Biografie von Margaretha, Kurfürstin von Sachsen (um 1416-1486) - Sächsische Biografie (original) (raw)
Margaretha II. von Österreich
Die aus dem Geschlecht der Habsburger stammende M. wuchs in Wiener Neustadt auf. Nach dem Tod ihres Vaters 1424 übernahm der Onkel, Herzog Friedrich IV. von Tirol, die Vormundschaft für M. und ihre Brüder Friedrich und Albrecht. In Wiener Neustadt erfolgte am 23.4.1428 die Eheabredung mit Kurfürst Friedrich II. von Sachsen. Die Hochzeit fand am 3.6.1431 in Leipzig statt. Einen Teil der Mitgift der Braut brachte die Stadt Wiener Neustadt auf. Die Verbundenheit mit ihrer Heimatstadt blieb auch nach ihrer Übersiedlung an den sächsischen Hof bestehen. – Mit der Erhebung von M.s Bruder Friedrich zum König (1440) und Kaiser (1452) erlangten die Wettiner engste verwandtschaftliche Verbindung zum habsburgischen Kaiserhaus. M. nahm mit ihrem Gemahl 1442 an der Krönungsreise Friedrichs III. teil. Im glänzenden Gefolge des Königs zog das herzogliche Ehepaar mit nach Frankfurt/Main, wo der Einzug am 27.5.1442 erfolgte. – Inwieweit M. im sächsischen Bruderkrieg zwischen Kurfürst Friedrich II. und Herzog Wilhelm III. eine Rolle als Vermittlerin spielte, ist nicht genau zu belegen. Anhaltspunkte geben Urkunden im Zusammenhang mit den Teilungsverhandlungen vom September 1445, die das Wittum von M. betrafen. Der mit Herzog Wilhelm verbündete Kurfürst Friedrich II. von Brandenburg bat M. schriftlich, auf ihren Gemahl hinsichtlich der Einstellung der Feindseligkeiten einzuwirken. – M.s Interesse an einer engen Verbindung zu ihrer Herkunftsfamilie zeigt die für den ältesten Sohn, den 1439 geborenen Herzog Friedrich den Jüngeren, bereits 1450 vertraglich geregelte Ehe mit Elisabeth, der Tochter König Albrechts II., die jedoch durch den Tod des jungen Herzogs 1451 nicht zustande kam. – Die Beziehung zum Kaiser zeigte sich besonders in dessen Unterstützung wettinischer Ambitionen. So erteilte Friedrich III. 1451 M. die erbliche Anwartschaft auf die Besitzungen Herzog Konrads VII. (des Älteren Weißen) von Schlesien-Oels, belehnte sie 1452 damit und wies gleichzeitig die Bewohner an, M. als neue Fürstin anzuerkennen. Allerdings konnten sich M. und die Wettiner letztlich gegen den Widerstand des schlesischen Adels nicht durchsetzen. Friedrich III. wies zudem 1451 die Stadt Lübeck an, die Reichssteuer an M. zu zahlen, und informierte sie im Januar 1463 detailliert über seine Probleme innerhalb Österreichs. – M. nahm stellvertretend für ihren Gemahl auch landesherrliche Funktionen wahr. So verwendete sie sich 1444 bei ihrem Bruder für den Abt von Altzelle und nahm Bischof Dietrich III. von Meißen am 2.7.1464, kurz vor dem Tode ihres vermutlich bereits erkrankten Gemahls, den Lehnseid ab. – Von ihrem Gemahl war M. 1447 und 1459 testamentarisch zum zweiten Vormund über ihre Söhne bestimmt worden, allerdings unter der Bedingung, dass sie ihren Witwenstand beibehalten müsse. Nach dem Tode des Kurfürsten am 7.9.1464 lebte M. hauptsächlich auf ihrem Witwensitz in Altenburg. Zu den Städten ihres Wittums gehörten zudem Grimma, Leisnig, Colditz, Eilenburg, Liebenwerda und Leipzig. Hier nahm M., wie zahlreiche Urkunden belegen, landesherrliche Funktionen wahr. So ließ sie in Colditz eigene Münzen prägen, die sog. Margarethengroschen, wies 1482 den Amtmann von Colditz an, darauf zu achten, dass auf dem Lande zum Nachteil der Stadt kein Handwerk getrieben werden sollte, erließ und bestätigte den Leinewebern in Colditz, Grimma und Leisnig ihre Privilegien, griff in Grimma durch die Verkleinerung des Stadtrats in städtische Belange ein und unterstützte den Pfandinhaber des Schlosses Schweinsburg (Crimmitschau), Hans Federangel, 1481 bei der Umwandlung des St. Martin Klosters von Crimmitschau in ein Kartäuserkloster. Die Mahnung zur Zahlung einer Weinschuld durch den Rat von Dresden 1476 deutet eventuell auf finanzielle Probleme der Witwe hin. – In der Ausübung landesherrlicher Rechte geriet M. teilweise in Konflikt mit ihren Söhnen. Um die Bleiche von Chemnitz zu schützen, baten diese 1470 M. darum, die Bleichen in Leisnig, Colditz und Grimma abzustellen. Während Kurfürst Ernst und Herzog Albrecht den Grimmaern 1470 einen Brückenzoll nicht gestatten wollten, verwendete sich M. für die Stadt. – M. war sich ihrer hohen Herkunft sehr bewusst und daran interessiert, dass ihre Nachkommen Ehen eingingen, die auf die Vergrößerung ihres politischen Einflusses abzielten. Dazu zählte 1478 die Heirat ihrer Enkelin Christina, die Tochter des Kurfürsten Ernst, mit dem dänischen Thronfolger Johann in Kopenhagen. – M. zeigte in ihrem Selbstverständnis als Schwester des Kaisers und Gemahlin eines der mächtigsten Kurfürsten des Reichs politisches Engagement und wurde damit im Rahmen ihrer Möglichkeiten tätig.
Quellen Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 5: Urkundenbuch der Städte Dresden und Pirna, hrsg. von C. F. v. Posern-Klett, Leipzig 1875; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 6: Urkundenbuch der Stadt Chemnitz, hrsg. von H. Ermisch, Leipzig 1879; Codex diplomaticus Saxoniae regiae, II. Hauptteil, Bd. 15: Urkundenbuch der Stadt Grimma und des Klosters Nimbschen, hrsg. von L. Schmidt, Leipzig 1895; Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440-1493) nach Archiven und Bibliotheken geordnet, H. 11: Die Urkunden und Briefe aus den Archiven und Bibliotheken des Freistaates Sachsen, bearb. von E.-M. Eibl, Wien/Weimar/Köln 1998.
Literatur I. Schilke/M. Koch, Frauen in Dresden, Dresden 1994; J. Rogge, Herrschaftsweitergabe, Konfliktregelung und Familienorganisation im fürstlichen Hochadel, Stuttgart 2002. – DBA I.
Porträt P. Vischer d.Ä. (?), Bronzeplatte vor dem Altar der Altenburger Schlosskirche; Margaretha v. S., um1880, Ornamentale Wandmalerei mit Bildnismedaillons, Frauengemach der Albrechtsburg Meißen, Sächsische Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden, Abteilung Deutsche Fotothek (Bildquelle).
Elfie-Marita Eibl
16.6.2005
Empfohlene Zitierweise:
Elfie-Marita Eibl, Artikel: Margaretha II. von Österreich,
in: Sächsische Biografie, hrsg. vom Institut für Sächsische Geschichte und Volkskunde,
https://saebi.isgv.de/biografie/9030
[Zugriff 15.11.2024].