Daniel Gerster | University of Hamburg (original) (raw)
Books by Daniel Gerster
Daniel Gerster, 2024
Internate galten in den bürgerlich-protestantischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts a... more Internate galten in den bürgerlich-protestantischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts als »Schulen der Männlichkeit«. Aus Sicht von Pädagogen und interessierten Eltern boten sie Jungen den Raum, ohne übermäßigen weiblichen Einfluss unter Aufsicht von Männern aufzuwachsen. Eine Erziehung zu Männlichkeit war von großer Bedeutung in einer Zeit, in der das Geschlecht die soziale Stellung einer Person grundlegend bestimmte. In Großbritannien schickten daher zahlreiche Eltern aus der middle class ihre Söhne auf Internate, während sich in Deutschland nur wenige bürgerliche Familien dafür entschieden.
Daniel Gerster geht in seiner vergleichenden Studie der unterschiedlichen Bedeutung von Internaten in der britischen und deutschen Gesellschaft zwischen 1870 und 1930 nach. Er untersucht, wie sich in beiden Ländern Männlichkeitsideale in der Erziehung angesichts einer vermeintlichen »Krise des Mannes« wandelten, und fragt nach Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Verflechtungen. Zugleich arbeitet er am Beispiel von ausgewählten Schulen wie der englischen Public School Harrow und dem deutschen Reforminternat Salem Diskrepanzen zwischen den Idealen und der Praxis vor Ort heraus und legt den Eigensinn offen, mit dem Internatsschüler sich gegenseitig zum Mann »erzogen« haben.
Das atomare Wettrüsten des Kalten Krieges veränderte das Denken und Sprechen über Krieg und Fried... more Das atomare Wettrüsten des Kalten Krieges veränderte das Denken und Sprechen über Krieg und Frieden. Daniel Gerster untersucht, welche Beiträge die Katholiken der Bundesrepublik in diesen öffentlichen Debatten geleistet haben. Gleichzeitig zeichnet er die grundlegenden Transformationen nach, die die katholische Gemeinschaft in der westdeutschen Gesellschaft nach 1945 durchlief. Dabei wird deutlich, dass katholische Akteure bei der Gestaltung der politischen Kultur der Bundesrepublik eine zentrale Rolle spielten.
Schülerinnen und Schüler sind in der Geschichtswissenschaft und Historischen Bildungsforschung bi... more Schülerinnen und Schüler sind in der Geschichtswissenschaft und Historischen Bildungsforschung bislang vorwiegend als abstrakte Größe in Erscheinung getreten, als Objekte schulischer und elterlicher Bildungs- und Erziehungsziele und als quantifizierbare Gruppen der Bildungsplanung und -verwaltung.
Der vorliegende Band widmet sich vor diesem Hintergrund den Schülerinnen und Schülern als eigenständigen Akteurinnen und Akteuren und nimmt das Schülerinnen- und Schülerleben im 19. und frühen 20. Jahrhundert in den Blick.
Die Beiträge untersuchen, wie sich Aufwachsen, Alltagsleben und Freizeitverhalten von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen im deutschen Sprachraum gestalteten und welche Wege ihrer Erforschung es gibt.
Sie analysieren, mit wem Schülerinnen und Schüler ihre Zeit in der Schule verbrachten, welchen Aktivitäten sie in ihrer Freizeit nachgingen, in welchem Verhältnis inner- und außerschulische Verhaltensweisen und Tätigkeiten zu familialen Milieus, Schultypen und Peer Groups standen und welche Bedeutung die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler für ihre Sozialisation besaßen.
Die Beiträge zeigen ferner auf, welche Quellen existieren und wie sie zur Erforschung des Schülerinnen- und Schülerlebens eingesetzt werden können.
- Examines the ways in which boarding schools extracted pupils from their original social backgro... more - Examines the ways in which boarding schools extracted pupils from their original social background
- Frames these ‘boarding schools’ as a global and transcultural phenomenon
- Makes the broader argument that framing boarding schools as a global phenomenon is imperative
Das Wechselspiel von Frieden, Konflikten, Gewalt und Krieg prägt unsere Gegenwart ebenso wie die ... more Das Wechselspiel von Frieden, Konflikten, Gewalt und Krieg prägt unsere Gegenwart ebenso wie die Vergangenheit. Dieser Band bietet einen aktuellen Überblick über die programmatischen und methodischen Einsichten der Historischen Friedens- und Konfliktforschung und gibt Impulse zu ihrer konzeptionellen und thematischen Weiterentwicklung. Dabei werben die Beiträge für einen Ansatz, der Gewalt und Krieg nicht als Ausgangspunkt setzt, sondern problematisiert und erklärt. Dies macht Alternativen zu Gewalt und Krieg, Bemühungen zu deren Einhegung und Überwindung und das Streben nach Frieden zu einem wichtigen Fluchtpunkt der Erzählung.
Throughout the history of religions, their holy texts and norms have been sources of images of me... more Throughout the history of religions, their holy texts and norms have been sources of images of men in societies around the world and have presented forms of masculinity that have found expression in religious acts and rituals. This volume examines how this reciprocal influence has shifted over time by bringing together research on different religious traditions from noted experts in the field, such as Björn Krondorfer, Yvonne Maria Werner and John Powers. It analyses similarities and differences in the interwoven relationships between specific religions and between concepts and practices of masculinity in different societies and cultures, such as Western forms of Christianity during the 19th and 20th centuries, European Judaism and Arabic Islam during the Middle Ages, and South Asian Buddhism and Hinduism. This book is the first to compare research on a variety of religions and forms of masculinity, and thereby contributes to the steadily growing field of interdisciplinary research on (critical) men’s studies in religion.
