Annette Schuster | Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (original) (raw)
Book Reviews by Annette Schuster
Abbildung 1: Schematische Darstellung zum Knochenaufbau 5 Erscheinungsbild der Gewebekannten als ... more Abbildung 1: Schematische Darstellung zum Knochenaufbau 5 Erscheinungsbild der Gewebekannten als Rispen 10 , ohne diese Begrifflichkeit weiter zu erläutern oder sich auf eine terminologische Definition zu beziehen. Borten oder Gewebekanten mit dem hier vorgestellten Erscheinungsbild werden als Ripsbindung oder Kettrips bezeichnet 11 . Den Leser*innen stellen sich weitere Fragen, so beispielsweise, warum die Autorin nicht weitere organische Funde vorgestellt hat. Oder weshalb es nur Geweihstücke (bei denen es sich aber augenscheinlich öfter um Knochen handelt) sind, die für prähistorische Webtechniken in Frage kommen sollen. Aufgrund von Erhaltungsbedingungen für organische Materialien ist die Fundsituation aus neolithischen Kontexten generell schlecht. Nichts desto trotz, ist ein genereller Ausschluss des Werkstoffes Holz archäologisch gedacht nicht zulässig. Holz bzw. -werkzeuge könnten dennoch einen wichtigen Beitrag zur Textilproduktion geleistet haben. Die Autorin erweckt mit ihren Formulierungen den Eindruck, dass diese Fundstücke die "[…] Anfänge der Textilweberei" 12 sind. Dabei bezieht sie sich allerdings auf ein geographisch und chronologisch stark begrenztes Gebiet und impliziert indirekt die Durchführung von umfassenden Untersuchungen. Dass es Hinweise auf prähistorische Fundkontexten noch erheblich früheren Datums aus dem westasiatischen Raum gibt, weist beispielsweise Margarita Gleba eindrücklich nach 13 . Die anschließenden Interpretationsansätze beinhalten Aussagen wie: "[…] Jede eigene Siedlungsgruppe […] hat eigene kreative Gewebekante[n] besessen." 14 . Es ist jedoch eindeutig, dass die Autorin nicht jede einzelne neolithische Siedlungsgruppe in Deutschland oder der Schweiz erfasst hat. Dies zu tun sprengt natürlich auch den Rahmen einer eher hobby-wissenschaftlichen Arbeit, jedoch erweckt Roth mit ihren Formulierungen wiederholt den Anspruch auf absolute Vollständigkeit, sowie die Fähigkeit zu besitzen, archäologische Vergangenheiten absolut rekonstruieren zu können. An dieser Stelle soll sich gegen solche Verallgemeinerungen in der archäologischen Forschung explizit ausgesprochen werden. Die Publikation umfasst 30 Seiten im DIN A5 Format mit insgesamt 47 Abbildungen und 14 Zitaten. Die Abbildungen werden groß teils durch Fotos aus Ausstellungen repräsentiert. Dies führte häufig zu unscharfen Fotografien, die Bilder sind oft durch Blitzlichtreflektionen der Schaukästen beeinträchtigt. Hier wären auch genauere Datierungen bzw. Informationen über die jeweiligen Fundorte wie beispielsweise Arbon 15 und die daraus gezeigten Textilreste sehr nützlich gewesen. Leser*innen mit einem fundierten Wissen um das Neolithikum fällt die chronologische Einordnung natürlich leicht, jedoch kann nicht bei allen Leser*innen das gleiche Hintergrundwissen um chronologische und geographische Bereiche vorausgesetzt werden. Auf Seite 5 der Publikation wurde sich nicht die Mühe gemacht die Unterschrift per Hand unter das Bild zu setzen, sondern wurde vom Original abfotografiert und reingesetzt. Des Weiteren ist ein Fehlen des Maßstabes auf den Abbildungen zu bemängeln. Der gröbste Fehler, die mangelhafte Zitationsweise, zieht sich durch die gesamte Publikation. Unter den Abbildungen gibt es teilweise keine oder nur unzureichende Quellenangaben, die Internetnachweise für die Abbildungen sind ebenfalls unzureichend zitiert. Die Leser*innen können so nicht das Bild zurückverfolgen, wodurch in einer öffentlich zugänglichen Publikation theoretisch eine Verletzung des Urheberrechtes vorliegt. Des Weiteren ist zu bemängeln, dass Roth auf ein Abbildungsverzeichnis gänzlich verzichtet. Die Zitierweise folgt keinen zulässigen Vorgaben in der Wissenschaft. Üblicherweise sollten die RGK Richtlinien, oder ähnliche Zitierrichtlinien für archäologische Publikationen verwendet werden 16 . Ferner fehlen innerhalb des Textes viele Nachweise. Beispielsweise steht die Behauptung, dass "Alle gefunden Geweihstücke […] dem Schmuckbereich zugeordnet [wurden]" 17 für sich und es wird nicht ersichtlich, ob diese These zitiert wird oder von Roth selbst aufgestellt wurde. Den Leser*innen werden bei näherem Studium dieser Lektüre keine Angabe zur Autorin gegeben oder in welchem Rahmen dieses Heft entstanden ist. Inwiefern sich Frau Roth als Archäologin oder Textilarchäologin qualifiziert bleibt ungeklärt und somit wird ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt.
