"Bierpartei" sammelt mit Freibier Unterschriften für Kandidatur (original) (raw)
"Vor allem bei den bsoffenen Geschichten sollten Profis ans Werk"
Er hat den Nietengürtel durch eine Krawatte ersetzt, die obligatorische Sonnenbrille ist einer Lesebrille gewichen: In neuem Gewand erscheint der Sänger der Band Turbobier, Marco Pogo, am Freitag zum KURIER-Interview. Er ist Spitzenkandidat der "Bierpartei Österreich". Pogo betont wiederholt, dass er es ernst meint. Dennoch ist es schwierig, ihn ernst zu nehmen. Inhaltlich propagiert er nämlich nur eines: Bier.
Das ist durchwegs ernst, was wir machen. Wer die politischen Entwicklungen der letzten Wochen mitverfolgt hat, wird so wie wir zu dem Schluss gekommen sein, dass das nicht länger tragbar ist. Bei den besoffenen Geschichten sollten jetzt einmal die Profis ran.
Bier als Kulturgut
Obwohl Pogo auch im Interview immer wieder spaßige Sprüche bringt, hätten die politischen Ambitionen der Partei nichts mit Werbung für seine Band zu tun, wie er versichert. Der beste Beleg dafür sind die Unterstützungserklärungen für die Bierpartei, die ab sofort auf jedem österreichischen Gemeindeamt abgegeben werden können. Bier sei ein Kulturgut, man wolle die Meinung der vielen Biertrinker vertreten. „Wir haben uns als Minimalziel die 5,2 Prozent-Hürde gesetzt. Das entspricht auch dem Alkoholgehalt unseres eigenen Biers.“
Im Umfeld von Politikern ist Marco Pogo übrigens schon öfter aufgetaucht. In den vergangenen Jahren war es seine „Liebe“ zu Ex-Bürgermeister Michael Häupl, die ihn aufs politische Parkett führte. Der 32-Jährige trägt sogar ein Häupl-Tattoo auf seiner Haut.
Lebensfroh mit Wahlkampfteam
Pogo scheut keine Konfrontationen mit routinierten Politikern, am liebsten wäre ihm ein TV-Duell mit Ex-Kanzler Sebastian Kurz – die beiden sind sogar im gleichen Alter, nämlich 32. Im Unterschied zu Kurz hat Marco Pogo aber ein abgeschlossenes Hochschulstudium. „Kurz trinkt ja nichts. Wir sind eine lebensbejahende, lebensfrohe Bewegung.“
Um dem Ziel Nationalratswahl näher zu kommen, hat sich die Bierpartei kurzerhand Wahlkampfhelfer organisiert, die auch schon für andere Klein-Parteien tätig waren. „Die Bierpartei gibt es schon länger. Es war an der Zeit jemanden zu holen, der dem Tagesgeschäft nachgeht.“
2.600 Unterstützungserklärungen würden der Bierpartei Österreich ausreichen, um bei der Nationalratswahl im September auf dem Wahlzettel zu stehen. Allein auf Facebook hat seine Band über 37.000 Fans. Es gibt aber ein Problem: „Die Unterschrift muss auf dem Amt geleistet werden. Die Öffnungszeiten der österreichischen Ämter vertragen sich nicht mit den Interessen der Biertrinkerinnen und Biertrinker, weil das leider nur am Vormittag geht.“
Innenministerium gab grünes Licht für Freibier
Um dieses Problem zu lösen, wollen sich die Vertreter der Bierpartei mit Unterstützern vor Gemeindeämtern treffen. Jeder, der eine Unterstützungserklärung abgibt, bekommt ein Bier. Bestechung sei das keine, der Wahlkampfmanager hat das laut eigenen Angaben bei den Verantwortlichen im Innenministerium erfragt.
Schafft es die Bierpartei tatsächlich auf den Wahlzettel, dann rechnen sich die „Gelben“ durchaus Chancen aus. Andere Kleinparteien könnten dadurch einige Stimmen verlieren. Pogo dazu „Es heißt Wahl, und das impliziert, dass man wählen kann. Wir bereichern die österreichische Politiklandschaft. Wir nehmen niemandem etwas weg. Das würde ja bedeuten, dass jemand einen fixen Anspruch auf Stimmen hätte. Dem ist nicht so.“