Die Politik in Deutschland hat das Feld der Religionspolitik uber Jahrzehnte vernachlassigt: Ob K... more Die Politik in Deutschland hat das Feld der Religionspolitik uber Jahrzehnte vernachlassigt: Ob Kopftuch oder Kruzifix, Moscheebau, Schachten oder Beschneidung, ob kirchliches Arbeitsrecht, Kirchensteuer oder Religionsunterricht: Viele Konflikte blieben den Gerichten uberlassen - auch aus Mangel an Foren und Verfahren fur eine strukturierte Meinungsfindung in Politik und Gesellschaft. Dabei hat sich die religios-kirchliche Landschaft in Deutschland massiv verandert, der Bedarf an politischer Regelung ist unverkennbar: Wie wollen wir kunftig regeln, dass religiose Mehrheiten, Minderheiten und Konfessionslose friedlich beisammen leben? Wie konnen wir ihnen gleiche Religionsfreiheit gewahren? Eignet sich dafur das spezifisch deutsche, historisch gewachsene Ordnungsmodell einer engen Staat-Kirche-Kooperation? Der Band erortert religionspolitische Grundsatzfragen ebenso wie aktuelle Konflikte und Losungsmoglichkeiten und kann so helfen, kunftig weniger unvorbereitet in religionspolitische Konflikte zu stolpern.
Das Stichwort ›religiöse Pluralität‹ ist in aller Munde. Die aktuellen ö entlichen Debatten sind ... more Das Stichwort ›religiöse Pluralität‹ ist in aller Munde. Die aktuellen ö entlichen Debatten sind vielfach von der Annahme getragen, dass die Vielfalt von Religionen ein spezi sch modernes Phänomen sei. Historische Forschungen fördern gleichwohl ein anderes Bild zutage. Religiöse Pluralität erscheint darin nicht als Novum der Religionsgeschichte. Sie ndet sich in antiken Kulturen ebenso wie im häu g als monolithisch-christlich gezeichneten europäischen Mittelalter. Wie aber unterscheidet sich die Wirklichkeit religiöser Pluralität in der Antike von der Gegenwartslage? Wie nahmen und nehmen unterschiedliche Religionskulturen religiöse Pluralität wahr? Wie verhalten sich die verschiedenen religiösen Weltvorstellungen und Lebensführungen zu nicht-religiösen, säkularen Welt-und Lebensmodellen? Und wie wirkt sich schließlich der historische Wandel von Wirklichkeit und Wahrnehmung auf die Gestaltung(smöglichkeiten) von Ordnungen religiöser Pluralität aus? Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes gehen diesen Fragen nach. Sie nehmen exemplarisch Sondierungen in verschiedenen Epochen, Regionen und Religionskulturen vor und ordnen die Entwicklung von Wirklichkeit, Wahrnehmung und Gestaltung religiöser Pluralität in die jeweiligen sozialkulturellen, rechtlichen, politischen und ökonomischen Kontextbedingungen ein. Die Beiträge sind überwiegend hervorgegangen aus zwei Ringvorlesungen, die der Exzellenzcluster ›Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne‹ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in den Wintersemestern / und / zu den emen ›Integration religiöser Vielfalt‹ sowie ›Religiöse Vielfalt. Eine Herausforderung für Politik, Religion und Gesellschaft‹, letztere in Kooperation mit dem Centrum für Religion und Moderne, durchgeführt hat; einige Autorinnen und Autoren konnten zusätzlich gewonnen werden. Der vorliegende Band fächert das ema ›Ordnungen religiöser Plurali-tät‹ in drei Teile auf. Im ersten Teil wird eine-bis in die Antike zurückreichende-historische Perspektive auf die Wirklichkeit religiöser Pluralität,
Papers by Daniel Gerster
Archiv für Sozialgeschichte, 2022
Ein deutsch-britischer Vergleich »Charakterbildung war das Hauptanliegen der Schule, wobei das Sc... more Ein deutsch-britischer Vergleich »Charakterbildung war das Hauptanliegen der Schule, wobei das Schwergewicht auf der körperlichen Abhärtung lag.« 1 So erinnerte sich der US-amerikanische Historiker George L. Mosse, der 1918 als Sohn eines deutsch-jüdischen Verlegerpaares in Berlin geboren worden war, an seine Zeit im Internat in Salem am Bodensee, das er von 1928 bis zu seiner erzwungenen Emigration im Jahr 1933 besuchte. Die Schule war im April 1920 auf Initiative des pädagogischen Autodidakten Kurt Hahn gegründet worden, der in den Jahren zuvor als enger Vertrauter und politischer Berater des letzten Reichskanzlers Max von Baden von sich reden gemacht hatte. Hahns Ziel war es, nach dem verlorenen Krieg eine neue deutsche Führungsschicht auszubilden, wobei ihm als Vorbild die Erziehung in den englischen Public Schools vor Augen schwebte, die er während eines Aufenthalts in Oxford kennengelernt hatte. 2 George L. Mosse, der nach seinem Weggang aus Salem in englischen Internaten erzogen worden war, widersprach in seinen Memoiren der Vorstellung, dass beide Einrichtungen miteinander gleichgesetzt werden konnten, indem er auf die Unterschiede in der Charakterbildung abhob. Demnach zielte die Erziehung in Salem darauf ab, den Jungen und Mädchen einen »soldatischen Charakter« zu vermitteln, der sich durch Pflichtgefühl, durch moralische und körperliche Tapferkeit und durch eiserne Selbstkontrolle auszeichnete. Ein solcher Charakter sollte in Mosses Erinnerungen durch körperliche Abhärtung herausgebildet werden, die durch eine strenge Disziplin und Drill gekennzeichnet gewesen sei. Hierin habe sich die Erziehung in Salem von der in englischen Internaten unterschieden, in denen zwar die Vorstellung, dass der Charakter durch körperliche Verausgabung geformt würde, ebenfalls omnipräsent gewesen sei, wie sich an der exzessiven Praxis von Mannschaftssportarten wie Rugby und Cricket zeige. Im Unterschied zu Salem sei das Ganze aber spielerisch erfolgt und habe darauf abgezielt, freiwillig Verantwortung und Teamgeist zu entwickeln. 3 Mosse, der als Historiker mit seinen Studien über die Geschichte von Nationalismus und Rassismus im 19. und 20. Jahrhundert großes Renommee erlangte, steht mit seiner in diesem Fall autobiografischen Beobachtung, dass eine stark körperbezogene Charakterbildung ein zentraler Bestandteil der Sozialisation von Kindern
Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, 2020
Der Beitrag untersucht, wie katholische Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland zu Beginn des ... more Der Beitrag untersucht, wie katholische Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland zu
Beginn des 20. Jahrhunderts Vergemeinschaftung in der Internatserziehung konzipierten.