Conference Presentations by Annette Schuster
ABSTRACT: Since the 19th Century, the term “Tracht” - which meaning is highly subjective because ... more ABSTRACT:
Since the 19th Century, the term “Tracht” - which meaning is highly subjective because its lacking a scientific definition – is used not only to describe traditional costume, but to enforce nationalistic feelings, especially in the southern part of Germany. During the period of National Socialism, Archaeologists like Hans Reinerth used especially bronze age findings of prehistoric textile and accessorise like fibulas to construct social and national identities and so called “Trachtenkreise”. This happened in order to identify and reconstruct the distribution area of “original Germanic people” and can be seen in the context of the blood and soil-doctrine which is therefore highly dangerous. Unfortunately, the term “Tracht” is still often used in modern German archaeological publications. Concerning the misapplication of that term during the NS-period, its suggested to not use it without a proper definition if it´s necessary or even better, to only use the term “clothing”, which then implies metal accessorise like fibulas and needles.
Papers by Annette Schuster
Mit archäologischer Geschlechterforschung zu einer diverseren Fachgeschichte, 2022
Auch die Archäologie, die über historische Dingüberlieferungen das Leben von Menschen aus der Ver... more Auch die Archäologie, die über historische Dingüberlieferungen das Leben von Menschen aus der Vergangenheit erforscht, bezieht wichtige Impulse aus der Geschlechterforschung. Der folgende Blogartikel wird einen kurzen Überblick zur Entwicklung der archäologischen Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum geben, einige archäologisch arbeitende Pionierinnen vorstellen und darüber hinaus das Projekt AktArcha vorstellen.
Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Arch... more Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Archäologie an der FU Berlin
Clothing in prehistoric times, booklet from the master colloquium at the Institute for Prehistoric Archaeology (FU Berlin). With English summary from each article.
Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Arch... more Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Archäologie an der FU Berlin
Clothing in prehistoric times, booklet from the master colloquium at the Institute for Prehistoric Archaeology (FU Berlin). With English summary from each article.
Abbildung 1: Schematische Darstellung zum Knochenaufbau 5 Erscheinungsbild der Gewebekannten als ... more Abbildung 1: Schematische Darstellung zum Knochenaufbau 5 Erscheinungsbild der Gewebekannten als Rispen 10 , ohne diese Begrifflichkeit weiter zu erläutern oder sich auf eine terminologische Definition zu beziehen. Borten oder Gewebekanten mit dem hier vorgestellten Erscheinungsbild werden als Ripsbindung oder Kettrips bezeichnet 11 . Den Leser*innen stellen sich weitere Fragen, so beispielsweise, warum die Autorin nicht weitere organische Funde vorgestellt hat. Oder weshalb es nur Geweihstücke (bei denen es sich aber augenscheinlich öfter um Knochen handelt) sind, die für prähistorische Webtechniken in Frage kommen sollen. Aufgrund von Erhaltungsbedingungen für organische Materialien ist die Fundsituation aus neolithischen Kontexten generell schlecht. Nichts desto trotz, ist ein genereller Ausschluss des Werkstoffes Holz archäologisch gedacht nicht zulässig. Holz bzw. -werkzeuge könnten dennoch einen wichtigen Beitrag zur Textilproduktion geleistet haben. Die Autorin erweckt mit ihren Formulierungen den Eindruck, dass diese Fundstücke die "[…] Anfänge der Textilweberei" 12 sind. Dabei bezieht sie sich allerdings auf ein geographisch und chronologisch stark begrenztes Gebiet und impliziert indirekt die Durchführung von umfassenden Untersuchungen. Dass es Hinweise auf prähistorische Fundkontexten noch erheblich früheren Datums aus dem westasiatischen Raum gibt, weist beispielsweise Margarita Gleba eindrücklich nach 13 . Die anschließenden Interpretationsansätze beinhalten Aussagen wie: "[…] Jede eigene Siedlungsgruppe […] hat eigene kreative Gewebekante[n] besessen." 