Michelle Cottier | Université de Genève (original) (raw)
Books by Michelle Cottier
Keine Zeit für Utopien? Perspektiven der Lebensformenpolitik im Recht Bettina Bannwart, Michelle... more Keine Zeit für Utopien? Perspektiven der Lebensformenpolitik im Recht
Bettina Bannwart, Michelle Cottier, Cheyenne Durrer, Anne Kühler, Zita Küng, Annina Vogler (Hrsg.)
Dike Verlag, Zürich/St. Gallen 2013
2013. 410 Seiten, broschiert, CHF 48.–, ISBN 978-3-03751-486-3
Keine Zeit für Utopien? Diese Frage drängt sich angesichts der in unserer Rechtsordnung implizierten Lebensformenpolitik auf. Denn nach wie vor wird der Vielfalt der Beziehungs-, Familien- und Lebensformen im Recht nicht genügend Rechnung getragen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen führen nicht selten zu einer Prekarisierung der Lage der betroffenen Kinder und Erwachsenen, zu Benachteiligungen oder jedenfalls zu begründungsbedürftigen Einschränkungen ihrer Wahlmöglichkeiten. Die rechtliche Anerkennung und die Gleichberechtigung der verschiedenen Lebensformen erscheinen bislang als utopisch. Gleichzeitig bleibt die Diskussion oftmals bei der Feststellung dieser Defizite des Rechts stehen und über Visionen und Utopien wird wenig nachgedacht. Der Band befasst sich sowohl aus grundlegend-theoretischer als auch praxisorientierter Sichtweise mit der Lebensformenpolitik im Recht. Anlass zur Diskussion sind die rechtlichen Bedingungen für Alleinerziehende und ihre Kinder, für die gleichgeschlechtliche Partner- und Elternschaft, für queere Lebens- und Familienformen sowie für Menschen in der Migration. WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen der Rechtswissenschaften, der Gender Studies, der Geschichtswissenschaften, der Ökonomie, der Soziologie und der Art Education analysieren, welche Lebensformenpolitik zurzeit mit dem Recht gemacht wird, und präsentieren ihre eigenen – zum Teil utopischen – Entwürfe zu diesem Thema. Über eine Bestandesaufnahme der geltenden Rechtslage hinaus öffnen sie den Blick für neue Strategien und Lösungsansätze, um Diskriminierungen und Marginalisierungen zu überwinden. Sie setzen damit auch Impulse für die Gleichstellungs-, Familien- und Migrationspolitik.""
Diese kommentierte Quellensammlung führt in die wichtigsten theoretischen Positionen der Legal Ge... more Diese kommentierte Quellensammlung führt in die wichtigsten theoretischen Positionen der Legal Gender Studies und, mit einem speziellen Fokus auf die Schweiz, in die wichtigsten Rechtsentwicklungen im Themenfeld Recht und Geschlecht ein. Die Darstellung folgt dabei den Leitbegriffen Gleichheit – Differenz – Konstruktion:
Die Perspektive der Gleichheit fragt nach der angemessenen theoretischen Konzeption der Geschlechtergleichheit und dem Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Behandelt wird die Rechtsentwicklung im Bereich der politischen Rechte, der verfassungsrechtlichen Gleichheitsgarantie, der Gleichstellung im Arbeits- und Berufsleben und im Eherecht, wie auch der Einfluss des internationalen Rechts (EMRK, CEDAW) und des Rechts der EU.
Unter dem Titel der Differenz gelangen theoretische Ansätze zur Darstellung, die nach Alternativen zu gängigen Vorstellungen von Gleichheit und Gerechtigkeit suchen und etwa im Rahmen einer Fürsorgeethik oder einem eigenen Frauenrecht die Aufwertung weiblich konnotierter Wertorientierungen und Lebensrealitäten fordern. Zudem werden neuere Theorieentwicklungen vorgestellt, die das Zusammenwirken verschiedener Achsen der Differenz (Geschlecht, «Rasse», Klasse etc.) thematisieren.
Der Ansatz der Konstruktion schliesslich orientiert sich an aktuellen Ansätzen der Gender Studies, die Geschlecht als Resultat komplexer gesellschaftlicher Konstruktionsprozesse betrachten. Diskutiert wird die Rolle des Rechts in der Regulierung von Geschlecht und Sexualität anhand der Beispiele Männlichkeit, sexuelle Gewalt und Pornographie, Reproduktion, sexuelle Orientierung und Transgender-Identitäten.
Das Buch eignet sich sowohl als erste Einführung wie auch als Ausgangspunkt für vertieftere Studien.
"Michelle Cottier / Josef Estermann / Michael Wrase Wie wirkt Recht? Ausgewählte Beiträge zum e... more "Michelle Cottier / Josef Estermann / Michael Wrase
Wie wirkt Recht?
Ausgewählte Beiträge zum ersten gemeinsamen Kongress der deutschsprachigen Rechtssoziologie-Vereinigungen, Luzern 4. - 6. September 2008
2010, 452 S., Broschiert, ISBN 978-3-8329-5397-3
Wie wirkt Recht? Dies war die übergreifende Frage des ersten gemeinsamen Kongresses der deutschsprachigen Rechtssoziologie-Vereinigungen in Luzern (Schweiz).
