Stephanie Marx | University of Vienna (original) (raw)
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Papers by Stephanie Marx
Literatur und Care, 2023
Einleitung zum Buch "Literatur und Care", dessen Beiträge sich mit den Genres, ästhetischen Forme... more Einleitung zum Buch "Literatur und Care", dessen Beiträge sich mit den Genres, ästhetischen Formen und Verfahren für die Literarisierung von Sorge-Verhältnissen beschäftigen: Kochen, putzen, füttern, trösten – kann das Thema von Literatur sein? Was weiß die Literatur über Care-Arbeit und inwiefern adressiert und organisiert sie das Phänomen Care? Wie wird Sorgearbeit dargestellt, wann wird sie ausgeblendet? Welche Formen und Ästhetiken findet die Literatur dafür?
Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2022
This contribution presents a reading of Maria Leitner’s novel "Mädchen mit drei Namen" (1932). Th... more This contribution presents a reading of Maria Leitner’s novel "Mädchen mit drei Namen" (1932). The novel intervenes in the contemporary discourse on the New Woman and extends it by two crucial aspects. First, it documents the desolate living and working conditions of young working women in Berlin in the early 1930s. Second, it addresses these women as potential activists of the workers’ movement. The article investigates whether or under what conditions the literary mobilization of the young generation of women succeeded. The analysis of Leitner’s novel is complemented by examining the discussion of Irmgard Keun’s novel "Gilgi, eine von uns" in the social democratic newspaper "Vorwärts". Drawing on these two exceptional contributions to Weimar’s new generation of women, the article reveals the intricate intertwining of the discourse on their political participation with the ongoing debate about female representations in the mass media.
Undercurrents. Forum für linke Literaturwissenschaft, 2020
Einst Königsdisziplin des Journalismus ist die Reportage dieser Tage in Verruf geraten. Aufgrund ... more Einst Königsdisziplin des Journalismus ist die Reportage dieser Tage in Verruf geraten. Aufgrund ihrer erzählerischen Verfasstheit wird ihr vorgeworfen, dass sie die Verfälschung von Fakten geradezu forciere, dass sie zu literarisch sei. Tatsächlich hat die Reportage vielfach Eingang in die Literatur gefunden, doch ist sie auch hier nicht nur mit offenen Armen empfangen worden. Linke Intellektuelle der Zwischenkriegszeit haben sich vehement gegen ihre Adaption für die Literatur ausgesprochen - weil sie zu berichtend sei. Dieser doppelten Kritik an der Reportage - als zu berichtend und zu literarisch - wird im Beitrag nachgegangen und danach gefragt, ob die Gebrauchsgattung Reportage in Zeiten von Fake-News und Wahrheitskrise überhaupt noch für irgendetwas zu gebrauchen ist.
Einleitung: Roland Barthes' Antiphilosophie "Antiphilosophie" zeichnet sich nach Alain Badiou dad... more Einleitung: Roland Barthes' Antiphilosophie "Antiphilosophie" zeichnet sich nach Alain Badiou dadurch aus, dass sie zwei Dinge über das Philosophieren explizit macht, die die normalbetriebliche Philosophie beständig verdrängt. 1 Erstens erinnern Antiphilosoph_innen daran, dass das Philosophieren immer angesichts einer ganz und gar spezifischen Gegenwart erfolgt: Auch wenn die Philosophie beansprucht, zeitlose Wahrheiten zu verkünden und mit der eigenen Rede außerhalb der Geschichte zu stehen, setzt das Denken doch voraus, zunächst Subjekt einer außerordentlichen Erfahrung oder eines einzigartigen Ereignisses zu sein. Dabei kann es sich nach Badiou um radikale politische, künstlerische und wissenschaftliche Umwälzungen, aber auch um die erschütternde Erfahrung der Liebe handeln. 2 Der zweite Aspekt, den die Antiphilosophie hervorhebt, ist, dass sich philosophisches Sprechen immer im eigenen Namen vollzieht. Im Gegensatz zur konventionellen Rhetorik des philosophischen Diskurses, die das Subjekt durchstreicht, um das Allgemeine zu thematisieren, sprechen Antiphilosoph_innen nach Badiou dezidiert und ausdrücklich im eigenen Namen. Sie machen damit deutlich, dass Denker_innen stets in dem gegenwärtig sind, was sie sagen. 3
Yearbook for European Jewish Literature Studies, 2019
Der Beitrag beschäftigt sich mit Fred Wanders Roman Hôtel Baalbek (1991). Mit Rekurs auf Wanders ... more Der Beitrag beschäftigt sich mit Fred Wanders Roman Hôtel Baalbek (1991). Mit Rekurs auf Wanders Korrespondenz mit dem Aufbau Verlag wird der literarischen bzw. literaturgeschichtlichen Besonderheit nachgegangen, dass im Roman das Erzählen vom Exil und das Erzählen von der Shoah miteinander verbunden werden. Dadurch kann Wander an keine literarischen Konventionen anschließen – eine Schwierigkeit, die sich insbesondere in der Verlagskorrespondenz zeigt. Gleichzeitig werden in Hôtel Baalbek Darstellungsformen des Exils erweitert und neu akzentuierte Erzählweisen von der Shoah realisiert. Aufgrund der spezifischen zeitlichen und räumlichen Konstellation im Roman kann der Erzähler neben seinem Sprechen als Zeuge eine weitere erzählerische Aufgabe übernehmen: Er stellt sein Erzählen in den Dienst der Überlieferung.
