Johanna Warda | Ludwig-Maximilians-Universität München (original) (raw)

Papers by Johanna Warda

Research paper thumbnail of Die Traditionsfigur Teufel im Heavy Metal. Geschichte, Funktionen, Transformationen

Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit d... more Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit dem Bösen, dem Dionysischen und dem Sündhaften. Schon im frühen Christentum galten bestimmte Instrumente als "Beiwerk des Teufels", Paganini wurde wegen seines virtuosen Geigenspiels als "Teufelsgeiger" bezeichnet - und Robert Johnson verkaufte laut des Mythos seine Seele zugunsten des Blues an den Teufel. Im 20. Jahrhundert wurde der Teufel zur zentralen Identifikationsfigur einer neuen Art der Populärmusik: des Hard Rocks und Heavy Metals. Der Zugang dieser inzwischen sehr weit ausgefächerten und differenzierten Genres ist sehr vielfältig, und doch zieht sich der Teufel wie ein roter Faden durch alle Bereiche dieser Subkultur. Teufel ist nicht gleich Teufel: verschiedene Subgenres rekontextualisieren die Teufelsfigur auf verschiedene Arten. Er wird neu kombiniert, bewertet und erfüllt völlig neue Funktionen. Welches diese sind, wie es dazu kam und inwiefern es sich dabei noch um den Teufel aus der Bibel handelt, werde ich in dieser Arbeit skizzenhaft erläutern. Dafür werde ich zuerst eine kurze Einführung in die Geschichte des Teufels in der Musik allgemein geben. Anschließend werde ich die Fragen klären, wie und wann der Teufel im Heavy Metal und Hard Rock zur zentralen Identifikationsfigur wurde, um dann auf die drei wichtigsten Traditionslinien des Teufels im Heavy Metal und Hard Rock einzugehen: der Teufel als Horrorelement, als Brecher von Konventionen und als nach wie vor religiöse Figur. Außerdem kommt seit jüngster Zeit eine vierte, neue Dimension dazu: der globalisierte Teufel. Anschließend werde ich einen kurzen Ausblick geben.

Research paper thumbnail of Wahnsinn und Gender in 'Girl, Interrupted

Research paper thumbnail of Die Dating-App "Tinder" im Spiegel der modernen Transformation der Liebe

Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie ... more Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie konzipiert wurde, verbreitet sie sich seither über den ganzen Globus. Inzwischen hat ihr Siegeszug Deutschland - besonders die deutschen Großstädte - erreicht. Sie unterscheidet sich in vielen Punkten von den momentan erfolgreichsten Dating-Apps und –Plattformen. Der große Erfolg der App lässt die Frage aufkommen, wieso ihre Nutzergeneration ausgerechnet auf dieses Konzept so sehr anspringt - und was diese Entwicklung über deren Konzeption der Liebe sowie Partnerschaft und Partnersuche aussagt. In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob und wie der Erfolg von „Tinder“ eine neue Entwicklung im kulturellen Verständnis der Liebe in der Nutzergeneration darstellt. Dafür werde ich zunächst die Transformation der Liebe in der Moderne nach Eva Illouz umreißen, um genauer auf die Bedeutung der Etablierung von Online-Dating in unserer Gesellschaft einzugehen. Danach werde ich die zentralen Unterschiede aufzeigen, die „Tinder“ gegenüber anderen Dating-Portalen vorzuweisen hat. Schließlich versuche ich darzustellen, auf welche Weise die App Rückschlüsse auf die weitere Transformation der Liebe in der Moderne zulässt.

Research paper thumbnail of Was feiern wir an Weihnachten? Sakralisierung des Profanen, Kapitalismus und Gabenökonomie

Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesel... more Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesellschaften längst nicht mehr um ein bloßes Zelebrieren der Geburt Jesu Christi handelt, ist offensichtlich. Der scheinbare Widerspruch zwischen dem christlichen Ursprung des Festes und seiner Verschränkung mit einer hochgradig säkularen Konsumkultur (und ihrer Manifestation in den Akten des Kaufens und Schenkens) wird immer wieder öffentlich diskutiert. Fraglich ist dabei, ob das westliche Weihnachtsfest überhaupt noch als christlicher Feiertag behandelt werden kann, denn die christliche Religion scheint in den meisten der mit Weih- nachten verbundenen Riten und Glaubenssätze keine wirkliche Rolle mehr zu spielen.

Research paper thumbnail of Soldatinnen und "Neue Frauen": weibliches Cross-Dressing während und nach dem Ersten Weltkrieg

Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen d... more Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen dieser weltweiten Katastrophe zu erforschen – vor allem kulturell und sozial. Das Trauma des Erlebnisses des Ersten Weltkrieges zog auch in Bezug auf Geschlechterverhältnisse große Veränderungen und Umwälzungen in einer großen Vielfältigkeit mit sich. Das Trauma der Fronterfahrung brachte Millionen von Männern in eine Identitätskrise, da es unmöglich war, die Vorstellungen der heroischen und furchtlosen Kriegers, das die Propaganda proklamierte, aufrecht zu erhalten. Dies führte unter anderem zu furchtbaren Kriegsneurosen, die unter dem Titel der „Kriegshysterie“ ein Massenphänomen wurden. Einige Männer reagierten auf die Unmöglichkeit des Erfüllens „männlicher Eigenschaften“ mit dem Experimentieren mit Geschlechtergrenzen an der Front und in den Kriegsgefangenenlagern sowie mit homosexuellen Beziehungen, die oft im Kontext der Kameradschaft Akzeptanz fanden. In den Kriegsgefangenenlagern, in denen eine komplette Isolation von Frauen herrschte, spielten Männer im Theater und darüber hinaus Frauenrollen. Einige Männer entdeckten in diesem Kontext ihre eigene Weiblichkeit und Transsexualität, und das Kriegsgefangenenlager wurde zum Schutzraum, in dem in Abwesenheit von Frauen weibliche Erscheinungsformen willkommen waren und Sehnsüchte hervorriefen. Für die daheimgebliebenen Frauen als auch die Frauen an der Front bot der Erste Weltkrieg ebenso eine Neuinterpretation der eigenen Geschlechteridentität. An der Heimatfront erlebten viele Frauen eine vorher nie dagewesene Selbstständigkeit, die zwar nur ein Kriegsprovisorium war, aber im Bewusstsein der Frauen ihre Spuren hinterließ. Einige maskuline Frauen zogen als Männer verkleidet in den Krieg, um in diesem Kontext der eigenen Maskulinität Ausdruck zu verschaffen, ihren „Mann zu stehen“ und trotz und wegen ihrer Maskulinität Ansehen zu bekommen. Einige wurden erst nach ihrem Tod als biologisch weiblich enttarnt. Meine in dieser Hausarbeit untersuchte These besagt, dass von der weitläufgen Krise der Männlichkeit nach dem Ersten Weltkrieg die Weiblichkeit nicht unangetastet blieb. Letztlich löste die Abwesenheit des jeweils anderen Geschlechts auf beiden Seiten Prozesse aus, die in der Nachkriegskultur in Deutschland und in der ganzen Welt neue Geschlechterkonstitutionen nach sich zog. Man kann daher auf Seite der Frauen von einer Art Simultanphänomen sprechen: Während das heroische und dominante Bild des Mannes durch die Kriegserfahrung nicht mehr gültig bleiben konnte, drängte diese Veränderung das weibliche Geschlechtes weg vom bloßen Femininen, und Frauen experimentierten in höherem Maße mit Maskulinität. Sehr deutlich zeigt sich das in der Modeerscheinung der „Neuen Frau“ und der „Vermännlichten Frau“, die vor allem in Berlin der Zwanziger Jahre im Zentrum gesellschaftlicher Diskussion stand. Ich sehe diese Modeerscheinung in der Weimarer Republik in einer Linie mit der Erfahrung des Ersten Weltkrieges sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Seite und werde versuchen aufzuzeigen, dass die „Neue Frau“ ein zentraler Indikator für den Zusammenbruch alter Geschlechterrollen in dieser Zeit ist und wie der Krieg die „alte Ordnung“ auch im Sinne der Geschlechterverhältnisse zum Einsturz brachte. Ich werde im Folgenden zuerst das Phänomen auf männlicher Seite beleuchten: wie der Krieg die Männlichkeit in eine Identitätskrise stürzte und Männer sich in diesem Kontext dem Femininen zuwandten. Danach gebe ich eine Einleitung in die Geschichte weiblichen Cross- Dressings und der maskulinen Frau im Allgemeinen. Es folgt ein Überblick über die verschiedenen neuen Erfahrungen von Frauen im Ersten Weltkrieg, mit besonderem Augenmerk auf die Folge der Abwesenheit der Männer. Zuletzt folgt eine Analyse des Kulturphänomens der „Vermännlichung der Frau“ in der Kultur der Weimarer Republik. Auch, wenn die Geschichte maskuliner Frauen in der von mir untersuchten Zeitspanne nicht ohne homosexuelle und transsexuelle Partizipation zu denken ist, spreche ich im Folgenden (falls nicht anders gekennzeichnet) von heterosexuellen Frauen, die die Darstellung männlich konnotierter Kleidung und Manier aus von Sexualität weitläufig entkoppelten Gründen genießen. Gerade in den Zwanziger Jahren hat sich gezeigt, dass die Darstellung maskuliner Manier nicht zwingend mit der tatsächlichen, sexuell-körperlichen Identifkation mit dem anderen Geschlecht einher gehen muss, sondern als breites Modephänomen Frauen verschiedenster Sexuualität, Schichten und Hintergründe ansprach. Cross-Dressing zeigt sich als ein Ausdruck sich verschiebender und sich wandelnder Geschlechtergrenzen - eine Folge des Traumas des Ersten Weltkrieges und daraus entstehender gesellschaftlicher Wünsche und Ängste, befeuert von der Erfahrung der Abwesenheit des anderen Geschlechtes während des Krieges.

Research paper thumbnail of The Final Woman: Der Wandel von Femininität und Gender im Slasher am Beispiel von Halloween

Research paper thumbnail of Post-Internet Romance. Die Transformation der Liebesmythologie in der Gegenwart

Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind... more Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind in der reflexiven Moderne immer komplexeren und zunehmend widersprüchlichen Transformationen unterworfen. Die These dieser Arbeit lautet, dass das Eindringen des Internets in die romantische Sphäre diese Widersprüchlichkeit in hohem Maße radikalisiert.

Research paper thumbnail of Ausnahmezustand, Mediendesaster und digitaler Humor: 9/11-Memes als humoristische Zäsur in der Mediengeschichte

Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine ... more Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine davon ist Humor. Seit dem frühen 20. Jahrhundert beschäftigen sich Volkskundler*innen mit den entstehenden Witzezyklen nach Tragödien. Seit der Entstehung der Massenmedien können sogenannte Disaster Jokes (im Folgenden werden aufgrund der englischen Literatur einie englische Begriffe benutzt, um keine Sinnverfälschung vorzunehmen) ganz neue Dimensionen annehmen und verbreiten sich unter neuen Bedingungen. Medial vermittelte Tragödien können eine große Anzahl nicht unmittelbar betroffener Rezipienten erreichen. Was sind die Funktionen solcher Witze? Handelt es sich bei ihnen um einen bloßen Ausdruck des Wunsches nach Comic Relief und der Traumabewältigung oder gibt es weitere Ambivalenzen, die dieser 'kranke Humor' in der medialisierten Welt adressiert? Die Anschläge vom 11. September stellen nicht nur eine historische Zäsur dar, sie fanden auch zu einer mediengeschichtlichen Umbruchszeit statt. Sie markieren das erste globale Mediendesaster. Die Bilder des Terrors gingen in Echtzeit um die ganze Welt. Dass sie dabei zwischen Werbe- und Entertainmentaspekten platziert wurden, allgemein an einen Hollywood-Blockbuster erinnerten und so montiert wurden, dass bestimmte Emotionen der Trauer hervorgerufen werden sollten, sorgte für ein Ambivalenzgefühl bei den Rezipienten. Welche Rolle spielt diese Ambivalenz beim humoristischen Umgang mit 9/11? 9/11 markiert außerdem die erste globale Katastrophe im Internetzeitalter. Die Anschläge kennzeichnen die erste Tragödie, bei der der offiziellen Berichterstattung in den Massenmedien eine Gegenöffentlichkeit entgegengesetzt werden konnte, die keiner Montage und keiner Zensur ausgesetzt war: Die Internet-Community. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es die Möglichkeit einer Echtzeitreaktion auf eine Tragödie in einem virtuellen, global vernetzten Raum. Heute sind Reaktionen auf öffentliche Katastrophen im Internet ganz normal – 9/11 jedoch war die Premiere. Gelten für den virtuellen Raum dieselben Regeln der Reaktion auf Tragödien wie für den realen? Welche Rolle spielt die Anonymität im Netz? Die virtuelle Gegenöffentlichkeit ermöglichte neue Kommunikationsformen und damit auch neue Witze-Genres. Mit Internet-Memes – humoristischen Inhalten in Text-, Bild- oder Videoform – entstand ein neues Genre, dessen Relevanz bis zum heutigen Tag weiter zunimmt. Was ist ein Meme und wie funktioniert es? Was macht ein erfolgreiches Meme aus? Der Einzug von Disaster Jokes in die virtuelle Sphäre war eine logische Folge der neuen Umstände. Der analoge, verbal vermittelte Disaster Joke durchlief beim Einzug in den virtuellen Raum eine Transformation: Er wurde zum Disaster Meme und damit vor allem visuell. Nach 9/11 bildete sich im Internet ein ganzer Witzekomplex rund um die Anschläge, der in verschiedenen Wellen auftrat und Rückschlüsse auf die Art und Weise zulässt, wie Desaster-Humor im Internet funktioniert. Kann man den digitalen Witzezyklus rund um 9/11 als humoristische Zäsur in der Mediengeschichte verstehen? War er der Beginn einer seither üblichen, humoristischen Umgangsweise mit Tragödien im virtuellen Raum, die ein durch die Massenmedien entstehendes emotionales Vakuum adressieren kann? Und wie entwickelte sich das Genre Disaster Meme seither weiter?