Die Frage nach der gesellschaftlichen Wirksamkeit des Rechts stellt sich aktuell in vielen Forschungsfeldern. Sie betrifft Arbeiten zur Bedeutung des Rechts bei tiefgreifenden gesellschaftlich-politischen Veränderungen, wie sie etwa eine sozialistische Rechtsordnung erlebt hat, dem internationalen Vergleich von Ausgaben der Justiz als Indikator von Rechtsstaatlichkeit und Effektivität der Justiz, der Rolle des Rechts bei der Bewältigung des demografischen Wandels oder der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, der Wirksamkeit von Recht gegen Diskriminierungen oder bei der Erreichung umweltpolitischer Lenkungsziele durch den Gesetzgeber.
Der Band enthält eine Auswahl von aus Sicht der Herausgeber wichtigen Beiträgen, die helfen sollen, den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion abzubilden. Der Band ist für diejenigen Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen von besonderem Interesse, die sich aus einer interdisziplinären Perspektive mit Rechtsfragen beschäftigen und einen ersten Überblick über den Forschungsstand der Rechtswirklichkeitsforschung erhalten wollen.
Bei den Autorinnen und Autoren handelt es sich um ausgewiesene Experten sowie jüngere Wissenschaftler aus den Rechtswissenschaften, der Soziologie, Rechtsphilosophie, den Geschichtswissenschaften, Geschlechterstudien und der Umweltforschung.
Download der Beiträge: http://www.rechtssoziologie.info/aktuelles/band-wie-wirkt-recht-nomos-jetzt-online-abrufbar"
Papers by Michelle Cottier
What is a Family Justice System For?
• 71 MEIER/STETTLER 2014, n. 1357. 72 SCHWENZER/COTTIER, BSK-ZGB, n. 2 ad art. 300. 73 Cf. ci-des... more • 71 MEIER/STETTLER 2014, n. 1357. 72 SCHWENZER/COTTIER, BSK-ZGB, n. 2 ad art. 300. 73 Cf. ci-dessous le chapitre « II. L'intérêt supérieur de l'enfant », sous-chapitre « e) Critères d'attribution de la garde exclusive ou alternée ».
Social Sciences, 2020
As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial ch... more As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial changes in the course of the 20th century up to today. Increasingly, the needs as well as the participation of children and parents affected by child protection interventions have become a central concern. In Switzerland, critical debates around care-related detention of children and adults until 1981 have led to the launch of the National Research Program ‘Welfare and Coercion—Past, Present and Future’ (NRP 76), with the aim of understanding past and current welfare practices. This paper is based on our research project, which is part of this national program. We first discuss three overarching concepts—integrity, autonomy and participation—at the heart of a theoretical framework in order to understand the position of parents and children in child protection proceedings. Secondly, we critically analyze the historical and legal development of the child protection system in Switzerland and ...
Edward Elgar Publishing eBooks, May 9, 2023
FamPra.ch, 2020
Zusammenfassung Die aktuelle Reform des Zivilstandsrechts soll eine Änderung des Geschlechtseint... more Zusammenfassung
Die aktuelle Reform des Zivilstandsrechts soll eine Änderung des Geschlechtseintrags im Zivilstandsregister auf der Grundlage einer Erklärung, ohne medizinische Nachweise ermöglichen und orientiert sich damit am Schutz der Selbstbestimmung im Bereich der Geschlechtsidentität. Dieser Entwicklung muss sich nun auch das Abstammungsrecht stellen: Das geltende Recht anerkennt trans*- oder inter*geschlechtliche Personen nicht immer in der Elternrolle, die ihrer Geschlechtsidentität entspricht, und bezeichnet etwa einen Mann, der ein Kind geboren hat und von allen Familienmitgliedern als Vater betrachtet wird, als «Mutter». Der Beitrag plädiert angesichts dieser Missachtung des Rechts auf geschlechtliche Identität und auf Schutz des Familienlebens und, mit Blick auf wegweisende Rechtsentwicklungen im Ausland, für die Aufhebung der Mutter-Vater-Dyade und die Einführung von geschlechtsneutralen Elternpositionen.
Résumé
La réforme actuelle du droit de l’état civil doit permettre de modifier l’inscription du sexe au registre de l’état civil sur simple déclaration, sans attestation médicale, et se fonde sur la protection de l’autodétermination en matière d’identité de genre. Le droit de la filiation doit également s’ouvrir à cette évolution : le droit en vigueur ne reconnaît pas toujours les personnes transgenres ou intersexes dans le rôle parental qui correspond à leur identité de genre et désigne par exemple comme « mère » un homme qui a donné naissance à un enfant et qui est considéré par tous les membres de la famille comme le père. Face à cette situation juridique qui contrevient au droit à l’identité de genre et à la protection de la vie familiale et compte tenu des récents développements du droit à l’étranger, l’article plaide pour une abolition de la dyade père-mère et l’introduction de rôles parentaux neutres en termes de genre.
