Mainz: Vlexx ist nur bedingt abfahrbereit - Personalmangel beim privaten Bahnbetreiber (original) (raw)

MAINZ - Wenn am 14. Dezember die Fahrpläne gewechselt werden, rollen auch im Regelverkehr die Waggons der Privatbahn Vlexx über die Gleise des Dieselnetzes Südwest. Fest steht bereits, dass einzelne Verbindungen der Strecken Mainz-Worms und Mainz-Kaiserslautern bis Januar 2015 vom Konkurrenten DB Regio betrieben werden.

Es fehlt an Lokführern, wie Christian Siemer, Leiter Tarif und Vertrieb bei Vlexx, bestätigt. Hinzukommen Warnungen der Gewerkschaften über zu kurze Haltezeiten und Sicherheitsrisiken durch eingesetzte Leiharbeiter.

Unter dem Arbeitstitel „Dieselnetz Südwest“ war die Tochter der Netinera Deutschland GmbH angetreten und gewann. Bis 2037 betreibt die in Vlexx umbenannte Privatbahn das sogenannte Los 2 – ein bestimmter Streckenabschnitt – des Dieselnetzes Südwest. 47 Triebfahrzeugführer, wie sie im Fachjargon genannt werden, hat das Unternehmen in neunmonatigen Kursen selbst qualifiziert. Auf die Frage, wie viele Lokführer von der Deutschen Bahn oder anderen Unternehmen zur Privatbahn gewechselt haben, antworten die Vlexx-Verantwortlichen zurückhaltend. „Wir haben uns das definitiv einfacher vorgestellt“, sagt Geschäftsführer Martin Deeken. Denn weil die Deutsche Bahn das Los 1 des Südwestnetzes gewonnen hat, ist der Personalbedarf des Marktführers unverändert.

Konkurrent muss einspringen

120 Triebfahrzeugführer benötigt Vlexx. „Wir werden den Bedarf nicht ganz decken können, werden uns aber entsprechend über Leiharbeitsfirmen absichern“, sagte Deeken im Gespräch mit dieser Zeitung. Doch Vlexx ist offenbar nur bedingt abfahrbereit. Ausgerechnet der Konkurrent und Vorgänger DB Regio muss einspringen und einige Strecken – voraussichtlich – einen Monat länger betreiben, wie Christian Siemer, Leiter Tarif und Vertrieb bei Vlexx, einen Bericht der Rhein-Zeitung bestätigt.

Vlexx ist nicht die erste Privatbahn mit Personalproblemen. Während der Osterfeiertage 2012 musste der ebenfalls vom Mainzer Bahnhof abfahrende Betreiber Trans Regio wegen Personalmangels Züge ausfallen und Ersatzbusse fahren lassen. Auch bei der Deutschen Bahn fehlen nach Ansicht der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mindestens 800 Lokführer. Und der von der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) ausgehandelte Tarif im Hause Vlexx liegt sechs Prozent unter dem der Bahn. Vlexx will dafür mit Jobs in nächster Nähe locken. „In der Region Baumholder und Kirn sind die Leute dankbar, dass sie nicht nach Frankfurt zum Arbeiten fahren müssen“, sagt Siemer, der einst selbst Fahrdienstleiter bei der Bahn war.

Einsatz von Leiharbeitern

Der Arbeitsmarkt für Lokführer ist so leergefegt wie ein Waggon nach der Endstation. Die Unternehmen reagieren mit dem Einsatz von Leiharbeitern. „Die Qualifikationen und Streckenkenntnisse sind kaum zu kontrollieren“, kritisiert der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner anlässlich des Nachhaltigkeitstages der Deutschen Bahn. „Leiharbeitnehmer im Eisenbahnbetrieb bringen generell ein Sicherheitsrisiko mit sich.“

Vlexx widerspricht vehement. „Bei uns besteht kein Sicherheitsrisiko“, betont Vertriebschef Siemer. Zum einen handele es sich bei einem „maßgeblichen Teil“ der Leiharbeiter um Beschäftigte aus Schwesterunternehmen innerhalb des Konzerns. „Überdies werden bei uns Leiharbeiter behandelt wie jeder andere Beschäftigte auch. Sie werden genauso ausgebildet und geprüft wie ihre Kollegen.“ Zudem sei seit diesem Jahr das Vlexx-Sicherheitsmanagement-System vom Eisenbahnbundesamt zertifiziert. Siemer weiter: „Alle Beschäftigten werden nach gleichen Standards ausgewählt, ausgebildet, eingearbeitet und überwacht.“

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