Charlotte Coch | Universität zu Köln (original) (raw)
Books by Charlotte Coch
Dieses Jahr ist Ann Cotten als Poetikdozentin zu Gast in Köln - nach ihrem fulminanten Poetikvort... more Dieses Jahr ist Ann Cotten als Poetikdozentin zu Gast in Köln - nach ihrem fulminanten Poetikvortrag am 24.04. folgen drei Gespräche, die auch im Livestream zu verfolgen sind. Mehr Infos bald hier: https://translit.phil-fak.uni-koeln.de/
Literatur ist nicht einfach eine Sammlung von Texten-sie ist ein materielles, haptisches und nich... more Literatur ist nicht einfach eine Sammlung von Texten-sie ist ein materielles, haptisches und nicht zuletzt visuelles Erlebnis. Der Blick der Lesenden wird gleichermaßen fasziniert und irritiert durch das Aufscheinen des Wortes-nicht als auflösbares Zeichen, sondern als gedrucktes Artefakt. Theoretisch ist dies immer wieder ins Feld geführt worden-etwa in Luhmanns Funktionsbestimmung der Literatur-, im wissenschaftlichen Umgang mit literarischen Texten dominiert jedoch das Lesen. Die Beiträge des Bandes widmen sich einer theoretischen, methodischen und praktischen Symmetrisierung von Lesen und Sehen für die Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts. Charlotte Coch (Dr. phil.), geb. 1989, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln. Sie arbeitet zu den Schwerpunkten Ästhetik der Form, Medialität sowie Literatur und Gesellschaftstheorie. Torsten Hahn (Prof. Dr. phil.), geb. 1969, lehrt Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienwissenschaft an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte sind Pop und/als Oberfläche, Codierungen der Literatur, Theorie der Form, Medientheorie und das Politische der Literatur. Nicolas Pethes (Prof. Dr. phil.), geb. 1970, unterrichtet Neuere deutsche Literatur an der Universität zu Köln. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen die Mediengeschichte der Literatur, Diskurse über Medienwirkungen und Populärkultur sowie Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Literatur.
Innerhalb der aktuellen Buchmaterialitätsforschung kommt die Betrachtung der Lektüre oft zu kurz.... more Innerhalb der aktuellen Buchmaterialitätsforschung kommt die Betrachtung der Lektüre oft zu kurz. Dies verkennt die intrikate Verschlingung von Buch und Lektüre in der Entdeckung der Druckschrift um 1800. Charlotte Coch zeigt, wie sich das »absolute Buch« bei Friedrich Schlegel im Zeichen der Arabeske als spezifisches, symmetrisches Lektüreprogramm formiert. Sie verfolgt außerdem die Umcodierung dieses Lektüreprogramms bei Walter Benjamin und Niklas Luhmann: Parallel zu einer Prozessualisierung des Formbegriffs verwandelt sich das absolute Buch von der Arabeske in das Ornament - und wird signalförmig. Damit wird Literatur als Paratext und Theorie als Metatext lesbar.
Papers by Charlotte Coch
Literarische Aleatorik Zur Form- und Rezeptionspoetik von Zufallstexten, 2024
Der Beitrag enfaltet das Konzept der Gleichsinnigkeit als zentrale Kompo-nente des Aleatorischen,... more Der Beitrag enfaltet das Konzept der Gleichsinnigkeit als zentrale Kompo-nente des Aleatorischen, und dies in zweierlei Hinsicht und in Bezug auf zwei literaturgeschichtliche Standorte. Zum einen wird die systematische Reflexion auf die Rezeption der eigenen Texte in der Frühromantik als Ursache einer bewussten Ästhetik des Aleatorischen verstanden. Diese basiert auf einer Gleichsinnigkeit zwischen Leser:in und Autor:in, die vorausgesetzt wird aber auch erst produziert werden muss. Es handelt sich also um eine soziale Gleichsinnigkeit, eine imaginierte Gemeinschaft beider Instanzen. Die aleatorische Literatur des mittleren 20.Jahrhunderts, die im Zeichen der Kybernetik und Informationstheorie entsteht, entfaltet eine zweite Bedeutungsvariante des Gleichsinnigen, im Sinne einer Ver-gleichbarkeit des Zeichenrepertoires.