Social Sciences, 2020
As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial ch... more As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial changes in the course of the 20th century up to today. Increasingly, the needs as well as the participation of children and parents affected by child protection interventions have become a central concern. In Switzerland, critical debates around care-related detention of children and adults until 1981 have led to the launch of the National Research Program ‘Welfare and Coercion—Past, Present and Future’ (NRP 76), with the aim of understanding past and current welfare practices. This paper is based on our research project, which is part of this national program. We first discuss three overarching concepts—integrity, autonomy and participation—at the heart of a theoretical framework in order to understand the position of parents and children in child protection proceedings. Secondly, we critically analyze the historical and legal development of the child protection system in Switzerland and its effects on children and parents from 1912 until today. Thirdly, we give an insight into the current Swiss child protection system, with an investigation of hearings of parents and children conducted by the Child and Adult Protection Authorities (CAPA) based on participant observations. In particular, we show the importance of information exchanges and of signs of mutual recognition. Finally, in light of our findings, we discuss the interplay between socio-historical and legal developments in child protection and their consequences for the integrity, autonomy and participation of the people involved
Keine Zeit für Utopien? Perspektiven der Lebensformenpolitik im Recht, 2013
Olympe, 2009
Iris von Roten war Feministin und sie war Juristin. Trotzdem wird sie, jedenfalls bisher, nicht a... more Iris von Roten war Feministin und sie war Juristin. Trotzdem wird sie, jedenfalls bisher, nicht als eine Vertreterin der feministischen Rechtswissenschaft betrachtet. Iris von Rotens Zielpublikum war nicht die juristische Fachwelt, das Buch liest sich auch nicht wie ein juristischer Fachtext, sie beabsichtigte vielmehr eine gesellschaftspolitische Intervention, die ihr zur Zeit des Erscheinens ihres Buches auch eindrucksvoll gelang. Aber auch für die aktuelle Diskussion in den rechtswissenschaftlichen Geschlechterstudien ist «Frauen im Laufgitter» in seinen Analysen der Geschlechterverhältnisse und seinen gesellschaftspolitischen Entwürfen inspirierend. Es gilt, das Buch neu zu entdecken und Iris von Rotens wichtige Stellung in der Genealogie theoretisch arbeitender Juristinnen in Erinnerung zu rufen. Mein Beitrag fragt also nach der Aktualität von Iris von Rotens Werk für die Legal Gender Studies. 2 Ich möchte ihn der «freien Liebe» widmen. Die freie Liebe war in von Rotens Buch wie auch in ihrem Beziehungsleben ein zentraler Topos, wie wir aus den besonders fesselnden Teilen von Wilfried Meichtrys Doppelbiographie über Iris und Peter von Roten wissen. 3 Ihrer Zeit war Iris von Rotens explizite Thematisierung weiblicher Sexualität jedenfalls in der Schweiz weit voraus. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Seit den späten 1950er Jahren hat neben den gesellschaftlichen Umwälzungen, die zur selbstverständlichen öffentlichen Sichtbarkeit und Akzeptanz erotischer und sexualisierter Inhalte geführt haben, auch der rechts-und geschlechtertheoretische Blick auf Erotik und Sexualität tiefgreifende Entwicklungen erfahren. Um diese Entwicklungen soll es im zweiten Teil meines Beitrags gehen. Im ersten Teil will ich Iris von Rotens Konzept der «freien Liebe» rekonstruieren.
Die Studie will Antworten auf folgende Fragen geben: Unter welchen Umständen ist die alternierend... more Die Studie will Antworten auf folgende Fragen geben: Unter welchen Umständen ist die alternierende Obhut die beste Lösung für das Kind? Welche psychosozialen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit diese Form der Obhut im Alltag funktionieren kann? Kann der Staat diese Form der gemeinsamen Elternschaft fördern, und wenn ja, wie?
