Philipp Zitzlsperger | University of Innsbruck (original) (raw)
Papers by Philipp Zitzlsperger
Im Zuge der Mechanisierung des Weltbildes in der Frühen Neuzeit gerieten Kraft und Bewegung zu de... more Im Zuge der Mechanisierung des Weltbildes in der Frühen Neuzeit gerieten Kraft und Bewegung zu den zentralen Themen der wissenschaftlichen Debatten. Die theoretische und kulturelle Bedeutung der Heiligenbilder für die katholische Kirche vermag das Bilderdekret nicht zu spiegeln, zumal es am Ende keine Durchsetzungskraft erfuhr, denn nach 1563 setzte die Hochkonjunktur des Gnadenbildes ein. Daran konnten auch die bildtheologischen Auslassungen etwa von Johannes Molanus (1570) oder Gabriele Paleotti (1582), die das virtus-Verbot befürworteten, nichts ändern. Weniger bekannt dürfte sein, dass es bereits unmittelbar nach Trient zu einiger Konfusion innerhalb der katholischen Kirche kam, denn während die Kirchenprovinzen durchaus bereit waren, das Bilderdekret umzusetzen, kamen aus der Zentrale in Rom Signale der Toleranz und Gnadenbildfreundlichkeit. Inkriminierter Bildmissbrauch in den Provinzen und Roms liberale Einstellung dazu gaben manchem Kirchenfürsten nicht so wenig Anlass zur Sorge, wie bisweilen behauptet wird. Mit Einrichtung der Konzilskongregation in Rom zur Steuerung der Durchsetzung der Dekrete 1564 wurde rasch deutlich, dass Verstöße gegen das Bilderdekret, also Bildmissbrauch, in den Provinzen zur Tagesordnung zählten. Die Kongregation nahm entsprechende Meldungen sehr ernst, blieb jedoch in der Haltung überraschend offen und geduldig. Kopfzerbrechen bereiteten der Konzilskongregation anscheinend weniger die Verstöße gegen das Dekret als vielmehr die Unangemessenheit des Bilderdekrets, des virtus-Verbots.
Inwieweit die Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, in der typologischen Ähnlichk... more Inwieweit die Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, in der typologischen Ähnlichkeit beider Porträtgattungen einen Ansatzpunkt zu finden. Darüber hinaus weisen die Beispiele aus der Porträtpraxis darauf hin, dass dem profanen Bildnis zum einen eine Behandlung zukommen konnte, die den Kultbildern analog war, und zum anderen mit dem Begegnungsproblem von Prototyp und Porträt Anhaltspunkte vorliegen, die für eine Präsenzerfahrung bei den Betrachtern sprechen. Die Bedeutung der 'virtus' des Heiligenporträts scheint für das profane Porträt nicht ausgeschlossen, nur ihre Qualität muss vorerst anders eingestuft werden, denn als mirakulös dürften sie nicht gegolten haben. Hierfür jedenfalls liegen keine konkreten Quellen vor, wenngleich sich der Verdacht aufdrängt, dass für die offensichtlich kultische Verehrung der beschriebenen Papstporträts (Julius II., Gregor XV.) eine gewisse Erwartungshaltung der Zeitgenossen an das Bildnis vorauszusetzen ist. In beiden Fällen ist von einem postumen Bildniskult die Rede, der eine Sakralisierung des jeweiligen Porträts möglich erscheinen lässt. Die Übertragungskausalität der 'virtus' vom Prototyp auf sein Porträt, wie sie für das Heiligenporträt belegt ist, ist für das profane Porträt offensichtlich dann nachweisbar, wenn der Dargestellte noch lebt und seinem eigenen Bildnis während des Zeremoniells nicht begegnen darf. Das Begegnungsproblem unter der Voraussetzung der Präsenzerfahrung, wie sie bei den Herrscher-Funeralien und den frühneuzeitlichen Reitermonumenten zu registrieren war, weist auf ein Forschungsdesiderat hin, das vermutlich ohne den zeitgenössischen virtus-Begriff nicht auskommen wird. Der Mehrwert des Porträts und seine Aura als samenartiges Kraftpotential (ratio seminalis) bezeichnet den theoretischen Rahmen, innerhalb dessen der Porträtbegriff weiter zu verhandeln ist.
