Mirjam Stoll | University of Basel (original) (raw)
Books by Mirjam Stoll
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Beschleunigte Formen von Strafverfahren haben in vielen Rechtsordnungen enorme Bedeutung erhalten. Doch wie erreichen die Behörden diese Beschleunigung in der Praxis? Dies erläutert die Autorin am Beispiel des Strafbefehlsverfahrens in der Schweiz. Anhand einer Aktenanalyse werden die formellen und informellen Strategien identifiziert, mit denen Polizei und Staatsanwaltschaft die Falleigenschaften zu konstruieren vermögen, die eine schnelle Verurteilung per Strafbefehl zulässig machen.
Papers by Mirjam Stoll
The international journal of speech language and the law, Apr 14, 2023
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform / Journal of Criminology an Penal Reform, 2017
In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehm... more In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehmigung durchzulesen und auf seine Richtigkeit zu uberprufen. Allerdings bestehen unter Verteidigern Befurchtungen, dass handschriftliche Anderungen, die die beschuldigte Person bei der Durchsicht am Protokoll vornimmt, im weiteren Verlauf des Strafverfahrens zu ihrem Nachteil ausgelegt werden. In einem Experiment mit 199 Schweizer Strafrichterinnen und Strafrichtern untersuchen wir am Fall eines nicht gestandigen Beschuldigten, ob diese Befurchtungen empirisch begrundet sind. Die Ergebnisse sind ambivalent. Sie zeigen keinen Effekt von handschriftlichen Anderungen auf die Bindung der beschuldigten Person an ihre Aussage sowie auf die Glaubhaftigkeit. Hingegen bestehen Hinweise darauf, dass solche Anderungen die richterliche Schuldeinschatzung erhohen
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform / Journal of Criminology an Penal Reform, 2016
Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafp... more Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung über dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Vernehmungen schweigen dürfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvorgang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird geprüft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einfluss auf die niedrige Schweigerate haben könnte.
Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform, 2016
Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafp... more Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung uber dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Vernehmungen schweigen durfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvorgang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird gepruft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einfluss auf die niedrige Schweigerate haben konnte.
Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Ge... more Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Gelegenheit gesehen, um die Urteilsfindung zu beeinflussen. Der Beitrag lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass das letzte Wort zudem eine wichtige Rolle spielt fur die Entscheidung, wann das Verfahren beendet wird. Aufgrund des Wahrheitsanspruchs des Strafverfahrens ist die Beendigung des Verfahrens mit einem Legitimationsproblem behaftet. Das letzte Wort begegnet diesem Problem, indem es der angeklagten Person ermoglicht, an der Entscheidung uber den Zeitpunkt des Verfahrensabschlusses mitzuwirken. Das letzte Wort realisiert diese Mitwirkung durch einen ‚floor offering exchange’ (Schegloff/Sacks 1984). Das Gericht gewahrt einen thematisch und zeitlich unbeschrankten Redebeitrag. Die angeklagte Person hat es nun ein letztes Mal in der Hand, relevante neue Informationen vorzubringen und das Verfahren so nochmals zu offnen. Neben dem letzten Wort vor Gericht sieht das Strafprozessrecht fur di...
Zstrr Schweizerische Zeitschrift Fur Strafrecht, 2013
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform / Journal of Criminology an Penal Reform
ZusammenfassungDas Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten P... more ZusammenfassungDas Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung über dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Vernehmungen schweigen dürfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvorgang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird geprüft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einfluss auf die niedrige Schweigerate haben könnte.
Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Ge... more Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Gelegenheit gesehen, um die Urteilsfindung zu beeinflussen. Der Beitrag lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass das letzte Wort zudem eine wichtige Rolle spielt für die Entscheidung, wann das Verfahren beendet wird. Aufgrund des Wahrheitsanspruchs des
Strafverfahrens ist die Beendigung des Verfahrens mit einem Legitimationsproblem behaftet.
