Uwe Krähnke - Academia.edu (original) (raw)

Papers by Uwe Krähnke

Research paper thumbnail of Gütekriterien qualitativer Sozialforschung. Ein Denkanstoß.

This paper is an examination of criteria for qualitative social research. It starts from the prem... more This paper is an examination of criteria for qualitative social research. It starts from the premise that productive criteria can only be determined by relying strictly on the specific functional properties of interpretive and reconstructive approaches. Five criteria are proposed: Adequacy is a mode of defining the research topic by taking the empirical field seriously while maintaining distance from it by generating tension through theoretical reasoning. Empirical saturation designates the criterion that is to be observed by basing work on empirical field data, while theoretical pervasiveness addresses the quality of the theoretical relations in which the research is articulated and, consequently, stimulated. Textual performance refers to composing texts which achieve high quality communication with their recipients. Finally, originality is the criterion according to which the claim to research innovation may be examined.

Research paper thumbnail of Pathologisierung, Hospitalisierung und Technisierung der letzten Lebensphase. Zum biomedizinischen Umgang mit dem Sterben

Inzwischen ist die medizinische Praxis, das Leben eines Sterbenden zu erhalten, auch wenn dies st... more Inzwischen ist die medizinische Praxis, das Leben eines Sterbenden zu erhalten, auch wenn dies stark zu Lasten der Lebensqualität geht, unter Legitimationsdruck geraten. In Hinblick auf diese Entwicklung werden in diesem Beitrag eine Diagnose und eine Prognose vorgestellt.
Diagnose: Das medizinische System kann mit dem Sterben nicht adäquat umgehen. Da die Medizin darauf ausgerichtet ist, Menschen gesund zu machen und Leben zu erhalten, wird der Tod verdrängt und bekämpft und das Sterben nicht zugelassen. Um dennoch Menschen in der finalen Lebensphase innerhalb des medizinischen Systems behandeln zu können, kommt es zwangsläufig zu einer Pathologisierung, Medikalisierung und Hospitalisierung des Sterbens. Der Sterbende wird als kranker Patient behandelt, eine individuelle Sterbebegleitung ist die Ausnahme.
Prognose: Sterbebegleitung wird langfristig aus dem System der medizinischen Krankenbehandlung ausgelagert. Für diese Prognose eines sich neu herausbildenden gesellschaftlichen Subsystems, das auf den Umgang mit Sterbenden spezialisiert ist, sprechen momentan beobachtbare Phänomene – insbesondere die verstärkte Nachfrage nach Sterbebegleitung und nach Sterbehilfe als Dienstleistung. Inzwischen gibt es eine Reihe entsprechender Angebote, etwa des Hospizwesens, der Altenpflege und der Palliativpflege sowie von Organisationen wie die DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HUMANES STERBEN hierzulande, EXIT und DIGNITAS in der Schweiz; zudem haben sich inzwischen viele Anwälte auf Medizinrecht mit den Schwerpunkten Sterbehilfe und Patientenautonomie spezialisiert

Research paper thumbnail of Was uns noch heute die Klassiker von gestern lehren können