Er belegt starke Regulierungs- und Hierarchisierungsbestrebungen in der Theorie und kontrastiert sie mit den sichtbaren Öffnungstendenzen im Alltag vieler Anstalten. Grundlegende Reformen wie eine familienförmige Umorganisation von Internaten oder die Selbstregierung von Schülerinnen und Schülern wurden diskutiert, aber in der Praxis
nicht umgesetzt. Internate waren folglich keine Experimentierorte für neue katholische
Vergemeinschaftungskonzepte. Sie waren vielmehr darauf ausgelegt, die bestehende
katholische Sozialform zu stabilisieren. Gleichwohl haben katholische Anstaltspädagoginnen und -pädagogen die gesellschaftlichen Debatten ihrer Zeit, beispielsweise um Volksmasse und Massenerziehung, in ihren Überlegungen aufgegriffen, sie aber in katholische Ordnungsvorstellungen einer ständischen Gesellschaft eingebettet.
Paedagogica Historica, Jun 3, 2020
ABSTRACT The article explores how different concepts of “nature” were applied in secondary educat... more ABSTRACT The article explores how different concepts of “nature” were applied in secondary education in Germany around 1900 by examining the discussions on and practices in particular boarding schools. It will first scrutinise Enlightenment debates on “human nature” and how they were perceived in German secondary education in general and boarding schools in particular. While Goethe’s term of a “pedagogical province” was central to the debates, the utopian concept had only low impact on social reality. Second, the paper will examine how the growing criticism of bourgeois urban culture and traditional education at the end of the nineteenth century was associated with a different perception of “nature” as natural environment and how newly founded boarding schools played an important role in promoting such perception amongst the middle class. In a third section, it will illustrate how this development did not stand in contrast to major social trends. It was rather, as will be argued in the conclusion, part of a more general transformation in educational discourse and practice in Germany around 1900. It can first and foremost be characterised in a shift from an inward-looking understanding as “human nature” to an outside focus on “natural environment” and “authenticity”.
Schülerinnen- und Schülerleben im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aufwachsen, Alltag und Freizeit von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen im deutschen Sprachraum und ihre Erforschung, 2023
Historische Friedens- und Konfliktforschung fordert heraus. Seit der Formierung der Forschungsper... more Historische Friedens- und Konfliktforschung fordert heraus. Seit der Formierung der Forschungsperspektive im Umfeld des Ost-West-Konflikts streiten sich Historiker:innen darüber, was ihren eigentlichen Gegenstandsbereich ausmachen und mit welchen Ansätzen und Methoden er am besten erforscht werden sollte. Auch die Frage, welche Rolle Studien etwa zu historischen Ansätzen zur Vermeidung von Krieg und Gewalt oder zu vergangenen Gewaltkonflikten in politischen Konstellationen der Gegenwart einnehmen sollten, sorgte immer wieder für Debatten. Dieses Kapitel führt daher in die Historische Friedens- und Konfliktforschung ein, indem es sie entlang des Bildes von der »Quadratur des Kreises« charakterisiert.
The relationship between religion and masculinity 1 has increasingly become the subject of public... more The relationship between religion and masculinity 1 has increasingly become the subject of public debates in recent years. If, for example, people in a German pedestrian zone were asked whether they saw a connection between the self-image and behaviour of men and their religious affiliation, a majority would, after a brief moment of reflection, probably answer the question in the affirmative, and then point to the demeanour of young Muslim men. Indeed, criticism of Islam, and of what many perceive as its unenlightened and potentially violent idea of masculinity, is-at least in Western societies, and in Germany not least because of the events in Cologne on New Year's Eve 2015/2016 2-at the centre of public controversy surrounding religion and masculinity. In contrast, other issues to do with this subject-such as the derogatory statements made by some evangelical Christians about the right of women to have an abortion or about same-sex marriages, and the vehement adherence of the Catholic Church to celibacy-often take a back seat in public debates. But precisely the discussions about the events in Cologne on New Year's Eve also make clear that no simple connection can be established-despite the repeated claims made with regard to Islam not only by German politicians, 3 but also recently by the US President Donald Trump 4-between the normative stipulations of a religion and the behaviour of its (male) representatives. Rather than monocausal explanations, we should investigate instead the complexity of the relationship between religion and masculinity by, for 1 We use the singular of both terms 'religion' and 'masculinity' throughout, although we are of course aware of the actual plurality of both. The same applies to different religions such as 'Islam' and 'Christianity'. 2 The events in Cologne on New Year's Eve are still the subject of fierce and emotional debate, in the public as well as in the academic sphere. For more details on the discussion, see Kurz, 121, in this volume. 3 See, for example, the statements made by the CDU politicians Kristina Schröder and Julia Klöckner in: Christian Schwerdtfeger/Eva Quadbeck: 90 Strafanzeigen wegen Sex-Attacken-Kölns OB rät Frauen zu anderem Verhalten [90 Criminal Charges for Sex Attacks-Cologne's Mayor Advises Women to Behave Differently]. In: Rheinische Post, 06/01/2016, A1; and Ulf Poschardt (in interview with Julia Klöckner): Wir haben zu lange nur zugeschaut [We Have Stood By and Watched For Too Long].