Book Reviews by Stephanie Marx
Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und Widerstands. 37. Jg., 2020
Rezension von "Die Träume der Märtyrer. Menschenschicksale in Ungarn und Amerika. Erzählt von Mar... more Rezension von "Die Träume der Märtyrer. Menschenschicksale in Ungarn und Amerika. Erzählt von Maria Leitner und Johann Lékai/John Lassen". Herausgegeben von Helga und Wilfried Schwarz. Bodenburg: Verlag Edition AV 2020.
Drafts by Stephanie Marx
Literary Representations of Precarious Work, 1840 to the Present, 2022
My paper presents a reading of Maria Leitner’s reportage novel Hotel Amerika (1930). The book foc... more My paper presents a reading of Maria Leitner’s reportage novel Hotel Amerika (1930). The book focuses on the workers in a large luxury hotel in 1920s New York and offers detailed descriptions of their everyday life. In addition to this realistic portrayal, the novel features the themes of protest and resistance, concentrating primarily on their failure. I will argue that this failure is due to the precarious governance within the microcosm of Hotel Amerika. By bringing Leitner’s book into dialogue with the modern concept of precarity, I will point out her innovative way of dealing with the pressing problems of the Weimar Republic, thus highlighting how literature can provide a crucial commentary on political debates.
Literatur und Care, 2023
Einleitung zum Buch "Literatur und Care", dessen Beiträge sich mit den Genres, ästhetischen Forme... more Einleitung zum Buch "Literatur und Care", dessen Beiträge sich mit den Genres, ästhetischen Formen und Verfahren für die Literarisierung von Sorge-Verhältnissen beschäftigen: Kochen, putzen, füttern, trösten – kann das Thema von Literatur sein? Was weiß die Literatur über Care-Arbeit und inwiefern adressiert und organisiert sie das Phänomen Care? Wie wird Sorgearbeit dargestellt, wann wird sie ausgeblendet? Welche Formen und Ästhetiken findet die Literatur dafür?
Österreichische Zeitschrift für Geschichtswissenschaften, 2022
This contribution presents a reading of Maria Leitner’s novel "Mädchen mit drei Namen" (1932). Th... more This contribution presents a reading of Maria Leitner’s novel "Mädchen mit drei Namen" (1932). The novel intervenes in the contemporary discourse on the New Woman and extends it by two crucial aspects. First, it documents the desolate living and working conditions of young working women in Berlin in the early 1930s. Second, it addresses these women as potential activists of the workers’ movement. The article investigates whether or under what conditions the literary mobilization of the young generation of women succeeded. The analysis of Leitner’s novel is complemented by examining the discussion of Irmgard Keun’s novel "Gilgi, eine von uns" in the social democratic newspaper "Vorwärts". Drawing on these two exceptional contributions to Weimar’s new generation of women, the article reveals the intricate intertwining of the discourse on their political participation with the ongoing debate about female representations in the mass media.
Undercurrents. Forum für linke Literaturwissenschaft, 2020
Einst Königsdisziplin des Journalismus ist die Reportage dieser Tage in Verruf geraten. Aufgrund ... more Einst Königsdisziplin des Journalismus ist die Reportage dieser Tage in Verruf geraten. Aufgrund ihrer erzählerischen Verfasstheit wird ihr vorgeworfen, dass sie die Verfälschung von Fakten geradezu forciere, dass sie zu literarisch sei. Tatsächlich hat die Reportage vielfach Eingang in die Literatur gefunden, doch ist sie auch hier nicht nur mit offenen Armen empfangen worden. Linke Intellektuelle der Zwischenkriegszeit haben sich vehement gegen ihre Adaption für die Literatur ausgesprochen - weil sie zu berichtend sei. Dieser doppelten Kritik an der Reportage - als zu berichtend und zu literarisch - wird im Beitrag nachgegangen und danach gefragt, ob die Gebrauchsgattung Reportage in Zeiten von Fake-News und Wahrheitskrise überhaupt noch für irgendetwas zu gebrauchen ist.
