Christine Abbt | Karl-Franzens-University of Graz (original) (raw)
Papers by Christine Abbt
The notion of ‘forgetting' has assumed a new dimension in the digital age. Here I will examin... more The notion of ‘forgetting' has assumed a new dimension in the digital age. Here I will examine a particular kind of forgetting as reflected in a ruling of the European Court of Justice (ECJ). What the ruling of the ECJ of May 13, 2014 (C-131/12) formulates and invokes as a "right to be forgotten” encompasses the right to co-determine whether certain personal data in the Web should immediately show up or not when a first name and surname is entered as part of a search. When a user has invoked the "right to be forgotten”, and it is determined that it applies, information is, however, not made irretrievable. It continues to remain possible to find this information in a roundabout way, i.e., by means of more precise search queries, although the information should not immediately become visible the moment a person's full name is typed into a search engine. I will argue that this ruling can be seen as corroborating the fundamental rights of the individual. The idea of th...
Abbt, Christine. Der wortlose Suizid. Die literarische Gestaltung der Sprachverlassenheit als Herausforderung für die Ethik. 2007, University of Zurich, Faculty of Arts., Nov 15, 2006
In the past, it was primarily famous people who found themselves in the so-called “glasshouse”. T... more In the past, it was primarily famous people who found themselves in the so-called “glasshouse”. These individuals were exposed to the gaze of the public and had to accept that information about them would be exploited by the media or even in other ways. In the context of the digital world, the glasshouse has become bigger. Many more individuals are now on display in the glasshouse, and much more information about these individuals is readily accessible for a much larger “public”. This new situation raises a number of questions, not only with regard to greater transparency but also with respect to the sensible differentiation between important and unimportant information, and also, in particular, questions concerning the use and significance of forms of forgetting and concealing of stored material. In the following chapter I will explore the phenomenon of forgetting in the digital age from three different perspectives. Although each of the three perspectives is quite distinctive, the...
Wer sich einem hohen Risiko mit möglichen schweren Verletzungsfolgenfahrlässig oder gezielt-ausse... more Wer sich einem hohen Risiko mit möglichen schweren Verletzungsfolgenfahrlässig oder gezielt-aussetzt, verwirkt dabei oft den Anspruch auf eine Versicherungsleistung. Denn Versicherungen verlangen von den Betroffenen eine realistische Risikoabschätzung und ein Handeln, das Schaden möglichst zu vermeiden sucht. Personen, die trotzdem Vorsicht und Gesetze missachten und so Leib und Leben riskieren, sind allerdings meist auch bereit, nötigenfalls für die Folgen selbst aufzukommen. Aus gesellschaftlicher Sicht ist entscheidend, wer das Risiko und die daraus folgenden Kosten bzw. Folgen jeweils trägt. Ziviler Ungehorsam zeichnet sich in der Ideengeschichte der Demokratien dadurch aus, die Gefahren nicht an andere zu delegieren, sondern das Wagnis und seine Konsequenzen auf sich zu nehmen.
Zeitschrift für Praktische Philosophie, 2022
Kippfiguren, so die These im Beitrag, sind Gedankenexperimente, mit denen das demokratische Prinz... more Kippfiguren, so die These im Beitrag, sind Gedankenexperimente, mit denen das demokratische Prinzip Gleichheit, und also das darin unauflöslich wirksame und paradoxe Verhältnis von Gleichheit und Freiheit, plausibel wird. Das geschieht auf zwei Ebenen. Im Vollzug des Kippens wird das je eigene Sehen als Perspektive kenntlich und eine Differenzierung zwischen Wahrnehmen und Denken kommt in Gang. Zudem wird erkennbar, dass dasselbe gleichzeitig dasselbe und doch nicht dasselbe ist. Paradoxe Verhältnisse werden so dem Denken zugänglich und Verbindendes vergegenwärtigt. Das Denkerlebnis, das an und mit etwa der Kippfigur des Enten-Hase-Kopfs mittelbar wird, reduziert zwar die Komplexität der Thematik auf eine überschaubare Dimension, es bereitet dabei allerdings doch darauf vor, Anderen als Freie und Verschiedene und als Gleiche zu begegnen. Bewusstwerdung und Rationalität führen, so wird mit dem Gedankenexperiment der Kippfiguren deutlich, nicht, wie es etwa Jean-Jacques Rousseau in se...
