Alexander Dibiasi | University of Vienna (original) (raw)
Papers by Alexander Dibiasi
[rezens.tfm], Jun 25, 2014
"The ambition of this book is to show how we can learn from the political theories in these ... more "The ambition of this book is to show how we can learn from the political theories in these myths" (S. 2). Gemeint sind hier jene, vor allem durch Kino, Literatur und Fernsehen produzierten (politischen) Mythen, die den Alltag ihrer Rezipientinnen und Rezipienten pragen. Entgegen der ublichen Vorgehensweise, eine solche Mythenbildung von film- oder politiktheoretischer Seite zu durchleuchten, mochte Nelson die von ihm analysierten Filme als politische Theorie verstanden wissen – als direkten und fur jeden verstandlichen Ausdruck von politischem Idealismus und Realismus. Einleitend platziert der Professor fur Politische Theorie und Kommunikation deshalb Idealismus und Realismus als politische Ausdrucksformen des taglichen Lebens, aber gleichzeitig ebenso als Ausgestaltungen der kinematografischen Politik; somit verweist er auf eine starke Verbindung beider Diktionen. Wahrend der Autor den realhistorischen Idealismus/Realismus-Diskurs wenigstens kurz umreist, macht er sich diese Muhe auf filmtheoretischer Ebene nicht. Kurzerhand werden die 'Genres' Epic, Satire und Neo-Noir mit den beiden Theoremen kurzgeschlossen und dienen als Grundlagen der folgenden Analysekapitel. In einer Art Vorrede werden Idealismus und Realismus als "Political Style" (S. 4) anhand von Star Trek Into Darkness erprobt und so die Leserinnen und Leser auf weitere Ausfuhrungen vorbereitet. Von vornherein macht Nelson klar, man konne sein Buch auch "in Einzelteilen" konsumieren (S. 4). Somit kann also frei zwischen den drei bearbeiteten 'Genres' gewahlt und quasi auch im zweiten, dritten oder vierten Teil des Buches eingestiegen werden. Moglich wird dies durch einen in sich geschlossenen Aufbau der einzelnen Kapitel. Aus filmwissenschaftlicher Sicht bleibt die angestrebte Klassifizierung jedoch hinterfragbar. So bezieht sich der Autor nicht auf etablierte Genretheorien, sondern entwickelt die Kriterien fur seine 'Supergenres' teilweise selbst. Dies fuhrt mitunter zu recht eigenwilligen Kategorisierungen. Erst bei mehrfacher Betrachtung wird klar, dass Nelsons Einteilung auch zugunsten der von ihm verwendeten politischen Theoreme passiert und deshalb formale Kriterien gelegentlich vernachlassigt werden. Im ersten Kapitel geht es vor allem darum, Epic als politisches Genre zu begrunden. Nelsons Ausfuhrungen uber das Genre maandern von dessen Nachbargenres und genre-induzierter Politik hin zu verschiedenen Epochen der Epics, – jedoch zeitweise so erheblich, dass es relativ schwerfallt, konkrete Schlusse aus ihnen zu ziehen. Greifbarer werden die Ausfuhrungen, wenn der Autor die unpersonlichen Helden der Epics als republikanisch beschreibt, hinter jedem epischen Filmhelden einen politischen Mentor sieht und dann zu dem Schluss kommt, epische Filme wurden solche Heldendarstellungen mit einer republikanischen Politik der Gemeinschaft, Identitat und Freiheit mischen. Dass dies alles darauf abzielt Epics als Konstitution einer "epic political theory" (S. 46) zu verstehen und mit ihrem aktuellen Wiederaufleben eine "(re)emergence of 'republican' politics with postmodern or even postwestern inflections" (S. 52) zu verbinden, ist dabei ebenso interessant wie hinterfragbar. Um eine politische Mythenbildung der Satire herauszuarbeiten, schlagt Nelson daraufhin einen anderen Weg ein. Nicht mehr die Gesamtbetrachtung eines