Geschichte Augsburg, St. Ulrich und Afra Augsburg (original) (raw)

Geschichte
St. Ulrich und Afra - Keimzelle des Christentums in Augsburg"Gelangst Du nach Augsburg, wo Wertach und Lech zusammenflie�en, so kannst Du dort die Gebeine der M�rtyrerin Afra verehren. Wenn Dir der Baier den Weg nicht versperrt (...) ziehe �ber die Alpen" - so schreibt der kundige Venantius Fortunatus in seinem Reisef�hrer f�r Pilger um das Jahr 565. Die R�merin Afra erlitt gem�� der �berlieferung um das Jahr 304 f�r ihr christliches Bekenntnis den Martertod. Ihre Grabkapelle z�hlte zu den �ltesten christlichen Kultst�tten n�rdlich der Alpen. Wohl sehr fr�h bildete sich bei St. Afra eine Gemeinschaft von Klerikern. Ob es sich dabei um ein Kloster gem�� der Regel des hl. Benedikt handelte, ist fraglich. Im 10. Jahrhundert bildete dieses "monasterium" eine Gemeinschaft mit dem Domkapitel. Nach der Zerst�rung durch die Ungarn 955 errichtete Bischof Ulrich eine neue Afrakirche, in der er 973 auch seine Grablege fand. Nach der Heiligsprechung Ulrichs im Jahr 993 erhielt die Stiftskirche das Patrozinium St. Ulrich und Afra. Die Reliquien dieser und anderer Heiliger, insbesondere das von einer prachtvollen gotischen Goldschmiedearbeit umh�llte Brustkreuz des hl. Ulrich, bilden bis heute an Ort und Stelle einen kunsthistorischen und religi�sen Schatz. Hohe Wertsch�tzung genoss die Kirche bei dem sp�teren Kaiser Heinrich II. dem Heiligen. Er veranlasste 1002 hier eine Teilbestattung, n�mlich der Eingeweide, des Kaisers Otto III. und schenkte dem Stift umfangreichen Grundbesitz. Zwischen 1006 und 1012 vollzog Bischof Brun (Bruno), der Bruder Heinrichs II., eine einschneidende Reform. Er holte die bisherigen Stiftsherren in das Domkapitel und berief an ihrer Stelle nach St. Afra die Benediktiner aus der Abtei Tegernsee. Es scheint freilich, dass Brun damit dem Einfluss von St. Ulrich und Afra eher Grenzen setzen wollte. Hierf�r spricht auch die Neugr�ndung des Stifts St. Moritz durch Brun. Zudem verblieb St. Ulrich und Afra bis in das Jahr 1577 rechtlich als Eigenkloster in der Hand der Augsburger Bisch�fe. Embrico, einer der bedeutendsten Bisch�fe der Di�zese Augsburg, errichtete �ber den Gr�bern von Ulrich und Afra von 1064 bis 1071 eine neue gro�e Kirchenanlage. Sie fiel bereits 1183 einem Gro�brand zum Opfer. Die Wirtschaftskraft des Klosters und seinen Rang bezeugt die Weihe eines neuen monumentalen Baus im Jahr 1187 in Anwesenheit des Kaisers Friedrich Barbarossa. Als Ersatz f�r die romanische Kirche errichtete das Kloster ab 1467 einen Neubau im Stil der sp�ten Gotik. Er wurde erst 1597 vollendet und erhielt wenige Jahre sp�ter die bis heute den sehr gro�en und hohen Kirchenraum pr�gende Innenausstattung im Stil der Renaissance. Allein die prachtvolle Sakristei verf�gt �ber die Ausma�e einer kleinen Dorfkirche. Von besonderem Rang war bis zur S�kularisation auch die umfangreiche Bibliothek des Klosters. Die Einf�hrung der Reformation in Augsburg f�hrte 1537 zur Ausweisung der M�nche aus der Stadt. Nach der