Die vestimentären Wissenschaften können zwischen den Disziplinen der Bild-, Sprach- und Kulturwis... more Die vestimentären Wissenschaften können zwischen den Disziplinen der Bild-, Sprach- und Kulturwissenschaft bzw. den empirisch-materialkundlichen Analysen und deren Deutungen verortet werden. Die Tagung möchte Synergien bilden, das „Cross-Reading“ von Quellen durch transdiziplinäre Forschung stärken, angewandte Methoden reflektieren und damit Positionen der verschiedenen Fachrichtungen in Bezug auf Kleidung und ihre Bilder verbinden. Im Zentrum der Debatte stehen methodische Fragestellungen, die sich mit Realien, der Rekonstruktion von Kleidung und ihrer medialen Bedeutung befassen. Dabei oszilliert Kleidung als „Zeichen“ oder „Symbol“ in ihrer Bedeutung zwischen zeichentheoretischer Metapher und ästhetisch-bildwissenschaftlichen Terminologien (Hegel, Vischer, Warburg, Cassirer, Panofsky, Gombrich u.a.). Vor diesem kunst- und kulturhistorischen Hintergrund werden Kleidung und deren bildliche bzw. skulpturale Darstellung nach ihren ästhetischen, anthropologischen, ikonologischen und materiellen Wurzeln befragt. Ziel der Tagung ist es, primär an der Schnittstelle zwischen Bild-, Schrift- und Objektquellen zu arbeiten, methodische Optionen auszuloten und den jeweils disziplinären Blick zu erweitern. Allen Disziplinen gemeinsam stellt sich darüber hinaus die Frage nach einer präziseren Definition der begrifflichen Trias von Bild-Kleidung-Mode.
Preparing for Death, Remembering the Dead, 2015
The following contribution examines the formal-typological development of Roman cardinals’ tombs ... more The following contribution examines the formal-typological development of
Roman cardinals’ tombs during the 16th century. Various aspects of the genesis
of architectonic design and depiction of portraits will be assembled and their
common causes explored. Furthermore, and particularly after the decrees of the
Council of Trent (1563) had been passed, the cenotaph appears with ever greater
frequency. This indicates that the tombs, together with their portraits of the
deceased, evolved to become the hostelry of a vicarious body, thereby transcending
their function as memorials.Whereas they had originally been directly
linked spatially with the mortal remains of the deceased, around this time a
decisive change in art-historical paradigms took place, as the memorial and the
body became specially separated from one another. A memorial devoid of a real
body, i. e. devoid of mortal remains, was transformed into a cenotaph, thus
filling a gap. The funerary monument as a site of representation was transformed
into a site in which art was actually presented – functions and concepts that will
be discussed in greater detail below.
Artefakt, Handhabung und Handlungsästhetik zwischen Mittelalter und Gegenwart, 2000
Kleidung als kulturelle Praxis. Perspektiven für eine Modewissenschaft, 2015
Warum zeigt Dürer im Münchner Selbstporträt mit seiner Hand auf den Marderpelz? Auf der Suche nac... more Warum zeigt Dürer im Münchner Selbstporträt mit seiner Hand auf den Marderpelz? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage geht die vorliegende Untersuchung der Bedeutung der Kleidung in Dürers Selbstdarstellung nach. Der Blick auf weitere Bildzeugnisse der Epoche sowie zeitgenössische Schriftquellen wie Kleidervorschriften und Luxusgesetze eröffnet eine neue Sichtweise auf das berühmte Gemälde. Die Analyse des Bildes unter Heranziehung der Kleiderforschung führt nicht nur zu einer neuen Datierung des Selbstporträts, sondern auch zu einer innovativen Deutung im Kontext rechtshistorischer Zusammenhänge. Ein methodischer Ausblick auf eine Kunstgeschichte, welche die Kulturgeschichte der Kleidung als visuelles System der Zeichen und Symbole einbezieht, rundet den Band ab.