Genres sondern singulare Analysen rucken in den Mittelpunkt. Die Arbeit der Satire sei es Politik in Worte zu fassen. Da aber Worte fur das Kinopublikum zu langweilig seien, wurden Satiren diese oftmals in Musik ubersetzen. Musik bildet hier also den roten Faden fur Nelsons Filmanalysen, welche er uberwiegend an Bob Roberts und Bulworth, mit Abstrichen auch an Oh Brother, Where Art Thou? durchfuhrt. Die Gedankensprunge des Autors sind auch in diesem Kapitel teilweise schwer nachvollziehbar. Klar wird jedenfalls, dass diese Filme durch ihre musikalischen Darstellungen eine bestimmte Art von politischer Asthetik schaffen, die als politische Provokation mit populistischen Mythen des amerikanischen Kinos bricht. Wie es sich allerdings mit satirischen Filmen verhalt, in denen diegetische Musik keine grose Rolle spielt, bleibt genauso offen wie die Frage nach einer Verbindung zu etablierten politischen Theorien. Ganz anders im dritten Teil. Realismus als bestandiger Aspekt der Politik bildet hier den Ausgangspunkt. In Bezugnahme auf verschiedene TheoretikerInnen (Arendt, Hariman, Machiavelli, Nietzsche, u. a.) versucht Nelson politischen Realismus als Ausdrucksform der Politik, als 'politischen Stil' zu konstituieren, was dank stringenter Ausfuhrungen auch gelingt. Ambivalenter stellen sich die folgenden Filmanalysen von The Prestige und The Illusionist dar. Wahrend der Autor einige Anstrengungen unternimmt, The Prestige durch die Beschreibung formaler Aspekte als Neo-Noir Film zu klassifizieren und seinen 'politisch-realistischen Stil' uber Nacherzahlungen des Plots herauszuarbeiten, fallt die Betrachtung des zweiten Magierfilms weit…
'Zuschauen ist schlecht!', lautet das Credo der Anklager. Wer nur zusieht, bleibt passiv ... more 'Zuschauen ist schlecht!', lautet das Credo der Anklager. Wer nur zusieht, bleibt passiv und wer nur betrachtet, kann nicht erkennen. So sei es die Pflicht der Kunste, die Partizipation des Publikums voranzutreiben. Gerade im Theater musse die Grenze zwischen Buhne und Zuschauerraum aufgehoben werden. Der/die ZuschauerIn als AkteurIn, als aktiver Teil einer jeden Auffuhrung – so die Utopie. Ranciere stellt diesen Forderungen gleich zu Beginn des Buches die interessante Frage gegenuber, "ob nicht gerade der Wille, die Distanz abzuschaffen, erst die Distanz schafft" (S. 22). Innerhalb 'naturlich' bestehender Distanzen, auch jener zwischen Kunst und Leben, sieht er namlich die Macht zu assoziieren und zu dissoziieren. Eine Macht, die zur "Emanzipation von jedem von uns als Zuschauer" (S. 28) fuhrt. Obwohl Der emanzipierte Zuschauer, wie andere Bucher Rancieres, funf vollig eigenstandige Manuskripte beinhaltet, verbinden zwei Quintessenzen diese wie ein unsichtbares Band – 'Partizipation ist nicht gleich Emanzipation' und 'auch Sehen ist eine Handlung'. Der erste von funf Texten, dessen Titel namensgebend fur den gesamten Band ist, beschaftigt sich uberwiegend mit Theater. Im weiteren Verlauf des Buches wird dann aber von allen 'schonen Kunsten' die Rede sein, ein Umstand der ab und an zu Verwirrungen fuhrt. Ranciere fuhrt zuallererst den Begriff des 'Paradox des Zuschauers' (in Anspielung auf Diderots 'Paradox des Schauspielers') ein, welches darin besteht, dass es kein Theater ohne ZuschauerInnen gibt, aber das reine Zuschauen, wie schon angemerkt, als unbefriedigend gilt. Was aber geschieht, wenn nun auch das Sehen als Handlung verstanden, wenn der Mythos des passiven Zuschauens ad absurdum gefuhrt wird? Ranciere schlagt vor, Gegenuberstellungen wie "Sehen/Wissen, Erscheinung/Wirklichkeit, Aktivitat/Passivitat" nicht als logische Gegensatze zu betrachten, sondern sie als "Aufteilungen des Sinnlichen" (S. 22) zu definieren. Eine Emanzipation beginnt ab jenem Zeitpunkt, an dem solche Gegensatze infrage gestellt werden; "sie beginnt wenn man versteht, dass Sehen auch eine Handlung ist." (S. 23) Sie beginnt also, wenn sich das Publikum im Theater als als gleichberechtigte Instanz begreift. Im Text "Die Paradoxa der politischen Kunst" geht Ranciere von einem vorherrschenden "padagogischen Modell der Wirksamkeit der Kunst" (S. 66) aus, welches versucht, die Trennung von Kunst und Leben aufzuheben. Dieses verdeckt jedoch die eigentliche politische Wirksamkeit von Kunst, da es einer "reprasentativen Logik" (S. 81) verhaftet ist. Die eigentliche "Politik der Kunst" (S. 80) begrunde sich durch die Verflechtung dreier Logiken: der "asthetischen Wirksamkeit" (S. 69), welche ihre Realisation gerade in der Trennung verschiedener sinnlicher Formen findet; der "Arbeit der Fiktion" (S. 79), welche Normen des Sicht- oder Sagbaren verandert; und der "metapolitischen Strategie" (S. 80), die die Formen sinnlicher Erfahrung radikal verandern will. Anhand mehrerer Beispiele verweist Ranciere auf asthetische Bruche und Distanzen, welche er mit seinem Dissens-Begriff ubersetzt und somit zur Grundvoraussetzung politischer Kunst werden lasst. Schlussendlich merkt er an, dass es keine Modelle gabe, die beschreiben, wie Kunst zur politischen Kunst werden kann. Jedoch gabe es durch Veranderung und Dynamik unserer Wahrnehmung Moglichkeiten neuer Formen politischer Subjektivierung. Eine durchaus berechtigte Hypothese, die allerdings das Wissen um Ranciere'sche Termini voraussetzt, welche sich 'unwissende' RezipientInnen erst anzueignen haben. "Was macht ein Bild unertraglich?" Dieser Frage geht Ranciere in einem weiteren Text nach und verweist dabei auf die eigene Schuldigkeit der BetrachterInnen, welche die politische Wirksamkeit begunstige. Im weiteren Verlauf seiner Ausfuhrungen diskutiert der Autor verschiedene Werke und deren Strategien, eine solche Unertraglichkeit, eine solche Politik zu gestalten. Ob die Bemuhungen der Kunstler fruchten, ist bedauerlicherweise nicht klar erkennbar. Konkreter ist Rancieres Verhandlung der Undarstellbarkeit von Barbareien wie zum Beispiel der 'Shoah'. Hier kommt er zum Schluss, dass die politischste Form nicht die direkte Reprasentation, sondern die Metonymie ist, "die die Wirkung an Stelle der Ursache oder den Teil fur das Ganze zeigt" (S. 116). Was das nun eigentlich Unertragliche der Bilder ist, bleibt leider weiterhin offen; geklart wird allerdings, dass Kunstwerke die Moglichkeit haben, "andere Wirklichkeiten, andere Formen des Gemeinsinns zu erzeugen" (S. 120). Ein Potential, welches Ranciere mit dem Begriff der "Fiktion" (S. 120) ubersetzt. Der letzte Teil des Buches, "Das nachdenkliche Bild", stellt einen kritischen Umgang mit einigen fototheoretischen Paradigmen dar. Vor allem Roland Barthes' Ausfuhrungen uber 'punctum' und 'studium' sind Mittelpunkt der Analyse. Ranciere verortet dabei eine Nachdenklichkeit des Bildes nicht so sehr in diesen beiden Funktionen, sondern in der "Eigenschaft…
Page 1. Hlcxancltr Dibiasi WOLVERINE WIRD ABGEORDNETER ZUM ['l'.lI.I'i'Hi{I] ... more Page 1. Hlcxancltr Dibiasi WOLVERINE WIRD ABGEORDNETER ZUM ['l'.lI.I'i'Hi{I] IIÄH PI{'1'I'E".N'l']|.r"|I|. 'Is-"FJN cfTrMlflVfillFlllu-illNi-IEH L1T Page 2. Alexander Dibiasi Wolverine wird Abgeordneter Page 3. Filmwissenschaft herausgegeben von Privatdozent Mag. ...
