Kodierungsmanual für spezifische Emotionen (original) (raw)
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Kulturelle Bedeutung sprachliche Kodierung Emotionen Springer online Version
Gefühle sind nicht kultur-, alters-, geschlechts-und schichtenspezifisch. Sie unterliegen einem permanenten Wandel. Auf der individuellen Ebene wechseln sie sowohl instantan als auch in Tages-, Monats-oder Jahresrhythmen. Zudem sind sie auf dieser Ebene sowohl erfahrungs-als auch altersbedingt. Auf der sozialen Ebene geschieht der Wandel von Gefühlen in Zeiträumen von Generationen, auf der kulturellen Ebene in Abständen von mehreren Generationen und ganzen Jahrhunderten, auf der anthropologischen Ebene erstreckt sich der Wandel über Jahrtausende. Die Entstehung von Gefühlen und Emotionen erklärt sich durch das Zusammenwirken biologischer, psychischer, sozialer und kultureller Faktoren. In diesem Aufsatz geht es um die kulturelle Bedeutung ihrer sprachlichen Kodierung.
Sigrid Weigel Der konventionelle Code als buckliger Zwerg im Dienste der Emotion Recognition
Internationales Jahrbuch für Medienphilosophie, 2020
This critique of emotion AI/ Affective Computing concerns not only its problematic uses (surveillance, market research), but its explanatory capacity as such. The article consists of a genealogy of AI and empirical psychology (after Tomkins, Ekman et al.), both going back to California Cybernetics, and an epistemological archaeology of emotion detection. The starting point is the theoretical approach of an Ur-history of digital culture, in which, according to Benjamin, old and new permeate. This is developed by the case of emotion recognition-tools, whose character differ in principle from automatic face detection, since they are composite products of algorithm and conventional code. A detailed analysis of their mode of operation, central elements (such as 'facial expression' and FACS), and their origins in the history of science and images, dating back to the physiognomic phantasms of 17th century, shows that digital emotion detection programs carry along the fundamental epistemic problems of the analog coding system underlying them. This concerns the laboratory face as the object of empirical psychology, the stereotypical self-referential data sets, and the reference problem, insofar as schematic facial expression patterns take the place of the actual object of study (emotions). However, an anthropological feedback can be observed in the course of the spread of digital communication, as facial expressions in the world of social media tend to resemble the poses of the artificial facial code.
Funktionen des Bewusstseins, 2008
Die interdisziplinäre Annäherung an Emotionen birgt eine Spannung, die uns aus anderen Diskursen-wie der Debatte um Willensfreiheit oder um das Problem phänomenaler Qualitätenbereits bekannt ist: nämlich die Spannung zwischen der Beobachterperspektive und der personalen Perspektive (bzw. der Teilnehmerperspektive). Während wir aus eigener Erfahrung einen gewissen Teil des Reichtums kennen, den emotionale Erlebnisse zu bieten vermögen, haben wir durch Narrative auch Anteil an den Erlebnissen und Gefühlen anderer Menschen. Dagegen vermitteln Einsichten über die neuronalen Mechanismen, die emotionalen Prozessen zugrunde liegen, keinen Einblick in die mit diesen einhergehende Gefühlswelt. Fast könnte man meinen: Je genauer die neurowissenschaftlichen Erklärungen dessen ausfallen, was emotionalen Regungen zugrunde liegt, desto mehr verlieren wir das aus den Augen, was wir an unserem Gefühlsleben schätzen: die Vielschichtigkeit und Feinkörnigkeit des Erlebens selbst. Aber das muss nicht so sein. Im Folgenden möchte ich mich beiden Zugangsweisen widmen und dabei transparent werden lassen, worauf wir uns jeweils einlassen müssen. Als Richtschnur dient mir dabei zunächst Joseph LeDoux, einer der führenden neuropsychologischen Emotionsforscher der Gegenwart. In seinem neueren Buch Synaptic Self. How Our Brain Becomes Who We Are (2002) charakterisiert Joseph LeDoux zielsicher die oben beschriebene Kluft in der gegenwärtigen Emotionsforschung: […] most of what we know about the detailed brain mechanisms of emotion comes from studies of emotional behavior rather than from studies of feelings themselves. The explanation for this situation is simple. Feelings can be studied in humans, but […] they're more difficult to examine in animals. Since, for both practical and ethical reasons, most brain research is conducted in animals, we end up with a gap between what emotion theories are about (feelings) and what brain researchers actually measure (behavior). This gap, in turn, creates a credibility problem for brain research on emotions (LeDoux 2002, 202; meine Hervorhebungen). Kurz gesagt: Was Neurowissenschaftler im Erfolgsfalle erschließen, sind die Strukturen und Mechanismen von Emotionssystemen oder Affektprogrammen-und damit: die Mechanismen emotionalen Verhaltens. Was Philosophen und manch andere jedoch häufig stärker interessiert, sind die überaus reichhaltigen Schattierungen emotionaler Gefühle, ihre Verwobenheit mit unseren (im strikten Sinne) kognitiven Einstellungen, ihr Einfluss auf unser Handeln und ihre kulturelle Varianz. Folgen wir methodisch zunächst LeDoux. Was an seinem Ansatz überzeugt, ist, dass er es genau wissen will. Doch dazu ist es nötig, dass man vieles von dem, was an Emotionen interessiert, vorübergehend außer Acht lassen muss: Wir haben uns auf eine ganze Reihe von Fokussierungen einzulassen.