The Sixteenth Century Journal, 2006
Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 2002
Kein anderes Papstgrabmal des Barock bedient sich einer ähnlich triumphalen Sprache wie dasjenige... more Kein anderes Papstgrabmal des Barock bedient sich einer ähnlich triumphalen Sprache wie dasjenige für Gregor XV. Ludovisi (L621-1,623) und seinen Neffen Ludovico Ludovisi (1595-1,632),das in denJahren zwischen 1709 und 1,71,4 von Pierre Legros gestaltet wurde.l Angesichts der nicht eben zurückhaltenden Inszenierung pontifikaler Herrschaft in dieser Epoche will ein solcher Befund einiges besagen. Nicht nur als Doppelgrabmal, sondern auch durch seine schiere Größe. den farbenfrohen Materialaufwand und seine Ikonographie ist es ein Unikat unter den Papstgrabmälern der frühen Neuzeit. Dem Besucher, der sich dem Monumenr nach dem Eintreten in den Innenraum der zweiten römischen Jesuitenkirche, S. Ignazio, im rechten Seitenschiff nähert, stellt sich das Monument als spektakulärer Abschluß einer Enfilade von Seitenkapellen dar (Abb. 1). Deutlich ist die Parallele dieser Inszenie-166
Das Tagebuch des Paul Freart de Chantelou über den Aufenthalt Gianlorenzo Berninis am Hof Ludwigs XIV., 2006
Zeitschrift für Kunstgeschichte, 2001
... Von seinem K6nig Philipp IV. ... grundlegend Lutz (wie Anm. 4), hier beson-ders 473 f. 6 Geor... more ... Von seinem K6nig Philipp IV. ... grundlegend Lutz (wie Anm. 4), hier beson-ders 473 f. 6 Georg Lutz, Rom und Europa wahrend des Pontifi-kats Urban VIII, in: Rom in der Neuzeit, hg. ... La nascita del barocco in Casa Borghese, Ausst.-Kat., hg. ...
Historische Zeitschrift, 2012
Das Thema der Tägung heißr Zeremoniell und Raum in der Jiühen ita/ienischen Ma/erei. Ich rverde d... more Das Thema der Tägung heißr Zeremoniell und Raum in der Jiühen ita/ienischen Ma/erei. Ich rverde diesem ltel insofern nicht ganz gerecht, als ich die Raumproblematik im Zeremoniell und im Bild etwas vernachlässige. Ich hofTe, hierfur Ausgleich zu schaffen, indem ich meine Ausftihrungen einemwie ich meinesehr wichtigen, bis heute unterschätzten Aspekt des Zeremoniells widme, nämlich der Kleiderordnung,r die in Crivellis Schlüsse/iibergabe sehr zu denken gibtso sehr, dass viele andere Fragen an das Bild außen vor bleiben müssen. Carlo Crivelli erhielt im Jahre 1488 den Auftrag, eine Schlüsselilbergabe zu malen (Abb 1) Wie wir der erhaltenen Vertragsschrift entnehmen können, war ein gewisser Mariani Menecor-ri aus Camerino der Auftraggeber, der das Gemälde den Franziskaner-Observanten stiftete.z Das Bild rvar fiir die Kirche S. Pietro degli Osservanti di Mr.rralto in Camerino in den Marken bestimmt. Dort wurde es ein Jahr später am Hauptaltar installielt. Doch rvaren der Sacra Conuet"sazione nur wenige Jahre an diesem Standort vergönnt. Denn 1502 besetzte der Papstneffe Cesare Borgia die Stadt Carnerino und baute den Stadtteil Muralto zu einer Festung aus.r S. Pietro degli Osservanti wurde dabei zerstört und Crivellis Altargemälde in die Kirche S. Francesco versetzt. Unter Napoleon gelangte es in die Mailänder Brera, dann auf den freien Kunstmarkt, wurde 1882nach einem Aufenthalt in Englandan die Berliner Museen verkauft und befindet sich heute in der-Cemäldegalerie.a Crivellis Saua Conuersazione5 ist, den Quellen nach zu schlie-
Die folgenden Ausführungen sind Reflexion und Ausblick zugleich. Zum einen resümieren sie die mit... more Die folgenden Ausführungen sind Reflexion und Ausblick zugleich. Zum einen resümieren sie die mittlerweile neunjährige Forschungsarbeit des Requiem-Projekts. Zum anderen wird der Versuch unternommen, aus den Ergebnissen eine Theorie des frühneuzeitlichen Grabmals und seiner gesellschaftlichen Rolle als Beitrag zur Gedächtnis- und Memoriaforschung zu entwickeln. Ausgehend von der Tatsache, dass Grabmäler gesellschaftlicher Eliten rückwärtsgewandte Erinnerung und vorwärtsgewandte Identitätsstiftung sozialer Gruppen sind, wurde für die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler untersucht, aus welchen mikropolitischen Mechanismen Grabmalsstiftungen hervorgehen und welche Auswirkungen der soziohistorische Hintergrund auf Form und Ikonographie der Erinnerungsmonumente besitzt. Diese Integration mikropolitischer Kontexte kann der Kunstgeschichte neue Impulse geben, ebenso wie die objektreiche Langzeitstudie quantitativ verlässliche und bisweilen überraschende Daten für eine Kunst- und Kulturgeschichte des Grabmals liefert.