von Alexander Dibiasi "The ambition of this book is to show how we can learn from the political t... more von Alexander Dibiasi "The ambition of this book is to show how we can learn from the political theories in these myths" (S. 2). Gemeint sind hier jene, vor allem durch Kino, Literatur und Fernsehen produzierten (politischen) Mythen, die den Alltag ihrer Rezipientinnen und
Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung-keine Bearbeitung) zur Verfü... more Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung-keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. This document is made available under a Deposit License (No Redistribution-no modifications). We grant a non-exclusive, non-transferable, individual, and limited right for using this document. This document is solely intended for your personal, non-commercial use. All copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute, or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the conditions of use stated above.
Die Diplomarbeit beschaftig sich ganz allgemein gesagt mit der Verbreitung politischer Inhalte du... more Die Diplomarbeit beschaftig sich ganz allgemein gesagt mit der Verbreitung politischer Inhalte durch das Tragermedium Film. Aufgrund der uberaus vielseitigen Moglichkeiten des Films, politisch wirksam zu sein, gelangen hier zwei vollig verschiedene theoretische Ansatze zur Anwendung. Eine erste Untersuchungsmethode bilden politik-philosophische aber auch politik-asthetische Uberlegungen des franzosischen Philosophen Jacques Rancieres. Um dem Leser das, fur die spatere Analyse notige, Basiswissen zur Verfugung zu stellen, beschaftigt sich der erste Theorieteil dieser Arbeit deshalb ausschlieslich mit Rancierschen Theoremen. Der zweite theoretische Teil grundet dann uberwiegend auf filmwissenschaftlichen Uberlegungen und prasentiert verschiedenste Faktoren und Elemente die einen Film zum Politischen machen konnen. Um aufzuzeigen warum sich gerade Comicverfilmungen als Analysegrundlagen fur diese beiden Theoriegebilde eignen, beschaftigt sich ein dritter theoretischer Teil mit idiosynk...
http://rezenstfm.univie.ac.at/rezens.php?action=rezension&rez\_id=193
http://rezenstfm.univie.ac.at/rezens.php?action=rezension&rez\_id=299
Der Aufsatz beschäftigt sich mit zwei unterschiedlichen Auffassungen von Politik, nämlich jener v... more Der Aufsatz beschäftigt sich mit zwei unterschiedlichen Auffassungen von Politik, nämlich jener von Jacques Rancière einerseits und einer allgemein gebräuchlichen andererseits, sowie ihrer kombinierten Verwendung zur Untersuchung politischer Vermittlung im Kino. Ein Zusammendenken zweier divergierender Politikbegriffe, welches zu einer umfassenderen Analyse politischer Inhalte beitragen kann. ANhand der beiden Comicverfilmungen THE DARK KNIGHT (USA/GB 2008) und X-MEN: THE LAST STAND (CDN/USA 2006) wird eine solche dann, in prägnanter Form, praktisch umgesetzt. Auf einen Verweis auf die politische Relevanz von Comicverfilmungen wird dabei nicht verzichtet.
Books by Alexander Dibiasi
Wo Monster die Guten und neurotische Jungen Helden sind, wo Gesetze gebrochen werden um sie zu sc... more Wo Monster die Guten und neurotische Jungen Helden sind, wo Gesetze gebrochen werden um sie zu schützen und Terrorismus zur Wohltat wird, wo Tiere sprechen und Menschen schweigen - das ist die Welt der Comicverfilmungen. "Wolverine wird Abgeordneter" widmet sich diesen und beleuchtet ihr politisches Potential. Gearbeitet wird dabei mit zwei unterschiedlichen Ansätzen. So entsteht durch das Zusammendenken zweier Politikbegriffe, eines allgemein Gebräuchlichen sowie jenem des französischen Philosophen Jacques Rancière, eine umfassende Analyse der politischen Inhalte dieser Filme.