Unsere Gesellschaft rühmt sich als individualistisch. Scheinbar lässt sie sich über keinen Kamm s... more Unsere Gesellschaft rühmt sich als individualistisch. Scheinbar lässt sie sich über keinen Kamm scheren: weder bezüglich Religion, Werte, Sitten oder Klasseninteressen. Doch etwas gibt es, worüber sich alle einig sind. Man will erfolgreich sein, egal was man tut-beim Arbeiten, Erziehen, Abnehmen, Lieben, Sporttreiben. Erfolg ist ein Zauberwort, das die weite Pluralität abrupt eng macht. Erfolgsenge benennt den Tunnelblick, der alles ausser das Ziel vergessen lässt. Auf dem Spiel steht die Wahrnehmung für Zusammenhänge, aus der Sinn und Lebensqualität erwachsen kann. Der Preis ist also hoch. Warum erweist sich Erfolg trotzdem als allgemein akzeptiertes Kriterium? Bei einer Überschneidung von ökonomischen, darwinistischen und calvinistischen Mustern hat es ein Denken der Alternativen schwer. Die Erweiterung des Blicks bedarf der Bereitschaft, sich die Verengung einzugestehen und ihre Ursachen zu begreifen.
Philosophie für die Polis
Das antike Nachdenken ist in vieler Hinsicht präzis und für aktuelle Fragen anschlussfähig. Überr... more Das antike Nachdenken ist in vieler Hinsicht präzis und für aktuelle Fragen anschlussfähig. Überraschenderweise gilt dies auch in Bezug auf Fragen zur Demokratie, obwohl hier immer wieder und zu Recht zu Vorsicht und Zurückhaltung gemahnt wird, und zwar von Expertinnen der Altertumswissenschaften ebenso wie von gegenwartsbezogenen Politikphilosophen. Tatsächlich sind die Differenzen zwischen dem antiken demokratischen Stadtstaat und heutigen demokratisch verfassten Staatsgebilden grundlegend und teilweise offensichtlich. Weitherum bekannt sind darüber hinaus auch die massiven Vorbehalte vieler antiker Denker gegenüber der Demokratie. Die antike Beschreibung demokratischer Praxis ist allerdings aus heutiger Sicht aufschlussreich, wenn nicht vorschnell das damit verbundene, negative Urteil in den Blick gerückt wird, sondern die differenzierten, teilweise zugespitzten Darstellungen demokratischer Personen und von deren Verhaltensweisen. Darauf wird hier im Folgenden der Fokus gelegt, und zwar mit engem Bezug zum Begriffspaar Allotriound Polypragmosyne, das in der Antike dazu diente, die demokratische Praxis zu bestimmen. 1 Polypragmosyne, ein häufig mit Vieltuerei übersetzter Begriff, zu dem Platon im Staat wohl ad hoc die Allotriopragie (Fremdtuerei) als Gegenstück geprägt hat, 2 findet insbesondere in griechischen Texten des 5. und 4. Jahrhunderts gehäufte Verwendung, in jenem Zeitraum zwischen 480 und 322 v. Chr., von dem angenommen wird, dass Athen eine Demokratie war. 1 Zu Allotrio-und Polypragmosyne als typisch demokratische Praxis und als Eigenschaften des demokratischen Athen vgl. Bleicken 1994. 2 In der Schleiermacherübersetzung wird Allotrio-und Polypragmosyne als Fremd-und Vieltuerei übersetzt.
Der lange Weg zur Revolution
Formen des Politischen, 2019
1773 reiste Denis Diderot nach Russland. Der Besuch bei Zarin Katharina II. zeigte ihm, wo die Gr... more 1773 reiste Denis Diderot nach Russland. Der Besuch bei Zarin Katharina II. zeigte ihm, wo die Grenzen der Aufklarung liegen
Inhalt Im Zeichen der Religion Christine Abbt/ Donata Schoeller "Jihad" Sinn und Bedeut... more Inhalt Im Zeichen der Religion Christine Abbt/ Donata Schoeller "Jihad" Sinn und Bedeutung aus der Perspektive der Koranwissenschaft Nasr Abu-Zayd Islamischer Puritanismus und die religiose Gewalt Reinhard Schulze "Wehe den Unglaubigen" Das Konfliktpotential der absoluten Wahrnehmung Georg Schmid "Der Buchstabe totet - der Geist aber macht lebendig" Theologische Uberlegungen zum Verhaltnis von Aggressivitat und Literalitat der Religion Georg Pfleiderer Friede im Glauben, Friede durch Glauben: Die Losungen des Christentums Religionsphilosophisches Nachdenken Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz91 Aggression durch den Glauben? Eine christliche Sicht zum Thema "Religion und Gewalt" unter besonderer Berucksichtigung des Toleranzbegriffes Dietmar Mieth Fundamentalismus und Machtpolitik Ein kritischer Blick auf den Westen Erich Gysling Zeichen der Gewalt in der christlichen Frommigkeit Markus Ries Islam in Iran: Zwischen Gewalt und liberalem Gedankengut Ami...