Manchester University Press eBooks, Nov 1, 2016
Interdisciplinary Journal for Religion and Transformation in Contemporary Society – J-RaT, 2018
Thep aper explores how and why Catholic thinking and teachinga bout war changed during the second... more Thep aper explores how and why Catholic thinking and teachinga bout war changed during the second half of the 20 th century. To do so,Iwill examinethe ways in whichthe two world wars and the atomic bomb shaped the Catholic perception of modern warfare, outline how declarations of the Roman Catholic Church shifted the official Catholic position, and examine the impact of those changes with regard to West Germany and the United States.Iconclude that, while the fundaments of Catholic moralitiesofwarfare, such as the just war concept,remained unchangedeven after 1945, there were essential shifts in what can be said and whatc an be donea bout war and peace.T hese shifts exceeded general Catholic ambiguity on the topic,which had existed for many centuries. Thepaper will discuss how these shifts were linked to other fundamental developments of recent decades,such as the globalisation of the Catholic Church, the pluralisation of the religious field,and the individualisation of life style in Western countries.
Oktober 1965 vor die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Seine Forderung schloss-... more Oktober 1965 vor die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Seine Forderung schloss-ob bewusst oder unbewusst-an den gleichlautenden Aufruf der Friedensbewegung der Zwischenkriegszeit an. Hieraus eine grundsätzlich pazifistische Haltung von Katholiken in der Zeit des Kalten Krieges (1945-1990) abzuleiten, würde allerdings bei weitem zu kurz greifen. Der folgende Abriss ist daher darauf angelegt, die katholischen Debatten zum Thema Krieg-und damit eng verwoben Fragen von Gewalt und Frieden-nach 1945 in ihrer ganzen Bandbreite und Vielschichtigkeit skizzenhaft darzustellen. Von Bedeutung ist es dabei, zwischen verschiedenen katholischen Akteuren, ihren Standpunkten in der öffentlichen Diskussion und ihren Motiven zu unterscheiden. So werden neben amtskirchlichen Protagonisten und führenden Vertretern des Laienkatholizismus auch katholische Jugendliche und kritische Katholiken zu Wort kommen. Ihre vielstimmigen Meinungsäußerungen werden es am Ende ermöglichen, ein differenziertes Bild davon zu zeichnen, wie Katholiken in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahrzehnten des Ost-West-Konflikts von Krieg gesprochen haben. Solche Ausführungen können selbstverständlich nicht für sich allein stehen, sondern müssen in politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eingebettet sein. Denn obwohl sich die Kirche
Daniel Gerster, 2024
Internate galten in den bürgerlich-protestantischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts a... more Internate galten in den bürgerlich-protestantischen Gesellschaften des 19. und 20. Jahrhunderts als »Schulen der Männlichkeit«. Aus Sicht von Pädagogen und interessierten Eltern boten sie Jungen den Raum, ohne übermäßigen weiblichen Einfluss unter Aufsicht von Männern aufzuwachsen. Eine Erziehung zu Männlichkeit war von großer Bedeutung in einer Zeit, in der das Geschlecht die soziale Stellung einer Person grundlegend bestimmte. In Großbritannien schickten daher zahlreiche Eltern aus der middle class ihre Söhne auf Internate, während sich in Deutschland nur wenige bürgerliche Familien dafür entschieden.
Daniel Gerster geht in seiner vergleichenden Studie der unterschiedlichen Bedeutung von Internaten in der britischen und deutschen Gesellschaft zwischen 1870 und 1930 nach. Er untersucht, wie sich in beiden Ländern Männlichkeitsideale in der Erziehung angesichts einer vermeintlichen »Krise des Mannes« wandelten, und fragt nach Gemeinsamkeiten, Unterschieden und Verflechtungen. Zugleich arbeitet er am Beispiel von ausgewählten Schulen wie der englischen Public School Harrow und dem deutschen Reforminternat Salem Diskrepanzen zwischen den Idealen und der Praxis vor Ort heraus und legt den Eigensinn offen, mit dem Internatsschüler sich gegenseitig zum Mann »erzogen« haben.
Das atomare Wettrüsten des Kalten Krieges veränderte das Denken und Sprechen über Krieg und Fried... more Das atomare Wettrüsten des Kalten Krieges veränderte das Denken und Sprechen über Krieg und Frieden. Daniel Gerster untersucht, welche Beiträge die Katholiken der Bundesrepublik in diesen öffentlichen Debatten geleistet haben. Gleichzeitig zeichnet er die grundlegenden Transformationen nach, die die katholische Gemeinschaft in der westdeutschen Gesellschaft nach 1945 durchlief. Dabei wird deutlich, dass katholische Akteure bei der Gestaltung der politischen Kultur der Bundesrepublik eine zentrale Rolle spielten.