[rezens.tfm], Jun 25, 2014
"The ambition of this book is to show how we can learn from the political theories in these ... more "The ambition of this book is to show how we can learn from the political theories in these myths" (S. 2). Gemeint sind hier jene, vor allem durch Kino, Literatur und Fernsehen produzierten (politischen) Mythen, die den Alltag ihrer Rezipientinnen und Rezipienten pragen. Entgegen der ublichen Vorgehensweise, eine solche Mythenbildung von film- oder politiktheoretischer Seite zu durchleuchten, mochte Nelson die von ihm analysierten Filme als politische Theorie verstanden wissen – als direkten und fur jeden verstandlichen Ausdruck von politischem Idealismus und Realismus. Einleitend platziert der Professor fur Politische Theorie und Kommunikation deshalb Idealismus und Realismus als politische Ausdrucksformen des taglichen Lebens, aber gleichzeitig ebenso als Ausgestaltungen der kinematografischen Politik; somit verweist er auf eine starke Verbindung beider Diktionen. Wahrend der Autor den realhistorischen Idealismus/Realismus-Diskurs wenigstens kurz umreist, macht er sich diese Muhe auf filmtheoretischer Ebene nicht. Kurzerhand werden die 'Genres' Epic, Satire und Neo-Noir mit den beiden Theoremen kurzgeschlossen und dienen als Grundlagen der folgenden Analysekapitel. In einer Art Vorrede werden Idealismus und Realismus als "Political Style" (S. 4) anhand von Star Trek Into Darkness erprobt und so die Leserinnen und Leser auf weitere Ausfuhrungen vorbereitet. Von vornherein macht Nelson klar, man konne sein Buch auch "in Einzelteilen" konsumieren (S. 4). Somit kann also frei zwischen den drei bearbeiteten 'Genres' gewahlt und quasi auch im zweiten, dritten oder vierten Teil des Buches eingestiegen werden. Moglich wird dies durch einen in sich geschlossenen Aufbau der einzelnen Kapitel. Aus filmwissenschaftlicher Sicht bleibt die angestrebte Klassifizierung jedoch hinterfragbar. So bezieht sich der Autor nicht auf etablierte Genretheorien, sondern entwickelt die Kriterien fur seine 'Supergenres' teilweise selbst. Dies fuhrt mitunter zu recht eigenwilligen Kategorisierungen. Erst bei mehrfacher Betrachtung wird klar, dass Nelsons Einteilung auch zugunsten der von ihm verwendeten politischen Theoreme passiert und deshalb formale Kriterien gelegentlich vernachlassigt werden. Im ersten Kapitel geht es vor allem darum, Epic als politisches Genre zu begrunden. Nelsons Ausfuhrungen uber das Genre maandern von dessen Nachbargenres und genre-induzierter Politik hin zu verschiedenen Epochen der Epics, – jedoch zeitweise so erheblich, dass es relativ schwerfallt, konkrete Schlusse aus ihnen zu ziehen. Greifbarer werden die Ausfuhrungen, wenn der Autor die unpersonlichen Helden der Epics als republikanisch beschreibt, hinter jedem epischen Filmhelden einen politischen Mentor sieht und dann zu dem Schluss kommt, epische Filme wurden solche Heldendarstellungen mit einer republikanischen Politik der Gemeinschaft, Identitat und Freiheit mischen. Dass dies alles darauf abzielt Epics als Konstitution einer "epic political theory" (S. 46) zu verstehen und mit ihrem aktuellen Wiederaufleben eine "(re)emergence of 'republican' politics with postmodern or even postwestern inflections" (S. 52) zu verbinden, ist dabei ebenso interessant wie hinterfragbar. Um eine politische Mythenbildung der Satire herauszuarbeiten, schlagt Nelson daraufhin einen anderen Weg ein. Nicht mehr die Gesamtbetrachtung eines Genres sondern singulare Analysen rucken in den Mittelpunkt. Die Arbeit der Satire sei es Politik in Worte zu fassen. Da aber Worte fur das Kinopublikum zu langweilig seien, wurden Satiren diese oftmals in Musik ubersetzen. Musik bildet hier also den roten Faden fur Nelsons Filmanalysen, welche er uberwiegend an Bob Roberts und Bulworth, mit Abstrichen auch an Oh Brother, Where Art Thou? durchfuhrt. Die Gedankensprunge des Autors sind auch in diesem Kapitel teilweise schwer nachvollziehbar. Klar wird jedenfalls, dass diese Filme durch ihre musikalischen Darstellungen eine bestimmte Art von