Literatur, Medien, Ästhetik, Jan 2, 2023
Springer eBooks, 2023
Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene medi... more Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene mediale Verfasstheit: Gedruckte Bücher setzen sich selbstreflexiv mit den Bedingungen ihrer jeweiligen Lektüre auseinander. Das den Text verewigende Imprimatur macht die Leseinstanz zur maßgeblichen Lizensurinstanz. An Texten Friedrich Schlegels lassen sich beispielhaft Strategien der Steuerung und Programmierung von Lektüren aufzeigen. Bei Schlegel ergibt sich daraus ein „Verwirrungsrecht“: eine paradoxe Leseadressierung, bei der die Unverständlichkeit der Texte nicht mehr Problem, sondern vielmehr Programm wird. Die Lizenz zur Fiktionalität speist sich aus dem Abstand zwischen idealer Leserin und empirischem Leser und ist damit prozessual verfasst. Gefordert wird paradoxerweise eine intime Lektüre im Zeichen der Liebe, die in ihrer Möglichkeit auf der Ende des 18. Jahrhunderts erstmals in vollem Umfang ermöglichten Öffentlichkeit des Druckschriftlichen beruht.
Springer eBooks, 2020
Das Wissen in Twin Peaks muss man lange suchen. Es haust in Baumstämmen und bevölkert Träume. Die... more Das Wissen in Twin Peaks muss man lange suchen. Es haust in Baumstämmen und bevölkert Träume. Die lang erwartete dritte Staffel Twin Peaks-The Return bestärkt eine bereits in den ersten zwei Staffeln immer deutlicher werdende Vermutung. Bei diesem verstreuten und schwer zu greifenden Wissen handelt es sich zunächst um das Bewusstsein eines medialen a priori. Mehr und mehr sichtbar wird die strukturelle Kopplung nicht nur zwischen den Figurationen einer Serie und ihrer medial-technischen Distribution, sondern auch zwischen sozialer Organisation und ihrer kommunikationstechnischen Infrastruktur. Lynchs Serie ist, neben all den anderen Reflexionsschleifen, eine fortwährende Reflexion auf mediale Welten-und das im streng technischen, nämlich elektrischen, Sinne des so allgegenwärtigen wie unscharfen Medienbegriffs. 1 Figuren entpuppen sich als Projektionen, die von einem allgegenwärtigen Netz aus Elektrizität 2 hervor-und
transcript Verlag eBooks, Jan 12, 2021
LiLi, 2023
Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und St... more Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und Stimme innerhalb der Theoriebildung des 20. Jahrhunderts als Kristallisationspunkte des Materiellen und Lebendigen fungieren. Topoi des Phonischen eröffnen so neue Räume zur theoretischen Reflexion des technologischen und gesellschaftlichen Wandels. Gleichzeitig kennzeichnen sie die parasitäre Natur und Endlichkeit von Theorie after theory. In einem ersten Schritt werden dazu Derridas Phonozentrismuskritik, Deleuze und Guattaris Dezentrierung des Subjekts und die Politisierung des Phonischen nachverfolgt. Anschließend folgt eine Rekonstruktion von Rauschen, Resonanz und Rhythmus als begriffliche Kristallisationspunkte des Phonischen. Den Abschluss bildet ein Einblick in phonische Atmosphären der Theorieproduktion selbst, von Kittlers Modularsynthesizer bis hin zu Derridas Geräuschkulisse des Schreibens.
