Henry Koenig | Albert-Ludwigs-Universität Freiburg (original) (raw)
Papers by Henry Koenig
The paper provides multiple ways of seeing hope as an emotion that plays a significant role in po... more The paper provides multiple ways of seeing hope as an emotion that plays a significant role in political participation. Starting with a philosophical investigation into the cynic and the naive as simplified extremes of drawing from hope, the paper aims at questionning the various social implications of hope. Finally it suggests to see emotions not merely as a source of meaning but also as important motivations for action on every human level.
This paper aims at criticizing and elaborating Allen Carlson's version of scientific cognitivism ... more This paper aims at criticizing and elaborating Allen Carlson's version of scientific cognitivism which argues that appropriate appreciation of nature is constituted through knowing how to categorize natural objects and landscape. It becomes clear that there are limits but also possibilities to expand the theory so that knowing and feeling nature can be understood in one.
I will begin this paper with an outline of the causes and motivations of the Zapatistas' insurgen... more I will begin this paper with an outline of the causes and motivations of the Zapatistas' insurgence. Then I will show how their structures of organization realize new ways of doing politics – radically democratic, non-dogmatic and thus open for discourse and association with other emancipatory movements. The discussion will be connected to an analysis of P. Gross' " Quiet War With the State: Henry David Thoreau and Civil Disobedience " , which shows intellectual influences of the anarchist tradition and, more recently, of Gilles Deleuze' " Postscript on the Societies of Control " that discerns a new historical age due to the impact of expanding global capitalism. My attempt is to contextualize the insurgence in Chiapas historically and follow the question whether the Zapatistas can be aptly described as a post-modern revolutionary movement, as some authors do. The paper will also deal with the revolutionary use of violence in the case of the Zapatistas who claim to favour the political way but at the same time need protection for the autonomous communities, mainly against paramilitary troops. My main source concerning the background and the inner structure of the movement is " ¡La Lucha Sigue! EZLN – Ursachen und Entwicklungen des zapatistischen Aufstands" by Luz Kerkeling but also primary sources of the EZLN, papers of mexican sociologists and articles of rather left-winged newspapers.
Die US-amerikanische Philosophin Martha Nussbaum hat mit ihrer Theorie der politischen Emotionen ... more Die US-amerikanische Philosophin Martha Nussbaum hat mit ihrer Theorie der politischen Emotionen einen Rahmen vorgelegt, in dem sich gesellschaftliche Stimmungen beschreiben lassen. Diese entwickelte sie 2013 in ihrem Buch "Political Emotions: Why love matters for justice" 1 und zuletzt 2018 in "The Monarchy of Fear: A philosopher looks at our political crisis" 2 , in dem sie die Wahl des damaligen US-Präsidenten Donald J. Trump zum Anlass nimmt, um die zunehmende Polarisierung und die Dynamik von Hass, Ausgrenzung und Gewalt philosophisch zu untersuchen. Dabei zieht sie neben verschiedenen altehrwürdigen Philosophen wie Aristoteles, Lukrez, Rousseau und Kant auch politische Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi oder Marthin Luther King und moderne entwicklungs-und sozialpsychologische Forschung heran, um zu erklären, unter welchen Bedingungen welche Emotionen gedeihen und wie diese sich gesellschaftlich auswirken. Dabei stehen drei Emotionen im Zentrum ihrer (sozial)philosophischen Untersuchung, die auch in dieser Auseinandersetzung mit politischen Emotionen in der Corona-Pandemie analysiert werden sollen: Angst, Zorn und Ekel. Da in diesem Kontext jedoch auch Scham von großer Bedeutung ist und Neid im Zusammenhang mit Privilegien von Geimpften perspektivisch auf den Plan treten könnte, werden auch diese Emotionen ausblickhaft thematisiert. Zuvor müssen jedoch Fragen beantwortet werden, denen Martha Nussbaum in ihrem Werk relativ wenig Beachtung schenkt: Wann und wie werden Gefühle oder Emotionen politisch? Sind sie nicht die basalste Ebene unseres persönlichen Erlebens und damit urpersönlich? Und was können andere, besonders Philosophinnen und Philosophen, überhaupt zu Gefühlen anderer Menschen aussagen? Wird der emotionale Ausdruck, der noch beobachtet und vielleicht sogar gemessen werden kann, mit den erlebten Emotionen selbst nicht viel zu oft verwechselt und vermischt? Ist es nicht also ein Kategorienfehler, Emotionen politisch fassen und untersuchen zu wollen? Folgt man dem seit 1970 berühmt gewordenen feministischen Spruch "Das Private ist politisch" 3 , ist diese für viele politische Theoretiker:innen grundlegende Unterscheidung fehlgeleitet. Denn das, was in den eigenen vier Wänden geschieht, ist von umfassendster gesamtgesellschaftlicher Prägung und Relevanz. Von der Verteilung von Sorge-, Pflege-, Erziehungs-und Hausarbeit bis hin zu Erfahrungen häuslicher Gewalt reicht das weite Spektrum der Lebenswelten, die lange in dem Bereich des Privaten und damit im Dunkeln, jenseits gesellschaftlicher Debatten, gehalten wurden.
