PROBLEME DER AUFARBEITUNG KULTURELLEN GENOZIDS RECHTLICHE REGELUNGSLÜCKEN UND POLITISCHE DEFIZITE AM BEISPIEL KANADAS (original) (raw)

Kultische Privilegierung und gesellschaftliche Realität

Saeculum, 1990

Die historische Frauenforschung hat in den beiden letzten Jahrzehnten durch ihre Untersuchungen zur Geschichte der Frauen besonders im 19. Jh., zur Geschichte der Technik und ihrer Auswirkungen auf die Arbeitsweh nachgewiesen, daß-neben anderen-das Geschlecht einen wichtigen Faktor auf der Objektebene und eine erkenntnissteuernde Kategorie in der Forschung darstellt'. Die Geschichte von Frauen fällt, selbst bei gleichen Schichten, Klassen, Arbeitsbedingungen usw., nicht mit der von Männern zusammen. Der weibüche Blick in der Forschung vermag neue Prospekte zu eröffnen. Das Unternehmen, Frauen als Subjekte von Geschichte zu sehen, ist nicht ungefährdet. Für bestimmte Richtungen ist Frauenforschung eine Suche nach Modellen zur Selbstfindung. Eine Art Fundamentalismus sucht Leitbilder in einem urgeschichtlichen Status heiler Weiblichkeit, der im Laufe der Geschichte verlorengegangen oder zerstört worden sein soll-. Dies ist wohl nicht zufällig eine Analogie zu dem ehrwürdigen Dekadenzmodell der Religionsgeschichte. Das Feld der Religionen scheint für derartige Identitätssuche besonders geeignet. Religionen bewahren, so heißt es, die Verbindung zu den ,Ursprüngen', zumal die ,alten', vor-christlichen, in denen es überdies Frauenkulte und Priesterinnen gibt. Was liegt näher, als hier die Spuren jener Frühgeschichte zu finden? Der Vestakult ist eine wichtige Institution der römischen Staatsreligion. Er wird von sechs Priesterinnen versehen, die von Amts wegen ungewöhnliche Privilegien und hohe Ehren genießen. Cicero hat in einer politischen Rede die Bedeutung der virgines Vestae für Religion und Staat der Römer pointiert zusammengefaßt: cuius preces si di aspernarentur haec salva esse non possent-"wenn die Götter ihre Bitten verschmähten, dann könnte dieses Gemeinwesen nicht heil sein"

Kulturpublikum – theoretische Verortungen

Handbuch Kulturpublikum, 2015

Der Beitrag entfaltet ausgehend von der Klärung der Semantik des Kompositums » Kulturpublikum « ein konzeptuelles und historisches Verständnis von Kulturpublika im Kontext von Kulturwandel-über Klassiker wie Max Weber und Emil Durkheim, Praxistheorie, Cultural Studies sowie Institutionen-und Systemtheorie. Der Beitrag schafft Grundlagen für eine konzeptuelle Reflexion von Kulturpublikumsforschung und ihrer Vorannahmen und für ihre Vermittlung mit anderen Feldern von Kultur-, Sozial-und Gesellschaftsforschung. 1 Der Text handelt von » Menschen « als » sozialen Wesen «, weshalb von ihnen wie im angelsächsischen üblich, als » Leuten « gesprochen wird.

