Eva Hofmann | Universität Heidelberg (original) (raw)
Papers by Eva Hofmann
Das Grab des Nebsumenu, des Großen Vermögensverwalters des Herrn der beiden Länder (TT 183) aus d... more Das Grab des Nebsumenu, des Großen Vermögensverwalters des Herrn der beiden Länder (TT 183) aus der zweiten Regierungshälfte Ramses`II., liegt am Fuß des Hügels von El-Khokha in Theben-West. Im Rahmen des Heidelberger Ramessidenprojekts wurde es unter Leitung von Jan Assmann freigelegt und dokumentiert. Die Anlage besteht aus zwei Vorhöfen, einer relativ klein dimensionierten Querhalle und einer langen Passage, die in eine im Verhältnis ebenfalls tiefe Kapelle mündet. Der innere Hof war mit Reliefdekoration versehen, ebenso die Querhalle und ein Großteil der Längshalle. Der Durchgang zur Kapelle weist allerdings Malerei auf, ebenso wie die Decke der Längshalle. Über die ganze Decke ziehen sich gut erhaltene Texte und zahlreiche farbige Vignetten aus Totenbuch (Abb. 1) und Mundöffnungsritual. Die Malerei der Kapelle dagegen erscheint auf den ersten Blick wie monochrom rot ausgeführt (Abb. 2). Das unterschiedliche Erscheinungsbild der ausgemalten Partien soll im Folgenden näher betrachtet werden, denn derartige Farbabweichungen begegnen in zahlreichen Gräbern. Vor allem den "Falschfarben" soll auf den Grund gegangen werden.
Die ägyptische Malerei schwelgt in Farben, gleichwohl finden sich einfarbige Darstellungen. Manch... more Die ägyptische Malerei schwelgt in Farben, gleichwohl finden sich einfarbige Darstellungen. Manche Stelenbilder des Mittleren Reiches sind beispielsweise nur blau oder grün bemalt. Solche spartanische Monochromie bezeugt, dass der alte Ägypter der einzelnen Farbe über die bloße Charakterisierung des Bildgegenstands hinaus eine zusätzliche symbolische Bedeutung zumaß. Zunächst jedoch steht die Farbe für bestimmte Materialien: Gelb natürlich für Gold, aber auch für Sandstein -wie in den Grabstelen der 18. Dynastie. Rot repräsentiert Rosengranit, Schwarz steht für Basalt und Weiß für Kalzit, Alabaster oder Kalkstein. Dunkelblau gibt den Halbedelstein Lapislazuli wieder und wird deshalb gern bei Darstellungen von Schmuck eingesetzt, ebenso wie das Grün, das den kostbaren Türkis meint. So findet sich im thebanischen Grab Nr. 161 der Zeit Amenophis` III. ein Farbdreiklang bei der Gestaltung der Durchgangswand. Die Türrahmung ist schwarz bemalt, also in Basalt gefasst vorzustellen, eine der flankierenden Stelen ist weiß, also scheinbar aus Kalzit, die andere hellrot, als wäre sie aus Rosengranit. In solchen Fällen täuscht Farbe bestimmte kostbare Materialien vor, edleres
Innovative Bilder in thebanischen Beamtengräbern der 18. Dynastie. Mit Beginn des Neuen Reiches v... more Innovative Bilder in thebanischen Beamtengräbern der 18. Dynastie.
Mit Beginn des Neuen Reiches vor etwa 3500 Jahren wurde Theben Hauptkultort Ägyptens. Die Pharaonen fanden Ihre letzte Ruhestätte in einem Tal des Westgebirges. In unmittelbarer Nähe befinden sich am Gebirgsabhang, der das Nilfruchtland begrenzt, die Grabanlagen der verdienstvollen hohen Beamten und Priester. Die begehbaren Kulträume sind reich mit kunstvollen Reliefs oder Malereien ausdekoriert und mit Totentexten versehen.
In keiner anderen Epoche der ägyptischen Grabkunst gewährte der Grabinhaber einen so umfassenden Einblick in sein berufliches und privates Leben, wie in der 18. Dynastie. Eines seiner wichtigsten Anliegen war es, sein Verhältnis zum König ins rechte Licht zu setzen, indem er seine herausragenden Leistungen schilderte.
Neue Aufgaben – neue Bilder
Gerade die 18. Dynastie mit ihrer wechselvollen politischen Geschichte verlangte nach neuen Positionen und Ämtern, ob als Militärangehöriger mit den damit verbundenen Aufgaben wie das Eintreiben der Tribute der unterworfenen Länder, oder als Amtsinhaber in der königlichen Verwaltung mit zum Beispiel der Aufsicht der Arbeiten im Schatzhaus.
In der ersten Hälfte der 18. Dynastie, besonders zur Zeit des Kriegsherrn Thutmosis III., dominierte der Dienst am König die Ikonographie der Grabdekoration. In der zweiten Hälfte der 18. Dynastie ändert sich das Bild. Nicht zuletzt eröffnete die Begegnung mit Fremdvölkern, das Erlebnis des Fremden, einen neuen Blick auf die Welt. Überhaupt standen in der Folgezeit ganz persönliche Anliegen, umgesetzt in originellen Bildern, im Vordergrund.
Das Nichtkonforme wurde dann gegen Ende der 18. Dynastie zum Leitfaden nicht nur der Szeneninhalte, sondern besonders der künstlerischen Ausschmückung.