Abhandlungen zur Medien- und Kulturwissenschaft, 2023
Zukunftswissen? Potenziale prospektiver Erkenntnis am Beispiel der Energiewirtschaft, 2023
transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2022
Zur komparativen ›Verbuchung‹ der Vorlesung Es ist kompliziert, das Verhältnis zwischen Buch und ... more Zur komparativen ›Verbuchung‹ der Vorlesung Es ist kompliziert, das Verhältnis zwischen Buch und Vorlesung-dies wusste schon Johann Gottlieb Fichte. Im Jahr 1807 stellt dieser sich im Auftrag der Preußischen Regierung die Frage, warum man »noch immer sich für verbunden [hält], durch Universitäten dieses gesammte Buchwesen der Welt noch einmal zu setzen, und eben dasselbe, was schon gedruckt vor jedermanns Augen liegt, auch noch durch Professoren recitiren zu lassen«. 1 Gegenüber einer solchen öffentlichen Rezitation von Büchern-eine offenbar schon um 1800 übliche performative Variante des Formats ›Vorlesung‹-hält Fichte das »eigene«, also selbstständige, durch stille Lektüre gekennzeichnete, »Studiren der Bücher sogar [für] das vorzüglichere« 2 , nämlich insofern man wiederholt lesen und »bis zum erfolgten Verständnisse hin und her« 3 überlegen kann. Vorlesungen sind also in den Augen Fichtes grundsätzlich, so zumindest erscheint es hier zunächst, nachträgliche öffentliche Lesungen von bereits gedruckten Büchern, welche-im Gegensatz etwa zur Dichterlesung-für deren Verständnis keinen wesentlichen Mehrwert bringen, ja zumindest in didaktischer Hinsicht sogar der einsamen Lektürepraxis systematisch unterlegen sind. Bei einer solchen Schlussfolgerung kann es in einem Text, der den Plan einer neu zu errichtenden ›höheren Lehranstalt‹ vorstellen soll, selbstverständlich nicht bleiben. So entwickelt Fichte eine Neubestimmung der Vorlesung, die sich aus einer gewandelten temporalen Beziehung zum Buch ergibt.
Lesen / Sehen. Literatur als wahrnehmbare Kommunikation, Jan 2, 2023
Topik der Theorie. Zur rhetorischen Struktur von Theorien nach deren proklamiertem Ende, 2023
Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und St... more Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und Stimme innerhalb der Theoriebildung des 20. Jahrhunderts als Kristallisationspunkte des Materiellen und Lebendigen fungieren. Topoi des Phonischen eröffnen so neue Räume zur theoretischen Reflexion des technologischen und gesellschaftlichen Wandels. Gleichzeitig kennzeichnen sie die parasitäre Natur und Endlichkeit von Theorie after theory. In einem ersten Schritt werden dazu Derridas Phonozentrismuskritik, Deleuze und Guattaris Dezentrierung des Subjekts und die Politisierung des Phonischen nachverfolgt. Anschließend folgt eine Rekonstruktion von Rauschen, Resonanz und Rhythmus als begriffliche Kristallisationspunkte des Phonischen. Den Abschluss bildet ein Einblick in phonische Atmosphären der Theorieproduktion selbst, von Kittlers Modularsynthesizer bis hin zu Derridas Geräuschkulisse des Schreibens.
Lizensur. Was darf fiktionale Literatur?, 2023
Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene medi... more Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene mediale Verfasstheit: Gedruckte Bücher setzen sich selbstreflexiv mit den Bedingungen ihrer jeweiligen Lektüre auseinander. Das den Text verewigende Imprimatur macht die Leseinstanz zur maßgeblichen Lizensurinstanz. An Texten Friedrich Schlegels lassen sich beispielhaft Strategien der Steuerung und Programmierung von Lektüren aufzeigen. Bei Schlegel ergibt sich daraus ein „Verwirrungsrecht“: eine paradoxe Leseadressierung, bei der die Unverständlichkeit der Texte nicht mehr Problem, sondern
vielmehr Programm wird. Die Lizenz zur Fiktionalität speist sich aus dem Abstand zwischen idealer Leserin und empirischem Leser und ist damit prozessual verfasst. Gefordert wird paradoxerweise eine intime Lektüre im Zeichen der Liebe, die in ihrer Möglichkeit auf der Ende des 18. Jahrhunderts erstmals in vollem Umfang ermöglichten Öffentlichkeit des Druckschriftlichen beruht.
