Kasus - Die 4 Fälle im Deutschen (original) (raw)
Als Kasus werden die 4 Fälle im Deutschen bezeichnet. Das sind Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ. Dabei zeigt der Kasus an, welche Beziehung das Nomen zu den anderen Elementen im Satz hat. Das Nomen, dessen Begleiter (Artikel) sowie Stellvertreter (Pronomen) werden an den Kasus angepasst. Das nennt man Deklination. Nomen, Artikel und Pronomen werden also je nach Funktion dekliniert.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Wofür braucht man den Kasus?
- 2 Die 4 Fälle im Deutschen
- 2.1 1. Fall: Nominativ
* 2.1.1 Artikel und Adjektive im Nominativ
* 2.1.2 Pronomen im Nominativ - 2.2 2. Fall: Genitiv
* 2.2.1 Artikel und Adjektive im Genitiv
* 2.2.2 Pronomen im Genitiv - 2.3 3. Fall: Dativ
* 2.3.1 Artikel und Adjektive im Dativ
* 2.3.2 Pronomen im Dativ - 2.4 4. Fall: Akkusativ
* 2.4.1 Artikel und Adjektive im Akkusativ
* 2.4.2 Pronomen im Akkusativ
- 2.1 1. Fall: Nominativ
- 3 Reihenfolge der Kasus im Deutschen
Wofür braucht man den Kasus?
Um den Sinn und Zweck der Kasus zu verstehen, ist es sinnvoll, einmal auf einen Satz zu schauen, dessen Glieder nicht dekliniert sind. Hierbei fällt auf, dass die einzelnen Fälle nicht nur eine Funktion haben, sondern dafür verantwortlich sind, dass wir uns verstehen. Ein Satz, der darauf verzichtet, ist nicht verständlich.
Nicht dekliniert: Die Frau der Bruder geben die Tochter der Pfarrer der Hut.
Dekliniert: Die Frau des Bruders gibt der Tochter des Pfarrers den Hut.
Im ersten Satz wurden die einzelnen Satzglieder nicht dekliniert und folglich auch nicht an die jeweiligen Fälle angepasst. Es fällt auf, dass der Satz nicht verständlich ist und die korrekte Anwendung der 4 Fälle wesentlich ist, um das Deutsche zu verstehen.
Die Deklination ermöglicht es also, die Beziehung der Nomen zu den Elementen des Satzes zu verdeutlichen. Richtig dekliniert, ist das Ganze allerdings eindeutig.
Nominativ + Genitiv | Prädikat | Dativ + Genitiv | Akkusativ |
---|---|---|---|
Die Frau des Bruders | gibt | der Tochter des Pfarrers | den Hut. |
Im Deutschen gibt es 4 Fälle. Namentlich sind dies Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ. Alle 4 Fälle lassen sich mit W-Fragen erfragen. Wer den Satz korrekt umstellt, findet schnell heraus, in welchem Kasus Subjekt und Objekt im Satz stehen. Es verhält sich so, dass das Subjekt des Satzes stets im Nominativ steht, wohingegen das Objekt entweder im Genitiv, Dativ oder Akkusativ steht.
_Kasus-Frage_Kasus | _Wer oder Was?_Nominativ 1. Fall | _Wessen?_Genitiv 2. Fall | _Wem?_Dativ 3. Fall | _Wen oder Was?_Akkusativ 4. Fall |
---|---|---|---|---|
maskulin männlich | der Vaterein Vater | des Vaterseines Vaters | dem Vatereinem Vater | den Vatereinen Vater |
feminin weiblich | die Muttereine Mutter | der Muttereiner Mutter | der Muttereiner Mutter | die Muttereine Mutter |
neutral sächlich | das Kindein Kind | des Kindeseines Kindes | dem Kindeinem Kind | das Kindein Kind |
Plural Mehrzahl | die Eltern | der Eltern | den Eltern | die Eltern |
1. Fall: Nominativ
Der Nominativ ist die Grundform des Nomens, auch Substantiv, und in Bezug auf die Deklination der 1. Kasus im Deutschen. In einem deutschen Satz steht das Subjekt des Satzes stets im Nominativ. Das Nominativ wird außerdem als Wer-Fall oder 1. Fall bezeichnet.
Der Nominativ lässt sich mittels Wer / Was? erfragen. Dafür greifen wir uns aus einem beliebigen Satz ein Nomen heraus und versuchen, nach diesem mittels Wer / Was zu fragen. In der Praxis sieht das so aus:
Der Vater schießt ein Tor!
