Isabella von Treskow | Universität Regensburg (original) (raw)
Papers by Isabella von Treskow
Elans, tourments, ruptures. La littérature face à la violence au vingtième siècle, 2024
All rights reserved. Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die ... more All rights reserved. Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Weiterverwendung des hier bereitgestellten Artikels ist ohne die ausdrückliche Genehmigung von HeLix (und/oder des/der Verfassers/in) nicht gestattet. « Et nul ne peut savoir ce que sera demain » : la poésie de 14/18 publiée dans la presse des prisonniers français en Allemagne Isabella von Treskow (Regensburg)
2007 wurde mit der Einrichtung der neuen Dauerausstellung zum Konzentrationslager Flossenburg, du... more 2007 wurde mit der Einrichtung der neuen Dauerausstellung zum Konzentrationslager Flossenburg, durch Archiv und Bibliothek ein Zugriff auf Material und Literatur moglich, der Langzeituntersuchungen erheblich begunstigt. Unbekannte Quellen sind jetzt zuganglich, darunter zahlreiche deutsche und franzosische ab 1945 vormals Internierter. Die vergleichende Analyse kann durch Einbeziehen neuerer psychotraumatologischer Kenntnisse das Verstandnis fur ihre spezifische Machart und die disparaten Reaktionen darauf in einer Weise erhellen, die fur die literarische Kommunikation von NS-Verbrechen generell von Bedeutung ist. Hannah Arendt war von der »Klaglosigkeit«, ja »Kommunikationslosigkeit« der fruhen Berichte irritiert, generell aber lobt man just ihren dokumentarischen Charakter. Diese Ambivalenz geht auf Konstellationen zuruck, die sich durch die Traumatisierung derer, die aus der Flossenburger Lagerhaft, die vom Rand des »Tals des Todes« zuruckkehrten, wie durch die kulturellen Rahmenbedingungen erklarenlassen – und diese betreffen auch die aktuelle Rezeption.
Lendemains - Etudes comparées sur la France, Nov 27, 2017
Isabella von Treskow: Le fleuve sonore, les ouies extravagantes et le sillon sensuel. Langue, Mut... more Isabella von Treskow: Le fleuve sonore, les ouies extravagantes et le sillon sensuel. Langue, Muttersprache et pensee dans Osnabruck et Gare d’Osnabruck a Jerusalem d’Helene Cixous
Romanistische zeitschrift fur literaturegeschte = Cahiers d'histoire des litteratures romanes, 2005
Presses Universitaires de Bordeaux eBooks, 2010
transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2023
Guerres Mondiales Et Conflits Contemporains, Aug 2, 2021
Cet article examine l’attention accordee aux cultures etrangeres, en particulier celles des pays ... more Cet article examine l’attention accordee aux cultures etrangeres, en particulier celles des pays allies, dans la presse des camps creee par des prisonniers francais detenus en Allemagne pendant la guerre 1914 a 1918. La captivite est en effet de temps a autre propice a une ouverture culturelle dont les journaux sont a la fois le reflet et l’agent, temoignant d’une interculturalite mise en œuvre. Au croisement des sciences de la communication, de l’analyse de style et de la recherche historique, cette etude montre comment la presse des camps, parfois tres loin de se limiter a la revendication d’un nationalisme etrique, devient elle-meme un espace de rencontres transnationales et d’influences reciproques : s’y esquisse par moments l’idee d’une Europe percue comme une entite commune, faite d’atrocites, mais aussi de valeurs positives.