The Conference »Form. Perspektiven einer literaturwissenschaftlichen Theorie« took place at the U... more The Conference »Form. Perspektiven einer literaturwissenschaftlichen Theorie« took place at the University of Cologne, 28th and 29th of March and was hosted by Prof. Torsten Hahn and Prof. Nico Pethes (University of Cologne). Following recent publications that emphasized the social and political meaning of aesthetic forms, e.g. by Caroline Levine and Dirk Baecker, the conference asked for the revenue of theoretical notions of form for literary studies after the philosophical debates around the distinction of form and ›Gehalt‹ in the 19th and 20th century. The main focus was the question how system theory's abstract distinctions redundancy/variety and form/medium, as well as the notion of an ›inner ornament‹ can be applied to the analysis of specific literary texts, addressing both their semantic and aesthetic procedures as well as their material shape. The latter meaning of ›form‹ as the actual surface of a given text links literary form theory with notions of design; the first refers to current explorations of actor-network theory and the performative aspect of writing. The assumption is that form as a concept is not only relevant for the aesthetic debates in the 19th century but should be a vital part of analyzing contemporary literature and other art phenomena, such as pop literature. Form, and its dynamization within an ornament, is indissolubly linked both to the material and social environment of literary production and to the internal self-reflection of literature and thus to its intrinsic value. The conference was divided into three sections, concerning different aspects and scopes of form theory: Theory and Media of Form, Aesthetics of Form and Literary History, and Cultural Artefacts and Forms of Surface.
Dieses Jahr ist Ann Cotten als Poetikdozentin zu Gast in Köln - nach ihrem fulminanten Poetikvort... more Dieses Jahr ist Ann Cotten als Poetikdozentin zu Gast in Köln - nach ihrem fulminanten Poetikvortrag am 24.04. folgen drei Gespräche, die auch im Livestream zu verfolgen sind. Mehr Infos bald hier: https://translit.phil-fak.uni-koeln.de/
Literatur ist nicht einfach eine Sammlung von Texten-sie ist ein materielles, haptisches und nich... more Literatur ist nicht einfach eine Sammlung von Texten-sie ist ein materielles, haptisches und nicht zuletzt visuelles Erlebnis. Der Blick der Lesenden wird gleichermaßen fasziniert und irritiert durch das Aufscheinen des Wortes-nicht als auflösbares Zeichen, sondern als gedrucktes Artefakt. Theoretisch ist dies immer wieder ins Feld geführt worden-etwa in Luhmanns Funktionsbestimmung der Literatur-, im wissenschaftlichen Umgang mit literarischen Texten dominiert jedoch das Lesen. Die Beiträge des Bandes widmen sich einer theoretischen, methodischen und praktischen Symmetrisierung von Lesen und Sehen für die Literatur des 18. bis 21. Jahrhunderts. Charlotte Coch (Dr. phil.), geb. 1989, ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Sprache und Literatur I der Universität zu Köln. Sie arbeitet zu den Schwerpunkten Ästhetik der Form, Medialität sowie Literatur und Gesellschaftstheorie. Torsten Hahn (Prof. Dr. phil.), geb. 1969, lehrt Literaturwissenschaft mit dem Schwerpunkt Medienwissenschaft an der Universität zu Köln. Seine Forschungsschwerpunkte sind Pop und/als Oberfläche, Codierungen der Literatur, Theorie der Form, Medientheorie und das Politische der Literatur. Nicolas Pethes (Prof. Dr. phil.), geb. 1970, unterrichtet Neuere deutsche Literatur an der Universität zu Köln. Seine Arbeitsschwerpunkte umfassen die Mediengeschichte der Literatur, Diskurse über Medienwirkungen und Populärkultur sowie Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Literatur.
Innerhalb der aktuellen Buchmaterialitätsforschung kommt die Betrachtung der Lektüre oft zu kurz.... more Innerhalb der aktuellen Buchmaterialitätsforschung kommt die Betrachtung der Lektüre oft zu kurz. Dies verkennt die intrikate Verschlingung von Buch und Lektüre in der Entdeckung der Druckschrift um 1800. Charlotte Coch zeigt, wie sich das »absolute Buch« bei Friedrich Schlegel im Zeichen der Arabeske als spezifisches, symmetrisches Lektüreprogramm formiert. Sie verfolgt außerdem die Umcodierung dieses Lektüreprogramms bei Walter Benjamin und Niklas Luhmann: Parallel zu einer Prozessualisierung des Formbegriffs verwandelt sich das absolute Buch von der Arabeske in das Ornament - und wird signalförmig. Damit wird Literatur als Paratext und Theorie als Metatext lesbar.