In diesem Beitrag wird die Position vertreten, dass die Offenheit der Soziologie für neue Perspek... more In diesem Beitrag wird die Position vertreten, dass die Offenheit der Soziologie für neue Perspektiven einerseits und ihre Klassikerfixiertheit andererseits keinen Gegensatz darstellen, sondern als zwei Kehrseiten ein und derselben Medaille aufgefasst werden können. Gezeigt werden soll, dass wir tatsächlich etwas von den soziologischen Klassikern lernen können. Zunächst wird ausgehend von der Auffassung, „dass es keine ‚geborenen‘ Klassiker, sondern nur ‚gemachte‘ geben kann“ (Kaesler 2006a: 30), d. h. der Klassikerstatus eine Konstruktionsleistung der nachfolgenden Wissenschaftlergenerationen ist, auf typische Aufhebungsstrategien verwiesen, mit deren Hilfe aus Soziologen Klassiker werden: die dogmatische Rahmung, die felsenfeste Fundamentierung, der latente Raubbau und die integrative Rekonstruktion.
Im zweiten Abschnitt wird diskutiert, inwiefern die Klassikerrezeption zur besseren Orientierung innerhalb der multiperspektivischen Soziologie beiträgt. Der eigentliche Nutzen der Klassiker geht aber darüber hinaus. Das Festhalten an den Klassikern offenbart – so der abschließende Gedanke des Beitrages –, dass wir Soziologen heute die soziale Welt nicht viel anders sehen als die Klassiker damals. Anders formuliert: Gerade weil wir für die von ihnen aufgeworfenen Problemstellungen immer noch keine konsensfähigen Lösungen parat haben, halten wir an den soziologischen Klassikern fest. Was wir tatsächlich von ihnen lernen können, ist die innovative Haltung Problemsichten zu generieren, um damit Routinen der Wissenschaftspraxis zu durchbrechen und nach neuen instruktiven Perspektiven auf die soziale Welt zu suchen.

Research paper thumbnail of Kann das Sich-Lösen vom Problem innovativ sein?

Die zentrale These des Beitrages lautet, dass ein Problem (nur) gelöst werden kann, indem man sic... more Die zentrale These des Beitrages lautet, dass ein Problem (nur) gelöst werden kann, indem man sich von dem Problem löst. Diese Paradoxie anders formuliert: Die Verstrickung der involvierten Akteure in dem Problem ist das eigentlich Problematische am Problem. Anstatt ein Problem nur zu verschieben, zu regulieren, oder am Problem zu scheitern (problemfokussierte Praktiken), müssen lösungsfokussierte Umgangsformen mit Problemen praktiziert werden. Nur mittels lösungsfokussierter Praktiken lassen sich – so das Fazit dieses Beitrages – qualitativ neue Entwicklungen einleiten, die innovativ genutzt werden können

Research paper thumbnail of Gütekriterien qualitativer Sozialforschung. Ein Denkanstoß.

This paper is an examination of criteria for qualitative social research. It starts from the prem... more This paper is an examination of criteria for qualitative social research. It starts from the premise that productive criteria can only be determined by relying strictly on the specific functional properties of interpretive and reconstructive approaches. Five criteria are proposed: Adequacy is a mode of defining the research topic by taking the empirical field seriously while maintaining distance from it by generating tension through theoretical reasoning. Empirical saturation designates the criterion that is to be observed by basing work on empirical field data, while theoretical pervasiveness addresses the quality of the theoretical relations in which the research is articulated and, consequently, stimulated. Textual performance refers to composing texts which achieve high quality communication with their recipients. Finally, originality is the criterion according to which the claim to research innovation may be examined.

Research paper thumbnail of Pathologisierung, Hospitalisierung und Technisierung der letzten Lebensphase. Zum biomedizinischen Umgang mit dem Sterben

