Elena V Futter-Buck | Georg-August-Universität Göttingen (original) (raw)
Papers by Elena V Futter-Buck
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2017
Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue ... more Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue Formen der Wissensproduktion geführt. Insbesondere im Umfeld der Sozial-Ökologischen Forschung bzw. in den Nachhaltigkeitswissenschaften wird die Bedeutung von Post-normal science (Funkowitz/Ravetz 1993), Mode-2-Science (Gibbons et al. 1994) beziehungsweise aktuell auch Mode-3-Science (Campbell/Carayannis 2012) sowie Transdisziplinarität (Hirsch Hadorn et al. 2006) intensiv debattiert. Inzwischen hat sich dabei der Begriff der Transdisziplinärität als Sammelbegriff für disziplinübergreifende, ko-produktive und reflexive Prozesse der Wissensproduktion etabliert. Als zentrale Merkmale transdisziplinärer Forschungsdesigns werden benannt: die (interdisziplinäre) Erschließung gesellschaftlich relevanter Probleme gemeinsam mit Praxisakteur_innen, die Beteiligung von Praxisakteur_innen an Forschungsprozessen, die Herstellung neuen Wissens und neuer Praxisformen durch die Integration heterogener Wissensbestände aus Wissenschaft und Praxis.
Behemoth : a Journal on Civilisation, 2008
DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfelda... more DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfeldalso,mit demsichheutefastalle europäischenGesell¬ schaftenauseinandersetzen müssen.Er ist, und dasist besondersbemerkenswert, ein mutiger und notwendiger,ja überfälligerBeitragder ethnologischenWissenschaften, fällt dochdasThemaMigration in ihr Aufgabenfeld.Für die grundlegendeBeschäfti¬ gungmit demThemabringt derAutor alseinEthnologe,dersichseitJahrzehntenin¬ tensivmit derTürkei undmit denin DeutschlandlebendenTürken befasst, exzellente
Behemoth : a Journal on Civilisation, 2008
DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfelda... more DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfeldalso,mit demsichheutefastalle europäischenGesell¬ schaftenauseinandersetzen müssen.Er ist, und dasist besondersbemerkenswert, ein mutiger und notwendiger,ja überfälligerBeitragder ethnologischenWissenschaften, fällt dochdasThemaMigration in ihr Aufgabenfeld.Für die grundlegendeBeschäfti¬ gungmit demThemabringt derAutor alseinEthnologe,dersichseitJahrzehntenin¬ tensivmit derTürkei undmit denin DeutschlandlebendenTürken befasst, exzellente
Der transdisziplinäre Sammelband "The Social Life of Anti-Terrorism Laws" widmet sich den Details... more Der transdisziplinäre Sammelband "The Social Life of Anti-Terrorism Laws" widmet sich den Details der Transformationen im Zuge der weltweiten Übernahme, Anpassung und Instrumentalisierung der diskursiven Formation des ‚War on Terror'. Neben dem einleitenden Beitrag der Herausgeberin versammelt der Band sechs Aufsätze, die Fragestellungen unterschiedlicher Reichweite anhand von Fallbeispielen und im Rückgriff auf verschiedenartige Daten verhandeln-kleinster gemeinsamer Nenner ist die Konzentration auf staatliche Interventionen in Folge des ‚War on Terror'. Gerade hier liegt die große Stärke des Bandes: Mit rechtssoziologischen, ethnographischen und diskursanalytischen Perspektiven auf die Details breit gefächerter Fallbeispiele werden die vielen Facetten und die uneinheitlichen Effekte des ‚War on Terror' deutlich. Geboten wird also mehr als ein Blick auf rechtliche Veränderungen seit 2001. Mit den Perspektiven auf das "social life of anti-terrorism laws" geraten unterschiedlichste Interventionen und Praktiken staatlicher Akteure in den Blick: das Wissen deutscher Sicherheitsbehörden und seine Effekte (Schiffauer); die Rationalitäten der Antizipation islamischer Radikalisierung in Großbritannien und Frankreich (Peter); die Einführung (Großbritannien) und Ausübung (Israel) staatlicher Kontrolle über Identitätsdokumente (Kelly); die Konstruktion von "undergoverned spaces" beispielsweise in der Sahel-Region (Bachmann); die heterogenen Effekte der Einführung einer Anti-Terror-Gesetzgebung in Marokko (Turner). Dabei zeigt der Band auch: einen ‚War on Terror' gibt es insofern nicht, als hier-auch im übertragenen Sinn-keine hierarchische Form der Kriegsführung vorliegt, in der global ausgeführt wird, was an höherer Stelle strategisch ersonnen wurde. Vielmehr handelt es sich um ein politisches Wissen, mit dem Terrorismus als globale und netzwerkförmige Gefahr eines unberechenbaren und irrationalen, religiösen Fanatismus konstituiert wird. Die globale Ausbreitung dieses Wissens produziert allerdings nationale, regionale und lokale Unterschiede. Der Band, so Julia Eckert, fragt danach, wie entsprechende Sichtweisen als Grundlagen politischer Interventionen in unterschiedlichen politischen und sozialen Kontexten übernommen, adaptiert, instrumentalisiert und umschifft ("adopted, adapted instrumentalized, and circumvented", 7) wurden. Die Beiträge des Bandes zeigen auch, dass das soziale Leben von Anti-Terror-Gesetzen durchaus eine Quintessenz zu Tage fördert: Unterschiedliche Politikfelder werden weltweit über die Zugriffe "Sicherheit" und "Prävention" neu ausgerichtet, wobei in diesem Prozess der Globalisierung nicht nur Rechtsvorschriften und Sicherheitstechnologien, sondern auch Problematisierungsformen transportiert werden: "schemes of understanding crime and risk and security as well as categorisations of the dangerous other" (8). Julia Eckert stellt in ihrer Einleitung die zentralen Effekte dieser Form der Problematisierung heraus. Zu beobachten seien einerseits eine Re-Kulturalisierung politischer Mitgliedschaft und andererseits eine Re-Moralisierung des Zugangs zu Rechten. Demnach werde das Feindbild einer potentiell gefährlichen und für Terrorismus anfälligen Kultur des Islam konstruiert. Gerade weil die Transnationalität des Terrorismus die nationale Loyalitätsgemeinschaft in Frage stelle-die Attentäter von 7/7 in Großbritannien, ein Großteil der mutmaßlichen Terroristen in den USA und auch in Deutschland ("Sauerland