Wer oder was schießt ein Tor? Der Vater!
Steht ein Nomen im Nominativ, müssen die dazugehörigen Satzglieder dekliniert werden. Die Begleiter des Nomens (Artikel) sowie die Pronomen passen sich dem Nomen, das im Nominativ steht, folgendermaßen an:
Artikel und Adjektive im Nominativ
bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel,Possessivartikel (dein …) | kein Artikel | |
---|---|---|---|
maskulin männlich | der liebe Bruder | ein lieber Bruder | lieber Bruder |
feminin weiblich | die liebe Schwester | eine liebe Schwester | liebe Schwester |
neutral sächlich | das liebe Kind | ein liebes Kind | liebes Kind |
Plural Mehrzahl | die lieben Eltern | deine lieben Eltern | liebe Eltern |
Pronomen im Nominativ
Personalpronomen | Possessivpronomen (Begleiter) | Possessivpronomen (Ersatz) | ||||
---|---|---|---|---|---|---|
maskulinneutral | femininPlural | maskulin | neutral | femininPlural | ||
1. Person Singular | ich | mein | meine | meiner | meins | meine |
2. Person Singular | du | dein | deine | deiner | deins | deine |
3. Person Singular (m) | er | sein | seine | seiner | seins | seine |
3. Person Singular (f) | sie | ihr | ihre | ihrer | ihr(e)s | ihre |
3. Person Singular (n) | es | sein | seine | seiner | seins | seine |
1. Person Plural | wir | unser | unsere | uns(e)rer | unseres | unsere |
2. Person Plural | ihr | euer | eure | eu(e)rer | eures | eure |
3. Person Plural | sie | ihr | ihre | ihrer | ihr(e)s | ihre |
2. Fall: Genitiv
Der Genitiv ist der 2. Kasus und wird gebraucht, um Zugehörigkeiten anzuzeigen. Weiterhin steht der Genitiv nach einigen Adjektiven, Präpositionen sowie Verben. Im Genitiv können die Objekte eines Satzes stehen (Genitivobjekt). Außerdem wird der Genitiv als 2. Fall oder Wessen-Fall bezeichnet.
Der Genitiv lässt sich mittels Wessen? erfragen. Dafür greifen wir uns aus einem beliebigen Satz ein Nomen heraus und versuchen, nach diesem mittels Wessen? zu fragen. Gelingt das, steht das Nomen im 2. Fall.
Wir gedenken der Verstorbenen.
Wessen gedenken wir? Der Verstorbenen!
Steht ein Nomen im Genitiv, müssen die dazugehörigen Satzglieder dekliniert werden. Die Begleiter des Nomens (Artikel) sowie die Pronomen passen sich dem Nomen, das im Genitiv steht, folgendermaßen an:
Artikel und Adjektive im Genitiv
bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel,Possessivartikel (dein …) | kein Artikel | |
---|---|---|---|
maskulin männlich | des lieben Bruders | eines lieben Bruders | lieben Bruders |
feminin weiblich | der lieben Schwester | einer lieben Schwester | lieber Schwester |
neutral sächlich | des lieben Kindes | eines lieben Kindes | lieben Kindes |
Plural Mehrzahl | der lieben Eltern | deiner lieben Eltern | lieber Eltern |
Pronomen im Genitiv
Personalpronomen | Possessivpronomen (Begleiter, Ersatz) | ||
---|---|---|---|
maskulinneutral | femininPlural | ||
1. Person Singular | meiner | meines | meiner |
2. Person Singular | deiner | deines | deiner |
3. Person Singular (m) | seiner | seines | seiner |
3. Person Singular (f) | ihrer | ihres | ihrer |
3. Person Singular (n) | seiner | seines | seiner |
1. Person Plural | unser | unseres | unserer |
2. Person Plural | euer | eures | eurer |
3. Person Plural | ihrer | ihres | ihrer |
Hinweis: Einige Adjektive, Präpositionen und Verben verlangen den Genitiv. Eine Auswahl:
- Adjektive: des Weges kundig, der Sache sicher, des Lebens überdrüssig
- Präpositionen: mangels, mittels, dank, trotz, außerhalb, wegen, beiderseits, diesseits, jenseits, unweit, entlang, links, rechts, nördlich, südlich, trotz, ungeachtet …
- Verben: anklagen, beschuldigen, brüsten, enthalten, rühmen, schämen, erinnern, freuen
3. Fall: Dativ
Der Dativ ist der 3. Kasus in der deutschen Grammatik. Der Dativ wird nach bestimmten Präpositionen und Verben gebraucht. Im Dativ können die Objekte eines Satzes stehen (Dativobjekt). Der Dativ wird auch als 3. Fall oder Wem-Fall bezeichnet. Teils sind Dativ und Akkusativ identisch.