Schülerinnen und Schüler sind in der Geschichtswissenschaft und Historischen Bildungsforschung bi... more Schülerinnen und Schüler sind in der Geschichtswissenschaft und Historischen Bildungsforschung bislang vorwiegend als abstrakte Größe in Erscheinung getreten, als Objekte schulischer und elterlicher Bildungs- und Erziehungsziele und als quantifizierbare Gruppen der Bildungsplanung und -verwaltung.
Der vorliegende Band widmet sich vor diesem Hintergrund den Schülerinnen und Schülern als eigenständigen Akteurinnen und Akteuren und nimmt das Schülerinnen- und Schülerleben im 19. und frühen 20. Jahrhundert in den Blick.
Die Beiträge untersuchen, wie sich Aufwachsen, Alltagsleben und Freizeitverhalten von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen im deutschen Sprachraum gestalteten und welche Wege ihrer Erforschung es gibt.
Sie analysieren, mit wem Schülerinnen und Schüler ihre Zeit in der Schule verbrachten, welchen Aktivitäten sie in ihrer Freizeit nachgingen, in welchem Verhältnis inner- und außerschulische Verhaltensweisen und Tätigkeiten zu familialen Milieus, Schultypen und Peer Groups standen und welche Bedeutung die Erfahrungen der Schülerinnen und Schüler für ihre Sozialisation besaßen.
Die Beiträge zeigen ferner auf, welche Quellen existieren und wie sie zur Erforschung des Schülerinnen- und Schülerlebens eingesetzt werden können.
- Examines the ways in which boarding schools extracted pupils from their original social backgro... more - Examines the ways in which boarding schools extracted pupils from their original social background
- Frames these ‘boarding schools’ as a global and transcultural phenomenon
- Makes the broader argument that framing boarding schools as a global phenomenon is imperative
Das Wechselspiel von Frieden, Konflikten, Gewalt und Krieg prägt unsere Gegenwart ebenso wie die ... more Das Wechselspiel von Frieden, Konflikten, Gewalt und Krieg prägt unsere Gegenwart ebenso wie die Vergangenheit. Dieser Band bietet einen aktuellen Überblick über die programmatischen und methodischen Einsichten der Historischen Friedens- und Konfliktforschung und gibt Impulse zu ihrer konzeptionellen und thematischen Weiterentwicklung. Dabei werben die Beiträge für einen Ansatz, der Gewalt und Krieg nicht als Ausgangspunkt setzt, sondern problematisiert und erklärt. Dies macht Alternativen zu Gewalt und Krieg, Bemühungen zu deren Einhegung und Überwindung und das Streben nach Frieden zu einem wichtigen Fluchtpunkt der Erzählung.
Throughout the history of religions, their holy texts and norms have been sources of images of me... more Throughout the history of religions, their holy texts and norms have been sources of images of men in societies around the world and have presented forms of masculinity that have found expression in religious acts and rituals. This volume examines how this reciprocal influence has shifted over time by bringing together research on different religious traditions from noted experts in the field, such as Björn Krondorfer, Yvonne Maria Werner and John Powers. It analyses similarities and differences in the interwoven relationships between specific religions and between concepts and practices of masculinity in different societies and cultures, such as Western forms of Christianity during the 19th and 20th centuries, European Judaism and Arabic Islam during the Middle Ages, and South Asian Buddhism and Hinduism. This book is the first to compare research on a variety of religions and forms of masculinity, and thereby contributes to the steadily growing field of interdisciplinary research on (critical) men’s studies in religion.
Die Politik in Deutschland hat das Feld der Religionspolitik uber Jahrzehnte vernachlassigt: Ob K... more Die Politik in Deutschland hat das Feld der Religionspolitik uber Jahrzehnte vernachlassigt: Ob Kopftuch oder Kruzifix, Moscheebau, Schachten oder Beschneidung, ob kirchliches Arbeitsrecht, Kirchensteuer oder Religionsunterricht: Viele Konflikte blieben den Gerichten uberlassen - auch aus Mangel an Foren und Verfahren fur eine strukturierte Meinungsfindung in Politik und Gesellschaft. Dabei hat sich die religios-kirchliche Landschaft in Deutschland massiv verandert, der Bedarf an politischer Regelung ist unverkennbar: Wie wollen wir kunftig regeln, dass religiose Mehrheiten, Minderheiten und Konfessionslose friedlich beisammen leben? Wie konnen wir ihnen gleiche Religionsfreiheit gewahren? Eignet sich dafur das spezifisch deutsche, historisch gewachsene Ordnungsmodell einer engen Staat-Kirche-Kooperation? Der Band erortert religionspolitische Grundsatzfragen ebenso wie aktuelle Konflikte und Losungsmoglichkeiten und kann so helfen, kunftig weniger unvorbereitet in religionspolitische Konflikte zu stolpern.
