorneubau begonnen. Reste dieses Chorprojektes wurden auf der Nordseite in die spätere Umfassung integriert. Die Nordwand und die ungewöhnlichen Strebepfeiler in den eingezogenen Chorwinkeln lassen einen dreischiffigen Hallenumgangschor vermuten. Bis 1460 wurden in der Region wenn überhaupt Hallenchöre mit Umgang errichtet. Gewisse Übereinstimmungen zeigt der 1457 geweihte Chor von St. Petri in Bautzen mit seinem schlichten Baukörper und dem asymmetrischen Südwestturm. Phase 2: Im Jahre 1466 wurde in Pirna der Siidwestturm begonnen und bis 1479 vollendet. Die ungewöhnliche Turmstellung inspirierte wahrscheinlich die entsprechenden Turmlösungen des Freiberger Domes und der Annaberger Annenkirche. Phase 3: Anscheinend entschloss man sich nach dem Jahrtausendhochwasser desjahres 1501 zum Neubau des Langhauses. Ab 1502 wurde Meister Peter Ulrich mit dem Bau beauftragt. Bis zu seinem Tod 1513 waren die Umfassungsmauern der vier westlichen Joche fertig und unter Dach. Phase 4: Unter dem nachfolgenden Meister Markus Ribisch wurden von 1514 bis 1523 der 1 Dem Beitrag liegt ein Manuskript zugrunde, das in der von Norbert Nußbaum geleiteten Sektion »Ars versus ingenium: Normativer und schöpferischer Umgang mit Regeln in der frühneuzeitlichen Architektur Mitteleuropas« im Rahmen des XXX. Kunsthistorikertages in Marburg 2009 vorgetragen wurde.
Arnold von Westfalen gilt als die herausragende mittelalterliche Werkmeisterpersönlichkeit Obersa... more Arnold von Westfalen gilt als die herausragende mittelalterliche Werkmeisterpersönlichkeit Obersachsens. Auf vielfache Weise wurde versucht seine Herkunft zu klären und sein CEuvre zu fassen. Allerdings können die herausgearbeiteten biographischen Züge nur bedingt überzeugen, da die Überlegungen im Wesentlichen auf Mitteldeutschland beschränkt blieben. So soll Arnold angeblich in Diensten des Erzbischofs von Magdeburg gestanden, an der Zerbster Stadtkirche St. Nikolai unter Hans Kumoller mitgewirkt und eventuell noch vor 1459 am Schloss in Calbe gearbeitet haben.1 Später lässt sich ein Meister Arndt in Dresden nachweisen, der mit Arnold von Westfalen identisch sein könnte. Die Biographie korrespondiert aber kaum mit der Architekturentwicklung der obersächsischen Spätgotik, die ihrerseits aufs Engste mit seiner Person in Verbindung gebracht wird. Bislang wurden die bedeutenden Innovationen im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts beinahe ohne jegliche Vorstufen herausgestellt, so dass es den Anschein hat, als seien die besonderen obersächsischen Leistungen aus sich selbst heraus bzw. allein durch das Wirken Meister Arnolds entstanden. Die fehlende Einbindung seines Schaffens in die gesamtdeutsche Bautradition führte letztlich dazu, dass sich z. B. jedes Bauwerk mit Vorhangbogen oder Zellengewölbe unter seinem Namen subsumieren ließ. Aus diesem Grund erscheint es notwendig, das Werk Arnolds erneut zu beschreiben, jedoch nicht um seine Bedeutung zu schmälern, sondern eher um die Bandbreite seines Schaffens, seine Herkunft und mögliche Vorentwicklungen zu vergegenwärtigen. Über zehn Jahre-von 1470 bis 1480-lässt sich Meister Arnold in den Quellen nachweisen. Spätestens im Juni 1471 wurde Arnold von Westfalen von den Fürstenbrüdern Ernst und Albrecht in das Amt des Landeswerkmeisters berufen.2 Als oberstem Hüter des landesherrlichen Bauwesens oblag ihm auch die Bauleitung am fürstlichen Schloss auf dem Meißner Burgberg, der bereits ein Jahr zuvor begonnen worden war. Neben Zahlungen für diverse vorbereitende Maßnahmen weisen die Schlossbau-Rechnungen zur Albrechtsburg für das Jahr 1470 folgendes aus: "Item xx modius ii quartalia [hafer] meister Arnolt pferd.Allem Anschein nach versah Meister Arnold schon vor seiner offiziellen Bestallung landeswerkmeisterliche Dienste, für die ein Pferd unablässig war.4 Die Meißner Rechnungen belegen zahlreiche Zuwendungen für Meister Arnold bis zum Jahr 1480. Aus ihnen