Research paper thumbnail of Was feiern wir an Weihnachten? Sakralisierung des Profanen, Kapitalismus und Gabenökonomie

Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesel... more Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesellschaften längst nicht mehr um ein bloßes Zelebrieren der Geburt Jesu Christi handelt, ist offensichtlich. Der scheinbare Widerspruch zwischen dem christlichen Ursprung des Festes und seiner Verschränkung mit einer hochgradig säkularen Konsumkultur (und ihrer Manifestation in den Akten des Kaufens und Schenkens) wird immer wieder öffentlich diskutiert. Fraglich ist dabei, ob das westliche Weihnachtsfest überhaupt noch als christlicher Feiertag behandelt werden kann, denn die christliche Religion scheint in den meisten der mit Weih- nachten verbundenen Riten und Glaubenssätze keine wirkliche Rolle mehr zu spielen.

Research paper thumbnail of Ausnahmezustand, Mediendesaster und digitaler Humor:  9/11-Memes als humoristische Zäsur  in der Mediengeschichte

Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine ... more Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine davon ist Humor. Seit dem frühen 20. Jahrhundert beschäftigen sich Volkskundler*innen mit den entstehenden Witzezyklen nach Tragödien. Seit der Entstehung der Massenmedien können sogenannte Disaster Jokes (im Folgenden werden aufgrund der englischen Literatur einie englische Begriffe benutzt, um keine Sinnverfälschung vorzunehmen) ganz neue Dimensionen annehmen und verbreiten sich unter neuen Bedingungen. Medial vermittelte Tragödien können eine große Anzahl nicht unmittelbar betroffener Rezipienten erreichen. Was sind die Funktionen solcher Witze? Handelt es sich bei ihnen um einen bloßen Ausdruck des Wunsches nach Comic Relief und der Traumabewältigung oder gibt es weitere Ambivalenzen, die dieser 'kranke Humor' in der medialisierten Welt adressiert?
Die Anschläge vom 11. September stellen nicht nur eine historische Zäsur dar, sie fanden auch zu einer mediengeschichtlichen Umbruchszeit statt. Sie markieren das erste globale Mediendesaster. Die Bilder des Terrors gingen in Echtzeit um die ganze Welt. Dass sie dabei zwischen Werbe- und Entertainmentaspekten platziert wurden, allgemein an einen Hollywood-Blockbuster erinnerten und so montiert wurden, dass bestimmte Emotionen der Trauer hervorgerufen werden sollten, sorgte für ein Ambivalenzgefühl bei den Rezipienten. Welche Rolle spielt diese Ambivalenz beim humoristischen Umgang mit 9/11?
9/11 markiert außerdem die erste globale Katastrophe im Internetzeitalter. Die Anschläge kennzeichnen die erste Tragödie, bei der der offiziellen Berichterstattung in den Massenmedien eine Gegenöffentlichkeit entgegengesetzt werden konnte, die keiner Montage und keiner Zensur ausgesetzt war: Die Internet-Community. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es die Möglichkeit einer Echtzeitreaktion auf eine Tragödie in einem virtuellen, global vernetzten Raum. Heute sind Reaktionen auf öffentliche Katastrophen im Internet ganz normal – 9/11 jedoch war die Premiere. Gelten für den virtuellen Raum dieselben Regeln der Reaktion auf Tragödien wie für den realen? Welche Rolle spielt die Anonymität im Netz?
Die virtuelle Gegenöffentlichkeit ermöglichte neue Kommunikationsformen und damit auch neue Witze-Genres. Mit Internet-Memes – humoristischen Inhalten in Text-, Bild- oder Videoform – entstand ein neues Genre, dessen Relevanz bis zum heutigen Tag weiter zunimmt. Was ist ein Meme und wie funktioniert es? Was macht ein erfolgreiches Meme aus?
Der Einzug von Disaster Jokes in die virtuelle Sphäre war eine logische Folge der neuen Umstände. Der analoge, verbal vermittelte Disaster Joke durchlief beim Einzug in den virtuellen Raum eine Transformation: Er wurde zum Disaster Meme und damit vor allem visuell. Nach 9/11 bildete sich im Internet ein ganzer Witzekomplex rund um die Anschläge, der in verschiedenen Wellen auftrat und Rückschlüsse auf die Art und Weise zulässt, wie Desaster-Humor im Internet funktioniert. Kann man den digitalen Witzezyklus rund um 9/11 als humoristische Zäsur in der Mediengeschichte verstehen? War er der Beginn einer seither üblichen, humoristischen Umgangsweise mit Tragödien im virtuellen Raum, die ein durch die Massenmedien entstehendes emotionales Vakuum adressieren kann? Und wie entwickelte sich das Genre Disaster Meme seither weiter?

Research paper thumbnail of Post Internet Romance. Die Transformation der Liebesmythologie in der Gegenwart

Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind... more Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind in der reflexiven Moderne immer komplexeren und zunehmend widersprüchlichen Transformationen unterworfen. Die These dieser Arbeit lautet, dass das Eindringen des Internets in die romantische Sphäre diese Widersprüchlichkeit in hohem Maße radikalisiert.

Research paper thumbnail of Soldatinnen und „Neue Frauen“: weibliches Cross-Dressing während und nach dem Ersten Weltkrieg

Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen d... more Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen dieser weltweiten Katastrophe zu erforschen – vor allem kulturell und sozial. Das Trauma des Erlebnisses des Ersten Weltkrieges zog auch in Bezug auf Geschlechterverhältnisse große Veränderungen und Umwälzungen in einer großen Vielfältigkeit mit sich. Das Trauma der Fronterfahrung brachte Millionen von Männern in eine Identitätskrise, da es unmöglich war, die Vorstellungen der heroischen und furchtlosen Kriegers, das die Propaganda proklamierte, aufrecht zu erhalten. Dies führte unter anderem zu furchtbaren Kriegsneurosen, die unter dem Titel der „Kriegshysterie“ ein Massenphänomen wurden. Einige Männer reagierten auf die Unmöglichkeit des Erfüllens „männlicher Eigenschaften“ mit dem Experimentieren mit Geschlechtergrenzen an der Front und in den Kriegsgefangenenlagern sowie mit homosexuellen Beziehungen, die oft im Kontext der Kameradschaft Akzeptanz fanden. In den Kriegsgefangenenlagern, in denen eine komplette Isolation von Frauen herrschte, spielten Männer im Theater und darüber hinaus Frauenrollen. Einige Männer entdeckten in diesem Kontext ihre eigene Weiblichkeit und Transsexualität, und das Kriegsgefangenenlager wurde zum Schutzraum, in dem in Abwesenheit von Frauen weibliche Erscheinungsformen willkommen waren und Sehnsüchte hervorriefen.
Für die daheimgebliebenen Frauen als auch die Frauen an der Front bot der Erste Weltkrieg ebenso eine Neuinterpretation der eigenen Geschlechteridentität. An der Heimatfront erlebten viele Frauen eine vorher nie dagewesene Selbstständigkeit, die zwar nur ein Kriegsprovisorium war, aber im Bewusstsein der Frauen ihre Spuren hinterließ. Einige maskuline Frauen zogen als Männer verkleidet in den Krieg, um in diesem Kontext der eigenen Maskulinität Ausdruck zu verschaffen, ihren „Mann zu stehen“ und trotz und wegen ihrer Maskulinität Ansehen zu bekommen. Einige wurden erst nach ihrem Tod als biologisch weiblich enttarnt.
Meine in dieser Hausarbeit untersuchte These besagt, dass von der weitläufgen Krise der Männlichkeit nach dem Ersten Weltkrieg die Weiblichkeit nicht unangetastet blieb. Letztlich löste die Abwesenheit des jeweils anderen Geschlechts auf beiden Seiten Prozesse aus, die in der Nachkriegskultur in Deutschland und in der ganzen Welt neue Geschlechterkonstitutionen nach sich zog. Man kann daher auf Seite der Frauen von einer Art Simultanphänomen sprechen: Während das heroische und dominante Bild des Mannes durch die Kriegserfahrung nicht mehr gültig bleiben konnte, drängte diese Veränderung das weibliche Geschlechtes weg vom bloßen Femininen, und Frauen experimentierten in
höherem Maße mit Maskulinität. Sehr deutlich zeigt sich das in der Modeerscheinung der „Neuen Frau“ und der „Vermännlichten Frau“, die vor allem in Berlin der Zwanziger Jahre im Zentrum gesellschaftlicher Diskussion stand. Ich sehe diese Modeerscheinung in der Weimarer Republik in einer Linie mit der Erfahrung des Ersten Weltkrieges sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Seite und werde versuchen aufzuzeigen, dass die „Neue Frau“ ein zentraler Indikator für den Zusammenbruch alter Geschlechterrollen in dieser Zeit ist und wie der Krieg die „alte Ordnung“ auch im Sinne der Geschlechterverhältnisse zum Einsturz brachte.
Ich werde im Folgenden zuerst das Phänomen auf männlicher Seite beleuchten: wie der Krieg die Männlichkeit in eine Identitätskrise stürzte und Männer sich in diesem Kontext dem Femininen zuwandten. Danach gebe ich eine Einleitung in die Geschichte weiblichen Cross- Dressings und der maskulinen Frau im Allgemeinen. Es folgt ein Überblick über die verschiedenen neuen Erfahrungen von Frauen im Ersten Weltkrieg, mit besonderem Augenmerk auf die Folge der Abwesenheit der Männer. Zuletzt folgt eine Analyse des Kulturphänomens der „Vermännlichung der Frau“ in der Kultur der Weimarer Republik.
Auch, wenn die Geschichte maskuliner Frauen in der von mir untersuchten Zeitspanne nicht ohne homosexuelle und transsexuelle Partizipation zu denken ist, spreche ich im Folgenden (falls nicht anders gekennzeichnet) von heterosexuellen Frauen, die die Darstellung männlich konnotierter Kleidung und Manier aus von Sexualität weitläufig entkoppelten Gründen genießen. Gerade in den Zwanziger Jahren hat sich gezeigt, dass die Darstellung maskuliner Manier nicht zwingend mit der tatsächlichen, sexuell-körperlichen Identifkation mit dem anderen Geschlecht einher gehen muss, sondern als breites Modephänomen Frauen verschiedenster Sexuualität, Schichten und Hintergründe ansprach. Cross-Dressing zeigt sich als ein Ausdruck sich verschiebender und sich wandelnder Geschlechtergrenzen - eine Folge des Traumas des Ersten Weltkrieges und daraus entstehender gesellschaftlicher Wünsche und Ängste, befeuert von der Erfahrung der Abwesenheit des anderen Geschlechtes während des Krieges.

Research paper thumbnail of Die Traditionsfigur Teufel im Heavy Metal. Geschichte, Funktionen, Transformationen

Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit ... more Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit dem Bösen, dem Dionysischen und dem Sündhaften. Schon im frühen Christentum galten bestimmte Instrumente als "Beiwerk des Teufels", Paganini wurde wegen seines virtuosen Geigenspiels als "Teufelsgeiger" bezeichnet - und Robert Johnson verkaufte laut des Mythos seine Seele zugunsten des Blues an den Teufel.
Im 20. Jahrhundert wurde der Teufel zur zentralen Identifikationsfigur einer neuen Art der Populärmusik: des Hard Rocks und Heavy Metals. Der Zugang dieser inzwischen sehr weit ausgefächerten und differenzierten Genres ist sehr vielfältig, und doch zieht sich der Teufel wie ein roter Faden durch alle Bereiche dieser Subkultur. Teufel ist nicht gleich Teufel: verschiedene Subgenres rekontextualisieren die Teufelsfigur auf verschiedene Arten. Er wird neu kombiniert, bewertet und erfüllt völlig neue Funktionen. Welches diese sind, wie es dazu kam und inwiefern es sich dabei noch um den Teufel aus der Bibel handelt, werde ich in dieser Arbeit skizzenhaft erläutern.
Dafür werde ich zuerst eine kurze Einführung in die Geschichte des Teufels in der Musik allgemein geben. Anschließend werde ich die Fragen klären, wie und wann der Teufel im Heavy Metal und Hard Rock zur zentralen Identifikationsfigur wurde, um dann auf die drei wichtigsten Traditionslinien des Teufels im Heavy Metal und Hard Rock einzugehen: der Teufel als Horrorelement, als Brecher von Konventionen und als nach wie vor religiöse Figur. Außerdem kommt seit jüngster Zeit eine vierte, neue Dimension dazu: der globalisierte Teufel. Anschließend werde ich einen kurzen Ausblick geben.

Research paper thumbnail of Die Dating-App " Tinder " im Spiegel der modernen Transformation der Liebe

Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie konzipiert wurde, ... more Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie konzipiert wurde, verbreitet sie sich seither über den ganzen Globus. Inzwischen hat ihr Siegeszug Deutschland - besonders die deutschen Großstädte - erreicht. Sie unterscheidet sich in vielen Punkten von den momentan erfolgreichsten Dating-Apps und –Plattformen. Der große Erfolg der App lässt die Frage aufkommen, wieso ihre Nutzergeneration ausgerechnet auf dieses Konzept so sehr anspringt - und was diese Entwicklung über deren Konzeption der Liebe sowie Partnerschaft und Partnersuche aussagt.
In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob und wie der Erfolg von „Tinder“ eine neue Entwicklung im kulturellen Verständnis der Liebe in der Nutzergeneration darstellt.
Dafür werde ich zunächst die Transformation der Liebe in der Moderne nach Eva Illouz umreißen, um genauer auf die Bedeutung der Etablierung von Online-Dating in unserer Gesellschaft einzugehen. Danach werde ich die zentralen Unterschiede aufzeigen, die „Tinder“ gegenüber anderen Dating-Portalen vorzuweisen hat. Schließlich versuche ich darzustellen, auf welche Weise die App Rückschlüsse auf die weitere Transformation der Liebe in der Moderne zulässt.