KULTURELLE IDENTITÄT UND IHRE POLITISCHE FUNKTIONALISIERUNG 1

A region's cultural identity, publicly presented, can serve as a powerful means of political opposition. In Okinawan local politics of the 1990s, the two main schools of Okinawan cultural identity competed with each other to define the prefecture's role in the Japanese nation state. One school, politically of the progressive block, perceived Okinawa's role in Japan as a narrative of victim and thus strove for more independence from the nation state. The second group, the conservative politicians, saw the relationship between Okinawa and Japan as Nichi-Ryû dôso-ron, an ideology of common cultural and historical origins between the two regions. The Okinawan identity dispute of the 1990s was won by the conservative group, which was strongly backed up by Japan's central government. Tôkyô managed to create and present Okinawa's "otherness" throughout the nation and thus kept other Japanese prefectures from experiencing solidarity with Okinawa's struggle for more decentralization, a topic closely linked to Okinawa's struggle against the high concentration of US military bases on the islands. Nevertheless, progressive Okinawan activists succeeded in creating a strong collective identity among the members of the prefecture's social movement. This identity, which still today is a good example of how a social movement might seek to influence a country's political culture, set itself against a mighty target, a dominant central government, and functioned as a regional political opposition.

Soziale Bedingungen des kulturellen Vergessens

Soziale Bedingungen des kulturellen Vergessens, in: Vorträge aus dem Warburg-Haus Bd. 3 (1999) S. 31-100, 1999

The groundbreaking Studies of Jan Assmann on Cultural Memory ask to put the question whether it is possible to outline a conception of 'collective forgetting'. This essay tries to give an answer by contrasting historical examples

EINE KOHÄRENTE JAPANISCHE MENSCHENRECHTS - POLITIK : SCHLÜSSEL ZU POLITISCHEM PROFIL , PRESTIGE UND POTENTIAL (NICHT NUR) IN ASIEN

JAPANSTUDIEN - Jahrbuch des Deutschen Instituts für Japanstudien der Philipp Franz von Siebold Stiftung. München: Iudicium -Verlag, 1998

Japan, größter Entwicklungshilfegeber der Welt und wichtiger Beitragszahler der UNO (United Nations Organization), möchte auch politisch an Profil und Gestaltungspotential gewinnen. Ein Beispiel dafür ist sein Streben nach einem ständigen Sitz im UNO-Sicherheitsrat. Die Unterstützung der Staaten in der Region ist für Japan in dieser Frage unerläßlich. Die hohen Entwicklungshilfeleistungen Japans an asiatische Länder tragen zwar zu einer positiven Grundhaltung in dieser Frage bei. Dennoch gibt es auch entscheidende Hinderungsgründe, die bei den Nachbarn in Asien Vorbehalte hervorrufen und sie an den Motiven zweifeln lassen, die der japanischen Politik zugrundeliegen. Die Erinnerungen an die japanischen Kriegsverbrechen, die bis in die 1990er Jahre durch verbale Entgleisungen hochrangiger japanischer Politiker lebendig gehalten werden, gehören dazu. Zweifel werden auch durch den Umgang der japanischen Regierung mit Entschädigungsleistungen an die sogenannten „Trostfrauen“ und dem Problem der koreanischen Minderheit in Japan genährt. Diese Gründe machen es für Japan schwer, sich nicht nur mittels finanzieller, sondern auch moralischer Argumente als legitimer Anwärter für einen ständigen Sitz im Sicherheitsrat zu präsentieren. Hinzu kommen Beschränkungen seines außenpolitischen Handlungsspielraums. Beispiel hierfür ist seine immer noch stark US-orientierte Außen- und Sicherheitspolitik. Eine Möglichkeit für Japan, an außenpolitischem Profil zu gewinnen, ist die Menschenrechtspolitik, ein Politikfeld, in dem die Diplomatie als eine der Stärken der japanischen Außenpolitik in besonderer Weise zum Tragen kommen kann.

Kulturelle Gegenhegemonien: Radikaldemokratische Kulturpolitik im Angesicht rechtspopulistischer Inanspruchnahme

Konfliktuelle Kulturpolitik. Politologische Aufklärung – konstruktivistische Perspektiven., 2023

Aus Perspektive der radikalen Demokratietheorie tragen kulturelle Gegenhegemonien zur Verwirklichung demokratischer Ansprüche bei. Der Aufstieg des Rechtspopulismus stellt diesen Zusammenhang jedoch infrage. Daher wird im Anschluss an philosophische Theorien der Ästhetik und ihrer Parallelen zu radikalen Demokratietheorien das Modell einer konflikthaften Kulturpolitik diskutiert. Anschließend werden die Grenzen dieses Konzepts anhand der Kulturpolitik der "Neuen Rechten" aufgegriffen. Es wird gezeigt, dass von zwei Modellen konflikthafter Kulturpolitik-einem konfliktuellperformativen und einem konfliktuell-reflexiven Modell-gesprochen werden kann, die sich in den normativen Ansprüchen radikaler Demokratietheorie unterscheiden.