politischer Asthetik schaffen, die als politische Provokation mit populistischen Mythen des amerikanischen Kinos bricht. Wie es sich allerdings mit satirischen Filmen verhalt, in denen diegetische Musik keine grose Rolle spielt, bleibt genauso offen wie die Frage nach einer Verbindung zu etablierten politischen Theorien. Ganz anders im dritten Teil. Realismus als bestandiger Aspekt der Politik bildet hier den Ausgangspunkt. In Bezugnahme auf verschiedene TheoretikerInnen (Arendt, Hariman, Machiavelli, Nietzsche, u. a.) versucht Nelson politischen Realismus als Ausdrucksform der Politik, als 'politischen Stil' zu konstituieren, was dank stringenter Ausfuhrungen auch gelingt. Ambivalenter stellen sich die folgenden Filmanalysen von The Prestige und The Illusionist dar. Wahrend der Autor einige Anstrengungen unternimmt, The Prestige durch die Beschreibung formaler Aspekte als Neo-Noir Film zu klassifizieren und seinen 'politisch-realistischen Stil' uber Nacherzahlungen des Plots herauszuarbeiten, fallt die Betrachtung des zweiten Magierfilms weit…
'Zuschauen ist schlecht!', lautet das Credo der Anklager. Wer nur zusieht, bleibt passiv ... more 'Zuschauen ist schlecht!', lautet das Credo der Anklager. Wer nur zusieht, bleibt passiv und wer nur betrachtet, kann nicht erkennen. So sei es die Pflicht der Kunste, die Partizipation des Publikums voranzutreiben. Gerade im Theater musse die Grenze zwischen Buhne und Zuschauerraum aufgehoben werden. Der/die ZuschauerIn als AkteurIn, als aktiver Teil einer jeden Auffuhrung – so die Utopie. Ranciere stellt diesen Forderungen gleich zu Beginn des Buches die interessante Frage gegenuber, "ob nicht gerade der Wille, die Distanz abzuschaffen, erst die Distanz schafft" (S. 22). Innerhalb 'naturlich' bestehender Distanzen, auch jener zwischen Kunst und Leben, sieht er namlich die Macht zu assoziieren und zu dissoziieren. Eine Macht, die zur "Emanzipation von jedem von uns als Zuschauer" (S. 28) fuhrt. Obwohl Der emanzipierte Zuschauer, wie andere Bucher Rancieres, funf vollig eigenstandige Manuskripte beinhaltet, verbinden zwei Quintessenzen diese wie ein unsichtbares Band – 'Partizipation ist nicht gleich Emanzipation' und 'auch Sehen ist eine Handlung'. Der erste von funf Texten, dessen Titel namensgebend fur den gesamten Band ist, beschaftigt sich uberwiegend mit Theater. Im weiteren Verlauf des Buches wird dann aber von allen 'schonen Kunsten' die Rede sein, ein Umstand der ab und an zu Verwirrungen fuhrt. Ranciere fuhrt zuallererst den Begriff des 'Paradox des Zuschauers' (in Anspielung auf Diderots 'Paradox des Schauspielers') ein, welches darin besteht, dass es kein Theater ohne ZuschauerInnen gibt, aber das reine Zuschauen, wie schon angemerkt, als unbefriedigend gilt. Was aber geschieht, wenn nun auch das Sehen als Handlung verstanden, wenn der Mythos des passiven Zuschauens ad absurdum gefuhrt wird? Ranciere schlagt vor, Gegenuberstellungen wie "Sehen/Wissen, Erscheinung/Wirklichkeit, Aktivitat/Passivitat" nicht als logische Gegensatze zu betrachten, sondern sie als "Aufteilungen des Sinnlichen" (S. 22) zu definieren. Eine Emanzipation beginnt ab jenem Zeitpunkt, an dem solche Gegensatze infrage gestellt werden; "sie beginnt wenn man versteht, dass Sehen auch eine Handlung ist." (S. 23) Sie beginnt also, wenn sich das Publikum im Theater als als gleichberechtigte Instanz begreift. Im Text "Die Paradoxa der politischen Kunst" geht Ranciere von einem vorherrschenden "padagogischen Modell der Wirksamkeit der Kunst" (S. 66) aus, welches versucht, die Trennung von Kunst und Leben aufzuheben. Dieses verdeckt jedoch die eigentliche politische Wirksamkeit von Kunst, da es einer "reprasentativen Logik" (S. 81) verhaftet ist. Die eigentliche "Politik der Kunst" (S. 80) begrunde sich durch die Verflechtung dreier Logiken: der "asthetischen Wirksamkeit" (S. 69), welche ihre Realisation gerade in der Trennung verschiedener sinnlicher Formen findet; der "Arbeit der Fiktion" (S. 79), welche Normen des Sicht- oder Sagbaren verandert; und der "metapolitischen