Research paper thumbnail of Die Traditionsfigur Teufel im Heavy Metal. Geschichte, Funktionen, Transformationen

Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit d... more Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit dem Bösen, dem Dionysischen und dem Sündhaften. Schon im frühen Christentum galten bestimmte Instrumente als "Beiwerk des Teufels", Paganini wurde wegen seines virtuosen Geigenspiels als "Teufelsgeiger" bezeichnet - und Robert Johnson verkaufte laut des Mythos seine Seele zugunsten des Blues an den Teufel. Im 20. Jahrhundert wurde der Teufel zur zentralen Identifikationsfigur einer neuen Art der Populärmusik: des Hard Rocks und Heavy Metals. Der Zugang dieser inzwischen sehr weit ausgefächerten und differenzierten Genres ist sehr vielfältig, und doch zieht sich der Teufel wie ein roter Faden durch alle Bereiche dieser Subkultur. Teufel ist nicht gleich Teufel: verschiedene Subgenres rekontextualisieren die Teufelsfigur auf verschiedene Arten. Er wird neu kombiniert, bewertet und erfüllt völlig neue Funktionen. Welches diese sind, wie es dazu kam und inwiefern es sich dabei noch um den Teufel aus der Bibel handelt, werde ich in dieser Arbeit skizzenhaft erläutern. Dafür werde ich zuerst eine kurze Einführung in die Geschichte des Teufels in der Musik allgemein geben. Anschließend werde ich die Fragen klären, wie und wann der Teufel im Heavy Metal und Hard Rock zur zentralen Identifikationsfigur wurde, um dann auf die drei wichtigsten Traditionslinien des Teufels im Heavy Metal und Hard Rock einzugehen: der Teufel als Horrorelement, als Brecher von Konventionen und als nach wie vor religiöse Figur. Außerdem kommt seit jüngster Zeit eine vierte, neue Dimension dazu: der globalisierte Teufel. Anschließend werde ich einen kurzen Ausblick geben.

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Research paper thumbnail of Die Dating-App "Tinder" im Spiegel der modernen Transformation der Liebe

Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie ... more Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie konzipiert wurde, verbreitet sie sich seither über den ganzen Globus. Inzwischen hat ihr Siegeszug Deutschland - besonders die deutschen Großstädte - erreicht. Sie unterscheidet sich in vielen Punkten von den momentan erfolgreichsten Dating-Apps und –Plattformen. Der große Erfolg der App lässt die Frage aufkommen, wieso ihre Nutzergeneration ausgerechnet auf dieses Konzept so sehr anspringt - und was diese Entwicklung über deren Konzeption der Liebe sowie Partnerschaft und Partnersuche aussagt. In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob und wie der Erfolg von „Tinder“ eine neue Entwicklung im kulturellen Verständnis der Liebe in der Nutzergeneration darstellt. Dafür werde ich zunächst die Transformation der Liebe in der Moderne nach Eva Illouz umreißen, um genauer auf die Bedeutung der Etablierung von Online-Dating in unserer Gesellschaft einzugehen. Danach werde ich die zentralen Unterschiede aufzeigen, die „Tinder“ gegenüber anderen Dating-Portalen vorzuweisen hat. Schließlich versuche ich darzustellen, auf welche Weise die App Rückschlüsse auf die weitere Transformation der Liebe in der Moderne zulässt.

Research paper thumbnail of Was feiern wir an Weihnachten? Sakralisierung des Profanen, Kapitalismus und Gabenökonomie

Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesel... more Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesellschaften längst nicht mehr um ein bloßes Zelebrieren der Geburt Jesu Christi handelt, ist offensichtlich. Der scheinbare Widerspruch zwischen dem christlichen Ursprung des Festes und seiner Verschränkung mit einer hochgradig säkularen Konsumkultur (und ihrer Manifestation in den Akten des Kaufens und Schenkens) wird immer wieder öffentlich diskutiert. Fraglich ist dabei, ob das westliche Weihnachtsfest überhaupt noch als christlicher Feiertag behandelt werden kann, denn die christliche Religion scheint in den meisten der mit Weih- nachten verbundenen Riten und Glaubenssätze keine wirkliche Rolle mehr zu spielen.

Research paper thumbnail of Soldatinnen und "Neue Frauen": weibliches Cross-Dressing während und nach dem Ersten Weltkrieg

Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen d... more Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen dieser weltweiten Katastrophe zu erforschen – vor allem kulturell und sozial. Das Trauma des Erlebnisses des Ersten Weltkrieges zog auch in Bezug auf Geschlechterverhältnisse große Veränderungen und Umwälzungen in einer großen Vielfältigkeit mit sich. Das Trauma der Fronterfahrung brachte Millionen von Männern in eine Identitätskrise, da es unmöglich war, die Vorstellungen der heroischen und furchtlosen Kriegers, das die Propaganda proklamierte, aufrecht zu erhalten. Dies führte unter anderem zu furchtbaren Kriegsneurosen, die unter dem Titel der „Kriegshysterie“ ein Massenphänomen wurden. Einige Männer reagierten auf die Unmöglichkeit des Erfüllens „männlicher Eigenschaften“ mit dem Experimentieren mit Geschlechtergrenzen an der Front und in den Kriegsgefangenenlagern sowie mit homosexuellen Beziehungen, die oft im Kontext der Kameradschaft Akzeptanz fanden. In den Kriegsgefangenenlagern, in denen eine komplette Isolation von Frauen herrschte, spielten Männer im Theater und darüber hinaus Frauenrollen. Einige Männer entdeckten in diesem Kontext ihre eigene Weiblichkeit und Transsexualität, und das Kriegsgefangenenlager wurde zum Schutzraum, in dem in Abwesenheit von Frauen weibliche Erscheinungsformen willkommen waren und Sehnsüchte hervorriefen. Für die daheimgebliebenen Frauen als auch die Frauen an der Front bot der Erste Weltkrieg ebenso eine Neuinterpretation der eigenen Geschlechteridentität. An der Heimatfront erlebten viele Frauen eine vorher nie dagewesene Selbstständigkeit, die zwar nur ein Kriegsprovisorium war, aber im Bewusstsein der Frauen ihre Spuren hinterließ. Einige maskuline Frauen zogen als Männer verkleidet in den Krieg, um in diesem Kontext der eigenen Maskulinität Ausdruck zu verschaffen, ihren „Mann zu stehen“ und trotz und wegen ihrer Maskulinität Ansehen zu bekommen. Einige wurden erst nach ihrem Tod als biologisch weiblich enttarnt. Meine in dieser Hausarbeit untersuchte These besagt, dass von der weitläufgen Krise der Männlichkeit nach dem Ersten Weltkrieg die Weiblichkeit nicht unangetastet blieb. Letztlich löste die Abwesenheit des jeweils anderen Geschlechts auf beiden Seiten Prozesse aus, die in der Nachkriegskultur in Deutschland und in der ganzen Welt neue Geschlechterkonstitutionen nach sich zog. Man kann daher auf Seite der Frauen von einer Art Simultanphänomen sprechen: Während das heroische und dominante Bild des Mannes durch die Kriegserfahrung nicht mehr gültig bleiben konnte, drängte diese Veränderung das weibliche Geschlechtes weg vom bloßen Femininen, und Frauen experimentierten in höherem Maße mit Maskulinität. Sehr deutlich zeigt sich das in der Modeerscheinung der „Neuen Frau“ und der „Vermännlichten Frau“, die vor allem in Berlin der Zwanziger Jahre im Zentrum gesellschaftlicher Diskussion stand. Ich sehe diese Modeerscheinung in der Weimarer Republik in einer Linie mit der Erfahrung des Ersten Weltkrieges sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Seite und werde versuchen aufzuzeigen, dass die „Neue Frau“ ein zentraler Indikator für den Zusammenbruch alter Geschlechterrollen in dieser Zeit ist und wie der Krieg die „alte Ordnung“ auch im Sinne der Geschlechterverhältnisse zum Einsturz brachte. Ich werde im Folgenden zuerst das Phänomen auf männlicher Seite beleuchten: wie der Krieg die Männlichkeit in eine Identitätskrise stürzte und Männer sich in diesem Kontext dem Femininen zuwandten. Danach gebe ich eine Einleitung in die Geschichte weiblichen Cross- Dressings und der maskulinen Frau im Allgemeinen. Es folgt ein Überblick über die verschiedenen neuen Erfahrungen von Frauen im Ersten Weltkrieg, mit besonderem Augenmerk auf die Folge der Abwesenheit der Männer. Zuletzt folgt eine Analyse des Kulturphänomens der „Vermännlichung der Frau“ in der Kultur der Weimarer Republik. Auch, wenn die Geschichte maskuliner Frauen in der von mir untersuchten Zeitspanne nicht ohne homosexuelle und transsexuelle Partizipation zu denken ist, spreche ich im Folgenden (falls nicht anders gekennzeichnet) von heterosexuellen Frauen, die die Darstellung männlich konnotierter Kleidung und Manier aus von Sexualität weitläufig entkoppelten Gründen genießen. Gerade in den Zwanziger Jahren hat sich gezeigt, dass die Darstellung maskuliner Manier nicht zwingend mit der tatsächlichen, sexuell-körperlichen Identifkation mit dem anderen Geschlecht einher gehen muss, sondern als breites Modephänomen Frauen verschiedenster Sexuualität, Schichten und Hintergründe ansprach. Cross-Dressing zeigt sich als ein Ausdruck sich verschiebender und sich wandelnder Geschlechtergrenzen - eine Folge des Traumas des Ersten Weltkrieges und daraus entstehender gesellschaftlicher Wünsche und Ängste, befeuert von der Erfahrung der Abwesenheit des anderen Geschlechtes während des Krieges.