Konfernz, Vortragsreihen by Philipp Zitzlsperger
Der Designbegriff ist heute entgrenzt und widersprüchlich. Seine Inflation symbolisiert einen Wer... more Der Designbegriff ist heute entgrenzt und widersprüchlich. Seine Inflation symbolisiert einen Werteverfall mit schädlichen Folgen: Obwohl die Designbranche wächst, verkümmert ihr Kernbegriff und beeinträchtigt den Wert kreativer Arbeit. Die Vortragsreihe unternimmt den Versuch, eine Problem-, Ideen- und Begriffsgeschichte zwischen Praxis und Theorie in die bisherigen Debatten einzubringen, um das Sprechen über Design neu zu justieren. Dabei sollen festgefahrene Designmythen hinterfragt, begriffliche Missverständnisse aufgedeckt und ein historisierender Blickwinkel eingenommen werden, der für die Gegenwart und Zukunft des Designs bisweilen vernachlässigt wird. Darüber hinaus werden aktuelle Entwicklungen in Praxis, Theorie und Rechtsprechung beleuchtet, die für das Designverständnis neue Akzente setzen.
Im Zuge der Mechanisierung des Weltbildes in der Frühen Neuzeit gerieten Kraft und Bewegung zu de... more Im Zuge der Mechanisierung des Weltbildes in der Frühen Neuzeit gerieten Kraft und Bewegung zu den zentralen Themen der wissenschaftlichen Debatten. Die theoretische und kulturelle Bedeutung der Heiligenbilder für die katholische Kirche vermag das Bilderdekret nicht zu spiegeln, zumal es am Ende keine Durchsetzungskraft erfuhr, denn nach 1563 setzte die Hochkonjunktur des Gnadenbildes ein. Daran konnten auch die bildtheologischen Auslassungen etwa von Johannes Molanus (1570) oder Gabriele Paleotti (1582), die das virtus-Verbot befürworteten, nichts ändern. Weniger bekannt dürfte sein, dass es bereits unmittelbar nach Trient zu einiger Konfusion innerhalb der katholischen Kirche kam, denn während die Kirchenprovinzen durchaus bereit waren, das Bilderdekret umzusetzen, kamen aus der Zentrale in Rom Signale der Toleranz und Gnadenbildfreundlichkeit. Inkriminierter Bildmissbrauch in den Provinzen und Roms liberale Einstellung dazu gaben manchem Kirchenfürsten nicht so wenig Anlass zur Sorge, wie bisweilen behauptet wird. Mit Einrichtung der Konzilskongregation in Rom zur Steuerung der Durchsetzung der Dekrete 1564 wurde rasch deutlich, dass Verstöße gegen das Bilderdekret, also Bildmissbrauch, in den Provinzen zur Tagesordnung zählten. Die Kongregation nahm entsprechende Meldungen sehr ernst, blieb jedoch in der Haltung überraschend offen und geduldig. Kopfzerbrechen bereiteten der Konzilskongregation anscheinend weniger die Verstöße gegen das Dekret als vielmehr die Unangemessenheit des Bilderdekrets, des virtus-Verbots.