Peter Lang eBooks, Jul 11, 2016
Peter Lang eBooks, Jul 11, 2016
De Gruyter eBooks, Dec 31, 2014
Cixous aus Algerien -geschrieben haben sie in französischer Sprache. Sie stehen für Gedächtnis-un... more Cixous aus Algerien -geschrieben haben sie in französischer Sprache. Sie stehen für Gedächtnis-und Erinnerungstheorien, Mentalitätsgeschichte, Alteritätstheorien, Diskursanalyse, feministische Theorien, Theorien zu Macht und Symbolik, Wissenschaftstheorie, neue Medientheorien und Dekonstruktion, folglich für maßgebliche Beiträge zur Entwicklung der Kulturwissenschaften bzw. cultural studies. Aber einen französischen Begriff für ‚Kulturwissenschaft' gibt es nicht. Da ohnehin in den französischen Geisteswissenschaften das Wort ‚Wissenschaft', science, nicht zur Anwendung kommt, stattdessen Lettres und Critique, während Culture und Civilisation etwas anderes bedeuten als das Partikel ‚Kultur' in deutschen Kulturwissenschaften, schließlich auch Études als Pendant etwa zu studies nicht zur Rede steht, bleibt die Frage, inwiefern sich eine Wende wie der kulturwissenschaftliche turn vollziehen kann, wenn es dafür keine Bezeichnung gibt, die neue Herangehensweisen stützt, bzw. wie sich neue theoretische Vorstöße in Literaturgeschichten konkret niederschlagen. Literaturgeschichten entstehen in einem Umfeld zeitgenössischer Methodenreflexion und -auch kaufmännisch gesteuerter -Rezeptionsorientierung. Französische Literaturgeschichten sind dabei mit der unausgesprochenen Erwartung konfrontiert, sich auf die Literatur Frankreichs zu beziehen, während von kritischer Seite Literatur französischer Sprache mittlerweile erstens weniger im nationalen als vielmehr im transnationalen Kontext bis hin zur Globalisierung betrachtet und zweitens Nation als ‚Erfindung' verstanden wird, auf die sich zu beziehen heikel ist, drittens als Konzept, das nur durch Ausblendung einer Fülle von Beziehungen und Verbindungen in der Gegenwart und im historischen Verlauf funktioniert. Viertens geht das Verständnis von Literatur derzeit mehr von dessen sprachlicher Verfasstheit aus als von dessen Funktion. Für eine bestimmte ‚Vorstellung' der Nation seitens eines Kollektivs war in Frankreich jedoch gerade die Literaturgeschichte von hoher Relevanz. 1 Sei es Zum Dilemma des politischen Erfolgs der nationalen Idee bei gleichzeitiger Problematisierung durch die Geistes-und Sozialwissenschaften vgl. Pascale Casanova: "La guerre de l'an-
... Jahrhundert weckte. Robert Bresson und Jean Cocteau entnahmen dem Roman die Geschichte der Ma... more ... Jahrhundert weckte. Robert Bresson und Jean Cocteau entnahmen dem Roman die Geschichte der Ma-dame de La Pommeraye, transponierten sie in die Gegenwart und verfilmten sie 1944/45 als Les Dames du Bois de Boulogne. ... (Bibliotheque de la Pléiade). (S. 475-711). ...
Iles d'Imesli, Jun 2, 2019
Les romans Le Sommeil du juste (1955) de Mouloud Mammeri et La grimace (1963) de Heinrich Böll, é... more Les romans Le Sommeil du juste (1955) de Mouloud Mammeri et La grimace (1963) de Heinrich Böll, écrits à la suite de la Seconde Guerre mondiale, mettent, malgré toutes les différences indiscutables, l’accent sur quelques expériences cruciales comparables des sociétés du milieu du vingtième siècle, offrent des structures en partie similaires si l’on pense au rythme des séparations que les protagonistes subissent et s’apparentent par la manière dont il questionnent les traditions de leurs pays qu’ils font par ailleurs insensiblement revivre. L’analyse de La grimace, calquée sur une analyse sous-jacente du Sommeil du juste, en reprend les points suivants : relation fils-père, critique politique, masculinité, allusions à la bible, recours à l’art et aux mythes, rapports homme-femme. Le Sommeil du juste, empreint d’une relation algéro-allemande difficile dûe à la guerre, qui, par conséquent, affecte les protagonistes, insère néanmoins en contrepoint les vers d’une belle chanson d’amour allemande, Sing, Nachtigall, sing.
The novels Le Sommeil du juste (1955) by Mouloud Mammeri and The Clown (1963) by Heinrich Böll, both written after the Second World War, highlight – despite the works’ obvious differences – some comparable key experiences of mid-20th century societies. They are offering similar structures, for instance regarding the protagonist’s rhythms of breakups, while also showing similarities in an issue receiving little attention, being the ways each of them searches for their home country’s traditions, while reviving these imperceptibly. In the study, The Clown is being analyzed according to the structure of Le Sommeil du juste. Therefore, it follows certain issues: the relationship between son and father, political criticism, masculinity, allusions to the bible, references to art and to myths, relationships between men and women. Amongst other things, Le Sommeil du juste is characterized by a – not least due to the war – problematic Algerian-German relationship, heavily affecting the protagonists. At the same time, the novel incorporates, in a sense as a counterpoint, lines of a German love song, Sing, Nachtigall, sing.