Eine Frau erklärt sich dazu bereit, für verschieden-oder gleichgeschlechtliche Wunscheltern oder ... more Eine Frau erklärt sich dazu bereit, für verschieden-oder gleichgeschlechtliche Wunscheltern oder einen allein stehenden Mann ein Kind auszutragen. Vereinbart sie mit den Wunscheltern die "traditionelle" Form, wird sie mit den Samenzellen des Wunschvaters inseminiert. Sie ist damit auch genetisch Mutter des Kindes. Vereinbart die Frau die so genannte "gestationale" Form, stammen die Eizelle und das Spermium von den Wunscheltern oder werden von Dritten gespendet. Der Embryo entsteht durch In-vitro-Fertilisation und wird ihr im Anschluss in den Uterus übertragen. Nach der Geburt übergibt die Frau das Kind den Wunscheltern. Soweit eine kurze Beschreibung der Praxis der Leihmutterschaft. 2 Die Ingredienzen des Leihmutterschaftsverhältnisses sind Körper, Beziehungen, Gefühle, Geld. Es lässt sich unschwer erkennen, dass sich dieses Gemisch in der Lebenswirklichkeit wie auch rechtlich nicht ganz so nüchtern und unkompliziert bewältigen lässt. Wenn das Recht mit der Leihmutterschaft konfrontiert ist, so muss es sich zunächst ein Bild dieser komplexen und vielschichtigen Praxis machen. Die These, die ich vorliegend vertreten möchte, lautet, dass im Rechtsvergleich sehr unterschiedliche Bilder der Leihmutterschaft bestimmend sind, die divergierende rechtliche Regelungsmodelle zur Folge haben. Drei rechtliche Konstruktionen der Leihmutterschaft lassen sich im internationalen Vergleich identifi zieren, die sich durch drei Konzeptionen der Leihmutter charakterisieren lassen: "die instrumentalisierte Frau", "die altruistische Helferin" und "die Reproduktionsdienstleisterin". Es handelt sich dabei um Idealtypen im Weberschen Sinn. 3 Das heißt, dass sie sich in keiner Rechtsordnung in der Reinform fi nden lassen, und dass oftmals Elemente der drei Bilder gemischt werden. Für analytische Zwecke lohnt es sich aber, die Konzeptionen in ihrer Idealform zu beschreiben und zu verstehen.
Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Unterschiede der Schweizer familienrechtlichen Regelu... more Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Unterschiede der Schweizer familienrechtlichen Regelung zwischen den Lebensformen Ehe, eingetragener Partnerschaft und faktischer Lebensgemeinschaft im Moment ihrer Auflösung aufgezeigt. Schutzlücken betreffen vor allem die ökonomische Situation der kinderbetreuenden, finanziell schwächeren Partei bei Beendigung der Lebensgemeinschaft.
Ein Überblick über ausländische Modelle erlaubt die Definition
von Eckpunkten einer rechtlichen Regelung der Rechtsfolgen der Auflösung der faktischen Lebensgemeinschaft. Der vom Bundesrat in seinem Bericht zur Modernisierung des Familienrechts von März 2015 ins Spiel gebrachte französische «Pacte civil de solidarité» erscheint vor diesem Hintergrund als Vorbild als wenig geeignet, da er einerseits keinerlei nachpartnerschaftlichen Ausgleich zugunsten der schwächeren Partei und andererseits die Notwendigkeit der ausdrücklichen Vereinbarung der beiden Partner vorsieht («Opt-in-Modell »). Die finanziell besser gestellte Partei kann deshalb durch einfache Verweigerung ihrer Zustimmung rechtliche Verpflichtungen gegenüber der finanziell schwächeren Partei vermeiden. Schliesslich werden in einem letzten Teil die Aufgaben und Ziele einer zukünftigen Regelung zusammengefasst. Sie umfassen den Ausgleich gemeinschaftsbedingter Nachteile, das Einfordern übernommener Verantwortung und den Schutz der Familienwohnung.
Keine Zeit für Utopien? Perspektiven der Lebensformenpolitik im Recht Bettina Bannwart, Michelle... more Keine Zeit für Utopien? Perspektiven der Lebensformenpolitik im Recht
Bettina Bannwart, Michelle Cottier, Cheyenne Durrer, Anne Kühler, Zita Küng, Annina Vogler (Hrsg.)
Dike Verlag, Zürich/St. Gallen 2013
2013. 410 Seiten, broschiert, CHF 48.–, ISBN 978-3-03751-486-3
Keine Zeit für Utopien? Diese Frage drängt sich angesichts der in unserer Rechtsordnung implizierten Lebensformenpolitik auf. Denn nach wie vor wird der Vielfalt der Beziehungs-, Familien- und Lebensformen im Recht nicht genügend Rechnung getragen. Die rechtlichen Rahmenbedingungen führen nicht selten zu einer Prekarisierung der Lage der betroffenen Kinder und Erwachsenen, zu Benachteiligungen oder jedenfalls zu begründungsbedürftigen Einschränkungen ihrer Wahlmöglichkeiten. Die rechtliche Anerkennung und die Gleichberechtigung der verschiedenen Lebensformen erscheinen bislang als utopisch. Gleichzeitig bleibt die Diskussion oftmals bei der Feststellung dieser Defizite des Rechts stehen und über Visionen und Utopien wird wenig nachgedacht. Der Band befasst sich sowohl aus grundlegend-theoretischer als auch praxisorientierter Sichtweise mit der Lebensformenpolitik im Recht. Anlass zur Diskussion sind die rechtlichen Bedingungen für Alleinerziehende und ihre Kinder, für die gleichgeschlechtliche Partner- und Elternschaft, für queere Lebens- und Familienformen sowie für Menschen in der Migration. WissenschaftlerInnen und PraktikerInnen aus unterschiedlichen Fachbereichen der Rechtswissenschaften, der Gender Studies, der Geschichtswissenschaften, der Ökonomie, der Soziologie und der Art Education analysieren, welche Lebensformenpolitik zurzeit mit dem Recht gemacht wird, und präsentieren ihre eigenen – zum Teil utopischen – Entwürfe zu diesem Thema. Über eine Bestandesaufnahme der geltenden Rechtslage hinaus öffnen sie den Blick für neue Strategien und Lösungsansätze, um Diskriminierungen und Marginalisierungen zu überwinden. Sie setzen damit auch Impulse für die Gleichstellungs-, Familien- und Migrationspolitik.""