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2019
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2019
Astrid Biele Mefebue, Elena Buck und Yvonne Franke Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunk... more Astrid Biele Mefebue, Elena Buck und Yvonne Franke Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeitschrift, die sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt widmet, entstand im Zusammenhang unterschiedlicher Forschungskontexte sowie Diskussionen um forschungspolitische Entwicklungen. In den Debatten, in die wir Herausgeberinnen involviert waren, ging es nicht immer um die Konzipierung oder Durchführung bereits (systematisch) transdisziplinär angelegter Projekte. Dabei möchten wir transdisziplinäre Forschung in unserem Verständnis hier zunächst einleitend kurz als Forschung kennzeichnen, die gemeinsam mit Praxisakteur_innen (auch im Sinne einer partizipativen Forschung) neues Wissen zur Lösung relevanter gesellschaftlicher Probleme generiert. Unsere individuellen Zugänge speisen sich allerdings aus verschiedenen wissenschaftstheoretischen und methodischen Zugängen, die vor dem jeweils fachlichen Hintergrund zu lesen sind. So kommen sie bspw. aus der Beschäftigung mit an action research orientierten Konzepten im Feld der Globalen Sozialen Ungleichheit ebenso wie aus der Auseinandersetzung mit engagierter Wissenschaft z.B. in der kritischen Rechtsextremismusforschung. Zudem schien die Diskussion auch solcher Projekte, die zunächst nicht im engen Sinne unter dem Label "Transdisziplinarität" zu fassen waren, durch Ideen aus und Anleihen an Debatten um Transdisziplinarität zu profitieren. Dies war der Fall, weil wir Anregungen dafür fanden, verschiedene, durchaus nicht neue Fragen, die uns als Diversitätsforscherinnen beschäftigten, aus einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten. Dazu gehörten unter anderem Fragen nach der gesellschaftlichen Relevanz von Forschung und den damit verknüpften Machtverhältnissen, aber auch in Bezug auf Forschungsethik: Wie können wir (beanspruchen) gesellschaftlich relevante Fragen (zu) formulieren? Wer forscht-und spricht in Folge, zieht ggf. auch Konsequenzen in Form von Handlungsempfehlungen-für wen? Ebenfalls damit verbunden sind Fragen nach dem eigenen Selbstverständnis und der individuellen Positioniertheit: Welche Rolle spielen wir als Forschendedisziplinär und in der Hochschule verankert-jeweils in unterschiedlich angelegten Forschungsprozessen und-konstellationen? Wie können (disziplinär) verschiedene erkenntnistheoretische Positionen, theoretische Ansätze und empirische Verfahren (zu-)einander vermittelt werden? Und schließlich, wenn auch nicht zuletzt: Wie können wir als Forschende in Gesellschaft hineinwirken? Auch die Rolle von Forschenden im transdisziplinären Prozess wird neu bestimmt. Klassische Vorstellungen von objektiver Außenperspektive werden zunehmend hinterfragt und durch neue Konzepte herausgefordert. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Idee von Forschenden als advocates, facilitators oder collaborators (Wieser/ Brechelmacher/Schendl 2014: 158) oder die Konzeption des Verbündet-Seins genannt. In diesem Zusammenhang werden weitere Fragen relevant: Wie können Verbündet-Sein im Sinne eines Einsatzes eigener Privilegien und Ressourcen für die Anliegen weniger
Sociologia Internationalis, 2011
Zusammenfassung Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie... more Zusammenfassung Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie der Hegemonietheorie von Laclau und Mouffe. Als Fallbeispiele dienen Diskursfragmente aus offentlichen Debatten in Deutschland und Grosbritannien im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Bei allen Unterschieden in Bezug auf den Umgang mit Differenz lassen sich in beiden Staaten Ahnlichkeiten in Diskursen und Policies bezogen auf „Integration“ beobachten. Unabhangig von ihren analytischen Bedeutungen sind die Signifikanten „Integration“ und „Community Cohesion“ zum Bezugspunkt mehrerer, einander teils widersprechender politischer Projekte geworden und somit Anwarter auf die Position des „leeren Signifikanten“ im Zugehorigkeitsdiskurs. Abstract The article analyses “Integration” and “Community Cohesion” in relation to the concept of hegemony as formulated by Laclau and Mouffe. The analysis is based on fragments of discourse from public debates in Germany and the United Kingdom in the first decade of the twenty...
Ordnung. Macht. Extremismus, 2011
Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorh... more Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorherrschende Vorstellung von jener »guten Gesellschaft« und ihrer »Mitte« ausschlaggebend dafür, wie »Extremismus« definiert wird. Dies arbeitet der Artikel anhand zweier Beispiele – hegemonialer Diskurse um nationale Identität im Vereinigten Königreich und der Bundesrepublik Deutschland – heraus und argumentiert auf dieser Grundlage für eine dezidiert politische Auseinandersetzung
Page 1. Forum für kritische Rechtsextremismusforschung (Hrsg.) Ordnung. Macht. Extremismus Effekt... more Page 1. Forum für kritische Rechtsextremismusforschung (Hrsg.) Ordnung. Macht. Extremismus Effekte und Alternativen des Extremismus-Modells Page 2. Forum für kritische Rechtsextremismusforschung (Hrsg.) Elena Buck ...