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Research paper thumbnail of Post-Internet Romance. Die Transformation der Liebesmythologie in der Gegenwart

Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind... more Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind in der reflexiven Moderne immer komplexeren und zunehmend widersprüchlichen Transformationen unterworfen. Die These dieser Arbeit lautet, dass das Eindringen des Internets in die romantische Sphäre diese Widersprüchlichkeit in hohem Maße radikalisiert.

Research paper thumbnail of Ausnahmezustand, Mediendesaster und digitaler Humor: 9/11-Memes als humoristische Zäsur in der Mediengeschichte

Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine ... more Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine davon ist Humor. Seit dem frühen 20. Jahrhundert beschäftigen sich Volkskundler*innen mit den entstehenden Witzezyklen nach Tragödien. Seit der Entstehung der Massenmedien können sogenannte Disaster Jokes (im Folgenden werden aufgrund der englischen Literatur einie englische Begriffe benutzt, um keine Sinnverfälschung vorzunehmen) ganz neue Dimensionen annehmen und verbreiten sich unter neuen Bedingungen. Medial vermittelte Tragödien können eine große Anzahl nicht unmittelbar betroffener Rezipienten erreichen. Was sind die Funktionen solcher Witze? Handelt es sich bei ihnen um einen bloßen Ausdruck des Wunsches nach Comic Relief und der Traumabewältigung oder gibt es weitere Ambivalenzen, die dieser 'kranke Humor' in der medialisierten Welt adressiert? Die Anschläge vom 11. September stellen nicht nur eine historische Zäsur dar, sie fanden auch zu einer mediengeschichtlichen Umbruchszeit statt. Sie markieren das erste globale Mediendesaster. Die Bilder des Terrors gingen in Echtzeit um die ganze Welt. Dass sie dabei zwischen Werbe- und Entertainmentaspekten platziert wurden, allgemein an einen Hollywood-Blockbuster erinnerten und so montiert wurden, dass bestimmte Emotionen der Trauer hervorgerufen werden sollten, sorgte für ein Ambivalenzgefühl bei den Rezipienten. Welche Rolle spielt diese Ambivalenz beim humoristischen Umgang mit 9/11? 9/11 markiert außerdem die erste globale Katastrophe im Internetzeitalter. Die Anschläge kennzeichnen die erste Tragödie, bei der der offiziellen Berichterstattung in den Massenmedien eine Gegenöffentlichkeit entgegengesetzt werden konnte, die keiner Montage und keiner Zensur ausgesetzt war: Die Internet-Community. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es die Möglichkeit einer Echtzeitreaktion auf eine Tragödie in einem virtuellen, global vernetzten Raum. Heute sind Reaktionen auf öffentliche Katastrophen im Internet ganz normal – 9/11 jedoch war die Premiere. Gelten für den virtuellen Raum dieselben Regeln der Reaktion auf Tragödien wie für den realen? Welche Rolle spielt die Anonymität im Netz? Die virtuelle Gegenöffentlichkeit ermöglichte neue Kommunikationsformen und damit auch neue Witze-Genres. Mit Internet-Memes – humoristischen Inhalten in Text-, Bild- oder Videoform – entstand ein neues Genre, dessen Relevanz bis zum heutigen Tag weiter zunimmt. Was ist ein Meme und wie funktioniert es? Was macht ein erfolgreiches Meme aus? Der Einzug von Disaster Jokes in die virtuelle Sphäre war eine logische Folge der neuen Umstände. Der analoge, verbal vermittelte Disaster Joke durchlief beim Einzug in den virtuellen Raum eine Transformation: Er wurde zum Disaster Meme und damit vor allem visuell. Nach 9/11 bildete sich im Internet ein ganzer Witzekomplex rund um die Anschläge, der in verschiedenen Wellen auftrat und Rückschlüsse auf die Art und Weise zulässt, wie Desaster-Humor im Internet funktioniert. Kann man den digitalen Witzezyklus rund um 9/11 als humoristische Zäsur in der Mediengeschichte verstehen? War er der Beginn einer seither üblichen, humoristischen Umgangsweise mit Tragödien im virtuellen Raum, die ein durch die Massenmedien entstehendes emotionales Vakuum adressieren kann? Und wie entwickelte sich das Genre Disaster Meme seither weiter?

Research paper thumbnail of Was feiern wir an Weihnachten? Sakralisierung des Profanen, Kapitalismus und Gabenökonomie

Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesel... more Was feiern wir an Weihnachten? Dass es sich bei dem christlichen Feiertag in den westlichen Gesellschaften längst nicht mehr um ein bloßes Zelebrieren der Geburt Jesu Christi handelt, ist offensichtlich. Der scheinbare Widerspruch zwischen dem christlichen Ursprung des Festes und seiner Verschränkung mit einer hochgradig säkularen Konsumkultur (und ihrer Manifestation in den Akten des Kaufens und Schenkens) wird immer wieder öffentlich diskutiert. Fraglich ist dabei, ob das westliche Weihnachtsfest überhaupt noch als christlicher Feiertag behandelt werden kann, denn die christliche Religion scheint in den meisten der mit Weih- nachten verbundenen Riten und Glaubenssätze keine wirkliche Rolle mehr zu spielen.