2011 führte uns eine von Henrik Karge und Susanne Müller‐Bechtel organisierte Katalonien‐Exkursio... more 2011 führte uns eine von Henrik Karge und Susanne Müller‐Bechtel organisierte Katalonien‐Exkursion u. a. nach Lleida, um dort die Kathedrale zu besichtigen. Einige merkwürdige Baubefunde versuchte ich soweit möglich vor Ort zu dokumentieren, fotografisch und in Gedankenskizzen zu erfassen. Nachfolgend fertigte ich diesen Text, der für Jahre unbeachtet auf der Festplatte meines Rechners ruhen sollte. Erst im letzten Jahr entdeckte ich ihn wieder, schickte ihn Henrik zu, der sich interessiert zeigte, die Überlegungen dann sogar aufgriff, um sie auf einer Tagung in London vorzustellen und mit der dort versammelten Kollegenschaft zu diskutieren. Der Text ist vielleicht der Anfang für etwas, was uns künftig noch beschäftigen wird ... In schönster Erinnerung an meine Studien und Arbeitszeiten in Dresden, unsere gemeinsamen Lehrveranstaltungen, Exkursionen und Aktivitäten möchte ich diesen Beitrag mit herzlichstem Dank meinem Doktorvater Henrik Karge zu seinem 60. Geburtstag übereignen
Das Lehr-Lern-Projekt beinhaltet die Ableitung und Erprobung von Handlungsempfehlungen und Werkze... more Das Lehr-Lern-Projekt beinhaltet die Ableitung und Erprobung von Handlungsempfehlungen und Werkzeugen für interdisziplinäre Praxis- und Forschungsprojekte anhand einer Projektarbeit, welche auf die Erstellung einer Besucher-App für den Freiberger Dom zielt
Der Beitrag beschreibt Typologien von Emporen, Treppen und Tribünen in sächsischen Sakral- und Pr... more Der Beitrag beschreibt Typologien von Emporen, Treppen und Tribünen in sächsischen Sakral- und Profanbauten der Spätgotik. Welche Aufgaben und Funktionen hatten sie in der weltlichen und geistlichen Machtpolitik? Welche Herrschaftsinszenierungen und Visualisierungsstrategien ließen sich mit ihrer Hilfe umsetzen? Emporen und Treppen im Innen- und Außenraum werden analysiert
Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatten sich die organisatorischen Strukturen des Bauhandwerks verf... more Zu Beginn des 15. Jahrhunderts hatten sich die organisatorischen Strukturen des Bauhandwerks verfestigt. Zunft-und Hüttenordnungen, die lange Zeit mündlich und in den Gebräuchen des Handwerks tradiert worden waren, wurden auf unterschiedliche Weise schriftlich fixiert. Im deutschsprachigen Raum bzw. im gesamten Reichsgebiet bildete sich im Laufe der Zeit aus den verschiedenen Zentren ein straff organisiertes Bauwesen mit teilweise eigener Gerichtsbarkeit heraus. Den Vorsitz übernahm die Bauhütte des Straßburger Münsters. Unter ihrer Leitung waren um die Mitte des 15. Jahrhunderts Verhandlungen über eine gemeinsame Ordnung geführt worden. Nach mehreren Tagungen im Jahre 1451 konnte am 25. April 1459 in Regensburg die Regensburger/Straßburger Ordnung verabschiedet werden.1 Allerdings blieben die Werkmeister sächsischer und thüringischer Hütten von den Verhandlungen zum Vertragswerk und ihrer Unterzeichnung ausgeschlossen. Ihre Benachteiligung führte zu einer eigenen Konstituierung. Unter Führung obersächsischer Meister schufen die "Werkmeister inn allen diesen Landen zu Meydeburgk vnd Halberstat bildessbeim vnnd Mullburgk, Merseburgk, vnnd zu Meihssen, Voitlandt, Duringen, Hartzlandt"2 eine eigene Ordnung, deren Vertragstext sich in allen wesentlichen Punkten an der Regensburger/Straßburger Ordnung orientierte und von ihnen im Jahre 1462 in Torgau bestätigt wurde. Zunächst waren die in landesherrlichen