Zeitschrift für Diversitätsforschung und –management, 2019
Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeit-schrift, die... more Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeit-schrift, die sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt widmet, entstand im Zusammenhang unterschiedlicher Forschungskontexte sowie Diskussionen um forschungspolitische Entwicklungen. In den Debatten, in die wir Herausgeberinnen invol-viert waren, ging es nicht immer um die Konzipierung oder Durchführung bereits (systema-tisch) transdisziplinär angelegter Projekte. Dabei möchten wir transdisziplinäre Forschung in unserem Verständnis hier zunächst einleitend kurz als Forschung kennzeichnen, die gemein-sam mit Praxisakteur_innen (auch im Sinne einer partizipativen Forschung) neues Wissen zur Lösung relevanter gesellschaftlicher Probleme generiert. Unsere individuellen Zugänge speisen sich allerdings aus verschiedenen wissenschaftstheoretischen und methodischen Zu-gängen, die vor dem jeweils fachlichen Hintergrund zu lesen sind. So kommen sie bspw. aus der Beschäftigung mit an action research orientierten Konzepten im Feld der Globalen So-zialen Ungleichheit ebenso wie aus der Auseinandersetzung mit engagierter Wissenschaft z.B. in der kritischen Rechtsextremismusforschung. Zudem schien die Diskussion auch sol-cher Projekte, die zunächst nicht im engen Sinne unter dem Label "Transdisziplinarität" zu fassen waren, durch Ideen aus und Anleihen an Debatten um Transdisziplinarität zu profitie-ren. Dies war der Fall, weil wir Anregungen dafür fanden, verschiedene, durchaus nicht neue Fragen, die uns als Diversitätsforscherinnen beschäftigten, aus einem etwas anderen Blick-winkel zu betrachten. Dazu gehörten unter anderem Fragen nach der gesellschaftlichen Relevanz von For-schung und den damit verknüpften Machtverhältnissen, aber auch in Bezug auf Forschungs-ethik: Wie können wir (beanspruchen) gesellschaftlich relevante Fragen (zu) formulieren? Wer forscht-und spricht in Folge, zieht ggf. auch Konsequenzen in Form von Handlungs-empfehlungen-für wen? Ebenfalls damit verbunden sind Fragen nach dem eigenen Selbst-verständnis und der individuellen Positioniertheit: Welche Rolle spielen wir als Forschende-disziplinär und in der Hochschule verankert-jeweils in unterschiedlich angelegten For-schungsprozessen und-konstellationen? Wie können (disziplinär) verschiedene erkenntnis-theoretische Positionen, theoretische Ansätze und empirische Verfahren (zu-)einander ver-mittelt werden? Und schließlich, wenn auch nicht zuletzt: Wie können wir als Forschende in Gesellschaft hineinwirken? Auch die Rolle von Forschenden im transdisziplinären Prozess wird neu bestimmt. Klassische Vorstellungen von objektiver Außenperspektive werden zu-nehmend hinterfragt und durch neue Konzepte herausgefordert. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Idee von Forschenden als advocates, facilitators oder collaborators (Wieser/ Brechelmacher/Schendl 2014: 158) oder die Konzeption des Verbündet-Seins genannt. In diesem Zusammenhang werden weitere Fragen relevant: Wie können Verbündet-Sein im Sinne eines Einsatzes eigener Privilegien und Ressourcen für die Anliegen weniger
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2018
Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeitschrift, die ... more Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeitschrift, die sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt widmet, entstand im Zusammenhang unterschiedlicher Forschungskontexte sowie Diskussionen um forschungspolitische Entwicklungen. In den Debatten, in die wir Herausgeberinnen involviert waren, ging es nicht immer um die Konzipierung oder Durchführung bereits (systematisch) transdisziplinär angelegter Projekte. Dabei möchten wir transdisziplinäre Forschung in unserem Verständnis hier zunächst einleitend kurz als Forschung kennzeichnen, die gemeinsam mit Praxisakteur_innen (auch im Sinne einer partizipativen Forschung) neues Wissen zur Lösung relevanter gesellschaftlicher Probleme generiert. Unsere individuellen Zugänge speisen sich allerdings aus verschiedenen wissenschaftstheoretischen und methodischen Zugängen, die vor dem jeweils fachlichen Hintergrund zu lesen sind. So kommen sie bspw. aus der Beschäftigung mit an action research orientierten Konzepten im Feld der Globalen Sozialen Ungleichheit ebenso wie aus der Auseinandersetzung mit engagierter Wissenschaft z.B. in der kritischen Rechtsextremismusforschung. Zudem schien die Diskussion auch solcher Projekte, die zunächst nicht im engen Sinne unter dem Label "Transdisziplinarität" zu fassen waren, durch Ideen aus und Anleihen an Debatten um Transdisziplinarität zu profitieren. Dies war der Fall, weil wir Anregungen dafür fanden, verschiedene, durchaus nicht neue Fragen, die uns als Diversitätsforscherinnen beschäftigten, aus einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten.
Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue ... more Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue Formen der Wissensproduktion geführt. Insbesondere im Umfeld der Sozial‐ Ökologischen Forschung bzw. in den Nachhaltigkeitswissenschaften wird die Bedeutung von Post‐normal science (Funkowitz/Ravetz 1993), Mode‐2‐Science (Gibbons et al. 1994) beziehungsweise aktuell auch Mode‐3‐Science (Campbell/Carayannis 2012) sowie Transdisziplinarität (Hirsch Hadorn et al. 2006) intensiv debattiert. Inzwischen hat sich dabei der Begriff der Transdisziplinärität als Sammelbegriff für disziplinübergreifende, ko‐produktive und reflexive Prozesse der Wissensproduktion etabliert. Als zentrale Merkmale transdisziplinärer Forschungsdesigns werden benannt:-die (interdisziplinäre) Erschließung gesellschaftlich relevanter Probleme gemeinsam mit Praxisakteur_innen,-die Beteiligung von Praxisakteur_innen an Forschungsprozessen,-die Herstellung neuen Wissens und neuer Praxisformen durch die Integration heterogener Wissensbestände aus Wissenschaft und Praxis. Dabei erweisen sich aus diesen Zugängen ergebende wissenschaftstheoretische und methodische Überlegungen für eine Diversitätsforschung, die explizit beansprucht, in Gesellschaft hineinwirken zu wollen, unseres Erachtens als in hohem Maße fruchtbar. Mit Begriffen wie Ko‐Produktion, partizipative Forschung, Wissenstransfer bzw. Wissens‐ mobilisierung, oder community‐based research, werden Forschungszugänge umschrieben, die eine effektive und/oder effizientere Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen durch eine Zusammenarbeit mit Praxispartner_innen verfolgen. In den letzten Jahren gewannen Modelle für die gesellschaftliche Wirkung von Forschungsergebnissen auch politisch an Aktualität. Sie spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der europäischen und deutschen Forschungs‐ und Hochschulförderung. Dies zeigt sich etwa in den aktuellen Ausschreibungen im Rahmen von EU‐Horizon 2020, BMBF‐Förderlinien oder dem Förderprogramm " Innovative Hochschulen ". Es bietet sich unseres Erachtens an, das Verhältnis von transdisziplinärem Forschungsprozess auf der einen und Diversitätsforschung und ‐management auf der anderen Seite ausgehend von inhaltlichen Berührungspunkten zu erschließen. Einige zentrale Aspekte möchten wir an dieser Stelle herausgreifen. Zunächst ist es die Konstruktion eines partizipativen Forschungsprozesses, welcher sowohl im Hinblick auf mögliche theoretische Implikationen als auch hinsichtlich der empirisch‐ praktischen Umsetzung spannende Einsichten für die Diversitätsforschung und ‐praxis zeitigen kann. Mindestens drei Momente scheinen hier bedenkenswert: Erstens ist der transdisziplinäre Forschungsprozess sowohl auf die Analyse lebensweltlicher Probleme als auch auf ihre Bearbeitung ausgerichtet. Wir sehen in dieser klaren Handlungsorientierung
Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie der Hegemonieth... more Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie der Hegemonietheorie von Laclau und Mouffe. Als Fallbeispiele dienen Diskursfragmente aus öffentlichen Debatten in Deutschland und Großbritannien im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Bei allen Unterschieden in Bezug auf den Umgang mit Differenz lassen sich in beiden Staaten Ähnlichkeiten in Diskursen und Policies bezogen auf „Integration“ beobachten. Unabhängig von ihren analytischen Bedeutungen sind die Signifikanten „Integration“ und „Community Cohesion“ zum Bezugspunkt mehrerer, einander teils widersprechender politischer Projekte geworden und somit Anwärter auf die Position des „leeren Signifikanten“ im Zugehörigkeitsdiskurs.
