Beispiele für den inneren Monolog (original) (raw)

Ein innerer Monolog ist eine Form der Figurenrede, die Einblicke in den Kopf eines Protagonisten und dessen Gefühlswelt gewährt. Der innere Monolog wird vom Erzähler für das Vermitteln von Gedanken genutzt. Die Schwierigkeit besteht häufig darin, den inneren Monolog als solchen zu identifizieren, da nicht jeder Gedanke eines Charakters auch als ein innerer Monolog zu werten ist. Maßgeblich ist nämlich, dass diese Erzähl-Form durch die direkte Rede bestimmt wird und sich unmittelbar an die Figur selbst richtet.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale des inneren Monologs

Kurzübersicht zum inneren Monolog


Hinweis: Präsens Indikativ meint die Grundform eines Verbes. Präsens bedeutet Gegenwart, wobei der Indikativ eine Möglichkeit zur Darstellung tatsächlichen Geschehens oder realer Handlung bietet. (Gegensätzlich ist der Imperativ als Befehlsform und der Konjunktiv als Möglichkeitsform).

Um das Geschriebene nun zu illustrieren, möchten wir das Ganze einmal anhand von drei Beispielen noch genauer aufzeigen. den Anfang macht eines der bekanntesten Beispiele für den inneren Monolog aus der deutschsprachigen Literatur: der Anfang von Arthur Schnitzlers „_Lieutnant Gustl_„.

Lieutnant Gustl, Arthur Schnitzler

Wie lang‘ wird denn das noch dauern? Ich muß auf die Uhr schauen… schickt sich wahrscheinlich nicht in einem so ernsten Konzert. Aber wer sieht’s denn? Wenn’s einer sieht, so paßt er gerade so wenig auf, wie ich, und vor dem brauch‘ ich mich nicht zu genieren… Erst viertel auf zehn?… Mir kommt vor, ich sitz‘ schon drei Stunden in dem Konzert. Ich bin’s halt nicht gewohnt…

Was ist es denn eigentlich? Ich muß das Programm anschauen… Ja, richtig: Oratorium! Ich hab‘ gemeint: Messe. Solche Sachen gehören doch nur in die Kirche! Die Kirche hat auch das Gute, daß man jeden Augenblick fortgehen kann. –[/mks_accordion_item][/mks_accordion]

Die Welle, Morton Rhue

Ich bin so ein Idiot!! Ich hätte es wissen müssen! Christy hatte von Anfang an Recht mit ihrer Skepsis gegenüber diesem Experiment, aber es war einfach zu verlockend es nur noch ein bisschen weiter auszutesten, doch auch ICH mache Fehler, auch ICH bin nur ein Mensch, nicht nur ein Lehrer, der alles richtig macht und auf alles eine Antwort hat!Ich weiß, dass ich einen großen Fehler gemacht habe und nicht an die Konsequenzen, die dieses Experiment mit sich bringen könnte, gedacht habe… Doch was ist mit den Schülern, haben sie das gelernt was ich beabsichtigt hatte?

Fräulein Else, Arthur Schnitzler

Ich will Ihre blutroten Lippen küssen. Ich will Ihre Brüste an meine Brüste pressen. Wie schade, dass das Glas zwischen uns ist, das kalte Glas.[/mks_accordion_item][/mks_accordion]

Innerer Monolog und Bewusstseinsstrom

Klar abzugrenzen ist der innere Monolog dabei vom Bewusstseinsstrom. Demnach muss die Figur, wie anhand der Beispiele illustriert, zu sich selbst „sprechen“ und nicht nur lose Empfindungen in den literarischen Raum werfen.

Der Bewusstseinsstrom ist im Gegensatz dazu lediglich eine Aneinanderreihung von diversen Eindrücken, die keine klare Monolog-Form aufweisen. Diese Erzähltechnik gibt somit ausschließlich die Eindrücke und Empfindungen einzelner Charaktere wieder, wie sie auf diese einprasseln. Schauen wir auf ein Beispiel.


„Hass. Unwohlsein. Kälte. Was tue ich hier eigentlich?„


Die blaue Markierung wäre hierbei ganz klar als Bewusstseinsstrom zu identifizieren und kein innerer Monolog, den wir allerdings im gelben Teil finden können. Hier richtet sich das Ich durch eine Frage unmittelbar an sich selbst.

Hinweis: Sehr, sehr häufig werden Bewusstseinsstrom und innerer Monolog verwechselt. Wir hoffen, dass Ihnen der Unterschied aufgrund der genannten Beispiele verdeutlicht werden konnte.