Diese kommentierte Quellensammlung führt in die wichtigsten theoretischen Positionen der Legal Ge... more Diese kommentierte Quellensammlung führt in die wichtigsten theoretischen Positionen der Legal Gender Studies und, mit einem speziellen Fokus auf die Schweiz, in die wichtigsten Rechtsentwicklungen im Themenfeld Recht und Geschlecht ein. Die Darstellung folgt dabei den Leitbegriffen Gleichheit – Differenz – Konstruktion:
Die Perspektive der Gleichheit fragt nach der angemessenen theoretischen Konzeption der Geschlechtergleichheit und dem Verbot der Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Behandelt wird die Rechtsentwicklung im Bereich der politischen Rechte, der verfassungsrechtlichen Gleichheitsgarantie, der Gleichstellung im Arbeits- und Berufsleben und im Eherecht, wie auch der Einfluss des internationalen Rechts (EMRK, CEDAW) und des Rechts der EU.
Unter dem Titel der Differenz gelangen theoretische Ansätze zur Darstellung, die nach Alternativen zu gängigen Vorstellungen von Gleichheit und Gerechtigkeit suchen und etwa im Rahmen einer Fürsorgeethik oder einem eigenen Frauenrecht die Aufwertung weiblich konnotierter Wertorientierungen und Lebensrealitäten fordern. Zudem werden neuere Theorieentwicklungen vorgestellt, die das Zusammenwirken verschiedener Achsen der Differenz (Geschlecht, «Rasse», Klasse etc.) thematisieren.
Der Ansatz der Konstruktion schliesslich orientiert sich an aktuellen Ansätzen der Gender Studies, die Geschlecht als Resultat komplexer gesellschaftlicher Konstruktionsprozesse betrachten. Diskutiert wird die Rolle des Rechts in der Regulierung von Geschlecht und Sexualität anhand der Beispiele Männlichkeit, sexuelle Gewalt und Pornographie, Reproduktion, sexuelle Orientierung und Transgender-Identitäten.
Das Buch eignet sich sowohl als erste Einführung wie auch als Ausgangspunkt für vertieftere Studien.
"Michelle Cottier / Josef Estermann / Michael Wrase Wie wirkt Recht? Ausgewählte Beiträge zum e... more "Michelle Cottier / Josef Estermann / Michael Wrase
Wie wirkt Recht?
Ausgewählte Beiträge zum ersten gemeinsamen Kongress der deutschsprachigen Rechtssoziologie-Vereinigungen, Luzern 4. - 6. September 2008
2010, 452 S., Broschiert, ISBN 978-3-8329-5397-3
Wie wirkt Recht? Dies war die übergreifende Frage des ersten gemeinsamen Kongresses der deutschsprachigen Rechtssoziologie-Vereinigungen in Luzern (Schweiz).
Die Frage nach der gesellschaftlichen Wirksamkeit des Rechts stellt sich aktuell in vielen Forschungsfeldern. Sie betrifft Arbeiten zur Bedeutung des Rechts bei tiefgreifenden gesellschaftlich-politischen Veränderungen, wie sie etwa eine sozialistische Rechtsordnung erlebt hat, dem internationalen Vergleich von Ausgaben der Justiz als Indikator von Rechtsstaatlichkeit und Effektivität der Justiz, der Rolle des Rechts bei der Bewältigung des demografischen Wandels oder der Bedrohung durch den internationalen Terrorismus, der Wirksamkeit von Recht gegen Diskriminierungen oder bei der Erreichung umweltpolitischer Lenkungsziele durch den Gesetzgeber.
Der Band enthält eine Auswahl von aus Sicht der Herausgeber wichtigen Beiträgen, die helfen sollen, den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Diskussion abzubilden. Der Band ist für diejenigen Wissenschaftler/innen und Praktiker/innen von besonderem Interesse, die sich aus einer interdisziplinären Perspektive mit Rechtsfragen beschäftigen und einen ersten Überblick über den Forschungsstand der Rechtswirklichkeitsforschung erhalten wollen.
Bei den Autorinnen und Autoren handelt es sich um ausgewiesene Experten sowie jüngere Wissenschaftler aus den Rechtswissenschaften, der Soziologie, Rechtsphilosophie, den Geschichtswissenschaften, Geschlechterstudien und der Umweltforschung.
Download der Beiträge: http://www.rechtssoziologie.info/aktuelles/band-wie-wirkt-recht-nomos-jetzt-online-abrufbar"
What is a Family Justice System For?