The article analyses “Integration” and “Community Cohesion” in relation to the concept of hegemony as formulated by Laclau and Mouffe. The analysis is based on fragments of discourse from public debates in Germany and the United Kingdom in the first decade of the twenty-first century. Although both states’ histories and self-conceptions regarding diversity differ widely, similarities in the discourse and policies of “Integration” can be perceived. Analytical meanings aside, “Integration” and “Community Cohesion” have become rallying points for several contradictory political projects. They are therefore candidates for the position of “empty signifier” in the discourse of belonging.
Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorh... more Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorherrschende Vorstellung von jener »guten Gesellschaft« und ihrer »Mitte« ausschlaggebend dafür, wie »Extremismus« definiert wird.
Dies arbeitet der Artikel anhand zweier Beispiele – hegemonialer Diskurse um nationale Identität im Vereinigten Königreich und der Bundesrepublik Deutschland – heraus und argumentiert auf dieser Grundlage für eine dezidiert politische Auseinandersetzung um demokratische Grenzziehungen. Kritik am Extremismus-Modell nimmt so die Form eines gegenhegemonialen Projekts an. Zentral für die Analyse sind die Hegemonietheorie von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe sowie Sarah Ahmeds Begriff der Nicht-Performativität.
Talks by Elena V Futter-Buck
Der vorgeschlagene Beitrag baut auf vergleichender diskursanalytischer Forschung über „Politics o... more Der vorgeschlagene Beitrag baut auf vergleichender diskursanalytischer Forschung über „Politics of Belonging“ in der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich auf. In beiden Staaten lassen sich in den letzten Jahren Ähnlichkeiten in Diskursen und Policies bezogen auf „Integration“ von MigrantInnen und ihren Nachkommen beobachten - und das, obwohl die Selbstbeschreibungen und historischen Erfahrungen beider Staaten in Bezug auf den Umgang mit Differenz sehr unterschiedlich sind.
Die Bezeichnung Deutschlands als „Integrationsland“ durch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Maria Böhmer schreibt sich in eine Auseinandersetzung um ein (post-?)nationales gesellschaftliches Selbstverständnis ein. Sie bedeutet einerseits eine Positionierung gegen eine Charakterisierung Deutschlands als „Einwanderungsland“ und grenzt sich von „Multikulturalismus“ ab, der mit „Parallelgesellschaften“ in Verbindung gebracht wird.
Andererseits findet damit auch eine Abgrenzung gegen „Assimilation“ statt, die im Diskurs meist nur als Kampfbegriff figuriert. „Integration“ erscheint als Dritter Weg. Wie unter anderem im Nationalen Integrationsplan explizit gemacht wird, dienen dabei „unsere Wertvorstellungen“ als Grundlage einer gelungenen Integration.
Ähnlich verhält es sich im Vereinigten Königreich, wo weniger von Integration als von „community cohesion“ die Rede ist. Auch hier fand - beschleunigt durch die Unruhen in Bradford, Oldham und Burnley 2001 und verschärft durch die Attentate vom 7.7.2005 - eine diskursive Abkehr vom Multikulturalismus statt, der im Gegensatz zur deutschen Debatte - wo Vorstellungen einer multikulturellen Gesellschaft nie hegemonial wurden - offizielle Politik war. Die Forderung nach mehr Integration auf lokaler Ebene - „community cohesion“ (Cantle et al.) - wird begleitet von einer Debatte um „Britishness“. Eine stärkere britische Identität, in der sich Vielfalt auf Basis gemeinsamer Werte entfalten kann, gilt als Voraussetzung für gesellschaftliche Integration.
Obwohl Gehalt und Ziele von sowie Voraussetzungen und Verantwortung für „Integration“ politisch umstritten sind, hängt Integration in beiden Diskursen eng mit Vorstellungen von der „guten Gesellschaft“ zusammen. Diese Vorstellungen lassen sich in Debatten um „gemeinsame Werte“, die einerseits als gegeben vorausgesetzt werden, andererseits aber diffus bleiben, analysieren, und spiegeln sich in Debatten um Integrationskurse und Tests für BewerberInnen um Einbürgerung oder einen dauerhaften Aufenthaltstitel wider. Obwohl Integration als „two-way process“ einer einseitigen Assimilation entgegengesetzt wird, werden als „anders“ markierte Menschen mit einem „Integrationsimperativ“ und der Anforderung, „Integrationsleistungen“ zu erbringen, konfrontiert.
Eine eher assimilatorische Lesart von Integration ist präsenter als inklusive Modelle. Ein Verständnis von an geographisch definierbare „Kulturkreise“ gebundenen Werten ist dabei vorherrschend. Integration wird kulturell überdeterminiert, so dass Integration in Arbeitsmarkt und Bildungssystem als Funktionen „kultureller Integration“ erscheinen.
Auf der Basis von Policy-Papieren, Einbürgerungstests und Beispielen aus medialen Debatten soll die Rolle von „Integration“ in den beiden Debatten analysiert und in ihrem Verhältnis zu „Multikulturalismus“ und „Assimilation“ sowie in ihrem Zusammenhang mit Vorstellungen von der „guten Gesellschaft“ betrachtet werden.