Der Dativ lässt sich mittels Wem? erfragen. Dafür greifen wir uns aus einem beliebigen Satz ein Nomen heraus und versuchen, nach diesem mittels Wem zu fragen. In der Praxis sieht das in etwa so aus:
Das Auto gehört der Mutter.
Wem gehört das Auto? Der Mutter!
Steht ein Nomen im Dativ, müssen die dazugehörigen Satzglieder dekliniert werden. Die Begleiter des Nomens (Artikel) sowie die Pronomen passen sich dem Nomen, das im Dativ steht, folgendermaßen an:
Artikel und Adjektive im Dativ
bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel,Possessivartikel (dein …) | kein Artikel | |
---|---|---|---|
maskulin männlich | dem lieben Bruder | einem lieben Bruder | liebem Bruder |
feminin weiblich | der lieben Schwester | einer lieben Schwester | lieber Schwester |
neutral sächlich | dem lieben Kind | einem lieben Kind | liebem Kind |
Plural Mehrzahl | den lieben Eltern | deinen lieben Eltern | lieben Eltern |
Pronomen im Dativ
Personalpronomen | Possessivpronomen (Begleiter, Ersatz) | |||
---|---|---|---|---|
maskulinneutral | feminin | Plural | ||
1. Person Singular | mir | meinem | meiner | meinen |
2. Person Singular | dir | deinem | deiner | deinen |
3. Person Singular (m) | ihm | seinem | seiner | seinen |
3. Person Singular (f) | ihr | ihrem | ihrer | ihren |
3. Person Singular (n) | ihm | seinem | seiner | seinen |
1. Person Plural | uns | unserem | unserer | unseren |
2. Person Plural | euch | eurem | eurer | euren |
3. Person Plural | ihnen | ihrem | ihrer | ihren |
Hinweis: Einige Präpositionen und Verben verlangen den Dativ. Eine Auswahl:
- Präpositionen: aus, aus … heraus, außer, bei, dank, gegenüber, mit, nach, seit, von, von … aus, zu, bis zu, zufolge …
- Verben: antworten, zuhören, zustimmen, widersprechen, glauben, vertrauen, folgen, helfen, gratulieren, danken, gehorchen, verzeihen, gehören, gefallen, leidtun, wehtun, liegen (+ Präposition + Ort), sitzen (+ Präposition + Ort), stehen (+ Präposition + Ort)
- Einige Verben und Präpositionen können im Dativ und im Akkusativ genutzt werden. Der Dativ kommt zum Einsatz, wenn nach einer Position gefragt wird (wo?)
- Verben: hängen, stecken
- Präpositionen: an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen
4. Fall: Akkusativ
Der Akkusativ ist der 4. Kasus in der Grammatik. Der Akkusativ wird nach bestimmten Präpositionen und Verben gebraucht. Im Akkusativ können die Objekte des Satzes stehen (vgl. Akkusativobjekt). Der Akkusativ wird auch als 4. Fall oder Wen-Fall bezeichnet. Teils sind Dativ und Akkusativ identisch.
Der Akkusativ lässt sich mittels Wen oder Was? erfragen. Dafür greifen wir uns aus einem beliebigen Satz ein Nomen heraus und versuchen, dieses mittels Wen / Was zu erfragen. Gelingt das, steht das Nomen im 4. Fall.
Das Mädchen sucht ihren Bruder.
Wen oder was sucht das Mädchen? Ihren Bruder!
