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Report at Oldenburger Tagung des FkT, 21.2.2016, 2016

Die Hauptfragen meiner Dissertation: a. Wie ist die Rolle, die NML in der Geschichte des sozialph... more Die Hauptfragen meiner Dissertation: a. Wie ist die Rolle, die NML in der Geschichte des sozialphilosophischen Denkens spielt, festzulegen? b. Was sind die wertvollsten und eigenartigsten Beiträgen von NML zu Marx-Forschung? c. Was können wir mit der Beiträgen von NML die Gegenwart und die gegenwärtige Marx-Forschung verstehen? 1. Die Neue Marx-Lektüre, ein Forschungsprogramm unter Zweifeln? Obwohl Hans-Georg Backhaus schon seit über 30 Jahren kontextuell entstandene, doch zum ersten Mal 1997 explizit ausgesprochene Neue Marx-Lektüre wurde von akademischen Kreisen kaum wahrgenommen. Es fällt auf, dass man seit Ingo Elbes 2010 veröffentlichtem Buch darauf immer mehr Aufmerksamkeit schenkt. Elbes Werk wurde bis heute einigermaßen positiv rezipiert, doch immer mit einem skeptischen, sogar kritischen Unterton. Elbes kritischer Abriss der NML belegt sein mutiges Unternehmen, nicht nur die polemische Geschichte zu dokumentieren, sondern die NML als eine eigenständige Tradition neben "traditionellem Marxismus" und "westlichem Marxismus" darzulegen. 1 Das mag für die übliche Marxismusauffassung anspruchsvoll klingen, und wie auch abendteuerlich das Anliegen der NML scheinen mag, müsste es zunächst darum gehen, zu begründen, was dargelegt ist, womit abgebrochen wurde und was das neue wäre. Kritiker wie Christoph Henning übt scharfe Kritik an Elbes Buch. Henning glaubt, dass Elbes Rekonstruktion der NML nur auf die Kategorie "Form" wettet. In Marx' Schriften sei die Darstellung der Form "von anhaltender Aktualität" 2 ,"In der 1 Vgl. Ingo Elbe, Marx im Westen, 2.Aufgabe, 2010, S.29. 2 Christoph Henning, Kultus der Form. Ingo Elbes überwältigender Zettelkasten, Marx-Engels Jahrbuch 2008, S.149. "neuen Marxlektüre", die sich grundlegende Einsichten über diese Thematik zugutehält, wird jedoch schon das Einfache zum Rätsel. ... Sie ist ihr größtes Problem" 3 Solche Kritiken an Elbe könnte wohl auch als eine Kritik an die gesamte NML gelten. Außerdem, so Henning, erfahre man in Elbes Buch "wenig über die Sozialgeschichte dieser Bewegung". 4 Hennings Vermutung nach ergab sich die NML aus der Konkurrenz der "aufkeimenden Neo-Marxismen" und man auf die ersten Kapitel des Kapitals besondere Aufmerksamkeit geschenkt habe. 5 Hennings Kritik drückt einen allgemeinen Zweifel an das Traditionskonstruieren der NML aus, und er verweist uns auf die Fragen, ob die Forschung der Wertformtheorie überhaupt relevant wäre, und was für historischen Wurzeln und theoretische Implikationen die NML hätte. Im Gegensatz zu Henning sind die Ansätze von Johann-Friedrich Anders relativ systematisch. Diese können in drei Punkte zusammengefasst werden: 1) Die NML sei eine bloß akademische bzw. rein theoretische Veranstaltung, und die emanzipatorische und revolutionäre Theorie "ist für die "neue Marx-Lektüre" ohne forschungspraktische Bedeutung." 6 Die NML habe "immer nur Marx-Texte, nie die Sache selbst, den zu überwindenden Kapitalismus, vor Augen." 7 2) Die Wegbereiter wie Backhaus und Reichelt und ihre Folgende haben ausschließlich die logische Methode eingesehen. 8 Aber beide Methoden (logische und historische) seien nicht unvereinbar, und für Marx wäre gerade die Einheit dieser zwei Methoden relevant. 