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2017
Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue ... more Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue Formen der Wissensproduktion geführt. Insbesondere im Umfeld der Sozial-Ökologischen Forschung bzw. in den Nachhaltigkeitswissenschaften wird die Bedeutung von Post-normal science (Funkowitz/Ravetz 1993), Mode-2-Science (Gibbons et al. 1994) beziehungsweise aktuell auch Mode-3-Science (Campbell/Carayannis 2012) sowie Transdisziplinarität (Hirsch Hadorn et al. 2006) intensiv debattiert. Inzwischen hat sich dabei der Begriff der Transdisziplinärität als Sammelbegriff für disziplinübergreifende, ko-produktive und reflexive Prozesse der Wissensproduktion etabliert. Als zentrale Merkmale transdisziplinärer Forschungsdesigns werden benannt: die (interdisziplinäre) Erschließung gesellschaftlich relevanter Probleme gemeinsam mit Praxisakteur_innen, die Beteiligung von Praxisakteur_innen an Forschungsprozessen, die Herstellung neuen Wissens und neuer Praxisformen durch die Integration heterogener Wissensbestände aus Wissenschaft und Praxis.
Behemoth : a Journal on Civilisation, 2008
DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfelda... more DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfeldalso,mit demsichheutefastalle europäischenGesell¬ schaftenauseinandersetzen müssen.Er ist, und dasist besondersbemerkenswert, ein mutiger und notwendiger,ja überfälligerBeitragder ethnologischenWissenschaften, fällt dochdasThemaMigration in ihr Aufgabenfeld.Für die grundlegendeBeschäfti¬ gungmit demThemabringt derAutor alseinEthnologe,dersichseitJahrzehntenin¬ tensivmit derTürkei undmit denin DeutschlandlebendenTürken befasst, exzellente
Behemoth : a Journal on Civilisation, 2008
DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfelda... more DieserschmaleBandist einwichtigerBeitragzumThemaderIntegrationvonMig¬ ranten,zu einemProblemfeldalso,mit demsichheutefastalle europäischenGesell¬ schaftenauseinandersetzen müssen.Er ist, und dasist besondersbemerkenswert, ein mutiger und notwendiger,ja überfälligerBeitragder ethnologischenWissenschaften, fällt dochdasThemaMigration in ihr Aufgabenfeld.Für die grundlegendeBeschäfti¬ gungmit demThemabringt derAutor alseinEthnologe,dersichseitJahrzehntenin¬ tensivmit derTürkei undmit denin DeutschlandlebendenTürken befasst, exzellente
Der transdisziplinäre Sammelband "The Social Life of Anti-Terrorism Laws" widmet sich den Details... more Der transdisziplinäre Sammelband "The Social Life of Anti-Terrorism Laws" widmet sich den Details der Transformationen im Zuge der weltweiten Übernahme, Anpassung und Instrumentalisierung der diskursiven Formation des ‚War on Terror'. Neben dem einleitenden Beitrag der Herausgeberin versammelt der Band sechs Aufsätze, die Fragestellungen unterschiedlicher Reichweite anhand von Fallbeispielen und im Rückgriff auf verschiedenartige Daten verhandeln-kleinster gemeinsamer Nenner ist die Konzentration auf staatliche Interventionen in Folge des ‚War on Terror'. Gerade hier liegt die große Stärke des Bandes: Mit rechtssoziologischen, ethnographischen und diskursanalytischen Perspektiven auf die Details breit gefächerter Fallbeispiele werden die vielen Facetten und die uneinheitlichen Effekte des ‚War on Terror' deutlich. Geboten wird also mehr als ein Blick auf rechtliche Veränderungen seit 2001. Mit den Perspektiven auf das "social life of anti-terrorism laws" geraten unterschiedlichste Interventionen und Praktiken staatlicher Akteure in den Blick: das Wissen deutscher Sicherheitsbehörden und seine Effekte (Schiffauer); die Rationalitäten der Antizipation islamischer Radikalisierung in Großbritannien und Frankreich (Peter); die Einführung (Großbritannien) und Ausübung (Israel) staatlicher Kontrolle über Identitätsdokumente (Kelly); die Konstruktion von "undergoverned spaces" beispielsweise in der Sahel-Region (Bachmann); die heterogenen Effekte der Einführung einer Anti-Terror-Gesetzgebung in Marokko (Turner). Dabei zeigt der Band auch: einen ‚War on Terror' gibt es insofern nicht, als hier-auch im übertragenen Sinn-keine hierarchische Form der Kriegsführung vorliegt, in der global ausgeführt wird, was an höherer Stelle strategisch ersonnen wurde. Vielmehr handelt es sich um ein politisches Wissen, mit dem Terrorismus als globale und netzwerkförmige Gefahr eines unberechenbaren und irrationalen, religiösen Fanatismus konstituiert wird. Die globale Ausbreitung dieses Wissens produziert allerdings nationale, regionale und lokale Unterschiede. Der Band, so Julia Eckert, fragt danach, wie entsprechende Sichtweisen als Grundlagen politischer Interventionen in unterschiedlichen politischen und sozialen Kontexten übernommen, adaptiert, instrumentalisiert und umschifft ("adopted, adapted instrumentalized, and circumvented", 7) wurden. Die Beiträge des Bandes zeigen auch, dass das soziale Leben von Anti-Terror-Gesetzen durchaus eine Quintessenz zu Tage fördert: Unterschiedliche Politikfelder werden weltweit über die Zugriffe "Sicherheit" und "Prävention" neu ausgerichtet, wobei in diesem Prozess der Globalisierung nicht nur Rechtsvorschriften und Sicherheitstechnologien, sondern auch Problematisierungsformen transportiert werden: "schemes of understanding crime and risk and security as well as categorisations of the dangerous other" (8). Julia Eckert stellt in ihrer Einleitung die zentralen Effekte dieser Form der Problematisierung heraus. Zu beobachten seien einerseits eine Re-Kulturalisierung politischer Mitgliedschaft und andererseits eine Re-Moralisierung des Zugangs zu Rechten. Demnach werde das Feindbild einer potentiell gefährlichen und für Terrorismus anfälligen Kultur des Islam konstruiert. Gerade weil die Transnationalität des Terrorismus die nationale Loyalitätsgemeinschaft in Frage stelle-die Attentäter von 7/7 in Großbritannien, ein Großteil der mutmaßlichen Terroristen in den USA und auch in Deutschland ("Sauerland
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2019
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2019