Strategie" (S. 80), die die Formen sinnlicher Erfahrung radikal verandern will. Anhand mehrerer Beispiele verweist Ranciere auf asthetische Bruche und Distanzen, welche er mit seinem Dissens-Begriff ubersetzt und somit zur Grundvoraussetzung politischer Kunst werden lasst. Schlussendlich merkt er an, dass es keine Modelle gabe, die beschreiben, wie Kunst zur politischen Kunst werden kann. Jedoch gabe es durch Veranderung und Dynamik unserer Wahrnehmung Moglichkeiten neuer Formen politischer Subjektivierung. Eine durchaus berechtigte Hypothese, die allerdings das Wissen um Ranciere'sche Termini voraussetzt, welche sich 'unwissende' RezipientInnen erst anzueignen haben. "Was macht ein Bild unertraglich?" Dieser Frage geht Ranciere in einem weiteren Text nach und verweist dabei auf die eigene Schuldigkeit der BetrachterInnen, welche die politische Wirksamkeit begunstige. Im weiteren Verlauf seiner Ausfuhrungen diskutiert der Autor verschiedene Werke und deren Strategien, eine solche Unertraglichkeit, eine solche Politik zu gestalten. Ob die Bemuhungen der Kunstler fruchten, ist bedauerlicherweise nicht klar erkennbar. Konkreter ist Rancieres Verhandlung der Undarstellbarkeit von Barbareien wie zum Beispiel der 'Shoah'. Hier kommt er zum Schluss, dass die politischste Form nicht die direkte Reprasentation, sondern die Metonymie ist, "die die Wirkung an Stelle der Ursache oder den Teil fur das Ganze zeigt" (S. 116). Was das nun eigentlich Unertragliche der Bilder ist, bleibt leider weiterhin offen; geklart wird allerdings, dass Kunstwerke die Moglichkeit haben, "andere Wirklichkeiten, andere Formen des Gemeinsinns zu erzeugen" (S. 120). Ein Potential, welches Ranciere mit dem Begriff der "Fiktion" (S. 120) ubersetzt. Der letzte Teil des Buches, "Das nachdenkliche Bild", stellt einen kritischen Umgang mit einigen fototheoretischen Paradigmen dar. Vor allem Roland Barthes' Ausfuhrungen uber 'punctum' und 'studium' sind Mittelpunkt der Analyse. Ranciere verortet dabei eine Nachdenklichkeit des Bildes nicht so sehr in diesen beiden Funktionen, sondern in der "Eigenschaft…
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von Alexander Dibiasi "The ambition of this book is to show how we can learn from the political t... more von Alexander Dibiasi "The ambition of this book is to show how we can learn from the political theories in these myths" (S. 2). Gemeint sind hier jene, vor allem durch Kino, Literatur und Fernsehen produzierten (politischen) Mythen, die den Alltag ihrer Rezipientinnen und
Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung-keine Bearbeitung) zur Verfü... more Dieser Text wird unter einer Deposit-Lizenz (Keine Weiterverbreitung-keine Bearbeitung) zur Verfügung gestellt. Gewährt wird ein nicht exklusives, nicht übertragbares, persönliches und beschränktes Recht auf Nutzung dieses Dokuments. Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen, nicht-kommerziellen Gebrauch bestimmt. Auf sämtlichen Kopien dieses Dokuments müssen alle Urheberrechtshinweise und sonstigen Hinweise auf gesetzlichen Schutz beibehalten werden. Sie dürfen dieses Dokument nicht in irgendeiner Weise abändern, noch dürfen Sie dieses Dokument für öffentliche oder kommerzielle Zwecke vervielfältigen, öffentlich ausstellen, aufführen, vertreiben oder anderweitig nutzen. Mit der Verwendung dieses Dokuments erkennen Sie die Nutzungsbedingungen an. This document is made available under a Deposit License (No Redistribution-no modifications). We grant a non-exclusive, non-transferable, individual, and limited right for using this document. This document is solely intended for your personal, non-commercial use. All copies of this documents must retain all copyright information and other information regarding legal protection. You are not allowed to alter this document in any way, to copy it for public or commercial purposes, to exhibit the document in public, to perform, distribute, or otherwise use the document in public. By using this particular document, you accept the conditions of use stated above.
