Erzählung (Textsorte) | Bedeutung, Merkmale und Beispiele (original) (raw)

Als Erzählung werden nach einem allgemeinen Verständnis sämtliche Texte der Epik bezeichnet und demnach alle Werke, welche sich durch einen Erzähler auszeichnen (vgl. Erzählperspektive) und sich insofern vom Drama und der Lyrik abgrenzen lassen. Zumeist werden epische Texte in Prosa verfasst, auch wenn es Beispiele gibt, die auf Versen beruhen. Folglich ist die Erzählung dann ein Oberbegriff für Romane, Novellen, Kurzgeschichten, Anekdoten, Märchen etc. Im Speziellen ist mit dem Begriff aber eine ganz bestimmte Gattung gemeint, deren Merkmale allerdings nicht eindeutig zu benennen sind. Als wesentlich gilt, dass es sich um eine eher kurze Geschichte handelt, die zumeist eine klare Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss aufweist sowie eine überschaubare Handlung zeigt, wodurch sie sich vom verschachtelten Roman abgrenzt, wobei sie nicht die scharfen Kriterien von Novellen und Kurzgeschichten erfüllt. Der Handlungsverlauf wird meist aus einer Erzählperspektive und chronologisch erzählt. Rückblenden werden eher durch Erinnerungen oder Briefe realisiert.

Begriff

Das Nomen Erzählung leitet sich vom Verb erzählen ab. Das Verb erzählen geht auf das mittelhochdeutsche Wort erzeln, auch erzellen, zurück. Dieses bedeutete ursprünglich aufzählen oder berichten. Folglich handelt es sich hierbei grundsätzlich um die Wiedergabe eines Geschehens in schriftlicher sowie mündlicher Form. Jemand erzählt einen Inhalt und das Ergebnis wird allgemein als Geschichte oder eben Erzählung bezeichnet.

In Bezug auf die Literatur meint der Begriff aber nicht nur den Tatbestand, dass eine Person etwas erzählt, sondern auch, dass diese Geschichte zumeist fiktional, also nicht real ist. Dies gilt auch, wenn der Erzähler im Text beteuert, dass alles, was er sagt, wahr sei. Allgemein meint der Begriff demnach einen Oberbegriff für literarische Texte der Epik und außerdem ein Genre, das aber nur wenige eindeutige Merkmale aufweist.

Dennoch lässt sich festhalten, dass die Erzählung ein mittellanger Text ist, der in der Regel chronologisch erzählt wird, also ohne Vorgriffe und Rückblenden funktioniert und sich meist ganz eindeutig in eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss einteilen lässt, wobei im Laufe der Geschichte Spannung aufgebaut wird, die im Hauptteil ihren Höhepunkt erreicht, um dann im Schluss abzufallen (vgl. Spannungsbogen).Der grundsätzliche Aufbau einer Erzählung

Wie bereits beschrieben, gibt es nur sehr wenige Merkmale, die sich auf jeglichen Text der Gattung anwenden lassen. Darüber hinaus wird der Begriff mitunter für sämtliche Texte der Epik verwendet, weshalb eine ganz genaue Einordnung äußerst schwierig ist. Nachfolgend finden Sie den Versuch, die wesentlich Merkmale, die für die meisten Erzählung gelten und somit oft anwendbar sind, aufzulisten.

Übersicht: Die wesentlichen Merkmale der Textsorte im Überblick



Aufbau einer Erzählung (Deutschunterricht)

Wie beschrieben, unterteilt sich die lineare Handlung einer solchen Geschichte zumeist in eine eindeutige Einleitung, einen klaren Hauptteil sowie einen ganz offensichtlichen Schluss. Grundsätzlich können diese Teile recht frei gestaltet werden. Allerdings werden diesen Abschnitten vor allem im Deutschunterricht bestimmte Funktionen zugesprochen. Nachfolgend werden diese erläutert.

In der Einleitung wird grundsätzlich festgelegt, in welcher Zeitform der Text erzählt wird. Hierbei wird sich zumeist für das Präteritum oder das Präsens entschieden. Weiterhin finden sich in der Einleitung eindeutige Hinweise, welche Erzählperspektive den nachfolgenden Text grundsätzlich bestimmen wird. Weiterhin werden hier wesentliche Fragen geklärt, welche für das Verständnis der Erzählung notwendig sind. Hierbei gibt es Informationen zu Ort und Zeit der folgenden Ereignisse sowie über die Vorgeschichte, die für die Geschichte wesentlich sein kann. Die Einleitung ähnelt demnach der Exposition im Drama (vgl. Peripetie).

Der Hauptteil hat grundsätzlich zwei Aufgaben. So soll er die Spannung vorantreiben und das Wesentliche der Geschichte erzählen. So finden sich hier einerseits Informationen über die Aktivitäten der Protagonisten und andererseits der eigentliche Kern der Erzählung. Hier wird das Eigentliche erzählt, also das, worum es überhaupt geht. Rückblenden und Vorgriffe werden meist durch Träume, Erinnerungen oder Briefe realisiert. Weiterhin erreicht die Spannung der Geschichte im Hauptteil ihren Höhepunkt (vgl. Spannungskurve).

Der Schluss kann entweder offen oder geschlossen sein. Ist dieser geschlossen, wird der Konflikt, der die Erzählung bestimmte, aufgelöst und letzten Endes geklärt, wodurch die Spannung fällt. Ist er offen, nähert sich die Erzählung wiederum der Kurzgeschichte, wodurch die Spannung eher aprupt abgebrochen wird.

Beispiel-Erzählungen (Auswahl)


Kurzübersicht: Das Wichtigste im Überblick