Literarische Aleatorik Zur Form- und Rezeptionspoetik von Zufallstexten, 2024
Der Beitrag enfaltet das Konzept der Gleichsinnigkeit als zentrale Kompo-nente des Aleatorischen,... more Der Beitrag enfaltet das Konzept der Gleichsinnigkeit als zentrale Kompo-nente des Aleatorischen, und dies in zweierlei Hinsicht und in Bezug auf zwei literaturgeschichtliche Standorte. Zum einen wird die systematische Reflexion auf die Rezeption der eigenen Texte in der Frühromantik als Ursache einer bewussten Ästhetik des Aleatorischen verstanden. Diese basiert auf einer Gleichsinnigkeit zwischen Leser:in und Autor:in, die vorausgesetzt wird aber auch erst produziert werden muss. Es handelt sich also um eine soziale Gleichsinnigkeit, eine imaginierte Gemeinschaft beider Instanzen. Die aleatorische Literatur des mittleren 20.Jahrhunderts, die im Zeichen der Kybernetik und Informationstheorie entsteht, entfaltet eine zweite Bedeutungsvariante des Gleichsinnigen, im Sinne einer Ver-gleichbarkeit des Zeichenrepertoires.
Literatur, Medien, Ästhetik, Jan 2, 2023
Springer eBooks, 2023
Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene medi... more Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene mediale Verfasstheit: Gedruckte Bücher setzen sich selbstreflexiv mit den Bedingungen ihrer jeweiligen Lektüre auseinander. Das den Text verewigende Imprimatur macht die Leseinstanz zur maßgeblichen Lizensurinstanz. An Texten Friedrich Schlegels lassen sich beispielhaft Strategien der Steuerung und Programmierung von Lektüren aufzeigen. Bei Schlegel ergibt sich daraus ein „Verwirrungsrecht“: eine paradoxe Leseadressierung, bei der die Unverständlichkeit der Texte nicht mehr Problem, sondern vielmehr Programm wird. Die Lizenz zur Fiktionalität speist sich aus dem Abstand zwischen idealer Leserin und empirischem Leser und ist damit prozessual verfasst. Gefordert wird paradoxerweise eine intime Lektüre im Zeichen der Liebe, die in ihrer Möglichkeit auf der Ende des 18. Jahrhunderts erstmals in vollem Umfang ermöglichten Öffentlichkeit des Druckschriftlichen beruht.
Springer eBooks, 2020
Das Wissen in Twin Peaks muss man lange suchen. Es haust in Baumstämmen und bevölkert Träume. Die... more Das Wissen in Twin Peaks muss man lange suchen. Es haust in Baumstämmen und bevölkert Träume. Die lang erwartete dritte Staffel Twin Peaks-The Return bestärkt eine bereits in den ersten zwei Staffeln immer deutlicher werdende Vermutung. Bei diesem verstreuten und schwer zu greifenden Wissen handelt es sich zunächst um das Bewusstsein eines medialen a priori. Mehr und mehr sichtbar wird die strukturelle Kopplung nicht nur zwischen den Figurationen einer Serie und ihrer medial-technischen Distribution, sondern auch zwischen sozialer Organisation und ihrer kommunikationstechnischen Infrastruktur. Lynchs Serie ist, neben all den anderen Reflexionsschleifen, eine fortwährende Reflexion auf mediale Welten-und das im streng technischen, nämlich elektrischen, Sinne des so allgegenwärtigen wie unscharfen Medienbegriffs. 1 Figuren entpuppen sich als Projektionen, die von einem allgegenwärtigen Netz aus Elektrizität 2 hervor-und
transcript Verlag eBooks, Jan 12, 2021
LiLi, 2023
Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und St... more Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und Stimme innerhalb der Theoriebildung des 20. Jahrhunderts als Kristallisationspunkte des Materiellen und Lebendigen fungieren. Topoi des Phonischen eröffnen so neue Räume zur theoretischen Reflexion des technologischen und gesellschaftlichen Wandels. Gleichzeitig kennzeichnen sie die parasitäre Natur und Endlichkeit von Theorie after theory. In einem ersten Schritt werden dazu Derridas Phonozentrismuskritik, Deleuze und Guattaris Dezentrierung des Subjekts und die Politisierung des Phonischen nachverfolgt. Anschließend folgt eine Rekonstruktion von Rauschen, Resonanz und Rhythmus als begriffliche Kristallisationspunkte des Phonischen. Den Abschluss bildet ein Einblick in phonische Atmosphären der Theorieproduktion selbst, von Kittlers Modularsynthesizer bis hin zu Derridas Geräuschkulisse des Schreibens.