Steht ein Nomen im Akkusativ, müssen die dazugehörigen Satzglieder dekliniert werden. Die Begleiter des Nomens (Artikel) sowie die Pronomen passen sich dem Nomen, das im Akkusativ steht, folgendermaßen an:
Artikel und Adjektive im Akkusativ
bestimmter Artikel | unbestimmter Artikel,Possessivartikel (dein …) | kein Artikel | |
---|---|---|---|
maskulin männlich | den lieben Bruder | einen lieben Bruder | lieben Bruder |
feminin weiblich | die liebe Schwester | eine liebe Schwester | liebe Schwester |
neutral sächlich | das liebe Kind | ein liebes Kind | liebes Kind |
Plural Mehrzahl | die lieben Eltern | deine lieben Eltern | liebe Eltern |
Pronomen im Akkusativ
Personalpronomen | Possessivpronomen (Begleiter, Ersatz) | ||||
---|---|---|---|---|---|
maskulin | neutral | femininPlural | |||
Begleiter | Ersatz | ||||
1. Person Singular | mich | meinen | mein | meins | meine |
2. Person Singular | dich | deinen | dein | deins | deine |
3. Person Singular (m) | ihn | seinen | sein | seins | seine |
3. Person Singular (f) | sie | ihren | ihr | ihr(e)s | ihre |
3. Person Singular (n) | es | seinen | sein | seins | seine |
1. Person Plural | uns | unseren | unser | unsers | unsere |
2. Person Plural | euch | euren | euer | eures | eure |
3. Person Plural | sie | ihren | ihr | ihr(e)s | ihre |
Hinweis: Einige Präpositionen und Verben verlangen den Akkusativ. Eine Auswahl:
- Präpositionen: durch, … entlang, für, gegen, ohne, um
- Verben: bestellen, besuchen, bezahlen, buchen, essen, haben, besitzen, tragen, kaufen, verkaufen, treffen, kennen, hören, sehen, verstehen, fragen, vergessen, lesen, schreiben, zählen, lernen, trinken, rauchen, verstecken, suchen, finden, legen (+ Präposition), setzen (+ Präposition), stellen (+ Präposition)
- Einige Verben und Präpositionen können im Dativ und im Akkusativ genutzt werden. Der Akkusativ kommt zum Einsatz, wenn nach einer Richtung gefragt wird (wohin?)
- Verben: hängen, stecken
- Präpositionen: an, auf, hinter, in, neben, über, unter, vor, zwischen
Reihenfolge der Kasus im Deutschen
Die Kasus im Deutschen sind keiner festen Reihenfolge unterworfen. In der Regel werden die Kasus in der Reihenfolge Nominativ, Genitiv, Dativ sowie Akkusativ angegeben. Aus dieser Reihung ergibt sich auch die Hierarchie von 1., 2., 3. und 4. Fall. Allerdings gibt es Grammatiken, die ein anderes System verfolgen und die Fälle anders anordnen.
Grundsätzlich orientiert sich die Reihenfolge der Kasus an der Grammatik des Lateinischen und ist durch kein festes Gebot festgelegt oder tatsächlich so starr. Das bedeutet, dass die Reihung aus Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ lediglich auf einer Grammatiktradition beruht und nicht unbedingt deshalb so angeordnet ist, weil es im Deutschen sinnvoll ist. Deshalb gibt es einige Grammatiken, die das anders handhaben.
Alternativ wird zumeist die Reihenfolge Nominativ, Akkusativ, Dativ und Genitiv vorgeschlagen. Akkusativ und Genitiv tauschen demnach ihren angestammten Platz. Die Begründung ist hier, dass Nominativ und Akkusativ oftmals beinahe identisch oder recht ähnlich gebildet werden. Im Gegensatz dazu steht der Genitiv, der sich sehr stark vom Nominativ unterscheidet. Diese Reihenfolge der Kasus ergibt also lerntechnisch Sinn.
Hinweis zur Reihenfolge: Auf Wortwuchs haben wir uns dazu entschieden, die traditionelle Reihenfolge beizubehalten. Dies liegt nicht darin begründet, dass uns die andere Reihung nicht gefällt, sondern hängt damit zusammen, dass die meisten Schulen das „alte“ System nutzen. Da die meisten unserer Besucher Schüler sind, sollen sie dort abgeholt werden, wo sie im Deutschunterricht angekommen sind.
Kurzübersicht: Das Wichtigste zum Kasus im Überblick
Im Deutschen gibt es 4 Kasus, auch Fälle. Diese lauten Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ (In anderen Sprachen gibt es beispielsweise noch den Vokativ sowie den Ablativ. Beide sind im Deutschen allerdings nicht gebräuchlich.).
Die 4 Fälle verdeutlichen die Beziehung der Nomen zu den anderen Elementen des Satzes. Ein Satz, dessen Bestandteile nicht an den Kasus angepasst werden, ist zumeist nicht verständlich.
Nomen, ihre Begleiter (Artikel) sowie ihre Stellvertreter (Pronomen) werden an den jeweiligen Kasus angepasst. Dieses Anpassen wird als Deklination bezeichnet. Dabei ändern sich die Endungen der einzelnen Wörter, was durch eine Anhängung an den Wortstamm oder Pluralstamm verdeutlicht wird.