Diensten stehenden Meister vorsorglich ausgenommen worden, um nicht in Zwist mit den Fürsten zu geraten. Man beabsichtigte die Ordnung vom Landesherrn bestätigen zu lassen und fügte zu diesem Zweck eine Klausel ein, die mögliche Konfrontationen vermeiden sollte: "was die Herrn nicht baben wollen, das soll man abthun von diesen Arthigkeln".3 Zwei Jahre später wurde die Torgauer Ordnung durch Friedrich II. den Sanftmütigen bestätigt und deren Verbindlichkeit für das gesamte Bauwesen zumindest in Kursachsen festgelegt. Aus den Quellen wird vage erkennbar, wie um und nach 1500 die Eigenverwaltung des obersächsischen Bauwesens funktionierte. Die Selbstverwaltung des obersächsischen Hüttenverbandes war anscheinend dem unmittelbaren Zugriff des Landesherrn entzogen und dafür dem so genannten Brudermeister unterstellt. Im Jahre 1518 wird namentlich "meyster Hans Schickendantz brudermeister zu Dreßenn" erwähnt.4 Die Einflussnahme auf das Bauwesen durch den Fürsten blieb auf fachlicher Ebene durch das Amt des Landeswerkmeisters unberührt. Im April des Jahres
Die Liebfrauenkirche in Trier erscheint als klar gegliederter Bau und Raum. Und doch stehen etlic... more Die Liebfrauenkirche in Trier erscheint als klar gegliederter Bau und Raum. Und doch stehen etliche Gestaltungsmerkmale außerhalb normativer oder historischer Vorstellungen, wie französisch geprägte, gotische Architektur auszusehen habe oder wie sie sich gemäß lokalen Interessenlagen adaptieren ließ. Dieser Beitrag bündelt solche Abweichungen und nimmt sie als besonders aussagefähige Bestandteile in den Blick. Dabei wird das Bauwerk als Bildraum/Raumbild gelesen, wobei zu sehen ist, dass die Gestaltungen der Portale oder Fassadengestaltung bereits wesentliche Aspekte der inneren ikonischen Idee von Liebfrauen in sich und zugleich nach außen tragen. Kern der Anlage ist der Vierungsturm: Auf ihn ist alles bezogen
Die Marienkirche in Pirna ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche über einem leicht unre... more Die Marienkirche in Pirna ist eine dreischiffige spätgotische Hallenkirche über einem leicht unregelmäßigen Grundriss (Abb. i).1 Die Abweichungen resultierten wie so oft aus einer längeren Baugeschichte mit Planwechseln. Der Baukörper entstand in fünf Bauphasen (Abb. 2).2 Phase 1: Zunächst wurde vermutlich um die Mitte des 15. Jahrhunderts mit einem Chorneubau begonnen. Reste dieses Chorprojektes wurden auf der Nordseite in die spätere Umfassung integriert. Die Nordwand und die ungewöhnlichen Strebepfeiler in den eingezogenen Chorwinkeln lassen einen dreischiffigen Hallenumgangschor vermuten. Bis 1460 wurden in der Region wenn überhaupt Hallenchöre mit Umgang errichtet. Gewisse Übereinstimmungen zeigt der 1457 geweihte Chor von St. Petri in Bautzen mit seinem schlichten Baukörper und dem asymmetrischen Südwestturm. Phase 2: Im Jahre 1466 wurde in Pirna der Siidwestturm begonnen und bis 1479 vollendet. Die ungewöhnliche Turmstellung inspirierte wahrscheinlich die entsprechenden Turmlösungen des Freiberger Domes und der Annaberger Annenkirche. Phase 3: Anscheinend entschloss man sich nach dem Jahrtausendhochwasser desjahres 1501 zum Neubau des Langhauses. Ab 1502 wurde Meister Peter Ulrich mit dem Bau beauftragt. Bis zu seinem Tod 1513 waren die Umfassungsmauern der vier westlichen Joche fertig und unter Dach. Phase 4: Unter dem nachfolgenden Meister Markus Ribisch wurden von 1514 bis 1523 der 1 Dem Beitrag liegt ein Manuskript zugrunde, das in der von Norbert Nußbaum geleiteten Sektion »Ars versus ingenium: Normativer und schöpferischer Umgang mit Regeln in der frühneuzeitlichen Architektur Mitteleuropas« im Rahmen des XXX. Kunsthistorikertages in Marburg 2009 vorgetragen wurde.