• 71 MEIER/STETTLER 2014, n. 1357. 72 SCHWENZER/COTTIER, BSK-ZGB, n. 2 ad art. 300. 73 Cf. ci-des... more • 71 MEIER/STETTLER 2014, n. 1357. 72 SCHWENZER/COTTIER, BSK-ZGB, n. 2 ad art. 300. 73 Cf. ci-dessous le chapitre « II. L'intérêt supérieur de l'enfant », sous-chapitre « e) Critères d'attribution de la garde exclusive ou alternée ».
Social Sciences, 2020
As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial ch... more As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial changes in the course of the 20th century up to today. Increasingly, the needs as well as the participation of children and parents affected by child protection interventions have become a central concern. In Switzerland, critical debates around care-related detention of children and adults until 1981 have led to the launch of the National Research Program ‘Welfare and Coercion—Past, Present and Future’ (NRP 76), with the aim of understanding past and current welfare practices. This paper is based on our research project, which is part of this national program. We first discuss three overarching concepts—integrity, autonomy and participation—at the heart of a theoretical framework in order to understand the position of parents and children in child protection proceedings. Secondly, we critically analyze the historical and legal development of the child protection system in Switzerland and ...
Edward Elgar Publishing eBooks, May 9, 2023
FamPra.ch, 2020
Zusammenfassung Die aktuelle Reform des Zivilstandsrechts soll eine Änderung des Geschlechtseint... more Zusammenfassung
Die aktuelle Reform des Zivilstandsrechts soll eine Änderung des Geschlechtseintrags im Zivilstandsregister auf der Grundlage einer Erklärung, ohne medizinische Nachweise ermöglichen und orientiert sich damit am Schutz der Selbstbestimmung im Bereich der Geschlechtsidentität. Dieser Entwicklung muss sich nun auch das Abstammungsrecht stellen: Das geltende Recht anerkennt trans*- oder inter*geschlechtliche Personen nicht immer in der Elternrolle, die ihrer Geschlechtsidentität entspricht, und bezeichnet etwa einen Mann, der ein Kind geboren hat und von allen Familienmitgliedern als Vater betrachtet wird, als «Mutter». Der Beitrag plädiert angesichts dieser Missachtung des Rechts auf geschlechtliche Identität und auf Schutz des Familienlebens und, mit Blick auf wegweisende Rechtsentwicklungen im Ausland, für die Aufhebung der Mutter-Vater-Dyade und die Einführung von geschlechtsneutralen Elternpositionen.
Résumé
La réforme actuelle du droit de l’état civil doit permettre de modifier l’inscription du sexe au registre de l’état civil sur simple déclaration, sans attestation médicale, et se fonde sur la protection de l’autodétermination en matière d’identité de genre. Le droit de la filiation doit également s’ouvrir à cette évolution : le droit en vigueur ne reconnaît pas toujours les personnes transgenres ou intersexes dans le rôle parental qui correspond à leur identité de genre et désigne par exemple comme « mère » un homme qui a donné naissance à un enfant et qui est considéré par tous les membres de la famille comme le père. Face à cette situation juridique qui contrevient au droit à l’identité de genre et à la protection de la vie familiale et compte tenu des récents développements du droit à l’étranger, l’article plaide pour une abolition de la dyade père-mère et l’introduction de rôles parentaux neutres en termes de genre.
Social Sciences, 2020
As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial ch... more As in other European countries, the Swiss child protection system has gone through substantial changes in the course of the 20th century up to today. Increasingly, the needs as well as the participation of children and parents affected by child protection interventions have become a central concern. In Switzerland, critical debates around care-related detention of children and adults until 1981 have led to the launch of the National Research Program ‘Welfare and Coercion—Past, Present and Future’ (NRP 76), with the aim of understanding past and current welfare practices. This paper is based on our research project, which is part of this national program. We first discuss three overarching concepts—integrity, autonomy and participation—at the heart of a theoretical framework in order to understand the position of parents and children in child protection proceedings. Secondly, we critically analyze the historical and legal development of the child protection system in Switzerland and its effects on children and parents from 1912 until today. Thirdly, we give an insight into the current Swiss child protection system, with an investigation of hearings of parents and children conducted by the Child and Adult Protection Authorities (CAPA) based on participant observations. In particular, we show the importance of information exchanges and of signs of mutual recognition. Finally, in light of our findings, we discuss the interplay between socio-historical and legal developments in child protection and their consequences for the integrity, autonomy and participation of the people involved
