Martin Mulsow | Universität Erfurt (original) (raw)
Papers by Martin Mulsow
Marian Füssel und Martin Mulsow (Hg.): Gelehrtenrepublk (Jahrbuch Aufklärung Bd. 26), Hamburg, 153-203., 2015
Ulrich Beck und Martin Mulsow (Hg.): Vergangenheit und Zukunft der Moderne, Berlin, 82-102, 2014
Reflexive Modernisierung, Aufklärung und Frühe Neuzeit I. Erlauben Sie mir zu Beginn ein Gedanken... more Reflexive Modernisierung, Aufklärung und Frühe Neuzeit I. Erlauben Sie mir zu Beginn ein Gedankenspiel: An einer deut schen Universität um 1700 würde ein Sonderforschungsbe reich mit dem Titel »Reflexive Modernisierung« eingerichtet. 1 In diesem Sonderforschungsbereich gibt es folgende Teilpro jekte: Das erste heißt »Politische Epistemologie der Unge wissheit: Wissen, Nichtwissen, Rationalität«. In diesem Teil projekt blickt man zurück auf die neupyrrhonische Skepsis von Montaigne und ihre Funktionalisierung in der politischen Theorie des gelehrten Libertinismus. Montaigne hat, so er kennt man wie später Karlheinz Stierle, die aufbrechende ge sellschaftliche Pluralisierung in einen subjektiven, skepti schen, relativierenden Stil umgesetzt, der den Versuch wagt, Handeln vor dem Hintergrund von Nichtwissen zu begrün den. 2 Das zweite Teilprojekt heißt »Entgrenzung und Restruk turierung«. Dort geht es um kontrollierte Auflösung von Tra-
John Christian Laursen und Richard H. Popkin (eds.): Millenarianism and Messianism in Early Modern European Culture: Continental Millenarians: Protestants, Catholics, Heretics, Dordrecht, 57-75, 2001
Marek Tamm and Peter Burke (eds.): Debating New Approaches to History, London, 159--187 (with a comment by Lorraine Daston)., 2019
Enlightenment Underground. Radical Germany 1680-1720, translated by H. C. Erik Midelfort, Charlottesville. Introduction pp. 1-28, 2015
Kriminelle - Freidenker - Alchemisten. Räume des Untergrunds in der Frühen Neuzeit, hg. von Martin Mulsow unter Mitarbeit von Michael Multhammer, Köln, p. 9-14, 2014
in: Dirk van Miert, Henk Nellen, Piet Steenbakkers and Jetze Touber (eds.): Scriptural Authority and Biblical Criticism in the Dutch Golden Age. God’s Word Questioned, Oxford, 351-373, 2017
in: Martin Mulsow and Richard Popkin (eds.): Secret Conversions to Judaism in Early Modern Europe, Leiden, 123-182, 2004
in: Johann Anselm Steiger (Hg.): 500 Jahre Theologie in Hamburg. Hamburg als Zentrum christlicher Theologie und Kultur zwischen Tradition und Zukunft, Berlin, 81-112, 2005
Es gibt in der Hamburger Gelehrtengeschichte einen Spannungsbogen, der immer noch nicht wirklich ... more Es gibt in der Hamburger Gelehrtengeschichte einen Spannungsbogen, der immer noch nicht wirklich verstanden ist, und der niemals intensi ver gewesen ist als in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Es ist der Bogen von der strengen lutherischen Orthodoxie Wittenberger Prägung zur Religionskritik und zum Deismus, der Bogen vorn jungen Johann Christoph Wolf zur reifen Phase seines Schützlings und Freun des Hermann Samuel Reirnarus, der Bogen vorn orthodoxen Wüterich Johann Friedrich Mayer über dessen Ziehsohn Johann Albert Fabricius nicht nur zu dessen Schwiegersohn Reirnarus, sondern auch zu einer ganzen Gruppe von höchst liberalen Intellektuellen, von Peter Carp ser bis Christian Friedrich Weichmann, von Christian Ludwig Liscow bis Christian Joachim Lossau. Zugleich aber -und das ist der Ansatz, den ich hier wählen möchte -spiegelt sich der Spannungsbogen in den Bücherschätzen wider, die hier in Hamburg angehäuft worden sind. Hamburg war ja die Stadt der üppigen Privatbibliotheken, eines Fa bricius, Wolf, Winckler, Richey, Lossau, Neumeister, Bibliotheken, die meist zwischen zwanzig-und dreißigtausend Bänden rangierten. Hier