Research paper thumbnail of Ausnahmezustand, Mediendesaster und digitaler Humor:  9/11-Memes als humoristische Zäsur  in der Mediengeschichte

Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine ... more Es gibt verschiedene Methoden, mit Ausnahmezuständen, Katastrophen und Tragödien umzugehen. Eine davon ist Humor. Seit dem frühen 20. Jahrhundert beschäftigen sich Volkskundler*innen mit den entstehenden Witzezyklen nach Tragödien. Seit der Entstehung der Massenmedien können sogenannte Disaster Jokes (im Folgenden werden aufgrund der englischen Literatur einie englische Begriffe benutzt, um keine Sinnverfälschung vorzunehmen) ganz neue Dimensionen annehmen und verbreiten sich unter neuen Bedingungen. Medial vermittelte Tragödien können eine große Anzahl nicht unmittelbar betroffener Rezipienten erreichen. Was sind die Funktionen solcher Witze? Handelt es sich bei ihnen um einen bloßen Ausdruck des Wunsches nach Comic Relief und der Traumabewältigung oder gibt es weitere Ambivalenzen, die dieser 'kranke Humor' in der medialisierten Welt adressiert?
Die Anschläge vom 11. September stellen nicht nur eine historische Zäsur dar, sie fanden auch zu einer mediengeschichtlichen Umbruchszeit statt. Sie markieren das erste globale Mediendesaster. Die Bilder des Terrors gingen in Echtzeit um die ganze Welt. Dass sie dabei zwischen Werbe- und Entertainmentaspekten platziert wurden, allgemein an einen Hollywood-Blockbuster erinnerten und so montiert wurden, dass bestimmte Emotionen der Trauer hervorgerufen werden sollten, sorgte für ein Ambivalenzgefühl bei den Rezipienten. Welche Rolle spielt diese Ambivalenz beim humoristischen Umgang mit 9/11?
9/11 markiert außerdem die erste globale Katastrophe im Internetzeitalter. Die Anschläge kennzeichnen die erste Tragödie, bei der der offiziellen Berichterstattung in den Massenmedien eine Gegenöffentlichkeit entgegengesetzt werden konnte, die keiner Montage und keiner Zensur ausgesetzt war: Die Internet-Community. Zum ersten Mal in der Geschichte gab es die Möglichkeit einer Echtzeitreaktion auf eine Tragödie in einem virtuellen, global vernetzten Raum. Heute sind Reaktionen auf öffentliche Katastrophen im Internet ganz normal – 9/11 jedoch war die Premiere. Gelten für den virtuellen Raum dieselben Regeln der Reaktion auf Tragödien wie für den realen? Welche Rolle spielt die Anonymität im Netz?
Die virtuelle Gegenöffentlichkeit ermöglichte neue Kommunikationsformen und damit auch neue Witze-Genres. Mit Internet-Memes – humoristischen Inhalten in Text-, Bild- oder Videoform – entstand ein neues Genre, dessen Relevanz bis zum heutigen Tag weiter zunimmt. Was ist ein Meme und wie funktioniert es? Was macht ein erfolgreiches Meme aus?
Der Einzug von Disaster Jokes in die virtuelle Sphäre war eine logische Folge der neuen Umstände. Der analoge, verbal vermittelte Disaster Joke durchlief beim Einzug in den virtuellen Raum eine Transformation: Er wurde zum Disaster Meme und damit vor allem visuell. Nach 9/11 bildete sich im Internet ein ganzer Witzekomplex rund um die Anschläge, der in verschiedenen Wellen auftrat und Rückschlüsse auf die Art und Weise zulässt, wie Desaster-Humor im Internet funktioniert. Kann man den digitalen Witzezyklus rund um 9/11 als humoristische Zäsur in der Mediengeschichte verstehen? War er der Beginn einer seither üblichen, humoristischen Umgangsweise mit Tragödien im virtuellen Raum, die ein durch die Massenmedien entstehendes emotionales Vakuum adressieren kann? Und wie entwickelte sich das Genre Disaster Meme seither weiter?

Research paper thumbnail of Post Internet Romance. Die Transformation der Liebesmythologie in der Gegenwart

Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind... more Das Verständnis von Romantik und die damit verbundenen Erwartungen an die romantische Liebe sind in der reflexiven Moderne immer komplexeren und zunehmend widersprüchlichen Transformationen unterworfen. Die These dieser Arbeit lautet, dass das Eindringen des Internets in die romantische Sphäre diese Widersprüchlichkeit in hohem Maße radikalisiert.

Research paper thumbnail of Soldatinnen und „Neue Frauen“: weibliches Cross-Dressing während und nach dem Ersten Weltkrieg

Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen d... more Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges ist immer noch eine ganze Bandbreite an Folgen dieser weltweiten Katastrophe zu erforschen – vor allem kulturell und sozial. Das Trauma des Erlebnisses des Ersten Weltkrieges zog auch in Bezug auf Geschlechterverhältnisse große Veränderungen und Umwälzungen in einer großen Vielfältigkeit mit sich. Das Trauma der Fronterfahrung brachte Millionen von Männern in eine Identitätskrise, da es unmöglich war, die Vorstellungen der heroischen und furchtlosen Kriegers, das die Propaganda proklamierte, aufrecht zu erhalten. Dies führte unter anderem zu furchtbaren Kriegsneurosen, die unter dem Titel der „Kriegshysterie“ ein Massenphänomen wurden. Einige Männer reagierten auf die Unmöglichkeit des Erfüllens „männlicher Eigenschaften“ mit dem Experimentieren mit Geschlechtergrenzen an der Front und in den Kriegsgefangenenlagern sowie mit homosexuellen Beziehungen, die oft im Kontext der Kameradschaft Akzeptanz fanden. In den Kriegsgefangenenlagern, in denen eine komplette Isolation von Frauen herrschte, spielten Männer im Theater und darüber hinaus Frauenrollen. Einige Männer entdeckten in diesem Kontext ihre eigene Weiblichkeit und Transsexualität, und das Kriegsgefangenenlager wurde zum Schutzraum, in dem in Abwesenheit von Frauen weibliche Erscheinungsformen willkommen waren und Sehnsüchte hervorriefen.
Für die daheimgebliebenen Frauen als auch die Frauen an der Front bot der Erste Weltkrieg ebenso eine Neuinterpretation der eigenen Geschlechteridentität. An der Heimatfront erlebten viele Frauen eine vorher nie dagewesene Selbstständigkeit, die zwar nur ein Kriegsprovisorium war, aber im Bewusstsein der Frauen ihre Spuren hinterließ. Einige maskuline Frauen zogen als Männer verkleidet in den Krieg, um in diesem Kontext der eigenen Maskulinität Ausdruck zu verschaffen, ihren „Mann zu stehen“ und trotz und wegen ihrer Maskulinität Ansehen zu bekommen. Einige wurden erst nach ihrem Tod als biologisch weiblich enttarnt.
Meine in dieser Hausarbeit untersuchte These besagt, dass von der weitläufgen Krise der Männlichkeit nach dem Ersten Weltkrieg die Weiblichkeit nicht unangetastet blieb. Letztlich löste die Abwesenheit des jeweils anderen Geschlechts auf beiden Seiten Prozesse aus, die in der Nachkriegskultur in Deutschland und in der ganzen Welt neue Geschlechterkonstitutionen nach sich zog. Man kann daher auf Seite der Frauen von einer Art Simultanphänomen sprechen: Während das heroische und dominante Bild des Mannes durch die Kriegserfahrung nicht mehr gültig bleiben konnte, drängte diese Veränderung das weibliche Geschlechtes weg vom bloßen Femininen, und Frauen experimentierten in
höherem Maße mit Maskulinität. Sehr deutlich zeigt sich das in der Modeerscheinung der „Neuen Frau“ und der „Vermännlichten Frau“, die vor allem in Berlin der Zwanziger Jahre im Zentrum gesellschaftlicher Diskussion stand. Ich sehe diese Modeerscheinung in der Weimarer Republik in einer Linie mit der Erfahrung des Ersten Weltkrieges sowohl auf männlicher als auch auf weiblicher Seite und werde versuchen aufzuzeigen, dass die „Neue Frau“ ein zentraler Indikator für den Zusammenbruch alter Geschlechterrollen in dieser Zeit ist und wie der Krieg die „alte Ordnung“ auch im Sinne der Geschlechterverhältnisse zum Einsturz brachte.
Ich werde im Folgenden zuerst das Phänomen auf männlicher Seite beleuchten: wie der Krieg die Männlichkeit in eine Identitätskrise stürzte und Männer sich in diesem Kontext dem Femininen zuwandten. Danach gebe ich eine Einleitung in die Geschichte weiblichen Cross- Dressings und der maskulinen Frau im Allgemeinen. Es folgt ein Überblick über die verschiedenen neuen Erfahrungen von Frauen im Ersten Weltkrieg, mit besonderem Augenmerk auf die Folge der Abwesenheit der Männer. Zuletzt folgt eine Analyse des Kulturphänomens der „Vermännlichung der Frau“ in der Kultur der Weimarer Republik.
Auch, wenn die Geschichte maskuliner Frauen in der von mir untersuchten Zeitspanne nicht ohne homosexuelle und transsexuelle Partizipation zu denken ist, spreche ich im Folgenden (falls nicht anders gekennzeichnet) von heterosexuellen Frauen, die die Darstellung männlich konnotierter Kleidung und Manier aus von Sexualität weitläufig entkoppelten Gründen genießen. Gerade in den Zwanziger Jahren hat sich gezeigt, dass die Darstellung maskuliner Manier nicht zwingend mit der tatsächlichen, sexuell-körperlichen Identifkation mit dem anderen Geschlecht einher gehen muss, sondern als breites Modephänomen Frauen verschiedenster Sexuualität, Schichten und Hintergründe ansprach. Cross-Dressing zeigt sich als ein Ausdruck sich verschiebender und sich wandelnder Geschlechtergrenzen - eine Folge des Traumas des Ersten Weltkrieges und daraus entstehender gesellschaftlicher Wünsche und Ängste, befeuert von der Erfahrung der Abwesenheit des anderen Geschlechtes während des Krieges.

Research paper thumbnail of Die Traditionsfigur Teufel im Heavy Metal. Geschichte, Funktionen, Transformationen

Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit ... more Schon seit frühesten Zeiten gibt es die Assoziation des Erlebnisses von Musik und Rhythmus mit dem Bösen, dem Dionysischen und dem Sündhaften. Schon im frühen Christentum galten bestimmte Instrumente als "Beiwerk des Teufels", Paganini wurde wegen seines virtuosen Geigenspiels als "Teufelsgeiger" bezeichnet - und Robert Johnson verkaufte laut des Mythos seine Seele zugunsten des Blues an den Teufel.
Im 20. Jahrhundert wurde der Teufel zur zentralen Identifikationsfigur einer neuen Art der Populärmusik: des Hard Rocks und Heavy Metals. Der Zugang dieser inzwischen sehr weit ausgefächerten und differenzierten Genres ist sehr vielfältig, und doch zieht sich der Teufel wie ein roter Faden durch alle Bereiche dieser Subkultur. Teufel ist nicht gleich Teufel: verschiedene Subgenres rekontextualisieren die Teufelsfigur auf verschiedene Arten. Er wird neu kombiniert, bewertet und erfüllt völlig neue Funktionen. Welches diese sind, wie es dazu kam und inwiefern es sich dabei noch um den Teufel aus der Bibel handelt, werde ich in dieser Arbeit skizzenhaft erläutern.
Dafür werde ich zuerst eine kurze Einführung in die Geschichte des Teufels in der Musik allgemein geben. Anschließend werde ich die Fragen klären, wie und wann der Teufel im Heavy Metal und Hard Rock zur zentralen Identifikationsfigur wurde, um dann auf die drei wichtigsten Traditionslinien des Teufels im Heavy Metal und Hard Rock einzugehen: der Teufel als Horrorelement, als Brecher von Konventionen und als nach wie vor religiöse Figur. Außerdem kommt seit jüngster Zeit eine vierte, neue Dimension dazu: der globalisierte Teufel. Anschließend werde ich einen kurzen Ausblick geben.

Research paper thumbnail of Die Dating-App " Tinder " im Spiegel der modernen Transformation der Liebe

Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie konzipiert wurde, ... more Seit 2012 gibt es die Dating-App "„Tinder“". Vom Campus in Kalifornien, wo sie konzipiert wurde, verbreitet sie sich seither über den ganzen Globus. Inzwischen hat ihr Siegeszug Deutschland - besonders die deutschen Großstädte - erreicht. Sie unterscheidet sich in vielen Punkten von den momentan erfolgreichsten Dating-Apps und –Plattformen. Der große Erfolg der App lässt die Frage aufkommen, wieso ihre Nutzergeneration ausgerechnet auf dieses Konzept so sehr anspringt - und was diese Entwicklung über deren Konzeption der Liebe sowie Partnerschaft und Partnersuche aussagt.
In dieser Hausarbeit möchte ich mich mit der Frage beschäftigen, ob und wie der Erfolg von „Tinder“ eine neue Entwicklung im kulturellen Verständnis der Liebe in der Nutzergeneration darstellt.
Dafür werde ich zunächst die Transformation der Liebe in der Moderne nach Eva Illouz umreißen, um genauer auf die Bedeutung der Etablierung von Online-Dating in unserer Gesellschaft einzugehen. Danach werde ich die zentralen Unterschiede aufzeigen, die „Tinder“ gegenüber anderen Dating-Portalen vorzuweisen hat. Schließlich versuche ich darzustellen, auf welche Weise die App Rückschlüsse auf die weitere Transformation der Liebe in der Moderne zulässt.