Kritik der neuen Lernkultur. Schul-Burnout als Sozialpathologie des Neoliberalismus, 2024
Diese Arbeit beginnt mit einer Aktualisierung der traditionellen Schulkritik, die im Lichte der n... more Diese Arbeit beginnt mit einer Aktualisierung der traditionellen Schulkritik, die im Lichte der neuen Lernkultur einer Neuausrichtung bedarf. Da sich in den letzten Jahren Unterfinanzierung, Personalmangel und Bildungsungerechtigkeit aufgrund des durch den Neoliberalismus vorangetriebenen Rückbau des Staates und Einsparungen in öffentlichen Strukturen verschärft haben, ist die Analyse auf die materielle ebenso wie auf die kulturelle Ebene zu richten (Kapitel 3). Diese Entwicklungen erreichen mit der zunehmenden Verbreitung des Neoliberalismus neue Dimensionen - und entsprechende gesellschaftlich bedingte Pathologien. Ein Beispiel dafür ist eben das Phänomen Burnout, das sich seit den 80er Jahren zunächst in der (neuen) Arbeitswelt ausbreitete, dort gewisse Rationalitäten durchsetzte (Kapitel 4) und sich nun mit der neuen Lernkultur zunehmend in den Sozialraum Schule verlagert (Kapitel 5). Dies ist die These der vorliegenden Arbeit. Sie hat zum Zweck, einen sich andeutenden Trend zu analysieren und letztlich vor einigen erwartbaren Aspekten zu warnen, die aus der unbedachten Einführung und Umsetzung der neuen Lernkultur hervorgehen könnten, ohne dabei die Potenziale aus dem Blick zu verlieren (Kapitel 6). Dabei wird ein interdisziplinärer Brückenschlag zwischen Ansätzen aus der Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Psychologie und der Didaktik (unter anderem der politischen Bildung) unternommen, um der Komplexität des Phänomens gerecht zu werden.
Parlamenten im Keim erstickt oder zumindest eingeschränkt wird. In der Praxis werden darin zwar p... more Parlamenten im Keim erstickt oder zumindest eingeschränkt wird. In der Praxis werden darin zwar politische Positionen repräsentiert, die in der Gesellschaft vorherrschend sind, sodass der Eindruck entstehen könnte, dass auch die gesellschaftlichen Gruppen repräsentiert werden. Doch das ist bekanntermaßen nicht der Fall. Anstatt einer geschlechtlichen Parität zählt der Bundestag heute nur 31,3% Frauen. Dieser Stand ist rückblickend im Verlauf der letzten 30 Jahre sogar als ein Fortschritt zu bezeichnen, denn bis 1987 kam die Quote nie über 10% hinaus. Auch Migrant:innen sind alles andere als ausreichend repräsentiert: Knapp ein Viertel der deutschen Bevölkerung hat einen Einwanderungshinter-bzw.-vordergrund, im Parlament nur jede:r zwölfte. 1 Damit ist der Anteil in den letzten Jahren sogar stark gestiegen: In der letzten Legislaturperiode bis 2017 lag er bei 5,9% und von 2009 bis 2013 bei sogar nur 3,4%. 2 Auch bei jungen Menschen wird Repräsentation nur in knapp einem von zehn Fällen erreicht: 17% der Bevölkerung sind zwischen 18 und 29 Jahre alt, doch nur 1,8% von ihnen können auf Bundesebene mit entscheiden. 3 All dies sind Gründe, warum
In dieser Arbeit wird die Methode der Explikation in ihrem historischen und systematischen Kontex... more In dieser Arbeit wird die Methode der Explikation in ihrem historischen und systematischen Kontext als Teil der sprachanalytischen Philosophie vorgestellt und am Beispiel der Temperatur erläutert. Dementsprechend ist die Arbeit dreigliedrig: Zu Beginn steht die historische Einbettung der sprachanalytischen Arbeiten Carnaps im Rahmen des logischen Empirismus. Der zweite Teil ist vorwiegend philosophisch und erläutert