Abhandlungen zur Medien- und Kulturwissenschaft, 2023
Zukunftswissen? Potenziale prospektiver Erkenntnis am Beispiel der Energiewirtschaft, 2023
transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2022
Zur komparativen ›Verbuchung‹ der Vorlesung Es ist kompliziert, das Verhältnis zwischen Buch und ... more Zur komparativen ›Verbuchung‹ der Vorlesung Es ist kompliziert, das Verhältnis zwischen Buch und Vorlesung-dies wusste schon Johann Gottlieb Fichte. Im Jahr 1807 stellt dieser sich im Auftrag der Preußischen Regierung die Frage, warum man »noch immer sich für verbunden [hält], durch Universitäten dieses gesammte Buchwesen der Welt noch einmal zu setzen, und eben dasselbe, was schon gedruckt vor jedermanns Augen liegt, auch noch durch Professoren recitiren zu lassen«. 1 Gegenüber einer solchen öffentlichen Rezitation von Büchern-eine offenbar schon um 1800 übliche performative Variante des Formats ›Vorlesung‹-hält Fichte das »eigene«, also selbstständige, durch stille Lektüre gekennzeichnete, »Studiren der Bücher sogar [für] das vorzüglichere« 2 , nämlich insofern man wiederholt lesen und »bis zum erfolgten Verständnisse hin und her« 3 überlegen kann. Vorlesungen sind also in den Augen Fichtes grundsätzlich, so zumindest erscheint es hier zunächst, nachträgliche öffentliche Lesungen von bereits gedruckten Büchern, welche-im Gegensatz etwa zur Dichterlesung-für deren Verständnis keinen wesentlichen Mehrwert bringen, ja zumindest in didaktischer Hinsicht sogar der einsamen Lektürepraxis systematisch unterlegen sind. Bei einer solchen Schlussfolgerung kann es in einem Text, der den Plan einer neu zu errichtenden ›höheren Lehranstalt‹ vorstellen soll, selbstverständlich nicht bleiben. So entwickelt Fichte eine Neubestimmung der Vorlesung, die sich aus einer gewandelten temporalen Beziehung zum Buch ergibt.
Lesen / Sehen. Literatur als wahrnehmbare Kommunikation, Jan 2, 2023
Topik der Theorie. Zur rhetorischen Struktur von Theorien nach deren proklamiertem Ende, 2023
Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und St... more Der Text geht von der Annahme aus, dass phonische Denkfiguren wie Lärm, Rauschen, Resonanz und Stimme innerhalb der Theoriebildung des 20. Jahrhunderts als Kristallisationspunkte des Materiellen und Lebendigen fungieren. Topoi des Phonischen eröffnen so neue Räume zur theoretischen Reflexion des technologischen und gesellschaftlichen Wandels. Gleichzeitig kennzeichnen sie die parasitäre Natur und Endlichkeit von Theorie after theory. In einem ersten Schritt werden dazu Derridas Phonozentrismuskritik, Deleuze und Guattaris Dezentrierung des Subjekts und die Politisierung des Phonischen nachverfolgt. Anschließend folgt eine Rekonstruktion von Rauschen, Resonanz und Rhythmus als begriffliche Kristallisationspunkte des Phonischen. Den Abschluss bildet ein Einblick in phonische Atmosphären der Theorieproduktion selbst, von Kittlers Modularsynthesizer bis hin zu Derridas Geräuschkulisse des Schreibens.
