Mobilität als Schicksal. Zwei süddeutsche Matrosen auf holländischen Kriegsschiffen des 18. Jahrhunderts (original) (raw)
Der Zwang zur Mobilität bestimmte über Jahrhunderte hinweg das menschliche Leben sehr viel stärker als im heutigen Europa. Je weiter wir in die Geschichte zurückblicken, um so weniger wissen wir über tragische Einzelschicksale. Dies gilt auch für harte Leben auf den Kriegsschiffen der europäischen Mächte im 18. Jahrhundert. Nur wenige authentische Zeugnisse der Matrosen, die oft aus allen Herren Ländern Europas kamen, um an Bord zu einer Gemeinschaft zusammenwachsen zu müssen, haben sich erhalten. Zwar gibt es hier und da noch Soldbücher, deren Seiten über Namen, Herkunftsort, An-und Abmusterung soDas Soldbuch des niederländischen Linienschiffes "Gelderland" Das erhalten gebliebene Soldbuch des niederländischen Linienschiffes "Gelderland" aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhundert enthält die Namen und Herkunftsorte von Seeleuten aus allen Gegenden Europas. Es wurde bislang nicht ediert. So verzeichnet es für den 15. April 1783 die Einschreibung von Christiaan Bantele van Balinge als Matrose, um dessen Lebensschicksal es hier geht. Der Werber Hageman bekam für die Anwerbung des württembergischen Tagelöhners am 6. Mai 131 Gulden ausbezahlt. Am 12. April 1783 erhielt Christian Bantlen eine erste Heuer von 15 Gulden. Die nächsten Handgelder sind in unregelmäßiger Reihenfolge mit wechselnden Beträgen aufgeführt. Am 9. Juli 1785 erhielt Christian Bantlen seine letzte Bezahlung mit dem Vermerk Aff op. Capt. Boot. 2 Algemeen Rijksarchief. Archieven der Admiralteitscolleges. Inv. Nr. 2176, Soldbuch der "Gelderland". Christian Bantlen hat in seinen zwei Jahren als Matrose auf der "Gelderland" 404 Gulden an Heuer bekommen. Das Soldbuch vermerkt den Betrag von 535 ½ Gulden, wovon die 131 ½ Gulden für die Anwerbung abzuziehen sind. durchschnittlich 14 Gulden auf 16 Gulden. 3 Werber war ein lukrativer Beruf. Denn ein Matrose auf einem holländischen Kriegsschiff mit einer durchschnittlichen Heuer von 15 Gulden monatlich musste, um auf den Betrag seines Anwerbers zu kommen, neun Monate zur See fahren-vorausgesetzt, er überlebte diese Zeit! Christian Bantlen auf der "Gelderland" 1783-1785 Die "Gelderland", auf der Christian Bantlen 1783-1785 Dienst tat, wurde 1781 auf der Werft der Admiralität von Amsterdam gebaut. Die Bewaffnung des Li-Engel Hoogerheyden, Niederländische Flotte aus der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts. www.artonline.nl/.../ catalog/hoogerheyden.jpg.
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