Die Wolke (Pausewang) | Inhaltsangabe & Hintergrund (original) (raw)

Einleitung

Der Roman „Die Wolke“ ist ein schockierender Jugendroman der Autorin Gudrun Pausewang, der von den Risiken der Atomenergie warnt. In dem 1987 geschriebene Roman entwirft die Autorin das Szenario eines Reaktorunglücks in Westdeutschlands. Dabei ist „Wie Wolke“ als eindeutige Reaktion auf den Super-GAU im ukrainischen Tschernobyl 1986 geschrieben.

Der Roman versucht die Gefahren der Kernkraft über die Form des Jugendromans und die Transposition des Geschehen nach (West-)Deutschland erfahrbar zu machen. Der Roman erzählt die Geschichte der 14 jährigen Jenna-Berta, die bei einem Reaktorunfall zum Strahlenopfer wird.

Der Roman beginnt mit einem Katastrophenalarm in Jenna-Bertas Schule in Fulda (ABC-Alarm). Es handelt sich um keine Übung, da im 80 Kilometer entfernten Kernkraftwerk Grafenrheinland ein Reaktorunfall stattgefunden hat. Als Folge des Super-GAUs bildet sich eine Radioaktive Wolke. In der entstehenden Panik flüchtet Jenna-Berta in ihr Elternhaus nach Schlitz.

Der Ort ist bereits wie ausgestorben, es hält sich nur noch ein Ehepaar in der Stadt auf, das ihr Haus nicht verlassen möchte. Zuhause trifft sie auf ihren jüngeren Bruder. Jenna-Berta telefoniert mit ihren Eltern, die sich mit einem Baby in Schweinfurt befinden und sie auffordern nach Hamburg zu ihrer Tante Helga zu fliehen. Die Kinder machen sich mit Fahrrädern auf den Weg zum Bahnhof in der nächstgrößeren Stadt Bad Hersfeld. Auf den überfüllten Straßen herrscht aber Chaos, es wird offensichtlich, dass das Land auf einen solch schwerwiegenden Reaktorunglück nicht vorbereitet ist.

An einer Polizeisperre beschließen die Kinder die Straßen zu verlassen und ihre Flucht über einen Feldweg fortzusetzen. Am Ende des Feldwegs kommt es zu einem schrecklichen Unfall, bei dem Jenna-Bertas Bruder Uli auf die Straße stürzt und von einem viel zu schnell fahrenden Auto überfahren wird. Der Bruder ist zum Schrecken Jenna-Bertas sofort tot.

Sie sitzt neben der Leiche ihres Bruders, wo sie von der bekannten Familie Heubler entdeckt wird. Herr Heubler kommt auf sie zu und legt den toten Körper ihres Bruders in ein Rapsfeld. Jenna-Berta wird von der Familie nach Bad Hersfeld mitgenommen.

Doch auch in Bad Hersfeld herrscht pures Chaos. Jenna-Berta ist durch den Tod ihres Bruders sehr angegriffen und verwirrt. Sie flüchtet vor der helfenden Familie Heubler und begibt sich somit in die Gefahr der radioaktiven Wolke. Sie versucht ihren toten Bruder zu suchen, um ihn zu begraben. Plötzlich setzt jedoch radioaktiver Regen ein, der auf Jenna-Berta niederfällt. In diesem Zustand wird sie von einer Gruppe Hippies aufgelesen, die sie in ihrem Bus bis an die innerdeutsche Grenze mitnehmen, wo Jenna-Berta aussteigen will.

Sie geht Richtung Herleshausen und übergibt sich in einer Lindenallee. Sie verliert das Bewusstsein und findet sich in einem improvisierten Krankenhaus wieder. In diesem als Notstation umgebauten Schulgebäude trifft Jenna-Berta auf viele weitere Opfer des radioaktiven Super-GAUs. Viele Menschen sterben. Die überforderten Betreuer sprechen von insgesamt 18.000 Toten. Obowohl Jenna-Berta anfänglich meint, dass es ihr gut geht, fallen ihr bald die Haare aus und sie bekommt Durchfall.

Als die Schwester ihres Vaters Helga erfährt, dass ihre Nichte in der Notunterkunft versorgt wird, fährt sie nach Herleshausen. Anschließend holt sie Jenna-Berta nach Hamburg und kümmert sich um Jenna-Berta, die ihre Tante aber nicht so recht leiden kann. Sie würde viel lieber bei ihrer Tante Almut leben, der Schwester ihrer Mutter, doch Jenna-Berta weiß gar nicht, ob sie noch lebt.

Tante Helga berichtet Jenna-Berta von dem Tod ihrer Eltern und des Bruders Kai. Jenna-Bertas Großeltern sind noch am Leben, weil sie sich während des Unglücks im Urlaub auf Mallorca befanden. Tante Helga sagt ihnen allerdings nicht, dass Jenna-Berta das Unglück überlebt hat.