Die Diplomarbeit beschaftig sich ganz allgemein gesagt mit der Verbreitung politischer Inhalte du... more Die Diplomarbeit beschaftig sich ganz allgemein gesagt mit der Verbreitung politischer Inhalte durch das Tragermedium Film. Aufgrund der uberaus vielseitigen Moglichkeiten des Films, politisch wirksam zu sein, gelangen hier zwei vollig verschiedene theoretische Ansatze zur Anwendung. Eine erste Untersuchungsmethode bilden politik-philosophische aber auch politik-asthetische Uberlegungen des franzosischen Philosophen Jacques Rancieres. Um dem Leser das, fur die spatere Analyse notige, Basiswissen zur Verfugung zu stellen, beschaftigt sich der erste Theorieteil dieser Arbeit deshalb ausschlieslich mit Rancierschen Theoremen. Der zweite theoretische Teil grundet dann uberwiegend auf filmwissenschaftlichen Uberlegungen und prasentiert verschiedenste Faktoren und Elemente die einen Film zum Politischen machen konnen. Um aufzuzeigen warum sich gerade Comicverfilmungen als Analysegrundlagen fur diese beiden Theoriegebilde eignen, beschaftigt sich ein dritter theoretischer Teil mit idiosynk...
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Der Aufsatz beschäftigt sich mit zwei unterschiedlichen Auffassungen von Politik, nämlich jener v... more Der Aufsatz beschäftigt sich mit zwei unterschiedlichen Auffassungen von Politik, nämlich jener von Jacques Rancière einerseits und einer allgemein gebräuchlichen andererseits, sowie ihrer kombinierten Verwendung zur Untersuchung politischer Vermittlung im Kino. Ein Zusammendenken zweier divergierender Politikbegriffe, welches zu einer umfassenderen Analyse politischer Inhalte beitragen kann. ANhand der beiden Comicverfilmungen THE DARK KNIGHT (USA/GB 2008) und X-MEN: THE LAST STAND (CDN/USA 2006) wird eine solche dann, in prägnanter Form, praktisch umgesetzt. Auf einen Verweis auf die politische Relevanz von Comicverfilmungen wird dabei nicht verzichtet.
Wo Monster die Guten und neurotische Jungen Helden sind, wo Gesetze gebrochen werden um sie zu sc... more Wo Monster die Guten und neurotische Jungen Helden sind, wo Gesetze gebrochen werden um sie zu schützen und Terrorismus zur Wohltat wird, wo Tiere sprechen und Menschen schweigen - das ist die Welt der Comicverfilmungen. "Wolverine wird Abgeordneter" widmet sich diesen und beleuchtet ihr politisches Potential. Gearbeitet wird dabei mit zwei unterschiedlichen Ansätzen. So entsteht durch das Zusammendenken zweier Politikbegriffe, eines allgemein Gebräuchlichen sowie jenem des französischen Philosophen Jacques Rancière, eine umfassende Analyse der politischen Inhalte dieser Filme.