Astrid Biele Mefebue, Elena Buck und Yvonne Franke Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunk... more Astrid Biele Mefebue, Elena Buck und Yvonne Franke Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeitschrift, die sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt widmet, entstand im Zusammenhang unterschiedlicher Forschungskontexte sowie Diskussionen um forschungspolitische Entwicklungen. In den Debatten, in die wir Herausgeberinnen involviert waren, ging es nicht immer um die Konzipierung oder Durchführung bereits (systematisch) transdisziplinär angelegter Projekte. Dabei möchten wir transdisziplinäre Forschung in unserem Verständnis hier zunächst einleitend kurz als Forschung kennzeichnen, die gemeinsam mit Praxisakteur_innen (auch im Sinne einer partizipativen Forschung) neues Wissen zur Lösung relevanter gesellschaftlicher Probleme generiert. Unsere individuellen Zugänge speisen sich allerdings aus verschiedenen wissenschaftstheoretischen und methodischen Zugängen, die vor dem jeweils fachlichen Hintergrund zu lesen sind. So kommen sie bspw. aus der Beschäftigung mit an action research orientierten Konzepten im Feld der Globalen Sozialen Ungleichheit ebenso wie aus der Auseinandersetzung mit engagierter Wissenschaft z.B. in der kritischen Rechtsextremismusforschung. Zudem schien die Diskussion auch solcher Projekte, die zunächst nicht im engen Sinne unter dem Label "Transdisziplinarität" zu fassen waren, durch Ideen aus und Anleihen an Debatten um Transdisziplinarität zu profitieren. Dies war der Fall, weil wir Anregungen dafür fanden, verschiedene, durchaus nicht neue Fragen, die uns als Diversitätsforscherinnen beschäftigten, aus einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten. Dazu gehörten unter anderem Fragen nach der gesellschaftlichen Relevanz von Forschung und den damit verknüpften Machtverhältnissen, aber auch in Bezug auf Forschungsethik: Wie können wir (beanspruchen) gesellschaftlich relevante Fragen (zu) formulieren? Wer forscht-und spricht in Folge, zieht ggf. auch Konsequenzen in Form von Handlungsempfehlungen-für wen? Ebenfalls damit verbunden sind Fragen nach dem eigenen Selbstverständnis und der individuellen Positioniertheit: Welche Rolle spielen wir als Forschendedisziplinär und in der Hochschule verankert-jeweils in unterschiedlich angelegten Forschungsprozessen und-konstellationen? Wie können (disziplinär) verschiedene erkenntnistheoretische Positionen, theoretische Ansätze und empirische Verfahren (zu-)einander vermittelt werden? Und schließlich, wenn auch nicht zuletzt: Wie können wir als Forschende in Gesellschaft hineinwirken? Auch die Rolle von Forschenden im transdisziplinären Prozess wird neu bestimmt. Klassische Vorstellungen von objektiver Außenperspektive werden zunehmend hinterfragt und durch neue Konzepte herausgefordert. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Idee von Forschenden als advocates, facilitators oder collaborators (Wieser/ Brechelmacher/Schendl 2014: 158) oder die Konzeption des Verbündet-Seins genannt. In diesem Zusammenhang werden weitere Fragen relevant: Wie können Verbündet-Sein im Sinne eines Einsatzes eigener Privilegien und Ressourcen für die Anliegen weniger
Sociologia Internationalis, 2011
Zusammenfassung Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie... more Zusammenfassung Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie der Hegemonietheorie von Laclau und Mouffe. Als Fallbeispiele dienen Diskursfragmente aus offentlichen Debatten in Deutschland und Grosbritannien im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Bei allen Unterschieden in Bezug auf den Umgang mit Differenz lassen sich in beiden Staaten Ahnlichkeiten in Diskursen und Policies bezogen auf „Integration“ beobachten. Unabhangig von ihren analytischen Bedeutungen sind die Signifikanten „Integration“ und „Community Cohesion“ zum Bezugspunkt mehrerer, einander teils widersprechender politischer Projekte geworden und somit Anwarter auf die Position des „leeren Signifikanten“ im Zugehorigkeitsdiskurs. Abstract The article analyses “Integration” and “Community Cohesion” in relation to the concept of hegemony as formulated by Laclau and Mouffe. The analysis is based on fragments of discourse from public debates in Germany and the United Kingdom in the first decade of the twenty...
Ordnung. Macht. Extremismus, 2011
Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorh... more Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorherrschende Vorstellung von jener »guten Gesellschaft« und ihrer »Mitte« ausschlaggebend dafür, wie »Extremismus« definiert wird. Dies arbeitet der Artikel anhand zweier Beispiele – hegemonialer Diskurse um nationale Identität im Vereinigten Königreich und der Bundesrepublik Deutschland – heraus und argumentiert auf dieser Grundlage für eine dezidiert politische Auseinandersetzung
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Zeitschrift für Diversitätsforschung und –management, 2019
Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeit-schrift, die... more Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeit-schrift, die sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt widmet, entstand im Zusammenhang unterschiedlicher Forschungskontexte sowie Diskussionen um forschungspolitische Entwicklungen. In den Debatten, in die wir Herausgeberinnen invol-viert waren, ging es nicht immer um die Konzipierung oder Durchführung bereits (systema-tisch) transdisziplinär angelegter Projekte. Dabei möchten wir transdisziplinäre Forschung in unserem Verständnis hier zunächst einleitend kurz als Forschung kennzeichnen, die gemein-sam mit Praxisakteur_innen (auch im Sinne einer partizipativen Forschung) neues Wissen zur Lösung relevanter gesellschaftlicher Probleme generiert. Unsere individuellen Zugänge speisen sich allerdings aus verschiedenen wissenschaftstheoretischen und methodischen Zu-gängen, die vor dem jeweils fachlichen Hintergrund zu lesen sind. So kommen sie bspw. aus der Beschäftigung mit an action research orientierten Konzepten im Feld der Globalen So-zialen Ungleichheit ebenso wie aus der Auseinandersetzung mit engagierter Wissenschaft z.B. in der kritischen Rechtsextremismusforschung. Zudem schien die Diskussion auch sol-cher Projekte, die zunächst nicht im engen Sinne unter dem Label "Transdisziplinarität" zu fassen waren, durch Ideen aus und Anleihen an Debatten um Transdisziplinarität zu profitie-ren. Dies war der Fall, weil wir Anregungen dafür fanden, verschiedene, durchaus nicht neue Fragen, die uns als Diversitätsforscherinnen beschäftigten, aus einem etwas anderen Blick-winkel zu betrachten. Dazu gehörten unter anderem Fragen nach der gesellschaftlichen Relevanz von For-schung und den damit verknüpften Machtverhältnissen, aber auch in Bezug auf Forschungs-ethik: Wie können wir (beanspruchen) gesellschaftlich relevante Fragen (zu) formulieren? Wer forscht-und spricht in Folge, zieht ggf. auch Konsequenzen in Form von Handlungs-empfehlungen-für wen? Ebenfalls damit