Merkmale einer Novelle | Aufbau und Kennzeichen (original) (raw)

Die Novelle ist eine kurze Erzählung aus dem Bereich der Epik. Der Begriff leitet sich dabei aus dem Lateinischen (novus ~ neu) oder auch dem Italienischen (novella ~ Neuigkeit) ab. Das Wort weist also aus sich selbst auf eine Neuheit hin. Die Novelle ist eine Form der Kurzprosa, so dass sie in der Regel in einem Rutsch zu lesen ist. Die Erzählzeit ist demnach eher kurz.

Dennoch lässt sich die Novelle als literarische Gattung nur schwer definieren. Schauen wir zum Vergleich auf die verbreitete Form der Kurzgeschichte, gibt es viele Merkmale, die in beiden Gattungen ähnlich oder auch gleich erscheinen (→ Merkmale einer Kurzgeschichte).

Allerdings finden wir in der Novelle einige Merkmale, die eine deutliche Abgrenzung dennoch ermöglichen. Hier müssen wir allerdings sehr stark ins Detail gehen, um eine klare Unterscheidung vornehmen zu können und eine Verwechslung auszuschließen.

Hinweis: In diesem Beitrag möchten wir Ihnen die typischen Merkmale einer Novelle zeigen und anhand einiger Beispiele erklären, wie Sie diese Merkmale in der Novelle finden können.

Inhaltsverzeichnis

Wir haben uns bei der Darstellung für eine einfache Listenform entschieden, um die Übersicht zu wahren. Unter dieser Auflistung der einzelnen Novellen-Merkmale finden sich noch weitere ausführliche Hinweise und Anmerkungen zu Gattung und Einordnung der Novelle.

Merkmale einer Novelle in Stichpunkten


Hinweis: Alle Merkmale der Novelle finden sich in zahlreichen Beispielen. Dennoch muss nicht jedes Merkmal einen Text auszeichnen und dennoch müssen wir ihn als Novelle klassifizieren. Häufig reicht es aus, wenn wir viele Merkmale ausmachen können.

Allgemeine Einordnung und Hinweise zur Novelle

Die Novelle ist, wie schon in den Merkmalen genannt, eine Prosaerzählung, die ein vorstellbares Ereignis zum Inhalt hat. Dieses Ereignis ist dabei zwar denkbar, wirkt aber auf uns als Leser dennoch unerhört und gewissermaßen skandalös.

Die Handlungsführung ist dabei sehr straff und es gibt wenig Spielraum für Rückblenden und Verweise auf zukünftige Ereignisse. Dabei betont der Text, ähnlich wie das Drama, das Geschehen und nicht den Zustand. das bedeutet, dass sich stationäre Beschreibungen oder langsam entwickelnde Situationen nahezu ausschließen.

Dabei läuft die Handlung meist auf einen unmittelbaren Wendepunkt hinaus, der als Schicksalsschlag wahrgenommen wird. Dieser ist für den Leser zwar in der Regel überraschend, doch gibt es in der Novelle zahlreiche Vorausdeutungen (Antizipationen), die das Geschehen einleiten. Dennoch kommt dieser Wendepunkt schlagartig, was durch eine zügige Erzählweise (Straffung) ermöglicht wird.

Um diese Straffung zu ermöglichen, reduziert die Novelle das Erzählte auf das Notwendigste, aber eben auch Bedeutsamste. Alltägliches und nebensächliche Beschreibungen werden wir in dieser Textform nicht – oder nur sehr selten – finden können.

Weiterhin fallen dadurch oftmals epische Elemente des Erzählens heraus, wodurch wir oftmals dramatische Merkmale in der Novelle finden können. Der Erzähler nimmt sich folglich oftmals zurück und Protagonisten werden lediglich durch die Figurenrede charakterisiert.

Dabei ragt die Novelle gewissermaßen über die Fiktion hinaus. In einem Roman oder auch einer Kurzgeschichte, also anderen Formen der Epik, ist das Wahrheitszentrum immanent. Das bedeutet, dass die Wahrheit in der Geschichte selbst liegt.

Die Novelle verweist, ähnlich wie Parabel und Fabel, auf eine Wirklichkeit außerhalb der Geschichte. Sie kann folglich als moralisierend empfunden werden und birgt eine Wahrheit, die auch außerhalb der Erzählung gültig ist.

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