Bilder des Roten Wien. Zur prekären Sichtbarkeit des fehlenden Volkes (original) (raw)
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Vom Schein, der übrig bleibt. Bild-Evidenz und ihre Kritik
Wenn in wissenschaftlichen Texten von Evidenz die Rede ist, erscheint der Begriff nicht selten in Anführungsstrichen. Vortragende auf Tagungen, die dieses grafische Mittel nicht zur Verfügung haben, greifen gerne zur gestisch-didaktischen Untermalung und zeichnen, während sie das Wort »Evidenz« aussprechen, mit den Fingern imaginäre Anführungsstriche in die Luft, um auf diese Weise anzuzeigen, dass ein gewisser Sicherheitsabstand zum Gesagten gewahrt werden soll. Der Begriff »Evidenz« steht hier nicht allein. Andere Kandidaten im Regime der Anführungsstriche sind: »Wirklichkeit«, »Realität« »Natur« oder die Adjektive »authentisch« und »dokumentarisch«. Dabei handelt es sich um Begriffe, die eine verdächtige Nähe zur Ontologie, eine Tendenz zum Essentiellen und Unvermittelten erwarten lassen, und ihre grafische Armierung soll dem Missverständnis vorbeugen, der Autor oder die Autorin glaube naiverweise an so etwas wie »die Wirklichkeit«, »die Natur«, »Authentizität« oder eben: »Evidenz«. Anführungszeichen sind Mittel der Distanznahme, Insignien der Uneigentlichkeit oder, wie Jacques Derrida bemerkt, »Präservative des speech act, um unsere Sprache vor Kontamination zu bewahren«. 1 Im Falle von »Evidenz« besteht die Kontamination, die es abzuwehren gilt, in einer essentialistischen Auffassung dieses Begriffs, und das grafisch eingerüstete Wort bedeutet dann soviel wie: »die sogenannte Evidenz«, »Evidenz, von der fälschlicherweise behauptet wird, sie verstehe sich von selbst« oder »Evidenz, die angeblich auf unanfechtbaren Tatsachen beruht, die Gemachtheit dieser Tatsachen aber maskiert«.