grundlegende Unterschiede zwischen Ausdruck und Begriff, Exaktheit und Präzision, sowie die Bedeutung von Begriffsbildung und Definition für die Wissenschaft. Außerdem werden zwei andere Methoden vorgestellt, mit denen die Explikation im engen Zusammenhang steht: die Begriffsanalyse und die logische Analyse der Sprache. Anschließend wird Carnaps frühe Idee der physikalischen Begriffsbildung (1926) mit seiner späteren Idee der Explikation (1959) verglichen. Im dritten Teil wird letztere an einem physikalischen Beispiel, der Temperatur, vorgeführt. Dabei werden die wichtigsten Erkenntnisse rekonstruiert, die zu dem
heute verbreiteten Verständnis der Temperatur und zu der Möglichkeit quantitativer Bestimmung geführt haben. Die wesentlichen Fortschritte fanden vor allem im 18. und 19. Jahrhundert statt und können mit Carnaps Idee der Begriffsbildung auf zwei Stufen, mit der Explikation auf drei Stufen verstanden werden. Die absolute Temperatur stellt am Ende das theoretisch-mathematisch abgesicherte Explikat des Wärmezustands dar. Das Resultat der systematischen Anwendung ist eine Weiterentwicklung der Explikation durch eine Unterscheidung ihrer Varianten. Dadurch wird deutlich, dass die Methode in vielen Kontexten unbewusst zur Anwendung kommt, da sie im weiten Sinn für sprachliche Präzisierung und Präzision steht.
The paper provides multiple ways of seeing hope as an emotion that plays a significant role in po... more The paper provides multiple ways of seeing hope as an emotion that plays a significant role in political participation. Starting with a philosophical investigation into the cynic and the naive as simplified extremes of drawing from hope, the paper aims at questionning the various social implications of hope. Finally it suggests to see emotions not merely as a source of meaning but also as important motivations for action on every human level.
This paper aims at criticizing and elaborating Allen Carlson's version of scientific cognitivism ... more This paper aims at criticizing and elaborating Allen Carlson's version of scientific cognitivism which argues that appropriate appreciation of nature is constituted through knowing how to categorize natural objects and landscape. It becomes clear that there are limits but also possibilities to expand the theory so that knowing and feeling nature can be understood in one.
I will begin this paper with an outline of the causes and motivations of the Zapatistas' insurgen... more I will begin this paper with an outline of the causes and motivations of the Zapatistas' insurgence. Then I will show how their structures of organization realize new ways of doing politics – radically democratic, non-dogmatic and thus open for discourse and association with other emancipatory movements. The discussion will be connected to an analysis of P. Gross' " Quiet War With the State: Henry David Thoreau and Civil Disobedience " , which shows intellectual influences of the anarchist tradition and, more recently, of Gilles Deleuze' " Postscript on the Societies of Control " that discerns a new historical age due to the impact of expanding global capitalism. My attempt is to contextualize the insurgence in Chiapas historically and follow the question whether the Zapatistas can be aptly described as a post-modern revolutionary movement, as some authors do. The paper will also deal with the revolutionary use of violence in the case of the Zapatistas who claim to favour the political way but at the same time need protection for the autonomous communities, mainly against paramilitary troops. My main source concerning the background and the inner structure of the movement is " ¡La Lucha Sigue! EZLN – Ursachen und Entwicklungen des zapatistischen Aufstands" by Luz Kerkeling but also primary sources of the EZLN, papers of mexican sociologists and articles of rather left-winged newspapers.