Kulturelle Evolution und Cultural Lag auf dem Prüfstand

Vor mehr als 100 Jahren verglich der Soziologe Herbert Spencer die biologische Evolution des Lebens auf der Erde mit der kulturellen Evolution des Menschen, also seiner Entwicklung von archaischen Stammesgemeinschaften zu Stadtmenschen im 20.Jh. So wenig die Mechanismen der biologischen Evolution zu dieser Zeit bekannt waren, so grob und unreif erscheint einem heutigen Leser auch der von Spencer vorgeschlagene Mechanismus einer soziologischen Evolution. Vor dem Hintergrund der heute bekannten Mechanismen von Mutation, Selektion und Rekombination, und unter Zuhilfenahme von Ogburns Theorie des Cultural Lag wird in dieser Seminararbeit die Analogie Spencers auf eine neue Ebene gehoben und um einen Mechanismus ergänzt.

Regionale oder kulturelle Identität? Eine Problemskizze

Berichte zur deutschen Landeskunde, 1990

Sozial- und kulturgeographische Forschung interessiert sich traditionsgemäß für die Differenzierung von Gesellschaften und Kulturen in erdräumlicher Hinsicht. Die entsprechenden Forschungskonzepte sind darauf angelegt, sozial-kulturell homogene „Raum-Klassen" bzw. ,,Regionen" abzugrenzen, um die erdräumliche Kammerung von Kulturellem und Gesellschaftlichem aufzudecken. Diese Zielsetzung sieht sich allerdings mit dem Argument konfrontiert, daß nur materielle Gegebenheiten erdräumlich lokalisiert und regionalisiert werden können, nicht aber (immaterielle) subjektive Bewusstseinsgehalte, soziale Normen und kulturelle Werte. Kann dieses Argument nicht widerlegt werden, dann bleibt Sozial- und Kulturforschung, die sich vorrangig erdräumlicher Kategorien (Gebiet, Region usw.) bedient, wenig plausibel. Ebenso werden die Rekonstruktionsbemühungen von sogenannten „regionalen Identitäten" in erdräumlichen Kategorien fragwürdig. Sind nämlich „nur" materielle Gegebenheiten erdräumlich regionalisierbar, dann muß die Behauptung der Existenz von regionalen Identitäten im strengsten Sinne bedeuten, daß die Bewohner eines Gebietes mit materiellen Gegebenheiten Identität aufweisen können. Dafür einen empirisch haltbaren Nachweis zu erbringen dürfte sehr schwierig sein. Trotz dieser Zusammenhänge ist es offensichtlich, daß kulturelle Ausdrucksformen auch in erdräumlicher Dimension Differenzierungen aufweisen. Und so ist es nicht verwunderlich, daß im Kontext von kultureller Identität territoriale Kategorien immer wieder eine wichtige Rolle spielen. Die Schwierigkeit der Bewahrung kultureller Identität von Emigranten im neuen sozial-kulturellen Kontext ist ein wichtiger Hinweis auf diesen Problemzusammenhang. Die Herkunftsgegend scheint somit in sozialer wie in kultureller Hinsicht nicht völlig unbedeutend zu sein. Dies kann allerdings noch nicht heißen, daß Kulturelles erdräumlich erfassbar oder etwa gar räumlich determiniert wäre. Damit ist auf das Spannungsfeld geographischer Kultur- und Gesellschaftsforschung.