R�ckkehr aus dem Exil 1548 begann die Abtei, seit 1410 mit dem Recht der Pontifikalien versehen, einen z�hen Kampf um die weltliche Unabh�ngigkeit vom Hochstift. Tats�chlich erlangte St. Ulrich und Afra im Jahr 1577 von Kaiser Rudolf II. den Rang einer freien Reichsabtei. In unmittelbarer Nachbarschaft zum katholischen St. Ulrich und Afra befindet sich die evangelische Ulrichskirche. Ihr Geb�ude entstand 1457 als provisorische Pfarrkirche der Abtei f�r ihren wohl auf das 11. Jahrhundert zur�ckgehenden Pfarrsprengel. Die Kirche wurde nach der Reformation von den Protestanten als Predigthaus �bernommen. Als Kuriosum sei erw�hnt, dass die anwohnenden Katholiken bis ins 19. Jahrhundert in die evangelische Kirche ziehen mussten, um an ihren Taufstein zu gelangen. Rund um die Reichsabtei hatte sich seit dem Mittelalter eine eigene Siedlung, das heutige Ulrichsviertel, gebildet. Dazu kam umfangreicher Besitz au�erhalb der Stadt Augsburg. So besa� St. Ulrich in Bayern bis 1802 die Hofmarken Bergen und Dasing. Infolge sehr schlechter Wirtschaftsf�hrung in der zweiten H�lfte des 18. Jahrhunderts lasteten auf der Reichsabtei um 1800 wahrhaft f�rstliche Schulden. Am 20. Oktober 1802, nur wenige Tage vor der S�kularisation in Augsburg, bat Reichsabt Gregor Sch�ffler das Kurf�rstentum Bayern um Aufnahme als lands�ssiges Kloster. Der Pr�lat wollte so unter Verzicht auf den f�rstlichen Rang wenigstens den Fortbestand seines Konvents sichern. Ab September 1802 hatte ein kleines Kommando kurbayerischer Infanterie die Reichsabtei bereits besetzt, um sie dem Zugriff der Reichsstadt Augsburg zu entziehen. Zum Jahresende 1802 verzichtete das Kurf�rstentum Bayern jedoch auf das Areal und �berlie� es der Landeshoheit der Reichsstadt Augsburg. Die 28 M�nche durften bis auf weiteres im aufgehobenen Kloster wohnen. 1805 errichtete das franz�sische Milit�r in St. Ulrich und Afra ein Lazarett und ein Kriegsgefangenenlager. Nachdem durch �bertragung von Krankheiten sechs Patres, darunter auch der Abt, gestorben waren, �bersiedelte der restliche Konvent in ein Privathaus.1807 �bernahm die k�nigliche bayerische Armee die ehemalige Klosteranlage und nutzte sie als Kavalleriekaserne bis zum Ende des Ersten Weltkriegs. Daran erinnert das gro�e Relief des Kriegerdenkmals f�r das Chevaulegers - Regiment "K�nig" im Vorhof zur Kirche. Die "Ulrichskaserne" wurde 1944 gr��tenteils zerst�rt. Der Rest der alten Klosterbauten wurde erst zwischen 1968 und 1971 abgebrochen. An ihrer Stelle befindet sich seit 1975 das "Haus St. Ulrich" als Akademie und Seelsorgezentrum der Di�zese Augsburg. Die ehemalige Abteikirche wurde 1810 formell zur katholischen Stadtpfarrkirche f�r das Ulrichsviertel und noch einige Zeit von den Benediktinern betreut. Seit 1937 tr�gt St. Ulrich und Afra den Ehrentitel einer P�pstlichen Basilika. Nach schweren Bombensch�den im Zweiten Weltkrieg erfolgte bis 1950 der Wiederaufbau. 1962 wurde die Krypta als Unterkirche neu gestaltet. Sie birgt die Sarkophage der hl. Afra und des hl. Ulrich. ( Christian Lankes )