Einleitung: Roland Barthes' Antiphilosophie "Antiphilosophie" zeichnet sich nach Alain Badiou dad... more Einleitung: Roland Barthes' Antiphilosophie "Antiphilosophie" zeichnet sich nach Alain Badiou dadurch aus, dass sie zwei Dinge über das Philosophieren explizit macht, die die normalbetriebliche Philosophie beständig verdrängt. 1 Erstens erinnern Antiphilosoph_innen daran, dass das Philosophieren immer angesichts einer ganz und gar spezifischen Gegenwart erfolgt: Auch wenn die Philosophie beansprucht, zeitlose Wahrheiten zu verkünden und mit der eigenen Rede außerhalb der Geschichte zu stehen, setzt das Denken doch voraus, zunächst Subjekt einer außerordentlichen Erfahrung oder eines einzigartigen Ereignisses zu sein. Dabei kann es sich nach Badiou um radikale politische, künstlerische und wissenschaftliche Umwälzungen, aber auch um die erschütternde Erfahrung der Liebe handeln. 2 Der zweite Aspekt, den die Antiphilosophie hervorhebt, ist, dass sich philosophisches Sprechen immer im eigenen Namen vollzieht. Im Gegensatz zur konventionellen Rhetorik des philosophischen Diskurses, die das Subjekt durchstreicht, um das Allgemeine zu thematisieren, sprechen Antiphilosoph_innen nach Badiou dezidiert und ausdrücklich im eigenen Namen. Sie machen damit deutlich, dass Denker_innen stets in dem gegenwärtig sind, was sie sagen. 3
Yearbook for European Jewish Literature Studies, 2019
Der Beitrag beschäftigt sich mit Fred Wanders Roman Hôtel Baalbek (1991). Mit Rekurs auf Wanders ... more Der Beitrag beschäftigt sich mit Fred Wanders Roman Hôtel Baalbek (1991). Mit Rekurs auf Wanders Korrespondenz mit dem Aufbau Verlag wird der literarischen bzw. literaturgeschichtlichen Besonderheit nachgegangen, dass im Roman das Erzählen vom Exil und das Erzählen von der Shoah miteinander verbunden werden. Dadurch kann Wander an keine literarischen Konventionen anschließen – eine Schwierigkeit, die sich insbesondere in der Verlagskorrespondenz zeigt. Gleichzeitig werden in Hôtel Baalbek Darstellungsformen des Exils erweitert und neu akzentuierte Erzählweisen von der Shoah realisiert. Aufgrund der spezifischen zeitlichen und räumlichen Konstellation im Roman kann der Erzähler neben seinem Sprechen als Zeuge eine weitere erzählerische Aufgabe übernehmen: Er stellt sein Erzählen in den Dienst der Überlieferung.
Zwischenwelt. Zeitschrift für Kultur des Exils und Widerstands. 37. Jg., 2020
Rezension von "Die Träume der Märtyrer. Menschenschicksale in Ungarn und Amerika. Erzählt von Mar... more Rezension von "Die Träume der Märtyrer. Menschenschicksale in Ungarn und Amerika. Erzählt von Maria Leitner und Johann Lékai/John Lassen". Herausgegeben von Helga und Wilfried Schwarz. Bodenburg: Verlag Edition AV 2020.
Literary Representations of Precarious Work, 1840 to the Present, 2022
My paper presents a reading of Maria Leitner’s reportage novel Hotel Amerika (1930). The book foc... more My paper presents a reading of Maria Leitner’s reportage novel Hotel Amerika (1930). The book focuses on the workers in a large luxury hotel in 1920s New York and offers detailed descriptions of their everyday life. In addition to this realistic portrayal, the novel features the themes of protest and resistance, concentrating primarily on their failure. I will argue that this failure is due to the precarious governance within the microcosm of Hotel Amerika. By bringing Leitner’s book into dialogue with the modern concept of precarity, I will point out her innovative way of dealing with the pressing problems of the Weimar Republic, thus highlighting how literature can provide a crucial commentary on political debates.