3) In der NML setzt man eine Diskrepanz zwischen Marx und Engels. Für die NML sei der "bisherige, der "traditionelle" Marxismus ... eigentlich... ein "Engelsismus" 9 Und dieser Gegensatz trete vor allem in der Auffassung des Wertgesetz von Engels zutage. In kurzem, für Anders ist die Forschungsbemühung der NML völlig ergebnislos. Trotz den oben genannten Kritiken ist der Terminus "Neue Marx-Lektüre" allgemein akzeptiert, und entspricht zunächst Backhaus' und Reichelts Arbeiten. Es herrscht aber quasi der Konsens, dass die NML noch keine eigenständige Gedankenströmung einheitliche Theorietradition repräsentiert. Inmitten der 3 Ibid., S.153. 4 Ibid., S.153. 5 Ibid., S.154. 6 Johann-Friedrich Anders, Über die Erfolglosigkeit der "neuen Marx-Lektüre" -kritische Anmerkung zu einem Forschungsprogramm. http://www.praxisphilosophie.de/anders_marxlektuere_slr.pdf 7 Johann-Friedrich Anders,Wie Marx nicht gelesen werden, http://www.grundrisse.net/grundrisse37/Wie_Marx_nicht_gelesen.htm. 8 Ibid. 9 Ibid. Strömungen gibt es auch kein enges Meister-Schüler-Verhältnis -Backhaus und Reichelt sind Kommilitone und Freund, sie sind unter dem Einfluss von Adorno, aber ihr Versuch sieht ganz verschieden von Adorno aus Die Staatsableitungsthese bildet nach Elbe einen Bestandteil in der NML. Die nicht-Marxistischen Vertreter der Staatsableitungsthese und die NML legen voneinander unabhängige Theorieansätze dar. Michael Heinrich und Werner Bonefeld könnte man der NML zuordnen, und Bonefeld schließt auch Moishe Postone mit NML ein. Elbe und Riccardo Bellofiore zählen Alfred Schimdt zur NML. Seit 1997 gibt es eine Vielzahl von Büchern und Schriften mit dem Titel über die neue Marx-Lektüre, deutlich oder verborgen, kritisch oder affirmativ. Es ist notwendig für uns, von einem objektiven und neutralen Standpunkt aus diesen Gegenstand und die Polemik nachzudenken. Aber wie? Elbe bietet uns eigentlich eine Schlüsselfrage, diese Gedankenphänomene nachzudenken. Aber um diese Frage zu beantworten, soll zuerst die folgenden zwei Prinzipien formuliert werden. Auf einer Seite sollte man nur auf die Protagonisten von NML, also auf die Forschungstätigkeiten von Backhaus und Reichelt usw. fokussieren, damit man viele unnötige Schwierigkeiten vermeidet. In Elbes Buch begegnet man zu vielen Hinweisen und Linien, die gleichsam viele Problemstellungen mitbringt. Auf der anderen Seite sollten wir die direkte Quelle und Inspiration von NML festlegen, so dass wir die NML innerhalb einer Geschichte des sozial-kritischen Denkens verorten und somit das wesentliche Anliegen der NML verstehen können. Es kommt also darauf an, wie man eine Geschichte des westlichen Marxismus in Bezug auf die Frankfurter Schule am besten schreiben könnte. 2.Die NML vs. die angloamerikanische Rezeption von Frankfurter Schule Maurice Merleau-Ponty ist der erste Philosoph in der Geschichte, der den Terminus "Western Marxism" (westliche Marxismus) benutzt. 10 Aber Perry Andersons Consideration on Western Marxism ist das erste Werk, das erstmal die Geschichte und Entwicklung von westlichem Marxismus systematisch erforscht. In seinem Buch diskutiert er die Entwicklung des Marxismus, und die Unterschiede zwischen der ersten und zweiten Generation des westlichen Marxismus. Dadurch zeigt er, dass der westliche Marxismus eine originelle Entwicklungslogik gehabt habe, dass sich der westliche Marxismus nämlich von den traditionellen Forschungsbereichen des Marxismus, wie z. B. politische Ökonomie oder 10 Maurice Merleau-Ponty, Advantures of dialectics, 1973, S.30. -. In seinem Buch kümmert er sich jedoch nicht um die Forschungen der politischen Ökonomie in der Linie der Frankfurter Schule. Die Gründen für die angloamerikanische Rezeption kann man in folgenden Punkten zusammenfassen. 