Drafts by Eva Hofmann
Das Grab des Nebsumenu, des Großen Vermögensverwalters des Herrn der beiden Länder (TT 183) aus d... more Das Grab des Nebsumenu, des Großen Vermögensverwalters des Herrn der beiden Länder (TT 183) aus der zweiten Regierungshälfte Ramses`II., liegt am Fuß des Hügels von El-Khokha in Theben-West. Im Rahmen des Heidelberger Ramessidenprojekts wurde es unter Leitung von Jan Assmann freigelegt und dokumentiert. Die Anlage besteht aus zwei Vorhöfen, einer relativ klein dimensionierten Querhalle und einer langen Passage, die in eine im Verhältnis ebenfalls tiefe Kapelle mündet. Der innere Hof war mit Reliefdekoration versehen, ebenso die Querhalle und ein Großteil der Längshalle. Der Durchgang zur Kapelle weist allerdings Malerei auf, ebenso wie die Decke der Längshalle. Über die ganze Decke ziehen sich gut erhaltene Texte und zahlreiche farbige Vignetten aus Totenbuch (Abb. 1) und Mundöffnungsritual. Die Malerei der Kapelle dagegen erscheint auf den ersten Blick wie monochrom rot ausgeführt (Abb. 2). Das unterschiedliche Erscheinungsbild der ausgemalten Partien soll im Folgenden näher betrachtet werden, denn derartige Farbabweichungen begegnen in zahlreichen Gräbern. Vor allem den "Falschfarben" soll auf den Grund gegangen werden.
Die ägyptische Malerei schwelgt in Farben, gleichwohl finden sich einfarbige Darstellungen. Manch... more Die ägyptische Malerei schwelgt in Farben, gleichwohl finden sich einfarbige Darstellungen. Manche Stelenbilder des Mittleren Reiches sind beispielsweise nur blau oder grün bemalt. Solche spartanische Monochromie bezeugt, dass der alte Ägypter der einzelnen Farbe über die bloße Charakterisierung des Bildgegenstands hinaus eine zusätzliche symbolische Bedeutung zumaß. Zunächst jedoch steht die Farbe für bestimmte Materialien: Gelb natürlich für Gold, aber auch für Sandstein -wie in den Grabstelen der 18. Dynastie. Rot repräsentiert Rosengranit, Schwarz steht für Basalt und Weiß für Kalzit, Alabaster oder Kalkstein. Dunkelblau gibt den Halbedelstein Lapislazuli wieder und wird deshalb gern bei Darstellungen von Schmuck eingesetzt, ebenso wie das Grün, das den kostbaren Türkis meint. So findet sich im thebanischen Grab Nr. 161 der Zeit Amenophis` III. ein Farbdreiklang bei der Gestaltung der Durchgangswand. Die Türrahmung ist schwarz bemalt, also in Basalt gefasst vorzustellen, eine der flankierenden Stelen ist weiß, also scheinbar aus Kalzit, die andere hellrot, als wäre sie aus Rosengranit. In solchen Fällen täuscht Farbe bestimmte kostbare Materialien vor, edleres
Innovative Bilder in thebanischen Beamtengräbern der 18. Dynastie. Mit Beginn des Neuen Reiches v... more Innovative Bilder in thebanischen Beamtengräbern der 18. Dynastie.
Mit Beginn des Neuen Reiches vor etwa 3500 Jahren wurde Theben Hauptkultort Ägyptens. Die Pharaonen fanden Ihre letzte Ruhestätte in einem Tal des Westgebirges. In unmittelbarer Nähe befinden sich am Gebirgsabhang, der das Nilfruchtland begrenzt, die Grabanlagen der verdienstvollen hohen Beamten und Priester. Die begehbaren Kulträume sind reich mit kunstvollen Reliefs oder Malereien ausdekoriert und mit Totentexten versehen.
In keiner anderen Epoche der ägyptischen Grabkunst gewährte der Grabinhaber einen so umfassenden Einblick in sein berufliches und privates Leben, wie in der 18. Dynastie. Eines seiner wichtigsten Anliegen war es, sein Verhältnis zum König ins rechte Licht zu setzen, indem er seine herausragenden Leistungen schilderte.
Neue Aufgaben – neue Bilder
Gerade die 18. Dynastie mit ihrer wechselvollen politischen Geschichte verlangte nach neuen Positionen und Ämtern, ob als Militärangehöriger mit den damit verbundenen Aufgaben wie das Eintreiben der Tribute der unterworfenen Länder, oder als Amtsinhaber in der königlichen Verwaltung mit zum Beispiel der Aufsicht der Arbeiten im Schatzhaus.
In der ersten Hälfte der 18. Dynastie, besonders zur Zeit des Kriegsherrn Thutmosis III., dominierte der Dienst am König die Ikonographie der Grabdekoration. In der zweiten Hälfte der 18. Dynastie ändert sich das Bild. Nicht zuletzt eröffnete die Begegnung mit Fremdvölkern, das Erlebnis des Fremden, einen neuen Blick auf die Welt. Überhaupt standen in der Folgezeit ganz persönliche Anliegen, umgesetzt in originellen Bildern, im Vordergrund.
Das Nichtkonforme wurde dann gegen Ende der 18. Dynastie zum Leitfaden nicht nur der Szeneninhalte, sondern besonders der künstlerischen Ausschmückung.