Das letzte Wort begegnet diesem Problem, indem es der angeklagten Person ermöglicht, an der Entscheidung über den Zeitpunkt des Verfahrensabschlusses mitzuwirken. Das letzte Wort realisiert diese Mitwirkung durch einen ,floor offering exchange‘ (Schegloff/
Sacks 1984). Das Gericht gewährt einen thematisch und zeitlich unbeschränkten Redebeitrag. Die angeklagte Person hat es nun ein letztes Mal in der Hand, relevante neue Informationen vorzubringen und das Verfahren so nochmals zu öffnen. Neben dem letzten Wort vor Gericht sieht das Strafprozessrecht für die Betroffenen weitere Gelegenheiten vor, um zum Abschluss des Verfahrens oder eines Teilschritts Stellung zu beziehen. Im Beitrag wird argumentiert, dass die Einsprachemöglichkeit im Strafbefehlsverfahren vermutlich das bedeutendste dieser „letzten Worte“ darstellt.
In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehm... more In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehmigung durchzulesen und auf seine Richtigkeit zu überprüfen. Allerdings bestehen unter Verteidigern
Befürchtungen, dass handschriftliche Änderungen, die die beschuldigte Person bei der Durchsicht am Protokoll vornimmt, im weiteren Verlauf des Strafverfahrens zu ihrem Nachteil ausgelegt werden. In einem Experiment mit 199 Schweizer Strafrichterinnen und Strafrichtern untersuchen wir am Fall eines nicht geständigen Beschuldigten, ob diese Befürchtungen empirisch begründet sind. Die Ergebnisse sind ambivalent. Sie zeigen keinen Effekt von handschriftlichen Änderungen auf die Bindung der beschuldigten Person an ihre Aussage sowie auf die Glaubhaftigkeit. Hingegen bestehen Hinweise darauf, dass solche Änderungen die richterliche Schuldeinschätzung erhöhen.
Zusammenfassung Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten ... more Zusammenfassung Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung über dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Ver-nehmungen schweigen dürfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvor-gang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhalts-analyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird geprüft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einuss auf die niedrige Schweigerate haben könnte.
Abstract The right to remain silent is a core principle of criminal proceedings. Cautioning a defendant about this right goes in hand with the promise that they may invoke it at any time. Additionally, the writing of the caution in the report insinuates that the verication of the cautioning may be possible. In this article, we investigate – based on a standardised content analysis of written records of investigative interviews with defendants – whether the promise to respect the right to remain silent and to verify the respectation based on the written record is kept. Our empirical analysis shows a high rate of cautioning and, at the same time, a low rate of defendants remaining silent. We further examine whether the low rate of silence is affected by the manner in which the caution is given and/ or its documentation in the offcial written record.
Zeitschrift für Rechtssoziologie, Dec 2014
Schriftliche Protokolle von Vernehmungen sind wichtige Arbeitsinstrumente in Strafverfahren. Sie... more Schriftliche Protokolle von Vernehmungen sind wichtige Arbeitsinstrumente in Strafverfahren.
Sie tragen zur Rekonstruktion des Sachverhalts bei und sind als Beweismittel
ein zentraler Bestandteil der Akten. Nachfolgende Entscheidungen stützen sich zum
Teil auf diese Dokumente. In diesem Artikel besprechen wir den derzeitigen Stand der
Forschung. Wir legen dazu unterschiedliche Protokollierungsweisen und ihre Einflussfaktoren
sowie Wirkungen auf die Rezeption von Protokollen im Strafverfahren dar.
Dabei beziehen wir Studien zu Befragungs- und Aussagestilen mit ein. Die bisherige
Forschung wird der enormen Bedeutung kaum gerecht, die diesen Protokollen in der
Praxis zukommt. Wir schlagen daher eine transdisziplinäre Perspektive vor, in der Protokolle
an sich als untersuchenswert gelten, und schließen mit einer Forschungsagenda.
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Beschleunigte Formen von Strafverfahren haben in vielen Rechtsordnungen enorme Bedeutung erhalten. Doch wie erreichen die Behörden diese Beschleunigung in der Praxis? Dies erläutert die Autorin am Beispiel des Strafbefehlsverfahrens in der Schweiz. Anhand einer Aktenanalyse werden die formellen und informellen Strategien identifiziert, mit denen Polizei und Staatsanwaltschaft die Falleigenschaften zu konstruieren vermögen, die eine schnelle Verurteilung per Strafbefehl zulässig machen.