Keine Zeit für Utopien? Perspektiven der Lebensformenpolitik im Recht, 2013
Olympe, 2009
Iris von Roten war Feministin und sie war Juristin. Trotzdem wird sie, jedenfalls bisher, nicht a... more Iris von Roten war Feministin und sie war Juristin. Trotzdem wird sie, jedenfalls bisher, nicht als eine Vertreterin der feministischen Rechtswissenschaft betrachtet. Iris von Rotens Zielpublikum war nicht die juristische Fachwelt, das Buch liest sich auch nicht wie ein juristischer Fachtext, sie beabsichtigte vielmehr eine gesellschaftspolitische Intervention, die ihr zur Zeit des Erscheinens ihres Buches auch eindrucksvoll gelang. Aber auch für die aktuelle Diskussion in den rechtswissenschaftlichen Geschlechterstudien ist «Frauen im Laufgitter» in seinen Analysen der Geschlechterverhältnisse und seinen gesellschaftspolitischen Entwürfen inspirierend. Es gilt, das Buch neu zu entdecken und Iris von Rotens wichtige Stellung in der Genealogie theoretisch arbeitender Juristinnen in Erinnerung zu rufen. Mein Beitrag fragt also nach der Aktualität von Iris von Rotens Werk für die Legal Gender Studies. 2 Ich möchte ihn der «freien Liebe» widmen. Die freie Liebe war in von Rotens Buch wie auch in ihrem Beziehungsleben ein zentraler Topos, wie wir aus den besonders fesselnden Teilen von Wilfried Meichtrys Doppelbiographie über Iris und Peter von Roten wissen. 3 Ihrer Zeit war Iris von Rotens explizite Thematisierung weiblicher Sexualität jedenfalls in der Schweiz weit voraus. In der Zwischenzeit ist viel passiert. Seit den späten 1950er Jahren hat neben den gesellschaftlichen Umwälzungen, die zur selbstverständlichen öffentlichen Sichtbarkeit und Akzeptanz erotischer und sexualisierter Inhalte geführt haben, auch der rechts-und geschlechtertheoretische Blick auf Erotik und Sexualität tiefgreifende Entwicklungen erfahren. Um diese Entwicklungen soll es im zweiten Teil meines Beitrags gehen. Im ersten Teil will ich Iris von Rotens Konzept der «freien Liebe» rekonstruieren.
Die Studie will Antworten auf folgende Fragen geben: Unter welchen Umständen ist die alternierend... more Die Studie will Antworten auf folgende Fragen geben: Unter welchen Umständen ist die alternierende Obhut die beste Lösung für das Kind? Welche psychosozialen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit diese Form der Obhut im Alltag funktionieren kann? Kann der Staat diese Form der gemeinsamen Elternschaft fördern, und wenn ja, wie?
Eine Frau erklärt sich dazu bereit, für verschieden-oder gleichgeschlechtliche Wunscheltern oder ... more Eine Frau erklärt sich dazu bereit, für verschieden-oder gleichgeschlechtliche Wunscheltern oder einen allein stehenden Mann ein Kind auszutragen. Vereinbart sie mit den Wunscheltern die "traditionelle" Form, wird sie mit den Samenzellen des Wunschvaters inseminiert. Sie ist damit auch genetisch Mutter des Kindes. Vereinbart die Frau die so genannte "gestationale" Form, stammen die Eizelle und das Spermium von den Wunscheltern oder werden von Dritten gespendet. Der Embryo entsteht durch In-vitro-Fertilisation und wird ihr im Anschluss in den Uterus übertragen. Nach der Geburt übergibt die Frau das Kind den Wunscheltern. Soweit eine kurze Beschreibung der Praxis der Leihmutterschaft. 2 Die Ingredienzen des Leihmutterschaftsverhältnisses sind Körper, Beziehungen, Gefühle, Geld. Es lässt sich unschwer erkennen, dass sich dieses Gemisch in der Lebenswirklichkeit wie auch rechtlich nicht ganz so nüchtern und unkompliziert bewältigen lässt. Wenn das Recht mit der Leihmutterschaft konfrontiert ist, so muss es sich zunächst ein Bild dieser komplexen und vielschichtigen Praxis machen. Die These, die ich vorliegend vertreten möchte, lautet, dass im Rechtsvergleich sehr unterschiedliche Bilder der Leihmutterschaft bestimmend sind, die divergierende rechtliche Regelungsmodelle zur Folge haben. Drei rechtliche Konstruktionen der Leihmutterschaft lassen sich im internationalen Vergleich identifi zieren, die sich durch drei Konzeptionen der Leihmutter charakterisieren lassen: "die instrumentalisierte Frau", "die altruistische Helferin" und "die Reproduktionsdienstleisterin". Es handelt sich dabei um Idealtypen im Weberschen Sinn. 3 Das heißt, dass sie sich in keiner Rechtsordnung in der Reinform fi nden lassen, und dass oftmals Elemente der drei Bilder gemischt werden. Für analytische Zwecke lohnt es sich aber, die Konzeptionen in ihrer Idealform zu beschreiben und zu verstehen.
Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Unterschiede der Schweizer familienrechtlichen Regelu... more Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die Unterschiede der Schweizer familienrechtlichen Regelung zwischen den Lebensformen Ehe, eingetragener Partnerschaft und faktischer Lebensgemeinschaft im Moment ihrer Auflösung aufgezeigt. Schutzlücken betreffen vor allem die ökonomische Situation der kinderbetreuenden, finanziell schwächeren Partei bei Beendigung der Lebensgemeinschaft.