Die US-amerikanische Philosophin Martha Nussbaum hat mit ihrer Theorie der politischen Emotionen ... more Die US-amerikanische Philosophin Martha Nussbaum hat mit ihrer Theorie der politischen Emotionen einen Rahmen vorgelegt, in dem sich gesellschaftliche Stimmungen beschreiben lassen. Diese entwickelte sie 2013 in ihrem Buch "Political Emotions: Why love matters for justice" 1 und zuletzt 2018 in "The Monarchy of Fear: A philosopher looks at our political crisis" 2 , in dem sie die Wahl des damaligen US-Präsidenten Donald J. Trump zum Anlass nimmt, um die zunehmende Polarisierung und die Dynamik von Hass, Ausgrenzung und Gewalt philosophisch zu untersuchen. Dabei zieht sie neben verschiedenen altehrwürdigen Philosophen wie Aristoteles, Lukrez, Rousseau und Kant auch politische Persönlichkeiten wie Mahatma Gandhi oder Marthin Luther King und moderne entwicklungs-und sozialpsychologische Forschung heran, um zu erklären, unter welchen Bedingungen welche Emotionen gedeihen und wie diese sich gesellschaftlich auswirken. Dabei stehen drei Emotionen im Zentrum ihrer (sozial)philosophischen Untersuchung, die auch in dieser Auseinandersetzung mit politischen Emotionen in der Corona-Pandemie analysiert werden sollen: Angst, Zorn und Ekel. Da in diesem Kontext jedoch auch Scham von großer Bedeutung ist und Neid im Zusammenhang mit Privilegien von Geimpften perspektivisch auf den Plan treten könnte, werden auch diese Emotionen ausblickhaft thematisiert. Zuvor müssen jedoch Fragen beantwortet werden, denen Martha Nussbaum in ihrem Werk relativ wenig Beachtung schenkt: Wann und wie werden Gefühle oder Emotionen politisch? Sind sie nicht die basalste Ebene unseres persönlichen Erlebens und damit urpersönlich? Und was können andere, besonders Philosophinnen und Philosophen, überhaupt zu Gefühlen anderer Menschen aussagen? Wird der emotionale Ausdruck, der noch beobachtet und vielleicht sogar gemessen werden kann, mit den erlebten Emotionen selbst nicht viel zu oft verwechselt und vermischt? Ist es nicht also ein Kategorienfehler, Emotionen politisch fassen und untersuchen zu wollen? Folgt man dem seit 1970 berühmt gewordenen feministischen Spruch "Das Private ist politisch" 3 , ist diese für viele politische Theoretiker:innen grundlegende Unterscheidung fehlgeleitet. Denn das, was in den eigenen vier Wänden geschieht, ist von umfassendster gesamtgesellschaftlicher Prägung und Relevanz. Von der Verteilung von Sorge-, Pflege-, Erziehungs-und Hausarbeit bis hin zu Erfahrungen häuslicher Gewalt reicht das weite Spektrum der Lebenswelten, die lange in dem Bereich des Privaten und damit im Dunkeln, jenseits gesellschaftlicher Debatten, gehalten wurden.
Kritik der neuen Lernkultur. Schul-Burnout als Sozialpathologie des Neoliberalismus, 2024
Diese Arbeit beginnt mit einer Aktualisierung der traditionellen Schulkritik, die im Lichte der n... more Diese Arbeit beginnt mit einer Aktualisierung der traditionellen Schulkritik, die im Lichte der neuen Lernkultur einer Neuausrichtung bedarf. Da sich in den letzten Jahren Unterfinanzierung, Personalmangel und Bildungsungerechtigkeit aufgrund des durch den Neoliberalismus vorangetriebenen Rückbau des Staates und Einsparungen in öffentlichen Strukturen verschärft haben, ist die Analyse auf die materielle ebenso wie auf die kulturelle Ebene zu richten (Kapitel 3). Diese Entwicklungen erreichen mit der zunehmenden Verbreitung des Neoliberalismus neue Dimensionen - und entsprechende gesellschaftlich bedingte Pathologien. Ein Beispiel dafür ist eben das Phänomen Burnout, das sich seit den 80er Jahren zunächst in der (neuen) Arbeitswelt ausbreitete, dort gewisse Rationalitäten durchsetzte (Kapitel 4) und sich nun mit der neuen Lernkultur zunehmend in den Sozialraum Schule verlagert (Kapitel 5). Dies ist die These der vorliegenden Arbeit. Sie hat zum Zweck, einen sich andeutenden Trend zu analysieren und letztlich vor einigen erwartbaren Aspekten zu warnen, die aus der unbedachten Einführung und Umsetzung der neuen Lernkultur hervorgehen könnten, ohne dabei die Potenziale aus dem Blick zu verlieren (Kapitel 6). Dabei wird ein interdisziplinärer Brückenschlag zwischen Ansätzen aus der Pädagogik, Soziologie, Ökonomie, Psychologie und der Didaktik (unter anderem der politischen Bildung) unternommen, um der Komplexität des Phänomens gerecht zu werden.