The international journal of speech language and the law, Apr 14, 2023
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform / Journal of Criminology an Penal Reform, 2017
In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehm... more In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehmigung durchzulesen und auf seine Richtigkeit zu uberprufen. Allerdings bestehen unter Verteidigern Befurchtungen, dass handschriftliche Anderungen, die die beschuldigte Person bei der Durchsicht am Protokoll vornimmt, im weiteren Verlauf des Strafverfahrens zu ihrem Nachteil ausgelegt werden. In einem Experiment mit 199 Schweizer Strafrichterinnen und Strafrichtern untersuchen wir am Fall eines nicht gestandigen Beschuldigten, ob diese Befurchtungen empirisch begrundet sind. Die Ergebnisse sind ambivalent. Sie zeigen keinen Effekt von handschriftlichen Anderungen auf die Bindung der beschuldigten Person an ihre Aussage sowie auf die Glaubhaftigkeit. Hingegen bestehen Hinweise darauf, dass solche Anderungen die richterliche Schuldeinschatzung erhohen
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform / Journal of Criminology an Penal Reform, 2016
Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafp... more Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung über dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Vernehmungen schweigen dürfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvorgang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird geprüft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einfluss auf die niedrige Schweigerate haben könnte.
Monatsschrift Fur Kriminologie Und Strafrechtsreform, 2016
Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafp... more Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung uber dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Vernehmungen schweigen durfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvorgang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird gepruft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einfluss auf die niedrige Schweigerate haben konnte.
Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Ge... more Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Gelegenheit gesehen, um die Urteilsfindung zu beeinflussen. Der Beitrag lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass das letzte Wort zudem eine wichtige Rolle spielt fur die Entscheidung, wann das Verfahren beendet wird. Aufgrund des Wahrheitsanspruchs des Strafverfahrens ist die Beendigung des Verfahrens mit einem Legitimationsproblem behaftet. Das letzte Wort begegnet diesem Problem, indem es der angeklagten Person ermoglicht, an der Entscheidung uber den Zeitpunkt des Verfahrensabschlusses mitzuwirken. Das letzte Wort realisiert diese Mitwirkung durch einen ‚floor offering exchange’ (Schegloff/Sacks 1984). Das Gericht gewahrt einen thematisch und zeitlich unbeschrankten Redebeitrag. Die angeklagte Person hat es nun ein letztes Mal in der Hand, relevante neue Informationen vorzubringen und das Verfahren so nochmals zu offnen. Neben dem letzten Wort vor Gericht sieht das Strafprozessrecht fur di...
Zstrr Schweizerische Zeitschrift Fur Strafrecht, 2013
Monatsschrift für Kriminologie und Strafrechtsreform / Journal of Criminology an Penal Reform
ZusammenfassungDas Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten P... more ZusammenfassungDas Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung über dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Vernehmungen schweigen dürfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvorgang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhaltsanalyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird geprüft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einfluss auf die niedrige Schweigerate haben könnte.
Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Ge... more Das letzte Wort, das der angeklagten Person in der Gerichtsverhandlung zusteht, wird meist als Gelegenheit gesehen, um die Urteilsfindung zu beeinflussen. Der Beitrag lenkt die Aufmerksamkeit darauf, dass das letzte Wort zudem eine wichtige Rolle spielt für die Entscheidung, wann das Verfahren beendet wird. Aufgrund des Wahrheitsanspruchs des
Strafverfahrens ist die Beendigung des Verfahrens mit einem Legitimationsproblem behaftet.
Das letzte Wort begegnet diesem Problem, indem es der angeklagten Person ermöglicht, an der Entscheidung über den Zeitpunkt des Verfahrensabschlusses mitzuwirken. Das letzte Wort realisiert diese Mitwirkung durch einen ,floor offering exchange‘ (Schegloff/
Sacks 1984). Das Gericht gewährt einen thematisch und zeitlich unbeschränkten Redebeitrag. Die angeklagte Person hat es nun ein letztes Mal in der Hand, relevante neue Informationen vorzubringen und das Verfahren so nochmals zu öffnen. Neben dem letzten Wort vor Gericht sieht das Strafprozessrecht für die Betroffenen weitere Gelegenheiten vor, um zum Abschluss des Verfahrens oder eines Teilschritts Stellung zu beziehen. Im Beitrag wird argumentiert, dass die Einsprachemöglichkeit im Strafbefehlsverfahren vermutlich das bedeutendste dieser „letzten Worte“ darstellt.