The notion of ‘forgetting' has assumed a new dimension in the digital age. Here I will examin... more The notion of ‘forgetting' has assumed a new dimension in the digital age. Here I will examine a particular kind of forgetting as reflected in a ruling of the European Court of Justice (ECJ). What the ruling of the ECJ of May 13, 2014 (C-131/12) formulates and invokes as a "right to be forgotten” encompasses the right to co-determine whether certain personal data in the Web should immediately show up or not when a first name and surname is entered as part of a search. When a user has invoked the "right to be forgotten”, and it is determined that it applies, information is, however, not made irretrievable. It continues to remain possible to find this information in a roundabout way, i.e., by means of more precise search queries, although the information should not immediately become visible the moment a person's full name is typed into a search engine. I will argue that this ruling can be seen as corroborating the fundamental rights of the individual. The idea of th...
Abbt, Christine. Der wortlose Suizid. Die literarische Gestaltung der Sprachverlassenheit als Herausforderung für die Ethik. 2007, University of Zurich, Faculty of Arts., Nov 15, 2006
In the past, it was primarily famous people who found themselves in the so-called “glasshouse”. T... more In the past, it was primarily famous people who found themselves in the so-called “glasshouse”. These individuals were exposed to the gaze of the public and had to accept that information about them would be exploited by the media or even in other ways. In the context of the digital world, the glasshouse has become bigger. Many more individuals are now on display in the glasshouse, and much more information about these individuals is readily accessible for a much larger “public”. This new situation raises a number of questions, not only with regard to greater transparency but also with respect to the sensible differentiation between important and unimportant information, and also, in particular, questions concerning the use and significance of forms of forgetting and concealing of stored material. In the following chapter I will explore the phenomenon of forgetting in the digital age from three different perspectives. Although each of the three perspectives is quite distinctive, the...
Wer sich einem hohen Risiko mit möglichen schweren Verletzungsfolgenfahrlässig oder gezielt-ausse... more Wer sich einem hohen Risiko mit möglichen schweren Verletzungsfolgenfahrlässig oder gezielt-aussetzt, verwirkt dabei oft den Anspruch auf eine Versicherungsleistung. Denn Versicherungen verlangen von den Betroffenen eine realistische Risikoabschätzung und ein Handeln, das Schaden möglichst zu vermeiden sucht. Personen, die trotzdem Vorsicht und Gesetze missachten und so Leib und Leben riskieren, sind allerdings meist auch bereit, nötigenfalls für die Folgen selbst aufzukommen. Aus gesellschaftlicher Sicht ist entscheidend, wer das Risiko und die daraus folgenden Kosten bzw. Folgen jeweils trägt. Ziviler Ungehorsam zeichnet sich in der Ideengeschichte der Demokratien dadurch aus, die Gefahren nicht an andere zu delegieren, sondern das Wagnis und seine Konsequenzen auf sich zu nehmen.
Zeitschrift für Praktische Philosophie, 2022
Kippfiguren, so die These im Beitrag, sind Gedankenexperimente, mit denen das demokratische Prinz... more Kippfiguren, so die These im Beitrag, sind Gedankenexperimente, mit denen das demokratische Prinzip Gleichheit, und also das darin unauflöslich wirksame und paradoxe Verhältnis von Gleichheit und Freiheit, plausibel wird. Das geschieht auf zwei Ebenen. Im Vollzug des Kippens wird das je eigene Sehen als Perspektive kenntlich und eine Differenzierung zwischen Wahrnehmen und Denken kommt in Gang. Zudem wird erkennbar, dass dasselbe gleichzeitig dasselbe und doch nicht dasselbe ist. Paradoxe Verhältnisse werden so dem Denken zugänglich und Verbindendes vergegenwärtigt. Das Denkerlebnis, das an und mit etwa der Kippfigur des Enten-Hase-Kopfs mittelbar wird, reduziert zwar die Komplexität der Thematik auf eine überschaubare Dimension, es bereitet dabei allerdings doch darauf vor, Anderen als Freie und Verschiedene und als Gleiche zu begegnen. Bewusstwerdung und Rationalität führen, so wird mit dem Gedankenexperiment der Kippfiguren deutlich, nicht, wie es etwa Jean-Jacques Rousseau in se...