Amok hat als Begriff im Deutschen eine weite Dimension, die sich auch dadurch erhalt, dass er fre... more Amok hat als Begriff im Deutschen eine weite Dimension, die sich auch dadurch erhalt, dass er fremdsprachlich, besonders exotisch ist. „Amok“ ist mit nichts in den indoeuropaischen Sprachen zu verbinden und symbolisiert dadurch den Einbruch des Fremden in die bekannte Welt. Dieses Unubersetzbare signalisiert Ursachen, die schwer erfasst werden konnen, denn sie entziehen sich den Rastern, in denen wir denken.
Elans, tourments, ruptures. La littérature face à la violence au vingtième siècle, 2024
All rights reserved. Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die ... more All rights reserved. Dieser Artikel ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Weiterverwendung des hier bereitgestellten Artikels ist ohne die ausdrückliche Genehmigung von HeLix (und/oder des/der Verfassers/in) nicht gestattet. « Et nul ne peut savoir ce que sera demain » : la poésie de 14/18 publiée dans la presse des prisonniers français en Allemagne Isabella von Treskow (Regensburg)
2007 wurde mit der Einrichtung der neuen Dauerausstellung zum Konzentrationslager Flossenburg, du... more 2007 wurde mit der Einrichtung der neuen Dauerausstellung zum Konzentrationslager Flossenburg, durch Archiv und Bibliothek ein Zugriff auf Material und Literatur moglich, der Langzeituntersuchungen erheblich begunstigt. Unbekannte Quellen sind jetzt zuganglich, darunter zahlreiche deutsche und franzosische ab 1945 vormals Internierter. Die vergleichende Analyse kann durch Einbeziehen neuerer psychotraumatologischer Kenntnisse das Verstandnis fur ihre spezifische Machart und die disparaten Reaktionen darauf in einer Weise erhellen, die fur die literarische Kommunikation von NS-Verbrechen generell von Bedeutung ist. Hannah Arendt war von der »Klaglosigkeit«, ja »Kommunikationslosigkeit« der fruhen Berichte irritiert, generell aber lobt man just ihren dokumentarischen Charakter. Diese Ambivalenz geht auf Konstellationen zuruck, die sich durch die Traumatisierung derer, die aus der Flossenburger Lagerhaft, die vom Rand des »Tals des Todes« zuruckkehrten, wie durch die kulturellen Rahmenbedingungen erklarenlassen – und diese betreffen auch die aktuelle Rezeption.
Lendemains - Etudes comparées sur la France, Nov 27, 2017
Isabella von Treskow: Le fleuve sonore, les ouies extravagantes et le sillon sensuel. Langue, Mut... more Isabella von Treskow: Le fleuve sonore, les ouies extravagantes et le sillon sensuel. Langue, Muttersprache et pensee dans Osnabruck et Gare d’Osnabruck a Jerusalem d’Helene Cixous
Romanistische zeitschrift fur literaturegeschte = Cahiers d'histoire des litteratures romanes, 2005
Presses Universitaires de Bordeaux eBooks, 2010
transcript Verlag eBooks, Dec 31, 2023
Guerres Mondiales Et Conflits Contemporains, Aug 2, 2021
Cet article examine l’attention accordee aux cultures etrangeres, en particulier celles des pays ... more Cet article examine l’attention accordee aux cultures etrangeres, en particulier celles des pays allies, dans la presse des camps creee par des prisonniers francais detenus en Allemagne pendant la guerre 1914 a 1918. La captivite est en effet de temps a autre propice a une ouverture culturelle dont les journaux sont a la fois le reflet et l’agent, temoignant d’une interculturalite mise en œuvre. Au croisement des sciences de la communication, de l’analyse de style et de la recherche historique, cette etude montre comment la presse des camps, parfois tres loin de se limiter a la revendication d’un nationalisme etrique, devient elle-meme un espace de rencontres transnationales et d’influences reciproques : s’y esquisse par moments l’idee d’une Europe percue comme une entite commune, faite d’atrocites, mais aussi de valeurs positives.
