Kampnagel Spielzeit 2024/25 - Kampnagel (original) (raw)

Kampnagel eröffnet seine neue Spielzeit mit dem Motto ECHOES OF TOMORROW. In den Fokus gerückt werden sowohl Erinnerungskultur als auch Erinnerungspolitik – das kollektive Wissen einer Gesellschaft um ihre eigene Vergangenheit sowie die Aushandlung darüber, was vergessen und was erinnert wird. So wird Raum geschaffen für eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit dem immerwährenden Zusammenspiel aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kampnagel begibt sich sehenden Auges in das Spannungsfeld und wird so zu einer künstlerischen Echokammer. Ein Umstand, der sich nicht zuletzt bei den eröffnenden Performances von Dada Masilo und Ariel Efraim Ashbel and friends zeigt.

Eröffnet wird die neue Kampnagel-Spielzeit am 25. September auf der großen Bühne von der Deutschlandpremiere von Dada Masilos Hamlet, welches Shakespeares wortgewaltiges Drama in eine universell verständliche Tanzperformance transformiert. Ariel Efraim Ashbel and friends beschenken uns zum Spielzeitbeginn mit der Produktion Fiddler! A Musical. Die Performance in der k2 spannt von verspielt über trauernd bis anklagend einen Bogen über die Traditionen jüdischer Performance-Kunst des 20. Jahrhunderts vor dem Hintergrund von Exil, Vertreibung und staatlicher Gewalt. Und auch einer der bedeutsamsten Namen der zeitgenössischen Tanzgeschichte kehrt auf unsere Bühnen zurück: Sasha Waltz und Rimini Protokoll zeigen im Laufe der Spielzeit ihre erste Zusammenarbeit Spiegelneuronen, eine Inszenierung über das Zusammenspiel von Gehirn und Körper.

Die südafrikanische Choreografin Jessica Nupen hingegen setzt sich in Reparation Nation mithilfe einer interaktiven Installation mit geraubten Kulturgütern und ihrem Erbe auseinander und setzt so neue Impulse für den erinnerungskulturellen und -politischen Rahmen unter welchem die kommenden Monate stehen. Ebenfalls, wenn auch mit anderem Schwerpunkt, tut dies Christiane Rösinger. In ihrem Stück Die grosse Klassenrevue, das in der k6 zu sehen sein wird, nimmt sie die derzeitigen Klassenverhältnisse unter die Lupe. Anne Teresa de Keersmaeker wiederum erforscht mit Exit above – after the tempest verschiedene Arten der Fortbewegung, des Voranschreitens – wortwörtlich angefangen beim Gehen. Tianzhuo Chen und Siko Setyanto fragen in Ocean Cage nach Formen der Solidarität in veränderten Wirtschafts- und Ökosystemen. Mable Preach dekonstruiert mit der Opera of hope das weiße System »Oper« und Mamela Nyamza kontrastiert in Hatched Ensemble kulturelle Unterschiede von Musik und Bewegung.

Trajal Harrell und das Zürich Dance Ensemble verbinden The Köln Concert von Keith Jarret mit Songs von Joni Mitchell. Sonya Lindfors zerlegt mit One Drop fast schon träumerisch westliche Theatertraditionen und auch durch andere Formate zieht sich die Devise dieser Spielzeit. Das Programm der Kulturretter:innen rückt vier Generationen eben dieser im Titel bezeichneten Menschen im Kontext des Nationalsozialismus in den Vordergrund. Bei Lasst uns reden #2 sprechen drei Aktivist*innen über Gegenwartstrauer.

Außerdem wird nach zwei Jahren intensiver Arbeit die App und Website von Zwangsarbeit und Widerstand bei einem Panel veröffentlicht und direkt im Anschluss findet die Gala und Kunstpreisverleihung zur Erinnerung an Zwangsarbeit statt – kuratiert von Mable Preach. Mohamed Amjahid liest aus seinem Buch »Alles nur Einzelfälle? Das System hinter der Polizeigewalt« und im Museum of Austerity können Besucher*innen in Form einer immersiven mixed reality-Erfahrung hautnah erleben, welche Auswirkungen ein Ausbleiben von Sozialhilfe für Menschen mit Behinderung haben kann. Die Treffen von Crip Art Now! für behinderte Künstler*innen aus Hamburg finden zudem auch in dieser Spielzeit wieder statt und freuen sich stets über Zuwachs.

Aber auch musikalisch wird es wieder spannend, wenn beispielsweise Bonnie ›Prince‹ Billy, Die goldenen Zitronen oder auch Tindersticks unsere größte Halle zum Beben bringen.

Amelie Deuflhard, Intendantin Kampnagel Hamburg: »Zu meiner großen Freude ist es einmal mehr gelungen, eine Spielzeitüberschrift zu entwickeln, die kaum näher am Zahn der Zeit sein könnte – vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Ereignisse ist Echoes of tomorrow eine echte Chance, die Erinnerung, sowie die vielfältigen Lehren dieser, für mögliche Zukünftsentwürfe auszuloten und einzuweben. Die unbändige Kraft der Kunst wird deutlich, besonders auch die der derzeit so bedrohten freien Szene, und gleichzeitig ist ein immens hoher Unterhaltungswert garantiert! Ein gelungener Balanceakt, der nur so vor Inspiration sprüht.«

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