Unsere Gesellschaft rühmt sich als individualistisch. Scheinbar lässt sie sich über keinen Kamm s... more Unsere Gesellschaft rühmt sich als individualistisch. Scheinbar lässt sie sich über keinen Kamm scheren: weder bezüglich Religion, Werte, Sitten oder Klasseninteressen. Doch etwas gibt es, worüber sich alle einig sind. Man will erfolgreich sein, egal was man tut-beim Arbeiten, Erziehen, Abnehmen, Lieben, Sporttreiben. Erfolg ist ein Zauberwort, das die weite Pluralität abrupt eng macht. Erfolgsenge benennt den Tunnelblick, der alles ausser das Ziel vergessen lässt. Auf dem Spiel steht die Wahrnehmung für Zusammenhänge, aus der Sinn und Lebensqualität erwachsen kann. Der Preis ist also hoch. Warum erweist sich Erfolg trotzdem als allgemein akzeptiertes Kriterium? Bei einer Überschneidung von ökonomischen, darwinistischen und calvinistischen Mustern hat es ein Denken der Alternativen schwer. Die Erweiterung des Blicks bedarf der Bereitschaft, sich die Verengung einzugestehen und ihre Ursachen zu begreifen.
Philosophie für die Polis
Das antike Nachdenken ist in vieler Hinsicht präzis und für aktuelle Fragen anschlussfähig. Überr... more Das antike Nachdenken ist in vieler Hinsicht präzis und für aktuelle Fragen anschlussfähig. Überraschenderweise gilt dies auch in Bezug auf Fragen zur Demokratie, obwohl hier immer wieder und zu Recht zu Vorsicht und Zurückhaltung gemahnt wird, und zwar von Expertinnen der Altertumswissenschaften ebenso wie von gegenwartsbezogenen Politikphilosophen. Tatsächlich sind die Differenzen zwischen dem antiken demokratischen Stadtstaat und heutigen demokratisch verfassten Staatsgebilden grundlegend und teilweise offensichtlich. Weitherum bekannt sind darüber hinaus auch die massiven Vorbehalte vieler antiker Denker gegenüber der Demokratie. Die antike Beschreibung demokratischer Praxis ist allerdings aus heutiger Sicht aufschlussreich, wenn nicht vorschnell das damit verbundene, negative Urteil in den Blick gerückt wird, sondern die differenzierten, teilweise zugespitzten Darstellungen demokratischer Personen und von deren Verhaltensweisen. Darauf wird hier im Folgenden der Fokus gelegt, und zwar mit engem Bezug zum Begriffspaar Allotriound Polypragmosyne, das in der Antike dazu diente, die demokratische Praxis zu bestimmen. 1 Polypragmosyne, ein häufig mit Vieltuerei übersetzter Begriff, zu dem Platon im Staat wohl ad hoc die Allotriopragie (Fremdtuerei) als Gegenstück geprägt hat, 2 findet insbesondere in griechischen Texten des 5. und 4. Jahrhunderts gehäufte Verwendung, in jenem Zeitraum zwischen 480 und 322 v. Chr., von dem angenommen wird, dass Athen eine Demokratie war. 1 Zu Allotrio-und Polypragmosyne als typisch demokratische Praxis und als Eigenschaften des demokratischen Athen vgl. Bleicken 1994. 2 In der Schleiermacherübersetzung wird Allotrio-und Polypragmosyne als Fremd-und Vieltuerei übersetzt.
Der lange Weg zur Revolution
Formen des Politischen, 2019
1773 reiste Denis Diderot nach Russland. Der Besuch bei Zarin Katharina II. zeigte ihm, wo die Gr... more 1773 reiste Denis Diderot nach Russland. Der Besuch bei Zarin Katharina II. zeigte ihm, wo die Grenzen der Aufklarung liegen
Inhalt Im Zeichen der Religion Christine Abbt/ Donata Schoeller "Jihad" Sinn und Bedeut... more Inhalt Im Zeichen der Religion Christine Abbt/ Donata Schoeller "Jihad" Sinn und Bedeutung aus der Perspektive der Koranwissenschaft Nasr Abu-Zayd Islamischer Puritanismus und die religiose Gewalt Reinhard Schulze "Wehe den Unglaubigen" Das Konfliktpotential der absoluten Wahrnehmung Georg Schmid "Der Buchstabe totet - der Geist aber macht lebendig" Theologische Uberlegungen zum Verhaltnis von Aggressivitat und Literalitat der Religion Georg Pfleiderer Friede im Glauben, Friede durch Glauben: Die Losungen des Christentums Religionsphilosophisches Nachdenken Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz91 Aggression durch den Glauben? Eine christliche Sicht zum Thema "Religion und Gewalt" unter besonderer Berucksichtigung des Toleranzbegriffes Dietmar Mieth Fundamentalismus und Machtpolitik Ein kritischer Blick auf den Westen Erich Gysling Zeichen der Gewalt in der christlichen Frommigkeit Markus Ries Islam in Iran: Zwischen Gewalt und liberalem Gedankengut Ami...