Joy Beyond Growth (original) (raw)

Als uns im Frühjahr eine Anfrage zur Teilnahme am Design Symposium „Joy Beyond Growth – A posthumanist feast“ ereilte, war es – noch vor detaillierter Information ob der Inhalte – gleich mal der Titel der uns begeisterte. Eine Begeisterung die weder in der Vorbereitung noch in der Umsetzung des Symposiums auch nur einen Hauch von Schmälerung erfahren sollte.

Es waren Fragen zu Food Culture(s) und Ernährungssystemen welche den inhaltlichen Ausgangspunkt des Symposiums bilden sollten, sprich – aus einer anfänglich „solitären Begeisterung“ für den Titel manifestierte sich rasch eine vollumfängliche, handelt es sich bei dieser Schwerpunktsetzung schliesslich um ein Themenfeld dem wir seit Jahren Aufmerksamkeit schenken. Ob nun übergeordnet verhandelt – wie in vielen Bereichen von Turnton2047, besonders augenscheinlich in der Medusabar, oder der Turnton Gazette, waren und sind Ernährungssysteme, in ihrer Verschränkung von Produktion, Logistik und Konsum, in vielen unserer Arebiten von essentieller Bedeutung, siehe dazu ebenfalls Clean Cargo Serie oder Tasting Tomorrow (in Kooperation mit FoAM).

Umso mehr freute uns natürlich, beim „Joy Beyond Growth Design-Symposium“ in dreifacher Rolle (eigentlich vierfacher – schließlich durften wir auch als Konsument*innen dem abwechslungsreichen kulinarischen Spaziergang des wunderbar strukturierten Nachmittags beiwohnen) in Erscheinung zu treten.

Aktiv beteiligt waren wir als impulsgebende Vortragende mit dem Motto
“Share your Dessert”….

…. als Facilitator*innen eines Workshops (Futuring Exercise) im Zuge dessen die Teilnehmer*innen zukünftige Speisepläne und -folgen zu Feierlichkeiten
in den 2050er ersannen.

und ebenfalls als „Schausteller*in“ einer künstlerischen Position zum Thema (in Form von Fragmenten aus obig erwähnten Medusabar aus Turnton2047).

In allen „aktiven“ Positionen erlaubten wir uns, ein uns liebes, wiederkehrend verwendetes Motto ins Rennen zu führen – beruhend auf folgendem Zitat von Ray Bradbury:

To hell with more we want better.

Ein Zitat das zurecht auch gleich Fragen nach einem „Ja, und was ist mit „besser“ gemeint? Wie ist es definiert? Wer definiert es?“ aufwirft. Ein Zitat, dem frau* neben einer reihe von Fragen auch Einwände entgegenbringen kann, wie zum Beispiel dass „Mehr“ – also Wachstum – nicht unweigerlich schlecht zu sein hat. Eine Entgegnung, der wir einiges abgewinnen können – denn zweifelsfrei kann „mehr“, kann Wachstum auch Gutes bringen (allemal bergen), auch Besseres. Mit Blick auf Ideen für ein gesellschaftliches Miteinander, im Kulturellen genau wie im Bereich wissenschaftlicher Erkenntnisse. Das Schaffen neuer Beziehungen, die Schaffung neuer Kunst- und Kulturzugänge, die Entwicklungen neuer Verständnisse der Welt – alles Quellen des Guten, des Besseren und häufig auch Quelle von Freude. Erst wenn wir Wachstum ausschliesslich im Kontext der gegenwärtig dominierenden Definition von wirtschaftlichen Wachstum sehen – jenem, welches uns dogmatisch als absolut notwendiges Wachstum vorgesetzt wird, ohne dessen uns allerlei Untergänge prognostiziert werden – dann entfernen wir uns von einem Wachstum, das „Besseres“ in sich bergen mag und die zerstörerische Kraft von Wachstum tritt zu Tage.

Vor diesem Hintergrund gilt es (so unser gern dargestellter Standpunkt) erwähntes „Besser“ zu erzielen in dem wir ein aktuell auf bloße Gewinn- / Profitmaximierung ausgerichtetes Wirtschaftswachstum auf breitere Beine stellen. Also eigentlich auf mehrere Beine – auf drei beispielsweise…. mit einer „Triple Bottom Line“ nämlich wäre möglich die Theorie herkömmlicher unternehmerischer Erfolgsmessgrößen (die „Single Bottom Line“) um soziales Wohlergehen, ökologische Gesundheit und eine gerechte Wirtschaft zu erweitern. Eine Dreierkonstellation – im Englischen auch gerne als die drei Ps zusammengefasst: people, planet, and prosperity – die wir gerne als Ausgangsbasis für „Besseres“ anerkennen, die sich um multiple Qualitäten kümmert die wir dementsprechend auch gerne in unsere Vorträge, unsere Workshops und zuallererst in unsere künstlerischen Produktionen einarbeiten – genau so geschehen auch in unseren Beträgen zum Design Symposium „Joy Beyond Growth“.

In Summe gilt es zusammenzufassen, dass wir inspirierende Stunden inklusive kulinarischer Köstlichkeiten und inhaltlicher Bereicherungen erleben durften. Beginnend mit Cat Drews Vortrag, in dem sie als Expertin für systemisches Design mit Hauptaugenmerk auf das Design Value Framework die Bedeutung von Produktdesign auf den Planeten mitunter dadurch hervorhob, als sie darauf hinwies, dass 80 % der Umweltauswirkungen eines neuen Produkts bereits in der Entwurfsphase bestimmt werden. Laura van Galen, als nächste Vortragende und als Pilze-Ökologin bei SPUN (Society for the Protection of Underground Networks) veranschaulichte eindrucksvoll wie Pilze und Pflanzen unter der Erde kommunizieren und verwies auf die ungemeine Wirkkraft dieser symbiotischen Lebensgemeinschaften derer wir uns häufig, ob ihrer Unsichtbarkeit, nicht bewusst sind. Passend zur „Unsichtbarkeit“ dann auch der anschließende Beitrag von Martina Fröschl – die sich als digitale Künstlerin und Leiterin des Science Visualization Lab an der Universität für Angewandte Kunst Wien darauf spezialisierte, unsichtbare wissenschaftliche Phänomene sichtbar zu machen. Sie führte in ihre neueste Medienkunstinstallation “Butterfly}Pieris{Effect” ein, verdeutlicht in diesem die Wichtigkeit von Insekten für Ökosysteme und präsentierte die Installation auch noch gleich in der Symposiumsausstellung.

Abschliessend gilt es eigentlich nur noch zu hoffen, dass uns weitere Kooperationen mit der FHV erneut nach Dornbirn bringen! …. und natürlich auch, dass die Präsenz und die Teilnahme von Time’s Up zu solchen Veranstaltungen durch das BMKOES, Linz Kultur, Land OÖ & Linz AG unterstützt wird.