Helmut Eschwege - Kulturpolitik auf eigene Faust (original) (raw)
Die Shoah hatten Helmut Eschwege, seine Mutter und seine Geschwister mit viel Glück und der Hilfe vieler Freunde überlebt. Sein Vater war 1936 verstorben. Eschweges Versuch jedoch, den deutschen Judenmord zu analysieren, suchte die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), deren Mitglied Eschwege nach seiner Rückkehr aus dem Exil im britischen Mandatsgebiet Palästina wurde, zu zerstören. Er wurde als "Parteifeind entlarvt" und in mehreren Verfahren, endgültig im September 1958, aus der SED "ausgestoßen". 1 Es gelang jedoch nicht, diese Stimme des bedeutendsten Holocaust-Forschers der DDR, vollständig zum Schweigen zu bringen. 2 Er verteidigte seine jüdische Identität und den Staat Israel ohne Zögern, verweigerte intellektuell und politisch die Reduktion der jüdischen Identität auf eine Religionsgemeinschaft und die Feindsetzung der SED-Politik gegenüber dem Zionismus. Er betrieb eine "Kulturpolitik auf eigene Faust" 3 , wurde von der "Gesellschaft für Christlich jüdische Zusammenarbeit" 1984 mit der Buber-Rosenzweig Medaille geehrt 4 und verlor auch in dem ihm aufgezwungenen Krieg mit der SED seine menschliche Orientierung nicht. Flucht und Emigration Die Entscheidung als Historiker zu arbeiten, traf Helmut Eschwege erst als er aus dem Exil zurückkehrte. In Hamburg, wo er aufwuchs, besuchte er zunächst die Talmud-Tora-Schule und absolvierte von 1929 bis 1931 eine Ausbildung zum Kaufmann. 5 Von 1929 bis 1933 ging er auf Wanderschaft. Er war bis 1933 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und der Kampforganisation "Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold". 1934 gelang es ihm nach Dänemark zu emigrieren und 1937 nach Palästina. Seine Flucht führte über Dänemark, Lettland, Estland und später noch über Czernowitz, Warschau und Wilna. Vor allem der Aufenthalt in Estland, öffnete ihm die Augen für Geschichte und Kultur osteuropäischer Juden. 6