Das Stichwort ›religiöse Pluralität‹ ist in aller Munde. Die aktuellen ö entlichen Debatten sind ... more Das Stichwort ›religiöse Pluralität‹ ist in aller Munde. Die aktuellen ö entlichen Debatten sind vielfach von der Annahme getragen, dass die Vielfalt von Religionen ein spezi sch modernes Phänomen sei. Historische Forschungen fördern gleichwohl ein anderes Bild zutage. Religiöse Pluralität erscheint darin nicht als Novum der Religionsgeschichte. Sie ndet sich in antiken Kulturen ebenso wie im häu g als monolithisch-christlich gezeichneten europäischen Mittelalter. Wie aber unterscheidet sich die Wirklichkeit religiöser Pluralität in der Antike von der Gegenwartslage? Wie nahmen und nehmen unterschiedliche Religionskulturen religiöse Pluralität wahr? Wie verhalten sich die verschiedenen religiösen Weltvorstellungen und Lebensführungen zu nicht-religiösen, säkularen Welt-und Lebensmodellen? Und wie wirkt sich schließlich der historische Wandel von Wirklichkeit und Wahrnehmung auf die Gestaltung(smöglichkeiten) von Ordnungen religiöser Pluralität aus? Die Beiträge des vorliegenden Sammelbandes gehen diesen Fragen nach. Sie nehmen exemplarisch Sondierungen in verschiedenen Epochen, Regionen und Religionskulturen vor und ordnen die Entwicklung von Wirklichkeit, Wahrnehmung und Gestaltung religiöser Pluralität in die jeweiligen sozialkulturellen, rechtlichen, politischen und ökonomischen Kontextbedingungen ein. Die Beiträge sind überwiegend hervorgegangen aus zwei Ringvorlesungen, die der Exzellenzcluster ›Religion und Politik in den Kulturen der Vormoderne und der Moderne‹ der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster in den Wintersemestern / und / zu den emen ›Integration religiöser Vielfalt‹ sowie ›Religiöse Vielfalt. Eine Herausforderung für Politik, Religion und Gesellschaft‹, letztere in Kooperation mit dem Centrum für Religion und Moderne, durchgeführt hat; einige Autorinnen und Autoren konnten zusätzlich gewonnen werden. Der vorliegende Band fächert das ema ›Ordnungen religiöser Plurali-tät‹ in drei Teile auf. Im ersten Teil wird eine-bis in die Antike zurückreichende-historische Perspektive auf die Wirklichkeit religiöser Pluralität,
Archiv für Sozialgeschichte, 2022
Ein deutsch-britischer Vergleich »Charakterbildung war das Hauptanliegen der Schule, wobei das Sc... more Ein deutsch-britischer Vergleich »Charakterbildung war das Hauptanliegen der Schule, wobei das Schwergewicht auf der körperlichen Abhärtung lag.« 1 So erinnerte sich der US-amerikanische Historiker George L. Mosse, der 1918 als Sohn eines deutsch-jüdischen Verlegerpaares in Berlin geboren worden war, an seine Zeit im Internat in Salem am Bodensee, das er von 1928 bis zu seiner erzwungenen Emigration im Jahr 1933 besuchte. Die Schule war im April 1920 auf Initiative des pädagogischen Autodidakten Kurt Hahn gegründet worden, der in den Jahren zuvor als enger Vertrauter und politischer Berater des letzten Reichskanzlers Max von Baden von sich reden gemacht hatte. Hahns Ziel war es, nach dem verlorenen Krieg eine neue deutsche Führungsschicht auszubilden, wobei ihm als Vorbild die Erziehung in den englischen Public Schools vor Augen schwebte, die er während eines Aufenthalts in Oxford kennengelernt hatte. 2 George L. Mosse, der nach seinem Weggang aus Salem in englischen Internaten erzogen worden war, widersprach in seinen Memoiren der Vorstellung, dass beide Einrichtungen miteinander gleichgesetzt werden konnten, indem er auf die Unterschiede in der Charakterbildung abhob. Demnach zielte die Erziehung in Salem darauf ab, den Jungen und Mädchen einen »soldatischen Charakter« zu vermitteln, der sich durch Pflichtgefühl, durch moralische und körperliche Tapferkeit und durch eiserne Selbstkontrolle auszeichnete. Ein solcher Charakter sollte in Mosses Erinnerungen durch körperliche Abhärtung herausgebildet werden, die durch eine strenge Disziplin und Drill gekennzeichnet gewesen sei. Hierin habe sich die Erziehung in Salem von der in englischen Internaten unterschieden, in denen zwar die Vorstellung, dass der Charakter durch körperliche Verausgabung geformt würde, ebenfalls omnipräsent gewesen sei, wie sich an der exzessiven Praxis von Mannschaftssportarten wie Rugby und Cricket zeige. Im Unterschied zu Salem sei das Ganze aber spielerisch erfolgt und habe darauf abgezielt, freiwillig Verantwortung und Teamgeist zu entwickeln. 3 Mosse, der als Historiker mit seinen Studien über die Geschichte von Nationalismus und Rassismus im 19. und 20. Jahrhundert großes Renommee erlangte, steht mit seiner in diesem Fall autobiografischen Beobachtung, dass eine stark körperbezogene Charakterbildung ein zentraler Bestandteil der Sozialisation von Kindern
Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, 2020
Der Beitrag untersucht, wie katholische Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland zu Beginn des ... more Der Beitrag untersucht, wie katholische Pädagoginnen und Pädagogen in Deutschland zu
Beginn des 20. Jahrhunderts Vergemeinschaftung in der Internatserziehung konzipierten.
Er belegt starke Regulierungs- und Hierarchisierungsbestrebungen in der Theorie und kontrastiert sie mit den sichtbaren Öffnungstendenzen im Alltag vieler Anstalten. Grundlegende Reformen wie eine familienförmige Umorganisation von Internaten oder die Selbstregierung von Schülerinnen und Schülern wurden diskutiert, aber in der Praxis
nicht umgesetzt. Internate waren folglich keine Experimentierorte für neue katholische
Vergemeinschaftungskonzepte. Sie waren vielmehr darauf ausgelegt, die bestehende
katholische Sozialform zu stabilisieren. Gleichwohl haben katholische Anstaltspädagoginnen und -pädagogen die gesellschaftlichen Debatten ihrer Zeit, beispielsweise um Volksmasse und Massenerziehung, in ihren Überlegungen aufgegriffen, sie aber in katholische Ordnungsvorstellungen einer ständischen Gesellschaft eingebettet.