14 . Es ist jedoch eindeutig, dass die Autorin nicht jede einzelne neolithische Siedlungsgruppe in Deutschland oder der Schweiz erfasst hat. Dies zu tun sprengt natürlich auch den Rahmen einer eher hobby-wissenschaftlichen Arbeit, jedoch erweckt Roth mit ihren Formulierungen wiederholt den Anspruch auf absolute Vollständigkeit, sowie die Fähigkeit zu besitzen, archäologische Vergangenheiten absolut rekonstruieren zu können. An dieser Stelle soll sich gegen solche Verallgemeinerungen in der archäologischen Forschung explizit ausgesprochen werden. Die Publikation umfasst 30 Seiten im DIN A5 Format mit insgesamt 47 Abbildungen und 14 Zitaten. Die Abbildungen werden groß teils durch Fotos aus Ausstellungen repräsentiert. Dies führte häufig zu unscharfen Fotografien, die Bilder sind oft durch Blitzlichtreflektionen der Schaukästen beeinträchtigt. Hier wären auch genauere Datierungen bzw. Informationen über die jeweiligen Fundorte wie beispielsweise Arbon 15 und die daraus gezeigten Textilreste sehr nützlich gewesen. Leser*innen mit einem fundierten Wissen um das Neolithikum fällt die chronologische Einordnung natürlich leicht, jedoch kann nicht bei allen Leser*innen das gleiche Hintergrundwissen um chronologische und geographische Bereiche vorausgesetzt werden. Auf Seite 5 der Publikation wurde sich nicht die Mühe gemacht die Unterschrift per Hand unter das Bild zu setzen, sondern wurde vom Original abfotografiert und reingesetzt. Des Weiteren ist ein Fehlen des Maßstabes auf den Abbildungen zu bemängeln. Der gröbste Fehler, die mangelhafte Zitationsweise, zieht sich durch die gesamte Publikation. Unter den Abbildungen gibt es teilweise keine oder nur unzureichende Quellenangaben, die Internetnachweise für die Abbildungen sind ebenfalls unzureichend zitiert. Die Leser*innen können so nicht das Bild zurückverfolgen, wodurch in einer öffentlich zugänglichen Publikation theoretisch eine Verletzung des Urheberrechtes vorliegt. Des Weiteren ist zu bemängeln, dass Roth auf ein Abbildungsverzeichnis gänzlich verzichtet. Die Zitierweise folgt keinen zulässigen Vorgaben in der Wissenschaft. Üblicherweise sollten die RGK Richtlinien, oder ähnliche Zitierrichtlinien für archäologische Publikationen verwendet werden 16 . Ferner fehlen innerhalb des Textes viele Nachweise. Beispielsweise steht die Behauptung, dass "Alle gefunden Geweihstücke […] dem Schmuckbereich zugeordnet [wurden]" 17 für sich und es wird nicht ersichtlich, ob diese These zitiert wird oder von Roth selbst aufgestellt wurde. Den Leser*innen werden bei näherem Studium dieser Lektüre keine Angabe zur Autorin gegeben oder in welchem Rahmen dieses Heft entstanden ist. Inwiefern sich Frau Roth als Archäologin oder Textilarchäologin qualifiziert bleibt ungeklärt und somit wird ihre Glaubwürdigkeit in Frage gestellt.
ABSTRACT: Since the 19th Century, the term “Tracht” - which meaning is highly subjective because ... more ABSTRACT:
Since the 19th Century, the term “Tracht” - which meaning is highly subjective because its lacking a scientific definition – is used not only to describe traditional costume, but to enforce nationalistic feelings, especially in the southern part of Germany. During the period of National Socialism, Archaeologists like Hans Reinerth used especially bronze age findings of prehistoric textile and accessorise like fibulas to construct social and national identities and so called “Trachtenkreise”. This happened in order to identify and reconstruct the distribution area of “original Germanic people” and can be seen in the context of the blood and soil-doctrine which is therefore highly dangerous. Unfortunately, the term “Tracht” is still often used in modern German archaeological publications. Concerning the misapplication of that term during the NS-period, its suggested to not use it without a proper definition if it´s necessary or even better, to only use the term “clothing”, which then implies metal accessorise like fibulas and needles.
Mit archäologischer Geschlechterforschung zu einer diverseren Fachgeschichte, 2022
Auch die Archäologie, die über historische Dingüberlieferungen das Leben von Menschen aus der Ver... more Auch die Archäologie, die über historische Dingüberlieferungen das Leben von Menschen aus der Vergangenheit erforscht, bezieht wichtige Impulse aus der Geschlechterforschung. Der folgende Blogartikel wird einen kurzen Überblick zur Entwicklung der archäologischen Geschlechterforschung im deutschsprachigen Raum geben, einige archäologisch arbeitende Pionierinnen vorstellen und darüber hinaus das Projekt AktArcha vorstellen.
Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Arch... more Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Archäologie an der FU Berlin
Clothing in prehistoric times, booklet from the master colloquium at the Institute for Prehistoric Archaeology (FU Berlin). With English summary from each article.
Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Arch... more Begleitheft des Kolloquiums im Rahmen der Masterveranstaltung am Institut für Prähistorische Archäologie an der FU Berlin
Clothing in prehistoric times, booklet from the master colloquium at the Institute for Prehistoric Archaeology (FU Berlin). With English summary from each article.