Wie Haare aus Eis wachsen (original) (raw)

Eishaare auf Totholz im Wals

Auf feuchten Gehölzen wachsen bei winterlichen Bedingungen feine Härchen aus Eis. Die seltsame Erscheinung wird durch einen Pilz verursacht, wie schon der Polarforscher Alfred Wegener vor 100 Jahren vermutete. Forscher haben nun die verantwortliche Art identifiziert.

Kategorie: Naturgebilde Erstellt am 22.07.2015.

Bei Temperaturen rund um den Gefrierpunkt kann man im Wald ein seltenes Phänomen beobachten: Feine, seidige Haare, die fast aussehen wie Zuckerwatte, überziehen feuchtes Totholz. Der erste, der sich wissenschaftlich für dieses Haareis interessierte, war Alfred Wegener.

Haareis auf Totholz

Gisela Preuß

In feinen Härchen wächst das Eis aus dem Holz.

Er entdeckte, dass die Härchen von einer weißlichen, spinnwebenartigen Schicht überzogen sind. Wie er damals vermutete, kann es sich dabei nur um die typischen fadenförmigen Zellen eines Pilzes handeln. Erst 90 Jahre später wurde dies durch Schweizer Forscher bestätigt. Sie stellten fest, dass sich das Haarwachstum durch Fungizide oder heißes Wasser unterbinden lässt.

Pilz prägt die Form

In ihrer aktuellen Arbeit zu Haareis haben die Forscher um Gisela Preuß nun den verantwortlichen Pilz identifiziert: Exidiopsis effusa fand sich auf allen untersuchten Proben, bei der Hälfte war es sogar die einzig auffindbare Pilzart.

Der Physiker und Koautor Christian Mätzler hat gleichzeitig das Wachstum der Eishaare untersucht. Dabei friert das aus den Poren austretende Wasser durch den Pilz in Härchenform, sobald es mit der Luft in Kontakt kommt. Es entsteht ein mechanischer Sog zwischen Eis und Holz. So wächst immer mehr haarähnliches Eis an der Oberfläche nach.

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Ist das Holz hingegen pilzfrei, bildet das Eis eine "normale" krustenähnliche Form. Erst der Pilz mit seinen Sporen führt zu der Härchenform, die weniger als 0,01 Millimeter Durchmesser haben. Die Forscher vermuten zudem, dass der Pilz einen Stoff liefert, der eine Umkristallisierung verhindert und die Eishaare so stabilisiert.

Die dritte Studienautorin Diana Hofmann liefert dazu die ergänzende chemische Analyse. Diese ergab, dass die Eishaare zersetztes Lignin und Tannine enthält, beides Stoffwechselprodukte von Pilzen. Möglicherweise verhindern genau diese, dass sich auf der Holzoberfläche größere Eiskristalle bilden, so Hofmann.

Eva Obermüller, science.ORF.at

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