Paedagogica Historica, Jun 3, 2020
ABSTRACT The article explores how different concepts of “nature” were applied in secondary educat... more ABSTRACT The article explores how different concepts of “nature” were applied in secondary education in Germany around 1900 by examining the discussions on and practices in particular boarding schools. It will first scrutinise Enlightenment debates on “human nature” and how they were perceived in German secondary education in general and boarding schools in particular. While Goethe’s term of a “pedagogical province” was central to the debates, the utopian concept had only low impact on social reality. Second, the paper will examine how the growing criticism of bourgeois urban culture and traditional education at the end of the nineteenth century was associated with a different perception of “nature” as natural environment and how newly founded boarding schools played an important role in promoting such perception amongst the middle class. In a third section, it will illustrate how this development did not stand in contrast to major social trends. It was rather, as will be argued in the conclusion, part of a more general transformation in educational discourse and practice in Germany around 1900. It can first and foremost be characterised in a shift from an inward-looking understanding as “human nature” to an outside focus on “natural environment” and “authenticity”.
Schülerinnen- und Schülerleben im 19. und frühen 20. Jahrhundert. Aufwachsen, Alltag und Freizeit von Schülerinnen und Schülern höherer Schulen im deutschen Sprachraum und ihre Erforschung, 2023
Historische Friedens- und Konfliktforschung fordert heraus. Seit der Formierung der Forschungsper... more Historische Friedens- und Konfliktforschung fordert heraus. Seit der Formierung der Forschungsperspektive im Umfeld des Ost-West-Konflikts streiten sich Historiker:innen darüber, was ihren eigentlichen Gegenstandsbereich ausmachen und mit welchen Ansätzen und Methoden er am besten erforscht werden sollte. Auch die Frage, welche Rolle Studien etwa zu historischen Ansätzen zur Vermeidung von Krieg und Gewalt oder zu vergangenen Gewaltkonflikten in politischen Konstellationen der Gegenwart einnehmen sollten, sorgte immer wieder für Debatten. Dieses Kapitel führt daher in die Historische Friedens- und Konfliktforschung ein, indem es sie entlang des Bildes von der »Quadratur des Kreises« charakterisiert.
The relationship between religion and masculinity 1 has increasingly become the subject of public... more The relationship between religion and masculinity 1 has increasingly become the subject of public debates in recent years. If, for example, people in a German pedestrian zone were asked whether they saw a connection between the self-image and behaviour of men and their religious affiliation, a majority would, after a brief moment of reflection, probably answer the question in the affirmative, and then point to the demeanour of young Muslim men. Indeed, criticism of Islam, and of what many perceive as its unenlightened and potentially violent idea of masculinity, is-at least in Western societies, and in Germany not least because of the events in Cologne on New Year's Eve 2015/2016 2-at the centre of public controversy surrounding religion and masculinity. In contrast, other issues to do with this subject-such as the derogatory statements made by some evangelical Christians about the right of women to have an abortion or about same-sex marriages, and the vehement adherence of the Catholic Church to celibacy-often take a back seat in public debates. But precisely the discussions about the events in Cologne on New Year's Eve also make clear that no simple connection can be established-despite the repeated claims made with regard to Islam not only by German politicians, 3 but also recently by the US President Donald Trump 4-between the normative stipulations of a religion and the behaviour of its (male) representatives. Rather than monocausal explanations, we should investigate instead the complexity of the relationship between religion and masculinity by, for 1 We use the singular of both terms 'religion' and 'masculinity' throughout, although we are of course aware of the actual plurality of both. The same applies to different religions such as 'Islam' and 'Christianity'. 2 The events in Cologne on New Year's Eve are still the subject of fierce and emotional debate, in the public as well as in the academic sphere. For more details on the discussion, see Kurz, 121, in this volume. 3 See, for example, the statements made by the CDU politicians Kristina Schröder and Julia Klöckner in: Christian Schwerdtfeger/Eva Quadbeck: 90 Strafanzeigen wegen Sex-Attacken-Kölns OB rät Frauen zu anderem Verhalten [90 Criminal Charges for Sex Attacks-Cologne's Mayor Advises Women to Behave Differently]. In: Rheinische Post, 06/01/2016, A1; and Ulf Poschardt (in interview with Julia Klöckner): Wir haben zu lange nur zugeschaut [We Have Stood By and Watched For Too Long].
Manchester University Press eBooks, Nov 1, 2016
Interdisciplinary Journal for Religion and Transformation in Contemporary Society – J-RaT, 2018
Thep aper explores how and why Catholic thinking and teachinga bout war changed during the second... more Thep aper explores how and why Catholic thinking and teachinga bout war changed during the second half of the 20 th century. To do so,Iwill examinethe ways in whichthe two world wars and the atomic bomb shaped the Catholic perception of modern warfare, outline how declarations of the Roman Catholic Church shifted the official Catholic position, and examine the impact of those changes with regard to West Germany and the United States.Iconclude that, while the fundaments of Catholic moralitiesofwarfare, such as the just war concept,remained unchangedeven after 1945, there were essential shifts in what can be said and whatc an be donea bout war and peace.T hese shifts exceeded general Catholic ambiguity on the topic,which had existed for many centuries. Thepaper will discuss how these shifts were linked to other fundamental developments of recent decades,such as the globalisation of the Catholic Church, the pluralisation of the religious field,and the individualisation of life style in Western countries.