ist es der Bogen von den "Curiosa", der Jagd nach raren und entlegenen Schriften, nach anonymen und pseudonymen Werken hin zu den ver botenen Schriften, den Clandestina und ihrer Wirkung in den Köpfen Bei meinen Studien im Handschriftenbestand der Hamburger Staats-und Univer sitätsbibliothek hatte ich das Glück, von den beiden Bibliothekarinnen Eva Horvath und Elke Matthes unterstützt zu werden, mit einem Engagement, das weit über das gewöhnliche Maß hinausreicht. Ihnen verdanke ich auch die Kenntnis etlicher Wolf Manuskripte aus Beständen, die noch nicht modern katalogisiert sind. Als Zeichen meiner tiefen Dankbarkeit möchte ich ihnen diesen Aufsatz widmen, der vielleicht Vorläufer einer größeren Wolf-Studie ist. 4 5 6 ------� sammlung der Hamburger Staats-und Universitätsbibliothek, unveröffentlichtes Typo skript Bremen 2002. Etwa REIMARUS an WoLF, Jena, 7.5.1714: ,,Deine philosophischen Vorlesungen sind mir so im Gedächtnis, daß mir alle, die ich hier höre, Ekel erregen. Die meisten Pro fessoren hier dictiren das Lateinische aus ihren Heften, wie Buddeus, und überset zen es dann ins Deutsche! Das mag wohl nothwendig sein um der Schwächlinge willen, die aus den benachbarten Orten hierherkommen, aber das bin ich ganz an ders gewohnt!" Zit. nach CARL MöNCKEBERG, Hermann Samuel Reimarus und Johann Christian Edelmann, Hamburg 1867, 16. Weitere Lehrer Wolfs waren Georg Eliser Edzardi in Historie und Sebastian Edzardi in Logik und Metaphysik. Vgl. die privaten Übungsdiputationen Wolfs (zusammen mit Johann Christoph Krüsike und Jacob Middelborg): SUB Hamburg, Cod. Hist. litt. 4° 26, 73-318, sowie Wolfs Vorlesungsnachschriften von Kollegien bei Fabricius, Seb. Edzardi u.a. im gleichen Band. ,,Index scriptorum ab Eustathio in Commentariis ad Homerum citatorum accommo datus ad paginas editionis romanae", in: JOHANN ALBERT FABRICIUS, Bibliotheca graeca, Bd. 2, Hamburg 1706, 306-329.
in: Christopher Ligota and Jean-Lous Quantin (eds.): History of Scholarship, Oxford, 357-383, 2006
in: Herbert Jaumann (Hg.): Diskurse der Frühen Neuzeit, Berlin: De Gruyter, S. 441-464, 2010
Exil, Kulturkontakt und Ideenmigration in der Frühen Neuzeit I. Exilf orschung wird meist für das... more Exil, Kulturkontakt und Ideenmigration in der Frühen Neuzeit I. Exilf orschung wird meist für das 20. Jahrhundert betrieben. Doch natür lich gab es auch vor der Auswanderung deutscher Intellektueller in der Nazi-Zeit wieder und wieder die bittere Erfahrung derer, die ihr Hei matland verlassen mußten und sich in der Fremde neu einrichteten. Für andere Epochen ist das -neutralere -Wort von der >Migrationsforschung< weiter verbreitet. Arbeitsmigranten, Wissenschaftsmigranten, religiöse Mi granten, Kriegsvertriebene -der Arten sind zahlreiche, warum Menschen einen Kulturtransfer auf sich genommen haben. 1 Für die Frühe Neuzeit Zur Literatur über Migrationsforschung hier nur eine kleine Auswahl: Klaus J. Bade:
Martin Mulsow und Marcelo Stamm (Hg.): Konstellationsforschung (Frankfurt: Suhrkamp), 221-257., 2005
Al-Qantara 31, 549-586, 2010
in: Gianna Pomata und Nancy G. Siraisi (eds.): Historia. Empiricism and Erudition in Early Modern Europe (Cambridge, Mass.: Harvard University Press), 181-210, 2005
Most Experts usually agree that all history has its beginnings in fables and that they enjoy a cl... more Most Experts usually agree that all history has its beginnings in fables and that they enjoy a close relationship. Fables, however, as everybody knows, received their name from beans, or fabae. ni This is why it seems fitting to begin a discussion about history with beans and, more pre cisely, with the very sage who had advised against their consumption:
Annales. Histoire, sciences sociales 64, 81-109, 2009
Marian Füssel und Martin Mulsow (Hg.): Gelehrtenrepublk (Jahrbuch Aufklärung Bd. 26), Hamburg, 153-203., 2015
Ulrich Beck und Martin Mulsow (Hg.): Vergangenheit und Zukunft der Moderne, Berlin, 82-102, 2014
Reflexive Modernisierung, Aufklärung und Frühe Neuzeit I. Erlauben Sie mir zu Beginn ein Gedanken... more Reflexive Modernisierung, Aufklärung und Frühe Neuzeit I. Erlauben Sie mir zu Beginn ein Gedankenspiel: An einer deut schen Universität um 1700 würde ein Sonderforschungsbe reich mit dem Titel »Reflexive Modernisierung« eingerichtet. 1 In diesem Sonderforschungsbereich gibt es folgende Teilpro jekte: Das erste heißt »Politische Epistemologie der Unge wissheit: Wissen, Nichtwissen, Rationalität«. In diesem Teil projekt blickt man zurück auf die neupyrrhonische Skepsis von Montaigne und ihre Funktionalisierung in der politischen Theorie des gelehrten Libertinismus. Montaigne hat, so er kennt man wie später Karlheinz Stierle, die aufbrechende ge sellschaftliche Pluralisierung in einen subjektiven, skepti schen, relativierenden Stil umgesetzt, der den Versuch wagt, Handeln vor dem Hintergrund von Nichtwissen zu begrün den. 2 Das zweite Teilprojekt heißt »Entgrenzung und Restruk turierung«. Dort geht es um kontrollierte Auflösung von Tra-
John Christian Laursen und Richard H. Popkin (eds.): Millenarianism and Messianism in Early Modern European Culture: Continental Millenarians: Protestants, Catholics, Heretics, Dordrecht, 57-75, 2001
Marek Tamm and Peter Burke (eds.): Debating New Approaches to History, London, 159--187 (with a comment by Lorraine Daston)., 2019
Enlightenment Underground. Radical Germany 1680-1720, translated by H. C. Erik Midelfort, Charlottesville. Introduction pp. 1-28, 2015
Kriminelle - Freidenker - Alchemisten. Räume des Untergrunds in der Frühen Neuzeit, hg. von Martin Mulsow unter Mitarbeit von Michael Multhammer, Köln, p. 9-14, 2014
in: Dirk van Miert, Henk Nellen, Piet Steenbakkers and Jetze Touber (eds.): Scriptural Authority and Biblical Criticism in the Dutch Golden Age. God’s Word Questioned, Oxford, 351-373, 2017
in: Martin Mulsow and Richard Popkin (eds.): Secret Conversions to Judaism in Early Modern Europe, Leiden, 123-182, 2004
in: Johann Anselm Steiger (Hg.): 500 Jahre Theologie in Hamburg. Hamburg als Zentrum christlicher Theologie und Kultur zwischen Tradition und Zukunft, Berlin, 81-112, 2005
Es gibt in der Hamburger Gelehrtengeschichte einen Spannungsbogen, der immer noch nicht wirklich ... more Es gibt in der Hamburger Gelehrtengeschichte einen Spannungsbogen, der immer noch nicht wirklich verstanden ist, und der niemals intensi ver gewesen ist als in der ersten Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. Es ist der Bogen von der strengen lutherischen Orthodoxie Wittenberger Prägung zur Religionskritik und zum Deismus, der Bogen vorn jungen Johann Christoph Wolf zur reifen Phase seines Schützlings und Freun des Hermann Samuel Reirnarus, der Bogen vorn orthodoxen Wüterich Johann Friedrich Mayer über dessen Ziehsohn Johann Albert Fabricius nicht nur zu dessen Schwiegersohn Reirnarus, sondern auch zu einer ganzen Gruppe von höchst liberalen Intellektuellen, von Peter Carp ser bis Christian Friedrich Weichmann, von Christian Ludwig Liscow bis Christian Joachim Lossau. Zugleich aber -und das ist der Ansatz, den ich hier wählen möchte -spiegelt sich der Spannungsbogen in den Bücherschätzen wider, die hier in Hamburg angehäuft worden sind. Hamburg war ja die Stadt der üppigen Privatbibliotheken, eines Fa bricius, Wolf, Winckler, Richey, Lossau, Neumeister, Bibliotheken, die meist zwischen zwanzig-und dreißigtausend Bänden rangierten. Hier ist es der Bogen von den "Curiosa", der Jagd nach raren und entlegenen Schriften, nach anonymen und pseudonymen Werken hin zu den ver botenen Schriften, den Clandestina und ihrer Wirkung in den Köpfen Bei meinen Studien im Handschriftenbestand der Hamburger Staats-und Univer sitätsbibliothek hatte ich das Glück, von den beiden Bibliothekarinnen Eva Horvath und Elke Matthes unterstützt zu werden, mit einem Engagement, das weit über das gewöhnliche Maß hinausreicht. Ihnen verdanke ich auch die Kenntnis etlicher Wolf Manuskripte aus Beständen, die noch nicht modern katalogisiert sind. Als Zeichen meiner tiefen Dankbarkeit möchte ich ihnen diesen Aufsatz widmen, der vielleicht Vorläufer einer größeren Wolf-Studie ist. 4 5 6 ------� sammlung der Hamburger Staats-und Universitätsbibliothek, unveröffentlichtes Typo skript Bremen 2002. Etwa REIMARUS an WoLF, Jena, 7.5.1714: ,,Deine philosophischen Vorlesungen sind mir so im Gedächtnis, daß mir alle, die ich hier höre, Ekel erregen. Die meisten Pro fessoren hier dictiren das Lateinische aus ihren Heften, wie Buddeus, und überset zen es dann ins Deutsche! Das mag wohl nothwendig sein um der Schwächlinge willen, die aus den benachbarten Orten hierherkommen, aber das bin ich ganz an ders gewohnt!" Zit. nach CARL MöNCKEBERG, Hermann Samuel Reimarus und Johann Christian Edelmann, Hamburg 1867, 16. Weitere Lehrer Wolfs waren Georg Eliser Edzardi in Historie und Sebastian Edzardi in Logik und Metaphysik. Vgl. die privaten Übungsdiputationen Wolfs (zusammen mit Johann Christoph Krüsike und Jacob Middelborg): SUB Hamburg, Cod. Hist. litt. 4° 26, 73-318, sowie Wolfs Vorlesungsnachschriften von Kollegien bei Fabricius, Seb. Edzardi u.a. im gleichen Band. ,,Index scriptorum ab Eustathio in Commentariis ad Homerum citatorum accommo datus ad paginas editionis romanae", in: JOHANN ALBERT FABRICIUS, Bibliotheca graeca, Bd. 2, Hamburg 1706, 306-329.
in: Christopher Ligota and Jean-Lous Quantin (eds.): History of Scholarship, Oxford, 357-383, 2006
in: Herbert Jaumann (Hg.): Diskurse der Frühen Neuzeit, Berlin: De Gruyter, S. 441-464, 2010
Exil, Kulturkontakt und Ideenmigration in der Frühen Neuzeit I. Exilf orschung wird meist für das... more Exil, Kulturkontakt und Ideenmigration in der Frühen Neuzeit I. Exilf orschung wird meist für das 20. Jahrhundert betrieben. Doch natür lich gab es auch vor der Auswanderung deutscher Intellektueller in der Nazi-Zeit wieder und wieder die bittere Erfahrung derer, die ihr Hei matland verlassen mußten und sich in der Fremde neu einrichteten. Für andere Epochen ist das -neutralere -Wort von der >Migrationsforschung< weiter verbreitet. Arbeitsmigranten, Wissenschaftsmigranten, religiöse Mi granten, Kriegsvertriebene -der Arten sind zahlreiche, warum Menschen einen Kulturtransfer auf sich genommen haben. 1 Für die Frühe Neuzeit Zur Literatur über Migrationsforschung hier nur eine kleine Auswahl: Klaus J. Bade:
Martin Mulsow und Marcelo Stamm (Hg.): Konstellationsforschung (Frankfurt: Suhrkamp), 221-257., 2005
Al-Qantara 31, 549-586, 2010
in: Gianna Pomata und Nancy G. Siraisi (eds.): Historia. Empiricism and Erudition in Early Modern Europe (Cambridge, Mass.: Harvard University Press), 181-210, 2005
Most Experts usually agree that all history has its beginnings in fables and that they enjoy a cl... more Most Experts usually agree that all history has its beginnings in fables and that they enjoy a close relationship. Fables, however, as everybody knows, received their name from beans, or fabae. ni This is why it seems fitting to begin a discussion about history with beans and, more pre cisely, with the very sage who had advised against their consumption:
Annales. Histoire, sciences sociales 64, 81-109, 2009