verbunden sind Fragen nach dem eigenen Selbst-verständnis und der individuellen Positioniertheit: Welche Rolle spielen wir als Forschende-disziplinär und in der Hochschule verankert-jeweils in unterschiedlich angelegten For-schungsprozessen und-konstellationen? Wie können (disziplinär) verschiedene erkenntnis-theoretische Positionen, theoretische Ansätze und empirische Verfahren (zu-)einander ver-mittelt werden? Und schließlich, wenn auch nicht zuletzt: Wie können wir als Forschende in Gesellschaft hineinwirken? Auch die Rolle von Forschenden im transdisziplinären Prozess wird neu bestimmt. Klassische Vorstellungen von objektiver Außenperspektive werden zu-nehmend hinterfragt und durch neue Konzepte herausgefordert. Beispielhaft seien an dieser Stelle die Idee von Forschenden als advocates, facilitators oder collaborators (Wieser/ Brechelmacher/Schendl 2014: 158) oder die Konzeption des Verbündet-Seins genannt. In diesem Zusammenhang werden weitere Fragen relevant: Wie können Verbündet-Sein im Sinne eines Einsatzes eigener Privilegien und Ressourcen für die Anliegen weniger
Zeitschrift für Diversitätsforschung und -management, 2018
Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeitschrift, die ... more Die Idee der Herausgabe eines Themenschwerpunktes Transdisziplinarität in einer Zeitschrift, die sich der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Vielfalt widmet, entstand im Zusammenhang unterschiedlicher Forschungskontexte sowie Diskussionen um forschungspolitische Entwicklungen. In den Debatten, in die wir Herausgeberinnen involviert waren, ging es nicht immer um die Konzipierung oder Durchführung bereits (systematisch) transdisziplinär angelegter Projekte. Dabei möchten wir transdisziplinäre Forschung in unserem Verständnis hier zunächst einleitend kurz als Forschung kennzeichnen, die gemeinsam mit Praxisakteur_innen (auch im Sinne einer partizipativen Forschung) neues Wissen zur Lösung relevanter gesellschaftlicher Probleme generiert. Unsere individuellen Zugänge speisen sich allerdings aus verschiedenen wissenschaftstheoretischen und methodischen Zugängen, die vor dem jeweils fachlichen Hintergrund zu lesen sind. So kommen sie bspw. aus der Beschäftigung mit an action research orientierten Konzepten im Feld der Globalen Sozialen Ungleichheit ebenso wie aus der Auseinandersetzung mit engagierter Wissenschaft z.B. in der kritischen Rechtsextremismusforschung. Zudem schien die Diskussion auch solcher Projekte, die zunächst nicht im engen Sinne unter dem Label "Transdisziplinarität" zu fassen waren, durch Ideen aus und Anleihen an Debatten um Transdisziplinarität zu profitieren. Dies war der Fall, weil wir Anregungen dafür fanden, verschiedene, durchaus nicht neue Fragen, die uns als Diversitätsforscherinnen beschäftigten, aus einem etwas anderen Blickwinkel zu betrachten.
Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue ... more Seit rund zwei Jahrzehnten wird in verschiedenen disziplinären Kontexten eine Diskussion um neue Formen der Wissensproduktion geführt. Insbesondere im Umfeld der Sozial‐ Ökologischen Forschung bzw. in den Nachhaltigkeitswissenschaften wird die Bedeutung von Post‐normal science (Funkowitz/Ravetz 1993), Mode‐2‐Science (Gibbons et al. 1994) beziehungsweise aktuell auch Mode‐3‐Science (Campbell/Carayannis 2012) sowie Transdisziplinarität (Hirsch Hadorn et al. 2006) intensiv debattiert. Inzwischen hat sich dabei der Begriff der Transdisziplinärität als Sammelbegriff für disziplinübergreifende, ko‐produktive und reflexive Prozesse der Wissensproduktion etabliert. Als zentrale Merkmale transdisziplinärer Forschungsdesigns werden benannt:-die (interdisziplinäre) Erschließung gesellschaftlich relevanter Probleme gemeinsam mit Praxisakteur_innen,-die Beteiligung von Praxisakteur_innen an Forschungsprozessen,-die Herstellung neuen Wissens und neuer Praxisformen durch die Integration heterogener Wissensbestände aus Wissenschaft und Praxis. Dabei erweisen sich aus diesen Zugängen ergebende wissenschaftstheoretische und methodische Überlegungen für eine Diversitätsforschung, die explizit beansprucht, in Gesellschaft hineinwirken zu wollen, unseres Erachtens als in hohem Maße fruchtbar. Mit Begriffen wie Ko‐Produktion, partizipative Forschung, Wissenstransfer bzw. Wissens‐ mobilisierung, oder community‐based research, werden Forschungszugänge umschrieben, die eine effektive und/oder effizientere Bearbeitung gesellschaftlicher Herausforderungen durch eine Zusammenarbeit mit Praxispartner_innen verfolgen. In den letzten Jahren gewannen Modelle für die gesellschaftliche Wirkung von Forschungsergebnissen auch politisch an Aktualität. Sie spielen eine zunehmend wichtige Rolle in der europäischen und deutschen Forschungs‐ und Hochschulförderung. Dies zeigt sich etwa in den aktuellen Ausschreibungen im Rahmen von EU‐Horizon 2020, BMBF‐Förderlinien oder dem Förderprogramm " Innovative Hochschulen ". Es bietet sich unseres Erachtens an, das Verhältnis von transdisziplinärem Forschungsprozess auf der einen und Diversitätsforschung und ‐management auf der anderen Seite ausgehend von inhaltlichen Berührungspunkten zu erschließen. Einige zentrale Aspekte möchten wir an dieser Stelle herausgreifen. Zunächst ist es die Konstruktion eines partizipativen Forschungsprozesses, welcher sowohl im Hinblick auf mögliche theoretische Implikationen als auch hinsichtlich der empirisch‐ praktischen Umsetzung spannende Einsichten für die Diversitätsforschung und ‐praxis zeitigen kann. Mindestens drei Momente scheinen hier bedenkenswert: Erstens ist der transdisziplinäre Forschungsprozess sowohl auf die Analyse lebensweltlicher Probleme als auch auf ihre Bearbeitung ausgerichtet. Wir sehen in dieser klaren Handlungsorientierung
Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie der Hegemonieth... more Der Beitrag analysiert „Integration“ und „Community Cohesion“ aus der Perspektvie der Hegemonietheorie von Laclau und Mouffe. Als Fallbeispiele dienen Diskursfragmente aus öffentlichen Debatten in Deutschland und Großbritannien im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts. Bei allen Unterschieden in Bezug auf den Umgang mit Differenz lassen sich in beiden Staaten Ähnlichkeiten in Diskursen und Policies bezogen auf „Integration“ beobachten. Unabhängig von ihren analytischen Bedeutungen sind die Signifikanten „Integration“ und „Community Cohesion“ zum Bezugspunkt mehrerer, einander teils widersprechender politischer Projekte geworden und somit Anwärter auf die Position des „leeren Signifikanten“ im Zugehörigkeitsdiskurs.
