Die sprache des papyrus Westcar : Eine vorarbeit zur grammatik der älteren aegyptischen sprache (original) (raw)
Dass sich aus einem Texte, dessen Übersetzung noch nicht einen Druck-1) Man könnte sich z. B. denken, die Sprache des Westcar stelle die Vulgärsprache der 12. Dyn.im Gegensatz zur schriftmässigen Prosadar. VORREDE. 11 bogen eiunininit, ein vollständiges Sprachbild nicht gewinnen lässt, hegt auf der Hand. Iinmerliin ist aber der Lihalt des Westcar ein so mannigfaltiger, dass er, mit einer Ausnahme^), für alle wesenthchen Fragen der Syntax Material bietet. Wenigstens die Giamdzüge derselben sind mit Sicherheit zu ge^vinnen, in den Einzelheiten bleiben natvtrlich Lücken genug. Von der Fonnenlehre lässt sich leider nicht das Gleiche sagen wie von der Syntax, und ich hätte wohl geminscht, sie ebenso kurz behandeln zu können, wie ich es in der Neuaegyptischen Grammatik gethan habe. Aber was doi-t angesichts der hoÖhungslosen Venvü-rung der späten Handschriften vielleicht erlaubt war, das darf man sich doch dem Westcar gegenüber, der seine Formen consequent unterscheidet, nicht gestatten. Ich habe daher auch das Material der FoiTQenlelu'e, das unser Text enthält, gesammelt und, so gut als es anging, geordnet. Eine solche Ordnung der Fonnen bietet nun aber bei dem Verbmn grosse Schwierigkeiten, da bei diesem das Koptische nmäusserst dürftige Reste der alten Conjugation bewaliit hat. Wir stehen daher den vokallos geschiiebenen FoiTaen der alten Sprache fast hülflos gegenüber imd können nmschwer oder gar nicht^) uns ein Urtheil darüber bilden, wie viel vokahsch geschiedene Foiinen sich Innter den äusserlich gleichen Consonantengruppen verbergen. Um sich unsere Lage zu veranschauüchen , denke man sich, dass wh-vom Syrischen nmeinige alte, unvokahsh-te Texte besässen und dass wir nun die Fonnenlehi-e derselben mit alleiniger Hülfe des heutigen Neusyrischen enträthseln müssten, das, ganz ähnlich wie das Koptische, von der alten reichen Flexion nichts gerettet hat als den Lnperativ, zwei Participien und einen Infinitiv^). Und dennoch müssen wü-das Wagniss unternehmen und eine gevdsse Eintheilung und Benennung derVerbalfoi-men 1) Es fehlen Beispiele des Conditionalsatzes. 2) Ich kann mir nur einen Weg denken, auf dem etwas weiter zu kommen ist. Man muss die Verba mit veränderlichem Stamm (wie die Ilae geminatae, die Verba auf i, die Unregelmässigen) beobachten; wo eines derselben eine Form äusserlich unterscheidet, wird man die Existenz derselben Form auch für die andern Verba, bei denen sie nicht äusserlich .sichtbar ist, annehmen dürfen. 3) Nöldeke, Neusyrische Grammatik § 101. B2 12 VORREDE. für die ürammatik einftihi-eii. Ich hoffe, dass ich bei diesem misslichen Geschäfte mit der nötliigen Vorsicht vorgegangen bha mid eher zu wenig geschieden habe als zu \ie\. Was ich aus der Schriftlehre besprochen habe, ist, wie ich wohl weiss, ziemlich unwesentlicher Natur. Indessen sind Handschiiften, die in diesen Dingen noch ein System erkennen lassen, nicht häufig, und so mochte ich die Gelegenheit, eimnal auch diese Pmikte zur Sprache zu bringen, nicht voilibergehen lassen. Schliesslich bemerke ich noch, dass ich alles, was aus anderen Texten sich zum Vergleiche bot, in die Anmerkungen an den Fuss der Seite gesetzt habe; die Grammatik selbst stellt daher den Sprachgebrauch des Westcar olme Veimischung dar. Berlin, 30. April 1889. A. Laut-und Wortzeichen. § 1. Die Orthographie des Papyrus Westcar ist noch eine feste und § 1dürfte sich im WesentUchen mit den Lautverhältnissen der gesprochenen Sprache gedeckt haben. Dass er das Wort vhSjit, das er auf S. 2 und S. 12 korrekt schreibt, auf S. 11 zweimal umichtig wbit schi-eibt, weü er von 11, 19 her die Fonn mit Suffix ichHs noch ün Kopf hat (vgl. § 35 Amn.), hat nicht viel zu besagen; üi eüiem andern Punkte, wo er schwankt ( § 43), hat dies vielleicht die Sprache selbst gethan. Anm. Das System, dem die Haudsclirift folgt, gleicht in allen Pimkten demjenigen, das in den besseren Tlieilen des Papjrus Ebers imd in dem Londoner mathematischen Papyrus befolgt ist; es ist ausgebildeter als das der alten Berliner Handschriften, aber zeigt noch keine Spur von der wüsten Verwilderung, die in den neuaegyptischen Handschriften hen-scht. § 2. Der Umfang, m dem die Endung 'i bezeichnet wü-d, ist ein ver- § 2. hältnissmässig weiter, vgl. § § 17. 18. 25. 29. 34. 35 Anm. 38. 41, 50. 57. 61. 77. 92. Über lo und wt vgl. besonders § § 23. 27. 32. 33, über^und yt § § 24. 35 Anm. § 3. Wieweit die Vei-schiebung der Dentalen gediehen war, lässt sich § 3.