Inwieweit die Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, in der typologischen Ähnlichk... more Inwieweit die Im vorliegenden Beitrag wird der Versuch unternommen, in der typologischen Ähnlichkeit beider Porträtgattungen einen Ansatzpunkt zu finden. Darüber hinaus weisen die Beispiele aus der Porträtpraxis darauf hin, dass dem profanen Bildnis zum einen eine Behandlung zukommen konnte, die den Kultbildern analog war, und zum anderen mit dem Begegnungsproblem von Prototyp und Porträt Anhaltspunkte vorliegen, die für eine Präsenzerfahrung bei den Betrachtern sprechen. Die Bedeutung der 'virtus' des Heiligenporträts scheint für das profane Porträt nicht ausgeschlossen, nur ihre Qualität muss vorerst anders eingestuft werden, denn als mirakulös dürften sie nicht gegolten haben. Hierfür jedenfalls liegen keine konkreten Quellen vor, wenngleich sich der Verdacht aufdrängt, dass für die offensichtlich kultische Verehrung der beschriebenen Papstporträts (Julius II., Gregor XV.) eine gewisse Erwartungshaltung der Zeitgenossen an das Bildnis vorauszusetzen ist. In beiden Fällen ist von einem postumen Bildniskult die Rede, der eine Sakralisierung des jeweiligen Porträts möglich erscheinen lässt. Die Übertragungskausalität der 'virtus' vom Prototyp auf sein Porträt, wie sie für das Heiligenporträt belegt ist, ist für das profane Porträt offensichtlich dann nachweisbar, wenn der Dargestellte noch lebt und seinem eigenen Bildnis während des Zeremoniells nicht begegnen darf. Das Begegnungsproblem unter der Voraussetzung der Präsenzerfahrung, wie sie bei den Herrscher-Funeralien und den frühneuzeitlichen Reitermonumenten zu registrieren war, weist auf ein Forschungsdesiderat hin, das vermutlich ohne den zeitgenössischen virtus-Begriff nicht auskommen wird. Der Mehrwert des Porträts und seine Aura als samenartiges Kraftpotential (ratio seminalis) bezeichnet den theoretischen Rahmen, innerhalb dessen der Porträtbegriff weiter zu verhandeln ist.
Die vestimentären Wissenschaften können zwischen den Disziplinen der Bild-, Sprach- und Kulturwis... more Die vestimentären Wissenschaften können zwischen den Disziplinen der Bild-, Sprach- und Kulturwissenschaft bzw. den empirisch-materialkundlichen Analysen und deren Deutungen verortet werden. Die Tagung möchte Synergien bilden, das „Cross-Reading“ von Quellen durch transdiziplinäre Forschung stärken, angewandte Methoden reflektieren und damit Positionen der verschiedenen Fachrichtungen in Bezug auf Kleidung und ihre Bilder verbinden. Im Zentrum der Debatte stehen methodische Fragestellungen, die sich mit Realien, der Rekonstruktion von Kleidung und ihrer medialen Bedeutung befassen. Dabei oszilliert Kleidung als „Zeichen“ oder „Symbol“ in ihrer Bedeutung zwischen zeichentheoretischer Metapher und ästhetisch-bildwissenschaftlichen Terminologien (Hegel, Vischer, Warburg, Cassirer, Panofsky, Gombrich u.a.). Vor diesem kunst- und kulturhistorischen Hintergrund werden Kleidung und deren bildliche bzw. skulpturale Darstellung nach ihren ästhetischen, anthropologischen, ikonologischen und materiellen Wurzeln befragt. Ziel der Tagung ist es, primär an der Schnittstelle zwischen Bild-, Schrift- und Objektquellen zu arbeiten, methodische Optionen auszuloten und den jeweils disziplinären Blick zu erweitern. Allen Disziplinen gemeinsam stellt sich darüber hinaus die Frage nach einer präziseren Definition der begrifflichen Trias von Bild-Kleidung-Mode.