Inzwischen ist die medizinische Praxis, das Leben eines Sterbenden zu erhalten, auch wenn dies st... more Inzwischen ist die medizinische Praxis, das Leben eines Sterbenden zu erhalten, auch wenn dies stark zu Lasten der Lebensqualität geht, unter Legitimationsdruck geraten. In Hinblick auf diese Entwicklung werden in diesem Beitrag eine Diagnose und eine Prognose vorgestellt.
Diagnose: Das medizinische System kann mit dem Sterben nicht adäquat umgehen. Da die Medizin darauf ausgerichtet ist, Menschen gesund zu machen und Leben zu erhalten, wird der Tod verdrängt und bekämpft und das Sterben nicht zugelassen. Um dennoch Menschen in der finalen Lebensphase innerhalb des medizinischen Systems behandeln zu können, kommt es zwangsläufig zu einer Pathologisierung, Medikalisierung und Hospitalisierung des Sterbens. Der Sterbende wird als kranker Patient behandelt, eine individuelle Sterbebegleitung ist die Ausnahme.
Prognose: Sterbebegleitung wird langfristig aus dem System der medizinischen Krankenbehandlung ausgelagert. Für diese Prognose eines sich neu herausbildenden gesellschaftlichen Subsystems, das auf den Umgang mit Sterbenden spezialisiert ist, sprechen momentan beobachtbare Phänomene – insbesondere die verstärkte Nachfrage nach Sterbebegleitung und nach Sterbehilfe als Dienstleistung. Inzwischen gibt es eine Reihe entsprechender Angebote, etwa des Hospizwesens, der Altenpflege und der Palliativpflege sowie von Organisationen wie die DEUTSCHE GESELLSCHAFT FÜR HUMANES STERBEN hierzulande, EXIT und DIGNITAS in der Schweiz; zudem haben sich inzwischen viele Anwälte auf Medizinrecht mit den Schwerpunkten Sterbehilfe und Patientenautonomie spezialisiert

Research paper thumbnail of Was uns noch heute die Klassiker von gestern lehren können

In diesem Beitrag wird die Position vertreten, dass die Offenheit der Soziologie für neue Perspek... more In diesem Beitrag wird die Position vertreten, dass die Offenheit der Soziologie für neue Perspektiven einerseits und ihre Klassikerfixiertheit andererseits keinen Gegensatz darstellen, sondern als zwei Kehrseiten ein und derselben Medaille aufgefasst werden können. Gezeigt werden soll, dass wir tatsächlich etwas von den soziologischen Klassikern lernen können. Zunächst wird ausgehend von der Auffassung, „dass es keine ‚geborenen‘ Klassiker, sondern nur ‚gemachte‘ geben kann“ (Kaesler 2006a: 30), d. h. der Klassikerstatus eine Konstruktionsleistung der nachfolgenden Wissenschaftlergenerationen ist, auf typische Aufhebungsstrategien verwiesen, mit deren Hilfe aus Soziologen Klassiker werden: die dogmatische Rahmung, die felsenfeste Fundamentierung, der latente Raubbau und die integrative Rekonstruktion.
Im zweiten Abschnitt wird diskutiert, inwiefern die Klassikerrezeption zur besseren Orientierung innerhalb der multiperspektivischen Soziologie beiträgt. Der eigentliche Nutzen der Klassiker geht aber darüber hinaus. Das Festhalten an den Klassikern offenbart – so der abschließende Gedanke des Beitrages –, dass wir Soziologen heute die soziale Welt nicht viel anders sehen als die Klassiker damals. Anders formuliert: Gerade weil wir für die von ihnen aufgeworfenen Problemstellungen immer noch keine konsensfähigen Lösungen parat haben, halten wir an den soziologischen Klassikern fest. Was wir tatsächlich von ihnen lernen können, ist die innovative Haltung Problemsichten zu generieren, um damit Routinen der Wissenschaftspraxis zu durchbrechen und nach neuen instruktiven Perspektiven auf die soziale Welt zu suchen.

Research paper thumbnail of Kann das Sich-Lösen vom Problem innovativ sein?

Die zentrale These des Beitrages lautet, dass ein Problem (nur) gelöst werden kann, indem man sic... more Die zentrale These des Beitrages lautet, dass ein Problem (nur) gelöst werden kann, indem man sich von dem Problem löst. Diese Paradoxie anders formuliert: Die Verstrickung der involvierten Akteure in dem Problem ist das eigentlich Problematische am Problem. Anstatt ein Problem nur zu verschieben, zu regulieren, oder am Problem zu scheitern (problemfokussierte Praktiken), müssen lösungsfokussierte Umgangsformen mit Problemen praktiziert werden. Nur mittels lösungsfokussierter Praktiken lassen sich – so das Fazit dieses Beitrages – qualitativ neue Entwicklungen einleiten, die innovativ genutzt werden können