Ein Überblick über ausländische Modelle erlaubt die Definition
von Eckpunkten einer rechtlichen Regelung der Rechtsfolgen der Auflösung der faktischen Lebensgemeinschaft. Der vom Bundesrat in seinem Bericht zur Modernisierung des Familienrechts von März 2015 ins Spiel gebrachte französische «Pacte civil de solidarité» erscheint vor diesem Hintergrund als Vorbild als wenig geeignet, da er einerseits keinerlei nachpartnerschaftlichen Ausgleich zugunsten der schwächeren Partei und andererseits die Notwendigkeit der ausdrücklichen Vereinbarung der beiden Partner vorsieht («Opt-in-Modell »). Die finanziell besser gestellte Partei kann deshalb durch einfache Verweigerung ihrer Zustimmung rechtliche Verpflichtungen gegenüber der finanziell schwächeren Partei vermeiden. Schliesslich werden in einem letzten Teil die Aufgaben und Ziele einer zukünftigen Regelung zusammengefasst. Sie umfassen den Ausgleich gemeinschaftsbedingter Nachteile, das Einfordern übernommener Verantwortung und den Schutz der Familienwohnung.
Elternschaft im Zeitalter der globalisierten Biotechnologie: Leihmutterschaft, Eizell- und Embryonenspende im Rechtsvergleich, in: Schwenzer Ingeborg, Büchler Andrea, Fankhauser Roland, Siebte Schweizer Familienrecht§Tage, 23./24. Januar 2014 in Basel, Bern 2014, S. 3-40, 2014
Eizell- und Embryonenspende wie auch Leihmutterschaft stellen Recht und Gesellschaft vor besonder... more Eizell- und Embryonenspende wie auch Leihmutterschaft stellen Recht und Gesellschaft vor besondere Herausforderungen. Bedenken aufgrund der neuartigen Möglichkeit der Spaltung der Mutterschaft haben in der Schweiz wie in vielen anderen Rechtsordnungen zu Anwendungsverboten geführt. Im internationalen Rechtsvergleich zeichnet sich nun ein Trend zur Liberalisierung zumindest in Bezug auf Eizell- und Embryonenspende ab, wenn auch Unterschiede in wesentlichen Details der Regulierungen (Altersgrenzen, Zugang abhängig von der Lebensform, Offenheit oder Anonymität) bestehen. Die Leihmutterschaft stösst dagegen auf divergierende normative Bewertungen: Während zahlreiche Staaten mit Hinweis auf die Instrumentalisierung der sich für eine Schwangerschaft für Dritte zur Verfügung stellenden Frau strikte am Verbot festhalten, setzen andere auf eine Zulassung mit engmaschigen staatlichen Vorgaben zu den Bedingungen des Leihmutterschaftsverhältnisses, die den Schutz der Beteiligten sicherstellen sollen. In der zweiten Gruppe wurden ebenfalls unterschiedliche Regelungsoptionen gewählt, namentlich in Bezug auf die Entschädigung der Leihmutter, die Verbindlichkeit des Vertrags oder gegenseitige Informations- und Kontaktrechte nach der Geburt des Kindes.
Das Familienrecht und insbesondere das Abstammungsrecht haben die Aufgabe, das mittels biotechnologischer Verfahren entstandene Kind in sachgerechter Weise bestimmten Eltern zuzuordnen. Als eigentliche familienrechtliche Innovationen sind die originäre gemeinsame Elternschaft zweier Frauen zu nennen, wie auch die Möglichkeit, das Kindesverhältnis von Anfang an zu den Wunscheltern entstehen zu lassen, wenn das Kind von einer Leihmutter geboren wurde, oder die Elternschaft im Rahmen eines gerichtlichen Verfahrens zu übertragen. In den meisten Rechtsordnungen gelangen aber die regulären Normen über die Entstehung des Kindesverhältnisses zur Anwendung, was bei der Leihmutterschaft zu Rechtsunsicherheiten führt.
Diese werden durch den zunehmenden reproduktionsmedizinischen Tourismus noch weiter verstärkt: So stossen Eltern, die sich ihren Kinderwunsch mit Hilfe einer Leihmutter im Ausland erfüllen, bei der Rückkehr in den Wohnsitzstaat vielerorts auf grosse Schwierigkeiten. Die Haager Konferenz für internationales Privatrecht will dieser Problematik mit einem neuen internationalen Übereinkommen begegnen.
This article discusses examples of inheritance law reform in different countries all dealing with... more This article discusses examples of inheritance law reform in different countries all dealing with the current transformations of family structures. The first part analyses discussions in US and English law on the intestate share of spouses in second or subsequent marriages in relation to the share of the children of the deceased. The second part summarises the author’s own suggestions for the reform of Swiss inheritance law having regard to empirical social science literature on changing family realities. The examples from the three legal systems reveal that, although the relationship between the “Is” and the “Ought” is fundamentally different depending on the legal tradition, in both the Anglo-American and the continental European context the use of social science knowledge in inheritance law reform is currently predominantly based on a model of social science as a mere adjunct of legal studies. The author argues in the third part of the article that, especially for the complex situation of blended families, genuine transdisciplinary research could be a promising means of developing innovative solutions for inheritance law reform.