Oktober 1965 vor die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Seine Forderung schloss-... more Oktober 1965 vor die Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. Seine Forderung schloss-ob bewusst oder unbewusst-an den gleichlautenden Aufruf der Friedensbewegung der Zwischenkriegszeit an. Hieraus eine grundsätzlich pazifistische Haltung von Katholiken in der Zeit des Kalten Krieges (1945-1990) abzuleiten, würde allerdings bei weitem zu kurz greifen. Der folgende Abriss ist daher darauf angelegt, die katholischen Debatten zum Thema Krieg-und damit eng verwoben Fragen von Gewalt und Frieden-nach 1945 in ihrer ganzen Bandbreite und Vielschichtigkeit skizzenhaft darzustellen. Von Bedeutung ist es dabei, zwischen verschiedenen katholischen Akteuren, ihren Standpunkten in der öffentlichen Diskussion und ihren Motiven zu unterscheiden. So werden neben amtskirchlichen Protagonisten und führenden Vertretern des Laienkatholizismus auch katholische Jugendliche und kritische Katholiken zu Wort kommen. Ihre vielstimmigen Meinungsäußerungen werden es am Ende ermöglichen, ein differenziertes Bild davon zu zeichnen, wie Katholiken in der Bundesrepublik Deutschland in den Jahrzehnten des Ost-West-Konflikts von Krieg gesprochen haben. Solche Ausführungen können selbstverständlich nicht für sich allein stehen, sondern müssen in politische, wirtschaftliche und soziale Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eingebettet sein. Denn obwohl sich die Kirche
Militärgeschichtliche Zeitschrift, Dec 1, 2010
»Das süße Gift des Pazifismus«? Die westdeutschen Katholiken und das Ringen um ein neues Friedens... more »Das süße Gift des Pazifismus«? Die westdeutschen Katholiken und das Ringen um ein neues Friedensdenken, 1979-1983 Die Kontroverse um den NATO-Nachrüstungsbeschluss war ohne Zweifel der prägendste Konflikt der bundesrepublikanischen Gesellschaft während der frühen 1980er Jahre. Angesichts seiner Relevanz konnte er die Katholiken als eine bedeutende religiöse Gemeinschaft Westdeutschlands nicht unberührt lassen. Frühzeitig bemühte sich eine Handvoll von engagierten katholischen Friedensaktivisten darum, eine eigenständige Debatte um das katholische Friedens-und Sicherheitsverständnis anzustoßen. In deren Folge traten Meinungsverschiedenheiten unter den bundesdeutschen Katholiken zutage, die sich in der Auseinandersetzung mit den Aktionen und Forderungen nicht-katholischer Friedensinitiativen weiter verschärften. Vereinfacht betrachtet bildeten diese Differenzen eine Frontstellung zwischen den »konservativen« Friedens-und Sicherheitsansprüchen des katholischen Establishments-Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und Bischöfe-und »neuen« Denkansätzen der katholischen Friedensaktivisten. Eine eingehendere Untersuchung des katholischen Friedensengagements belegt allerdings, dass die Frontverläufe bei Weitem unübersichtlicher waren und nur bedingt entlang von Verbands-oder Organisationsgrenzen oder einer analytischen Bruchlinie konservativ/progressiv verliefen. Geradezu ein Musterbeispiel in diesem Kontext stellte die katholische Friedensgruppe Pax Christi dar, deren Auseinandersetzung mit dem NATO-Doppelbeschluss und der Protestbewegung zu einer starken internen Polarisierung führte. Pax Christi war nach dem Zweiten Weltkrieg als ein explizit nicht politisch agierender »Gebetskreuzzug für den Frieden« gegründet worden 1. Dementsprechend setzte die Bewegung ihren Schwerpunkt auf die »religiöse« Versöhnungsarbeit, zunächst zwischen Frankreich und Deutschland und später darüber hinaus mit den osteuropäischen Staaten. Seit Mitte der 1960er Jahre kam es zu einem langsamen Wandel des Selbstverständnisses, infolgedessen sich das Aktionspotenzial sukzessiv politisierte. Die Polarisierung der westdeutschen Sektion von Pax Christi zu Beginn der 1980er Jahre lässt sich anhand der Demonstration vom 10. Oktober 1981 veranschaulichen, bei der schätzungsweise 300 000 Menschen im Bonner Hofgarten gegen die Nachrüstungspläne der Bundesregierung protestierten. Während zahlreiche Pax-Christi-Ortsgruppen den Protestaufruf der Demonstrationsveranstalter unterstützten 3 , entschied sich der Bundesverband, diesen nicht zu unter-1 Vgl. François Mabille, Les catholiques et la paix au temps de la guerre froide. Le mouvement catholique international pour la paix Pax Christi, Paris 004; Der Wandel des Selbstverständnisses der deutschen Pax-Christi-Sektion in der BRD-eine Dokumentation.
Understanding the imaginary war, 2016
Aus Anlass des 19. Kirchentages, zu dem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Frühsomme... more Aus Anlass des 19. Kirchentages, zu dem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) im Frühsommer 1981 nach Hamburg geladen hatte, gingen am 20. Juni, einem Sonnabend, in Deutschland erstmals mehrere zehntausende Menschen auf die Straße, um gegen die von der NATO beschlossene Nachrüstung und für Frieden und Sicherheit in Europa zu demonstrieren. Dem Friedensforscher Ben ter Veer, zu diesem Zeitpunkt Präsident des niederländischen Interkirchlichen Friedensrates (Interkerkelijk Vredesberaad; IKV) und seit vielen Jahren aktives Mitglied der niederländischen Sektion der katholischen Friedensgruppe Pax Christi, fiel die Aufgabe zu, im Namen der »westeuropäischen Friedensbewegung« zur geplanten nächsten Großveranstaltung einzuladen: einer Protestkundgebung im Bonner Hofgarten am 10. Oktober 1981.1 Sie sollte maßgeblich vom IKV organisiert werden, der 1966 von den Kirchen der Niederlande als gemeinsame Diskussionsund Aktionsplattform ins Leben gerufen worden war, sowie von den beiden deut...