Parlamenten im Keim erstickt oder zumindest eingeschränkt wird. In der Praxis werden darin zwar p... more Parlamenten im Keim erstickt oder zumindest eingeschränkt wird. In der Praxis werden darin zwar politische Positionen repräsentiert, die in der Gesellschaft vorherrschend sind, sodass der Eindruck entstehen könnte, dass auch die gesellschaftlichen Gruppen repräsentiert werden. Doch das ist bekanntermaßen nicht der Fall. Anstatt einer geschlechtlichen Parität zählt der Bundestag heute nur 31,3% Frauen. Dieser Stand ist rückblickend im Verlauf der letzten 30 Jahre sogar als ein Fortschritt zu bezeichnen, denn bis 1987 kam die Quote nie über 10% hinaus. Auch Migrant:innen sind alles andere als ausreichend repräsentiert: Knapp ein Viertel der deutschen Bevölkerung hat einen Einwanderungshinter-bzw.-vordergrund, im Parlament nur jede:r zwölfte. 1 Damit ist der Anteil in den letzten Jahren sogar stark gestiegen: In der letzten Legislaturperiode bis 2017 lag er bei 5,9% und von 2009 bis 2013 bei sogar nur 3,4%. 2 Auch bei jungen Menschen wird Repräsentation nur in knapp einem von zehn Fällen erreicht: 17% der Bevölkerung sind zwischen 18 und 29 Jahre alt, doch nur 1,8% von ihnen können auf Bundesebene mit entscheiden. 3 All dies sind Gründe, warum
In dieser Arbeit wird die Methode der Explikation in ihrem historischen und systematischen Kontex... more In dieser Arbeit wird die Methode der Explikation in ihrem historischen und systematischen Kontext als Teil der sprachanalytischen Philosophie vorgestellt und am Beispiel der Temperatur erläutert. Dementsprechend ist die Arbeit dreigliedrig: Zu Beginn steht die historische Einbettung der sprachanalytischen Arbeiten Carnaps im Rahmen des logischen Empirismus. Der zweite Teil ist vorwiegend philosophisch und erläutert
grundlegende Unterschiede zwischen Ausdruck und Begriff, Exaktheit und Präzision, sowie die Bedeutung von Begriffsbildung und Definition für die Wissenschaft. Außerdem werden zwei andere Methoden vorgestellt, mit denen die Explikation im engen Zusammenhang steht: die Begriffsanalyse und die logische Analyse der Sprache. Anschließend wird Carnaps frühe Idee der physikalischen Begriffsbildung (1926) mit seiner späteren Idee der Explikation (1959) verglichen. Im dritten Teil wird letztere an einem physikalischen Beispiel, der Temperatur, vorgeführt. Dabei werden die wichtigsten Erkenntnisse rekonstruiert, die zu dem
heute verbreiteten Verständnis der Temperatur und zu der Möglichkeit quantitativer Bestimmung geführt haben. Die wesentlichen Fortschritte fanden vor allem im 18. und 19. Jahrhundert statt und können mit Carnaps Idee der Begriffsbildung auf zwei Stufen, mit der Explikation auf drei Stufen verstanden werden. Die absolute Temperatur stellt am Ende das theoretisch-mathematisch abgesicherte Explikat des Wärmezustands dar. Das Resultat der systematischen Anwendung ist eine Weiterentwicklung der Explikation durch eine Unterscheidung ihrer Varianten. Dadurch wird deutlich, dass die Methode in vielen Kontexten unbewusst zur Anwendung kommt, da sie im weiten Sinn für sprachliche Präzisierung und Präzision steht.