Arnold von Westfalen gilt als die herausragende mittelalterliche Werkmeisterpersönlichkeit Obersa... more Arnold von Westfalen gilt als die herausragende mittelalterliche Werkmeisterpersönlichkeit Obersachsens. Auf vielfache Weise wurde versucht seine Herkunft zu klären und sein CEuvre zu fassen. Allerdings können die herausgearbeiteten biographischen Züge nur bedingt überzeugen, da die Überlegungen im Wesentlichen auf Mitteldeutschland beschränkt blieben. So soll Arnold angeblich in Diensten des Erzbischofs von Magdeburg gestanden, an der Zerbster Stadtkirche St. Nikolai unter Hans Kumoller mitgewirkt und eventuell noch vor 1459 am Schloss in Calbe gearbeitet haben.1 Später lässt sich ein Meister Arndt in Dresden nachweisen, der mit Arnold von Westfalen identisch sein könnte. Die Biographie korrespondiert aber kaum mit der Architekturentwicklung der obersächsischen Spätgotik, die ihrerseits aufs Engste mit seiner Person in Verbindung gebracht wird. Bislang wurden die bedeutenden Innovationen im letzten Drittel des 15. Jahrhunderts beinahe ohne jegliche Vorstufen herausgestellt, so dass es den Anschein hat, als seien die besonderen obersächsischen Leistungen aus sich selbst heraus bzw. allein durch das Wirken Meister Arnolds entstanden. Die fehlende Einbindung seines Schaffens in die gesamtdeutsche Bautradition führte letztlich dazu, dass sich z. B. jedes Bauwerk mit Vorhangbogen oder Zellengewölbe unter seinem Namen subsumieren ließ. Aus diesem Grund erscheint es notwendig, das Werk Arnolds erneut zu beschreiben, jedoch nicht um seine Bedeutung zu schmälern, sondern eher um die Bandbreite seines Schaffens, seine Herkunft und mögliche Vorentwicklungen zu vergegenwärtigen. Über zehn Jahre-von 1470 bis 1480-lässt sich Meister Arnold in den Quellen nachweisen. Spätestens im Juni 1471 wurde Arnold von Westfalen von den Fürstenbrüdern Ernst und Albrecht in das Amt des Landeswerkmeisters berufen.2 Als oberstem Hüter des landesherrlichen Bauwesens oblag ihm auch die Bauleitung am fürstlichen Schloss auf dem Meißner Burgberg, der bereits ein Jahr zuvor begonnen worden war. Neben Zahlungen für diverse vorbereitende Maßnahmen weisen die Schlossbau-Rechnungen zur Albrechtsburg für das Jahr 1470 folgendes aus: "Item xx modius ii quartalia [hafer] meister Arnolt pferd.Allem Anschein nach versah Meister Arnold schon vor seiner offiziellen Bestallung landeswerkmeisterliche Dienste, für die ein Pferd unablässig war.4 Die Meißner Rechnungen belegen zahlreiche Zuwendungen für Meister Arnold bis zum Jahr 1480. Aus ihnen