Lizensur. Was darf fiktionale Literatur?, 2023
Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene medi... more Um 1800 entwickelt sich innerhalb des Literatursystems eine hohe Sensibilität für die eigene mediale Verfasstheit: Gedruckte Bücher setzen sich selbstreflexiv mit den Bedingungen ihrer jeweiligen Lektüre auseinander. Das den Text verewigende Imprimatur macht die Leseinstanz zur maßgeblichen Lizensurinstanz. An Texten Friedrich Schlegels lassen sich beispielhaft Strategien der Steuerung und Programmierung von Lektüren aufzeigen. Bei Schlegel ergibt sich daraus ein „Verwirrungsrecht“: eine paradoxe Leseadressierung, bei der die Unverständlichkeit der Texte nicht mehr Problem, sondern
vielmehr Programm wird. Die Lizenz zur Fiktionalität speist sich aus dem Abstand zwischen idealer Leserin und empirischem Leser und ist damit prozessual verfasst. Gefordert wird paradoxerweise eine intime Lektüre im Zeichen der Liebe, die in ihrer Möglichkeit auf der Ende des 18. Jahrhunderts erstmals in vollem Umfang ermöglichten Öffentlichkeit des Druckschriftlichen beruht.
The Conference »Form. Perspektiven einer literaturwissenschaftlichen Theorie« took place at the U... more The Conference »Form. Perspektiven einer literaturwissenschaftlichen Theorie« took place at the University of Cologne, 28th and 29th of March and was hosted by Prof. Torsten Hahn and Prof. Nico Pethes (University of Cologne). Following recent publications that emphasized the social and political meaning of aesthetic forms, e.g. by Caroline Levine and Dirk Baecker, the conference asked for the revenue of theoretical notions of form for literary studies after the philosophical debates around the distinction of form and ›Gehalt‹ in the 19th and 20th century. The main focus was the question how system theory's abstract distinctions redundancy/variety and form/medium, as well as the notion of an ›inner ornament‹ can be applied to the analysis of specific literary texts, addressing both their semantic and aesthetic procedures as well as their material shape. The latter meaning of ›form‹ as the actual surface of a given text links literary form theory with notions of design; the first refers to current explorations of actor-network theory and the performative aspect of writing. The assumption is that form as a concept is not only relevant for the aesthetic debates in the 19th century but should be a vital part of analyzing contemporary literature and other art phenomena, such as pop literature. Form, and its dynamization within an ornament, is indissolubly linked both to the material and social environment of literary production and to the internal self-reflection of literature and thus to its intrinsic value. The conference was divided into three sections, concerning different aspects and scopes of form theory: Theory and Media of Form, Aesthetics of Form and Literary History, and Cultural Artefacts and Forms of Surface.
denken, schreiben, tun. Politische Handlungsfähigkeit in Theorie, Literatur und Medien, 2018
Mysterium Twin Peaks, 2020
Das Wissen in Twin Peaks muss man lange suchen. Es haust in Baumstämmen und bevölkert Träume. Die... more Das Wissen in Twin Peaks muss man lange suchen. Es haust in Baumstämmen und bevölkert Träume. Die lang erwartete dritte Staffel Twin Peaks-The Return bestärkt eine bereits in den ersten zwei Staffeln immer deutlicher werdende Vermutung. Bei diesem verstreuten und schwer zu greifenden Wissen handelt es sich zunächst um das Bewusstsein eines medialen a priori. Mehr und mehr sichtbar wird die strukturelle Kopplung nicht nur zwischen den Figurationen einer Serie und ihrer medial-technischen Distribution, sondern auch zwischen sozialer Organisation und ihrer kommunikationstechnischen Infrastruktur. Lynchs Serie ist, neben all den anderen Reflexionsschleifen, eine fortwährende Reflexion auf mediale Welten-und das im streng technischen, nämlich elektrischen, Sinne des so allgegenwärtigen wie unscharfen Medienbegriffs. 1 Figuren entpuppen sich als Projektionen, die von einem allgegenwärtigen Netz aus Elektrizität 2 hervor-und