Linguistische Treffen in Wrocław, 2020
Emotions are an inevitable part of everyday life. They can greatly influence human experience and action. It is therefore not surprising that their strength is also used in the area of political marketing. In this study, the emotions are treated, following its position in the public-political sphere, with special emphasis on the "party-voter" relationship. As a part of the empirical research, chosen texts will be examined with regard to the manifestations of the emotions presented there and then questions of possible effects on their reader.
Emotionalität, stimmlicher Ausdruck und Sprechweise
1995
Als wegweisend für die Analyse stimmlichen Ausdrucks in Österreich sind wohl die Arbeiten Felix Trojans zu nennen. Aus seinem umfassenden Datenmaterial zur Gefühlsresonanz, das er sowohl mit Schauspielerinnen und Schauspielern als auch mit seiner eigenen Stimme gesammelt hat, und das am Phonogrammarchiv der ÖAW archiviert vorliegt, haben wir bislang folgende Emotionen einer phonetischen und phonologischen Analyse unterzogen (wir verwenden hier Trojans Terminologie): Verstandesmäßiger Ausdruck (VA): "Eine Aussage, daß die Größen a und b einander gleich sind, nennen wir eine Gleichung und a und b ihre Seiten oder Teile." Vereinigungsstreben (VS): "Bist du aber lieb. Komm, gib mir deine Hand und laß dir einen Kuß geben." Aggressive Ergotropie (AE): "Noch ein Wort und ich hau Ihnen eine Ohrfeige herunter, Sie unverschämter Mensch Sie! So eine Frechheit ist mir doch in meinem Leben noch nicht untergekommen!" Verglichen wurde dieses simulierte Material mit authentischem Material 1 , nämlich mit Sätzen aus verschiedenen Telefongesprächen, die von der angerufenen Person aufgezeichnet wurden. Vom emotionalen Zustand her sind diese Daten den Daten Trojans vergleichbar. Verstandesmäßiger Ausdruck (VA): "Des wa:ß jo i: net, wos de mitanand khopt ham vorher. Na, he, huach amoe, i: muaß den Hawerer irgendwo derglenga 2 morgen." Vereinigungsstreben (VS): "Weil, des howi da eh scho ksogt, daß du mein Herzblatt bist. Na, dann sag i: da´s jetzt. Verstehst, i: ma:n, du bist a:foch die Frau!" Aggressive Ergotropie (AE): "I: ruf seit aner halben Stund bei dir an, he, i: ma:n, bist deppert oder wos?" 1 Es handelt sich um einen Sprecher des österreichischen Dialekts im Westen Oberösterreichs (mittelbairisch). 2 erreichen.
PPH, 2017
Kommunikation bei Demenz Beziehungen zu demenzkranken Patienten aufzubauen und diese emotional zu erreichen, ist manchmal gar nicht so einfach. Wir stellen Ihnen zwei unterschiedliche Ansätze vor, mit denen Sie kommunikative Brücken zu Ihren Patienten bauen und so den Kontakt intensivieren können: die Musiktherapie und den Hundebegleitdienst.-Astrid McCornell-Musiktherapie: Wotan rappt in Walhalla Ich habe mich zum Wintersemester in der Uni Hamburg angemeldet. Das Kontaktstudium für ältere Erwachsene ermöglicht ein reines Neigungsstudium und ich will meiner Neigung zur Musik etwas mehr Raum geben. Der Kurstitel "Wotan rappt in Walhalla" erscheint mir vielversprechend. "Nun", fragt die Dozentin die Studierenden am ersten Vorlesungstag, "warum sind Sie hier, und was erwarten Sie von dem Seminar?". Ich komme dran, fange an zu erzählen, gerate in Fahrt und schwärme von der Wirksamkeit der Musiktherapie bei demenzkranken Menschen. "Das ist ja spannend", meint die Dozentin, "halten Sie doch mal einen Vortrag über Musiktherapie". Das habe ich nun von meiner Schwatzhaftigkeit. Musik wird im Umgang mit Demenzkranken zu einer Sprache, die aus der Sprachlosigkeit herausholen kann.