1) Die Hauptfiguren der Frankfurter Schule (Adorno, Horkheimer und Marcuse) spezialisieren sich nicht in politischer Ökonomie. Ihre philosophische und soziologische Ansätze sind formal und inhaltlich verschieden von den des traditionellen Marxismus. 2) Mit der Erstveröffentlichung der Ökonomisch-Philosophische Manuskripte aus dem Jahr 1844 kannte man Marx den Humanisten und Philosophen lernen. Eine philosophische Rezeptionsweise über Marx, Faschismus und Autokratie zu interpretieren, ist praktischer, im Vergleich mit die Rezeptionen, die auf Das Kapital und Manifest der Kommunistischen Partei usw. basieren. Aber die Beurteilung von Anderson, dass der westliche Marxismus von den Forschungsbereichen wie politische Ökonomie oder Klassentheorie distanzierte, ist einseitig. Die erste Generation der Frankfurter Schule (Friedrich Pollock, Franz Neumann, Henryk Großmann), spezialisierten sich vor allem auf die politische Ökonomie, und sie setzten ihre Forschungen eigentlich nach dem zweiten Weltkrieg fort. Und wenn wir uns nicht auf den deutschen Sprachraum beschränken, finden wir heraus, dass Althusser und seine Schüler schon in 1960er Jahren die Kapital-Lektüre startete. Man kann sogar in den Forschungen von Horkheimer und Adorno einige Hinweise von der politischen ökonomischen Methode finden. Hier können wir zum Beispiel die Programmatische Schrift Traditionelle Theorie und Kritische Theoriediese Schrift ist gerade der Beitrag für die 70. Jahrestag der Veröffentlichung von dem ersten Band Das Kapital-von Horkheimer erwähnen. In dem Nachtrag von dieser Schrift behauptet Horkheimer, dass "die eine wurde im Discours dela methode begründet, die andere in der Marxschen Kritik der politischen Theorie." 13 , In Bezug auf Dialektik der Aufklärung, die sich als ein Resultat der "Dialektischen Logik" von Horkheimer und Adorno ergab, zeigt Alfred Schmidt einmal, dass Horkheimer und Adorno auch eine ökonomische Methode 14 darzulegen versucht haben. Fredric Jameson stimmt mit Schmidt überein, der Adornos bedeutungsvolle Forschungen über die ökonomische Kategorien "Austauschprinzip", "Wertform", usw. wahrgenommen hat. 15 Somit können wir schließen, dass Horkheimer und Adorno, obwohl sie sich 13 M. Horkheimer, Kriktische Theorie Frankfurt am Main, 1968, vol. II, S. 192. 14 Alfred Schmidt, Geschichte und Struktur, 1971,S.11. 15 Vgl. Fredric Jameson, Late Marxism. Adorno, or, The Persistence of the Dialectic, 1990, S.15-25. nicht auf die politische Ökonomie spezialisierten, sich der Wichtigkeit der ökonomischen Methode bewusst waren und diese in einer philosophisch modifizierten Form aufgenommen bzw. weiter ausgearbeitet haben. Die NML und die Schüler von Adorno, also zum Beispiel Alfred Schmidt und Hans-Jürgen Krahl, ihre Dissertation auf die politischen ökonomischen Texten von Marx basiert, sind auch die direkte Widerlegung über die Beurteilung von Anderson. Daher müssen wir fragen, warum gehen die neue Generation von Frankfurter Schule, Alfred Schmidt, Hans-Jürgen Krahl,...