Beispiele, Bedeutung und Wirkung der Stilfigur (original) (raw)

Die Geminatio ist ein Stilmittel der Rhetorik und eine Figur der Wortwiederholung. Als Geminatio bezeichnen wir die Wiederholung von Wörtern in unmittelbarer Nachbarschaft. Das bedeutet, dass ein Wort oder eine Wortgruppe direkt nacheinander, meist durch ein Komma getrennt, erneut verwendet wird. Somit ähnelt die Geminatio der Anadiplose, Epanalepse und Epizeuxis.

Begriff & Beispiele

Der Begriff leitet sich aus dem Lateinischen ab (lat. geminatio) und lässt sich mit Verdopplung übersetzen. Folglich zeigt schon die Übersetzung, worum es grundsätzlich bei diesem Stilmittel geht: die Verdopplung von Wörtern [die unmittelbar aufeinander folgen]. Schauen wir dafür auf ein Beispiel.


O Gott, O Gott, warum hast du das getan?


Das obige Beispiel bündelt gleich drei Stilfiguren. So finden wir einerseits die Exclamatio (Ausruf) und andererseits eine Apostrophe (Anrede von abwesenden Personen) sowie eine Geminatio. Diese findet sich hier in der Verdopplung der Wortgruppe O Gott und verstärkt das Gesagte ungemein.

Meist tritt die Geminatio zu Beginn einer sprachlichen Äußerung auf und macht dadurch den Empfänger der Aussage (Leser, Zuschauer) auf ein bestimmtes Detail aufmerksam und steigert somit die Wichtigkeit des wiederholten Begriffs. Aber natürlich kann sie auch erst in der Mitte oder am Ende zum Einsatz kommen.


Der Theodor, der Theodor, der steht bei uns im Fussballtor […]


Obiger Beispielsatz ist einem bekannten Fußballsong entnommen und führt die Geminatio abermals zu Beginn der Aussage ein, wodurch der Fokus sehr stark auf den Namen Theodor gelenkt wird. Sehen wir einmal von den literarischen Gattungen ab, finden sich im sportlichen Umfeld oder eben im Stadion sowieso recht häufig Beispiele für die Stilfiguren der Wortwiederholungen (Beispiel: Olé, Olé, Olé).


All around me are familiar faces Worn out places, worn out faces Bright and early for their daily races
Going nowhere, going nowhere.
And their tears are filling up their glasses
No expression, no expression.
Hide my head I want to drown my sorrow
No tomorrow, no tomorrow.

Diese Verszeilen stammen aus einer Strophe des Songs Mad World von Gary Jules. Wir finden in der Wiederholung der Passagen going nowhere, no expression und no tomorrow gleich drei Mal das Stilmittel der Geminatio. Dabei wird ersichtlich, dass die Stilfigur auch in der Musik und natürlich vornehmlich im Refrain eine wesentliche Rolle bei der Gestaltung spielt (→ Kehrreim).

Geminatio, Anadiplose und Epanalepse

Grundsätzlich erinnert die Geminatio an die Stilfiguren Anadiplose und Epanalepse. Zwar sind alle drei Sonderformen der Repititio, also der Wortwiederholung, doch gibt es Unterschiede.


Beispiel: Du willst mir ein Freund sein? Ein Freund sein in guten und in schlechten Zeiten?



Beispiel: Flieht, Mortimer! Flieht! oder auch Es wird still, ganz still.



Beispiel: Schön, schön, schön, dass du da bist! oder Röslein, Röslein, Röslein rot.

Wirkung und Funktion der Geminatio

Grundsätzlich ist es äußerst schwierig einem Stilmittel eine eindeutige Funktion zuzuschreiben. Dann besteht nämlich die Gefahr, es immerzu auf diese Funktion herunter zu brechen und nicht mehr auf den Gesamtkontext zu achten. Dennoch gibt es oftmals einen Grund für den Einsatz.

Übersicht: Wirkung, Funktion und Effekt der Geminatio