In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehm... more In polizeilichen Vernehmungen hat die beschuldigte Person das Recht, das Protokoll vor der Genehmigung durchzulesen und auf seine Richtigkeit zu überprüfen. Allerdings bestehen unter Verteidigern
Befürchtungen, dass handschriftliche Änderungen, die die beschuldigte Person bei der Durchsicht am Protokoll vornimmt, im weiteren Verlauf des Strafverfahrens zu ihrem Nachteil ausgelegt werden. In einem Experiment mit 199 Schweizer Strafrichterinnen und Strafrichtern untersuchen wir am Fall eines nicht geständigen Beschuldigten, ob diese Befürchtungen empirisch begründet sind. Die Ergebnisse sind ambivalent. Sie zeigen keinen Effekt von handschriftlichen Änderungen auf die Bindung der beschuldigten Person an ihre Aussage sowie auf die Glaubhaftigkeit. Hingegen bestehen Hinweise darauf, dass solche Änderungen die richterliche Schuldeinschätzung erhöhen.
Zusammenfassung Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten ... more Zusammenfassung Das Recht, die Aussage zu verweigern, gilt als zentrales Recht der beschuldigten Person im Strafprozess. Mit der Belehrung über dieses Recht geht das Versprechen einher, dass beschuldigte Personen in den Ver-nehmungen schweigen dürfen, und mit der Protokollierung der Vernehmung, dass dieser Belehrungsvor-gang kontrolliert werden kann. Der vorliegende Artikel untersucht mittels einer standardisierten Inhalts-analyse Protokolle von Beschuldigtenvernehmungen daraufhin, ob diese Versprechen gehalten werden. Die empirische Analyse zeigt, dass eine hohe Belehrungsquote mit einer geringen Schweigerate einhergeht. Es wird geprüft, inwiefern die Art und Weise der Belehrung sowie der Protokollierung der Belehrung einen Einuss auf die niedrige Schweigerate haben könnte.
Abstract The right to remain silent is a core principle of criminal proceedings. Cautioning a defendant about this right goes in hand with the promise that they may invoke it at any time. Additionally, the writing of the caution in the report insinuates that the verication of the cautioning may be possible. In this article, we investigate – based on a standardised content analysis of written records of investigative interviews with defendants – whether the promise to respect the right to remain silent and to verify the respectation based on the written record is kept. Our empirical analysis shows a high rate of cautioning and, at the same time, a low rate of defendants remaining silent. We further examine whether the low rate of silence is affected by the manner in which the caution is given and/ or its documentation in the offcial written record.
Zeitschrift für Rechtssoziologie, Dec 2014
Schriftliche Protokolle von Vernehmungen sind wichtige Arbeitsinstrumente in Strafverfahren. Sie... more Schriftliche Protokolle von Vernehmungen sind wichtige Arbeitsinstrumente in Strafverfahren.
Sie tragen zur Rekonstruktion des Sachverhalts bei und sind als Beweismittel
ein zentraler Bestandteil der Akten. Nachfolgende Entscheidungen stützen sich zum
Teil auf diese Dokumente. In diesem Artikel besprechen wir den derzeitigen Stand der
Forschung. Wir legen dazu unterschiedliche Protokollierungsweisen und ihre Einflussfaktoren
sowie Wirkungen auf die Rezeption von Protokollen im Strafverfahren dar.
Dabei beziehen wir Studien zu Befragungs- und Aussagestilen mit ein. Die bisherige
Forschung wird der enormen Bedeutung kaum gerecht, die diesen Protokollen in der
Praxis zukommt. Wir schlagen daher eine transdisziplinäre Perspektive vor, in der Protokolle
an sich als untersuchenswert gelten, und schließen mit einer Forschungsagenda.