Peter Lang eBooks, Jul 11, 2016
Peter Lang eBooks, Jul 11, 2016
De Gruyter eBooks, Dec 31, 2014
Cixous aus Algerien -geschrieben haben sie in französischer Sprache. Sie stehen für Gedächtnis-un... more Cixous aus Algerien -geschrieben haben sie in französischer Sprache. Sie stehen für Gedächtnis-und Erinnerungstheorien, Mentalitätsgeschichte, Alteritätstheorien, Diskursanalyse, feministische Theorien, Theorien zu Macht und Symbolik, Wissenschaftstheorie, neue Medientheorien und Dekonstruktion, folglich für maßgebliche Beiträge zur Entwicklung der Kulturwissenschaften bzw. cultural studies. Aber einen französischen Begriff für ‚Kulturwissenschaft' gibt es nicht. Da ohnehin in den französischen Geisteswissenschaften das Wort ‚Wissenschaft', science, nicht zur Anwendung kommt, stattdessen Lettres und Critique, während Culture und Civilisation etwas anderes bedeuten als das Partikel ‚Kultur' in deutschen Kulturwissenschaften, schließlich auch Études als Pendant etwa zu studies nicht zur Rede steht, bleibt die Frage, inwiefern sich eine Wende wie der kulturwissenschaftliche turn vollziehen kann, wenn es dafür keine Bezeichnung gibt, die neue Herangehensweisen stützt, bzw. wie sich neue theoretische Vorstöße in Literaturgeschichten konkret niederschlagen. Literaturgeschichten entstehen in einem Umfeld zeitgenössischer Methodenreflexion und -auch kaufmännisch gesteuerter -Rezeptionsorientierung. Französische Literaturgeschichten sind dabei mit der unausgesprochenen Erwartung konfrontiert, sich auf die Literatur Frankreichs zu beziehen, während von kritischer Seite Literatur französischer Sprache mittlerweile erstens weniger im nationalen als vielmehr im transnationalen Kontext bis hin zur Globalisierung betrachtet und zweitens Nation als ‚Erfindung' verstanden wird, auf die sich zu beziehen heikel ist, drittens als Konzept, das nur durch Ausblendung einer Fülle von Beziehungen und Verbindungen in der Gegenwart und im historischen Verlauf funktioniert. Viertens geht das Verständnis von Literatur derzeit mehr von dessen sprachlicher Verfasstheit aus als von dessen Funktion. Für eine bestimmte ‚Vorstellung' der Nation seitens eines Kollektivs war in Frankreich jedoch gerade die Literaturgeschichte von hoher Relevanz. 1 Sei es Zum Dilemma des politischen Erfolgs der nationalen Idee bei gleichzeitiger Problematisierung durch die Geistes-und Sozialwissenschaften vgl. Pascale Casanova: "La guerre de l'an-
... Jahrhundert weckte. Robert Bresson und Jean Cocteau entnahmen dem Roman die Geschichte der Ma... more ... Jahrhundert weckte. Robert Bresson und Jean Cocteau entnahmen dem Roman die Geschichte der Ma-dame de La Pommeraye, transponierten sie in die Gegenwart und verfilmten sie 1944/45 als Les Dames du Bois de Boulogne. ... (Bibliotheque de la Pléiade). (S. 475-711). ...
Iles d'Imesli, Jun 2, 2019
Les romans Le Sommeil du juste (1955) de Mouloud Mammeri et La grimace (1963) de Heinrich Böll, é... more Les romans Le Sommeil du juste (1955) de Mouloud Mammeri et La grimace (1963) de Heinrich Böll, écrits à la suite de la Seconde Guerre mondiale, mettent, malgré toutes les différences indiscutables, l’accent sur quelques expériences cruciales comparables des sociétés du milieu du vingtième siècle, offrent des structures en partie similaires si l’on pense au rythme des séparations que les protagonistes subissent et s’apparentent par la manière dont il questionnent les traditions de leurs pays qu’ils font par ailleurs insensiblement revivre. L’analyse de La grimace, calquée sur une analyse sous-jacente du Sommeil du juste, en reprend les points suivants : relation fils-père, critique politique, masculinité, allusions à la bible, recours à l’art et aux mythes, rapports homme-femme. Le Sommeil du juste, empreint d’une relation algéro-allemande difficile dûe à la guerre, qui, par conséquent, affecte les protagonistes, insère néanmoins en contrepoint les vers d’une belle chanson d’amour allemande, Sing, Nachtigall, sing.
