Sch�ner, gr��er, dichter: Die Gamsbart-Olympiasieger Kult & Brauch Bayern BR (original) (raw)
Sch�ner, gr��er, dichter Die Gamsbart-Olympiasieger
Protestiert hat das IOC, prozessiert hat es, genutzt hat es nix. Die sch�nsten Gamsb�rte d�rfen sich ganz offiziell Olympiasieger nennen. Alle zwei Jahre trifft sich die Elite der Wildbartbinder zum Kr�ftemessen. Dann hei�t es: Wer ist der sch�nste Gamsbart im ganzen Land? Ausrichter der 24. Gamsbart-Olympiade war am Wochenende zum ersten Mal Mittenwald.
Stand: 12.10.2008
Mit einer ganz harmlosen Bemerkung fing alles an: "Da geahts ja zua, wia bei einer Olympiade" hat Kurdirektor Karl Pilz von Bad Goisern 1960 bei einem Gamsbart-Wettbewerb ausgerufen. Und schon war sie geboren, die Gamsbart-Olympiade.
Alle zwei Jahre, allerdings mit ein paar Unterbrechungen, trifft man sich seitdem. Immer abwechselnd in Bad Goisern und Berchtesgaden werden die schönsten Bärte prämiert. Doch den Berchtesgadenern ist der Nachwuchs ausgegangen. Deswegen fand 2008 der Wettbewerb zum erstmal in Mittenwald statt im Rahmen der "10. Ganghofer Hubertuswoche".
Bart statt Binder
Teilnehmen darf jeder traditionell alpenländische Hutschmuck aus dem Haar der Gams, des Rothirsches oder des Dachses. Angetreten wird in verschiedenen Kategorien, Königsklasse ist der Gamsbart mit mindestens 19 Zentimeter Länge. Dass die Bärte prämiert werden und nicht ihre Binder, ist nur fair. Sonst sähe nämlich das Siegertreppchen immer gleich aus. Meisterbinder gibt es im alpenländischen Raum nicht viele: Den Sieg machen in der Regel Eduard Zaiser, Hans Schober und Christian Stieger unter sich aus.
Alte Bekannte und eine Dame auf dem Podest
Insgesamt waren zur 24. Olympiade 90 Bärte in drei Kategorien gemeldet: Gamsbart, Hirschbart und Dachsbart. Das sind die Sieger:
Gamsbärte über 19 cm ("Königsklasse"): Eduard Zaiser aus Steinhaus (Österreich)
Gamsbärte 16 bis 19 cm: Franz Maurer aus Grainau (Deutschland)
Gamsbärte bis 16 cm: Christian Stieger aus Bad Goisern (Österrreich)
Hirschbärte über 16 cm: Johann Schober aus Mittenwald (Deutschland)
Hirschbärte bis 16 cm: Eduard Zaiser aus Steinhaus (Österreich)
Dachsbärte: Gisela Betz aus Amerang (Deutschland)
Und so wird's gemacht
Viel Geschick und Erfahrung braucht man, um einen der ganz großen Bärte zu binden und viel Zeit. Zunächst werden von einem gesunden, vier bis sieben Jahre alten Gamsbock, die Haare entlang der Wirbelsäule - der "Aalstreif" - rasiert. Die Haare werden ausgekämmt, gewaschen, streng in eine Zeitung eingerollt, getrocknet und wieder gewaschen und eingerollt.
In einem speziellen konischen Glasgefäß mit einem Zentimeter Durchmesser stößt der Binder die Haare mit der Spitze nach unten auf und sortiert sie dann in drei, vier Bündel der Länge nach vor. Dann wird's fisselig: Jedes einzelne Haar muss mit dem Fingernagel aussortiert werden. Nur gerade Haare finden Gnade, möglichst dunkel müssen sie sein. Und sie brauchen unbedingt eine helle Spitze, den sogenannten Reif. Der darf aber nicht zu klein und nicht zu groß sein.
Dann wird wieder aufgestoßen und der Länge nach ausgezupft. So entstehen Büschel verschiedener Länge mit 100 bis 200 Haaren, die zusammengebunden werden. Für einen großen schönen Bart benötigt der Binder bis zu 200 Büschel. Das kürzeste Büschel wird um eine "Seele" aus Holz oder Metall gewickelt, nach unten werden dann immer längere Büschel eingebunden. Da ohne Knoten gebunden wird, muss das Binden in einem Zug erfolgen. Deshalb bindet Eduard Zaiser am liebsten zwischen 22.00 und 2.00 Uhr: "Da bin ich ganz allein. Da gibt es nur noch mich und den Bart."
Wer schön sein will, muss zahlen
10 bis 15 Böcke werden für einen Meisterbart benötigt, zwei bis drei Jahre sammelt ein Binder die nötigen Fellteile. Entsprechend teuer ist ein Gamsbart dann auch. 5.000 bis 7.000 Euro müssen Interessenten für ein ganz besonders schönes Stück ausgeben. Gut 100 Stunden Arbeit fordern ihren Preis. Für Anfänger und weniger Betuchte geht's aber eine Nummer kleiner: Ein ordentlicher Gamsbart kostet 800 bis 1.500 Euro. Billiger werden die Gamsbärte auch nicht mehr werden. Wurden in den 1990ger-Jahren auf den Olympiaden noch über 400 Bärte aus Bayern, Tirol, der Schweiz, Südtirol und Slowenien begutachtet, sind es heuer nur noch rund 40.
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