The article analyses “Integration” and “Community Cohesion” in relation to the concept of hegemony as formulated by Laclau and Mouffe. The analysis is based on fragments of discourse from public debates in Germany and the United Kingdom in the first decade of the twenty-first century. Although both states’ histories and self-conceptions regarding diversity differ widely, similarities in the discourse and policies of “Integration” can be perceived. Analytical meanings aside, “Integration” and “Community Cohesion” have become rallying points for several contradictory political projects. They are therefore candidates for the position of “empty signifier” in the discourse of belonging.
Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorh... more Wenn »Extremismus« als Antithese zur »guten Gesellschaft« in Stellung gebracht wird, ist die vorherrschende Vorstellung von jener »guten Gesellschaft« und ihrer »Mitte« ausschlaggebend dafür, wie »Extremismus« definiert wird.
Dies arbeitet der Artikel anhand zweier Beispiele – hegemonialer Diskurse um nationale Identität im Vereinigten Königreich und der Bundesrepublik Deutschland – heraus und argumentiert auf dieser Grundlage für eine dezidiert politische Auseinandersetzung um demokratische Grenzziehungen. Kritik am Extremismus-Modell nimmt so die Form eines gegenhegemonialen Projekts an. Zentral für die Analyse sind die Hegemonietheorie von Ernesto Laclau und Chantal Mouffe sowie Sarah Ahmeds Begriff der Nicht-Performativität.
Der vorgeschlagene Beitrag baut auf vergleichender diskursanalytischer Forschung über „Politics o... more Der vorgeschlagene Beitrag baut auf vergleichender diskursanalytischer Forschung über „Politics of Belonging“ in der Bundesrepublik Deutschland und dem Vereinigten Königreich auf. In beiden Staaten lassen sich in den letzten Jahren Ähnlichkeiten in Diskursen und Policies bezogen auf „Integration“ von MigrantInnen und ihren Nachkommen beobachten - und das, obwohl die Selbstbeschreibungen und historischen Erfahrungen beider Staaten in Bezug auf den Umgang mit Differenz sehr unterschiedlich sind.
Die Bezeichnung Deutschlands als „Integrationsland“ durch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung Maria Böhmer schreibt sich in eine Auseinandersetzung um ein (post-?)nationales gesellschaftliches Selbstverständnis ein. Sie bedeutet einerseits eine Positionierung gegen eine Charakterisierung Deutschlands als „Einwanderungsland“ und grenzt sich von „Multikulturalismus“ ab, der mit „Parallelgesellschaften“ in Verbindung gebracht wird.
Andererseits findet damit auch eine Abgrenzung gegen „Assimilation“ statt, die im Diskurs meist nur als Kampfbegriff figuriert. „Integration“ erscheint als Dritter Weg. Wie unter anderem im Nationalen Integrationsplan explizit gemacht wird, dienen dabei „unsere Wertvorstellungen“ als Grundlage einer gelungenen Integration.
Ähnlich verhält es sich im Vereinigten Königreich, wo weniger von Integration als von „community cohesion“ die Rede ist. Auch hier fand - beschleunigt durch die Unruhen in Bradford, Oldham und Burnley 2001 und verschärft durch die Attentate vom 7.7.2005 - eine diskursive Abkehr vom Multikulturalismus statt, der im Gegensatz zur deutschen Debatte - wo Vorstellungen einer multikulturellen Gesellschaft nie hegemonial wurden - offizielle Politik war. Die Forderung nach mehr Integration auf lokaler Ebene - „community cohesion“ (Cantle et al.) - wird begleitet von einer Debatte um „Britishness“. Eine stärkere britische Identität, in der sich Vielfalt auf Basis gemeinsamer Werte entfalten kann, gilt als Voraussetzung für gesellschaftliche Integration.
Obwohl Gehalt und Ziele von sowie Voraussetzungen und Verantwortung für „Integration“ politisch umstritten sind, hängt Integration in beiden Diskursen eng mit Vorstellungen von der „guten Gesellschaft“ zusammen. Diese Vorstellungen lassen sich in Debatten um „gemeinsame Werte“, die einerseits als gegeben vorausgesetzt werden, andererseits aber diffus bleiben, analysieren, und spiegeln sich in Debatten um Integrationskurse und Tests für BewerberInnen um Einbürgerung oder einen dauerhaften Aufenthaltstitel wider. Obwohl Integration als „two-way process“ einer einseitigen Assimilation entgegengesetzt wird, werden als „anders“ markierte Menschen mit einem „Integrationsimperativ“ und der Anforderung, „Integrationsleistungen“ zu erbringen, konfrontiert.
Eine eher assimilatorische Lesart von Integration ist präsenter als inklusive Modelle. Ein Verständnis von an geographisch definierbare „Kulturkreise“ gebundenen Werten ist dabei vorherrschend. Integration wird kulturell überdeterminiert, so dass Integration in Arbeitsmarkt und Bildungssystem als Funktionen „kultureller Integration“ erscheinen.
Auf der Basis von Policy-Papieren, Einbürgerungstests und Beispielen aus medialen Debatten soll die Rolle von „Integration“ in den beiden Debatten analysiert und in ihrem Verhältnis zu „Multikulturalismus“ und „Assimilation“ sowie in ihrem Zusammenhang mit Vorstellungen von der „guten Gesellschaft“ betrachtet werden.