Preparing for Death, Remembering the Dead, 2015
The following contribution examines the formal-typological development of Roman cardinals’ tombs ... more The following contribution examines the formal-typological development of
Roman cardinals’ tombs during the 16th century. Various aspects of the genesis
of architectonic design and depiction of portraits will be assembled and their
common causes explored. Furthermore, and particularly after the decrees of the
Council of Trent (1563) had been passed, the cenotaph appears with ever greater
frequency. This indicates that the tombs, together with their portraits of the
deceased, evolved to become the hostelry of a vicarious body, thereby transcending
their function as memorials.Whereas they had originally been directly
linked spatially with the mortal remains of the deceased, around this time a
decisive change in art-historical paradigms took place, as the memorial and the
body became specially separated from one another. A memorial devoid of a real
body, i. e. devoid of mortal remains, was transformed into a cenotaph, thus
filling a gap. The funerary monument as a site of representation was transformed
into a site in which art was actually presented – functions and concepts that will
be discussed in greater detail below.
Artefakt, Handhabung und Handlungsästhetik zwischen Mittelalter und Gegenwart, 2000
Kleidung als kulturelle Praxis. Perspektiven für eine Modewissenschaft, 2015
Warum zeigt Dürer im Münchner Selbstporträt mit seiner Hand auf den Marderpelz? Auf der Suche nac... more Warum zeigt Dürer im Münchner Selbstporträt mit seiner Hand auf den Marderpelz? Auf der Suche nach einer Antwort auf diese Frage geht die vorliegende Untersuchung der Bedeutung der Kleidung in Dürers Selbstdarstellung nach. Der Blick auf weitere Bildzeugnisse der Epoche sowie zeitgenössische Schriftquellen wie Kleidervorschriften und Luxusgesetze eröffnet eine neue Sichtweise auf das berühmte Gemälde. Die Analyse des Bildes unter Heranziehung der Kleiderforschung führt nicht nur zu einer neuen Datierung des Selbstporträts, sondern auch zu einer innovativen Deutung im Kontext rechtshistorischer Zusammenhänge. Ein methodischer Ausblick auf eine Kunstgeschichte, welche die Kulturgeschichte der Kleidung als visuelles System der Zeichen und Symbole einbezieht, rundet den Band ab.
The Sixteenth Century Journal, 2006
Marburger Jahrbuch für Kunstwissenschaft, 2002
Kein anderes Papstgrabmal des Barock bedient sich einer ähnlich triumphalen Sprache wie dasjenige... more Kein anderes Papstgrabmal des Barock bedient sich einer ähnlich triumphalen Sprache wie dasjenige für Gregor XV. Ludovisi (L621-1,623) und seinen Neffen Ludovico Ludovisi (1595-1,632),das in denJahren zwischen 1709 und 1,71,4 von Pierre Legros gestaltet wurde.l Angesichts der nicht eben zurückhaltenden Inszenierung pontifikaler Herrschaft in dieser Epoche will ein solcher Befund einiges besagen. Nicht nur als Doppelgrabmal, sondern auch durch seine schiere Größe. den farbenfrohen Materialaufwand und seine Ikonographie ist es ein Unikat unter den Papstgrabmälern der frühen Neuzeit. Dem Besucher, der sich dem Monumenr nach dem Eintreten in den Innenraum der zweiten römischen Jesuitenkirche, S. Ignazio, im rechten Seitenschiff nähert, stellt sich das Monument als spektakulärer Abschluß einer Enfilade von Seitenkapellen dar (Abb. 1). Deutlich ist die Parallele dieser Inszenie-166
Das Tagebuch des Paul Freart de Chantelou über den Aufenthalt Gianlorenzo Berninis am Hof Ludwigs XIV., 2006
Zeitschrift für Kunstgeschichte, 2001
... Von seinem K6nig Philipp IV. ... grundlegend Lutz (wie Anm. 4), hier beson-ders 473 f. 6 Geor... more ... Von seinem K6nig Philipp IV. ... grundlegend Lutz (wie Anm. 4), hier beson-ders 473 f. 6 Georg Lutz, Rom und Europa wahrend des Pontifi-kats Urban VIII, in: Rom in der Neuzeit, hg. ... La nascita del barocco in Casa Borghese, Ausst.-Kat., hg. ...