Grundsätzlich ist das Leben in Hamburg nicht leicht für sie. Sie wird Hibakusha genannt (eine Bezeichnung für die Überlebenden der Atombombenabwürfe in Hiroshima und Nagasaki 1945) und die Teilung der Gesellschaft in Strahlenopfer und Überlebende wird offensichtlich. Gleichzeitig möchte ihre Tante, dass Jenna-Berta eine Mütze oder eine Perücke trägt, um ihren Haarausfall zu verstecken. Viele Strahlenopfer machen dies, um ein normales Leben vorzutäuschen. Doch Jenna-Berta möchte dies nicht.

In Hamburg trifft sie ebenfalls auf ihren alten Klassenkameraden Elmar, der auf den Gymnasium in Fulda noch ein Streber war. Doch nun sieht er keinen Sinn mehr im Leben und schwänzt die Schule. Jenna-Berta würde ihn gerne zu ihrem Geburtstag einladen,doch Elmar hat sich umgebracht.

Bereits zuvor wurde Jenna-Berta in Hamburg von ihrer anderen Tante Almut besucht. Die Lehrerin hat in der Katastrophe ihr Kind verloren und leidet auch an Haarausfall. Sie bietet Jenna-Berta an bei ihr und ihrem Mann in Wiesbaden zu wohnen, hierzu gäbe es eine Kellerwohnung, die ihr zur Verfügung stehe. Nachdem Jenna-Berta von dem Tod Elmars erfahren hat, beschließt sie nach Wiesbaden zu trampen.

Almut verhält sich ganz anders als ihre Tante Helga. Sie sieht sich selbst als Hibakusha und setzt sich mit der Hilfe von Jenna-Berta für Strahlungsopfer ein. Sie adoptiert ebenfalls zwei Waisenkinder. Obwohl Jenna-Berta Hamburg vermisst, fühlt sie sich in Wiesbaden wohl. Sie wird verstanden und muss sich nicht verstecken. Sie hilft ihrer Tante bei dem Aufbau einer „Notgemeinschaft der Atomgeschädigten“.

Als die Sperrzone 3 aufgehoben wird, in der Jenna-Bertas Heimat Schlitz liegt, kehrt sie in das Unglücksgebiet zurück. Sie findet die Leiche ihres Bruders im Rapsfeld und begräbt sie. Auf ihrem Fahrrad fährt sie nach Schlitz, wo sie auf ihre Großeltern trifft, die gerade aus Mallorca kommen. Sie verbirgt zunächst ihren Kahlkopf, um ihre Großeltern nicht zu beunruhigen.

Sie unterhalten sich über die Medien und die Politik, als ihr Großvater jedoch abfällig über das „Großkatastrophenmärchens“ spricht, zeigt Jenna-Berta ihren Haarausfall und berichtet von ihren schrecklichen Erlebnissen.

Sonstiges

„Die Wolke“ ist das mit Abstand am erfolgreichste Buch von Gudrun Pausewang. Bis 2014 wurde es mehr als 1,5 Millionen mal verkauft. Die Kritikerin Ute Blaich schrieb 1987 von einer „Schrecken erzeugenden Offenheit der Autorin“. Blaich sagt außerdem, dass Pausewang „das Bild der Katastrophe als heilsamen Schock für eine Umkehr“ beschwört.

Als der Schriftstellerin 1988 für ihr Buch der Jugendliteraturpreis verliehen wurde, regte sich zuerst Widerstand in der damaligen Regierungspartei CDU (der Preis wurde von dem Bundesministerium für Jugend, Familie, Frauen und Gesundheit verliehen). Doch die literarische Thematisierung der Atom-Katastrophe von Tschernobyl hatte einen Nerv getroffen und wurde prämiert. Nach dem Reaktorunglück im japanischen Atomkraftwerk Fukushima 2011 war das Buch wieder brandaktuell und wurde vielfach (wieder-)gelesen.

Gudrun Pausewang

Die Schriftstellerin Gudrun Pausewang wurde 1928 in Wichstadtl in der damaligen Tschechoslowakei geboren. Als sie 15 Jahre alt war, starb ihr Vater im 2. Weltkrieg.

Nach Ende des Krieges floh Pausewang mit ihrer Familie nach Westdeutschland. Sie lebte zunächst in Wiesbaden und absolvierte als zwanzigjährige 1948 das Abitur. Sie entschied sich für den Beruf der Grund- und Hauptschullehrerin. Pausewang schrieb zunächst Bücher für Erwachsene, später aber insbesondere für Kinder. Zwischen 1656 und 1972 arbeitete sie mehrmals in Südamerika als Lehrerin. Seit ihrer Rückkehr nach Deutschland, lebt Pausewang in Schlitz, wo sie bis zu ihrem Renteneintritt als Lehrerin arbeitet (Schlitz ist auch einer der Handlungsorte in „Die Wolke“).

In ihren Romanen thematisiert Pausewang die Probleme der Dritten Welt, auf die sie in Südamerika aufmerksam wurde. Sie ist eine politische Schriftstellerin, wie ihr (literarisches) Engagement gegen die Atomenergie, für Frieden, Umweltschutz und gegen Neo-Nazis zeigt. Für den Roman „Die Wolke“ erhielt Pausewang 1988 den Deutschen Jugendliteraturpreis.