Moritz Kaposi: Wer war der Mann hinter dem Sarkom? (original) (raw)
Ärzte Zeitung, 06.03.2002 |
Heute vor 100 Jahren starb der Dermatologe und Syphilis-Forscher in Wien
Eigentlich hieß er Moriz Kohn, doch als er zum Katholizismus übertrat, nannte er sich nach seinem ungarischen Heimatort Kaposvár: Moritz Kaposi. Dieser Name hat in den letzten 20 Jahren traurige Bekanntheit erlangt, als das nach ihm benannte, zunächst seltene Sarkom auf einmal häufig war, als Begleiterkrankung bei AIDS. 1872 hat der Dermatologe als erstes das Kaposi-Sarkom beschrieben. Sonst weiß man gemeinhin nicht viel von Moritz Kaposi, der heute vor 100 Jahren in Wien gestorben ist. Wer war der Mann hinter dem Sarkom?
Habilitation für das Fach "Dermatologie und Syphilis"
Kaposi wurde am 23. Oktober 1837 geboren und studierte in Wien Medizin. 1866 habilitierte er sich für das Fach "Dermatologie und Syphilis", wie es damals hieß. Kaposi hatte entscheidenden Einfluß auf die histopathologische Erforschung der Hautkrankheiten. So war er der erste, der die Anatomie des Lichen scrofolosorum und des Lupus erythematodes bearbeitete. 1875 wurde Kaposi zum Professor an der Uni Wien ernannt, nach dem Tode seines Chefs Ferdinand von Hebra, dessen Tochter er auch geheiratet hatte, wurde er 1881 Vorstand der Universitätsklinik und der Abteilung für Hautkranke im Allgemeinen Krankenhaus.
Kaposi veröffentlichte wichtige Bücher, nicht nur für Dermatologen. So verfaßte er zusammen mit Hebra ein "Lehrbuch der Hautkrankheiten" (1872 bis 1878). Sein Hauptwerk, das 810 Seiten dicke Buch "Pathologie und Therapie der Hautkrankheiten in Vorlesungen für praktische Ärzte und Studierende", dessen Erstauflage 1880 erschien, zählt zu den bedeutendsten Werken in der Dermatologie und wurde ins Französische, ins Russische und ins Englische übersetzt. Und 1898 bis 1902 veröffentlichte er den mit 242 chromolithographischen Tafeln versehenen "Handatlas der Hautkrankheiten". Insgesamt stammen über 150 Publikationen aus Kaposis Feder.
Auch über Syphilis und andere Geschlechtskrankheiten arbeitete er weiter, obwohl das eigentlich nicht mehr in seinen Bereich fiel. Denn an der Uni gab es damals auch eine Klinik für Geschlechtskrankheiten.
"Einer der größten Förderer der Dermatologie"
So forschte Kaposi über Pathologie und Therapie der Geschlechtskrankheiten. Die Ergebnisse seiner wissenschaftlichen Arbeiten zur Syphilis faßte er dann 1881 im Lehrbuch "Pathologie und Therapie der Syphilis" zusammen. Außerdem machte er auf die gesundheitlichen und die sittlichen Gefahren der Prostitution aufmerksam.
Am 6. März 1902 starb Kaposi. "Während sein Lehrer Hebra als Vater der Dermatologie bezeichnet wird, gilt Kaposi als einer ihrer größten Förderer", wird er in der "Neuen Deutschen Biographie" von 1977 gewürdigt. "Er stellte die Dermatologie vollends auf die pathologisch-anatomische Basis." Ursula Gräfen