Historische Zeitschrift, 2012
Das Thema der Tägung heißr Zeremoniell und Raum in der Jiühen ita/ienischen Ma/erei. Ich rverde d... more Das Thema der Tägung heißr Zeremoniell und Raum in der Jiühen ita/ienischen Ma/erei. Ich rverde diesem ltel insofern nicht ganz gerecht, als ich die Raumproblematik im Zeremoniell und im Bild etwas vernachlässige. Ich hofTe, hierfur Ausgleich zu schaffen, indem ich meine Ausftihrungen einemwie ich meinesehr wichtigen, bis heute unterschätzten Aspekt des Zeremoniells widme, nämlich der Kleiderordnung,r die in Crivellis Schlüsse/iibergabe sehr zu denken gibtso sehr, dass viele andere Fragen an das Bild außen vor bleiben müssen. Carlo Crivelli erhielt im Jahre 1488 den Auftrag, eine Schlüsselilbergabe zu malen (Abb 1) Wie wir der erhaltenen Vertragsschrift entnehmen können, war ein gewisser Mariani Menecor-ri aus Camerino der Auftraggeber, der das Gemälde den Franziskaner-Observanten stiftete.z Das Bild rvar fiir die Kirche S. Pietro degli Osservanti di Mr.rralto in Camerino in den Marken bestimmt. Dort wurde es ein Jahr später am Hauptaltar installielt. Doch rvaren der Sacra Conuet"sazione nur wenige Jahre an diesem Standort vergönnt. Denn 1502 besetzte der Papstneffe Cesare Borgia die Stadt Carnerino und baute den Stadtteil Muralto zu einer Festung aus.r S. Pietro degli Osservanti wurde dabei zerstört und Crivellis Altargemälde in die Kirche S. Francesco versetzt. Unter Napoleon gelangte es in die Mailänder Brera, dann auf den freien Kunstmarkt, wurde 1882nach einem Aufenthalt in Englandan die Berliner Museen verkauft und befindet sich heute in der-Cemäldegalerie.a Crivellis Saua Conuersazione5 ist, den Quellen nach zu schlie-
Die folgenden Ausführungen sind Reflexion und Ausblick zugleich. Zum einen resümieren sie die mit... more Die folgenden Ausführungen sind Reflexion und Ausblick zugleich. Zum einen resümieren sie die mittlerweile neunjährige Forschungsarbeit des Requiem-Projekts. Zum anderen wird der Versuch unternommen, aus den Ergebnissen eine Theorie des frühneuzeitlichen Grabmals und seiner gesellschaftlichen Rolle als Beitrag zur Gedächtnis- und Memoriaforschung zu entwickeln. Ausgehend von der Tatsache, dass Grabmäler gesellschaftlicher Eliten rückwärtsgewandte Erinnerung und vorwärtsgewandte Identitätsstiftung sozialer Gruppen sind, wurde für die römischen Papst- und Kardinalsgrabmäler untersucht, aus welchen mikropolitischen Mechanismen Grabmalsstiftungen hervorgehen und welche Auswirkungen der soziohistorische Hintergrund auf Form und Ikonographie der Erinnerungsmonumente besitzt. Diese Integration mikropolitischer Kontexte kann der Kunstgeschichte neue Impulse geben, ebenso wie die objektreiche Langzeitstudie quantitativ verlässliche und bisweilen überraschende Daten für eine Kunst- und Kulturgeschichte des Grabmals liefert.
Der Designbegriff ist heute entgrenzt und widersprüchlich. Seine Inflation symbolisiert einen Wer... more Der Designbegriff ist heute entgrenzt und widersprüchlich. Seine Inflation symbolisiert einen Werteverfall mit schädlichen Folgen: Obwohl die Designbranche wächst, verkümmert ihr Kernbegriff und beeinträchtigt den Wert kreativer Arbeit. Die Vortragsreihe unternimmt den Versuch, eine Problem-, Ideen- und Begriffsgeschichte zwischen Praxis und Theorie in die bisherigen Debatten einzubringen, um das Sprechen über Design neu zu justieren. Dabei sollen festgefahrene Designmythen hinterfragt, begriffliche Missverständnisse aufgedeckt und ein historisierender Blickwinkel eingenommen werden, der für die Gegenwart und Zukunft des Designs bisweilen vernachlässigt wird. Darüber hinaus werden aktuelle Entwicklungen in Praxis, Theorie und Rechtsprechung beleuchtet, die für das Designverständnis neue Akzente setzen.