The novels Le Sommeil du juste (1955) by Mouloud Mammeri and The Clown (1963) by Heinrich Böll, both written after the Second World War, highlight – despite the works’ obvious differences – some comparable key experiences of mid-20th century societies. They are offering similar structures, for instance regarding the protagonist’s rhythms of breakups, while also showing similarities in an issue receiving little attention, being the ways each of them searches for their home country’s traditions, while reviving these imperceptibly. In the study, The Clown is being analyzed according to the structure of Le Sommeil du juste. Therefore, it follows certain issues: the relationship between son and father, political criticism, masculinity, allusions to the bible, references to art and to myths, relationships between men and women. Amongst other things, Le Sommeil du juste is characterized by a – not least due to the war – problematic Algerian-German relationship, heavily affecting the protagonists. At the same time, the novel incorporates, in a sense as a counterpoint, lines of a German love song, Sing, Nachtigall, sing.
Amok hat als Begriff im Deutschen eine weite Dimension, die sich auch dadurch erhalt, dass er fre... more Amok hat als Begriff im Deutschen eine weite Dimension, die sich auch dadurch erhalt, dass er fremdsprachlich, besonders exotisch ist. „Amok“ ist mit nichts in den indoeuropaischen Sprachen zu verbinden und symbolisiert dadurch den Einbruch des Fremden in die bekannte Welt. Dieses Unubersetzbare signalisiert Ursachen, die schwer erfasst werden konnen, denn sie entziehen sich den Rastern, in denen wir denken.
Seit wann gibt es „Intellektuelle“? Der Begriff selbst wurde erst um 1900 geprägt. Seit längerem ... more Seit wann gibt es „Intellektuelle“? Der Begriff selbst wurde erst um 1900 geprägt. Seit längerem zählen allerdings auch die Protagonisten des Aufklärungszeitalters wie z.B. Voltaire zu den Begründern dieses Sozialtypus, woraus sich die Frage ergibt, wie weit dessen Vorgeschichte in die Frühe Neuzeit zurückreicht. Sind „Intellektuelle“ somit Gebildete, die unberufen in einer über ihr jeweiliges Spezialgebiet hinausweisenden öffentlichen Debatte Position beziehen? Beschreibt der Begriff einen bestimmten Persönlichkeitstypus oder eine soziale Rolle, also eine spezifische Form des öffentlichen Handelns? Welchen Einfluss übt das jeweilige Umfeld aus, also jener Resonanzraum, der sich in der Vormoderne durch Struktur und Kommunikationsformen deutlich von der „kritischen (Medien-) Öffentlichkeit“ der Gegenwart unterscheidet? Intellektuelle bedienen sich gemeinhin des gesprochenen oder geschriebenen Wortes: Wie verhält es sich in diesem Zusammenhang mit den Werken der Belletristik, der Musik oder den Bildkünsten, der Theologie und der Naturwissenschaft?
Der Band "Intellektuelle in der Frühen Neuzeit" ist das Ergebnis eines Arbeitsgespräches an der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel im Jahr 2006. Vertreter der verschiedensten kulturwissenschaftlichen Disziplinen suchen anhand ausgewählter Beispiele Antworten auf die oben genannten Fragen. In 13 Einzelstudien werden unter anderem Romane und Motetten, Gemälde und Parlamentsdebatten auf ihre intellektuelle Relevanz hin befragt. Der Bogen spannt sich über ganz Europa vom 14. bis zum frühen 19. Jahrhundert und berührt dabei vielfältige Milieus wie die Universitäten, die Höfe, das Zeitungswesen, die Medizin oder die spezifische Situation bestimmter sozialer Gruppen wie der Juden oder der Frauen. Die Herausgeber fassen in einer Einleitung und in einem Nachwort die Überlegungen zusammen und skizzieren die Umrisse des frühneuzeitlichen Intellektuellen „avant la lettre.“