‘Christianisierung’ im archäologischen Vergleich. Merowinger- und Mährerreich (original) (raw)

Hans Zeiss, Joachim Werner und die archäologischen Forschungen zur Merowingerzeit

H. Steuer (Hrsg.), Eine hervorragend nationale Wissenschaft - Deutsche Prähistoriker zwischen 1900 und 1995, 311-415. , 2001

Hans Zeiss, J oachim Werner und die archäologischen Forschungen zur Merowingerzeit ' } von HUBERT FEHR Einleitung Am 20. November 1965 fand im Institut für Vor-und Frühgeschichte der Universität München eine Feierstunde statt. Gleich zwei Jubiläen boten Anlaß dazu. Gemeinsam mit der Gründung des Instituts 30 Jahre zuvor wurde des 70. Geburtstages des 1944 gefallenen erstenLehrstuhlinhabers Hans Zeiss gedacht. Wichtigster Programmpunkt der Veranst;tltung war die Rede des Ordinarius des Münchner Instituts Joachim Werner. In ihr betonte der Redner nachdrücklich die unmittelbare, aber auch die mittelbare Bedeutung, die Hans Zeiss für den im Münchner Institut versammelten Personenkreis habe: "Es ist die besondere Tradition, die der Anlaß unseres Treffens ist, die unse· ren Kreis unsichtbar verbindet, die Tradition, die von Hans Zeiss ausgeht. Das gilt für die Jungen, die unbewußt daran teilhaben, das gilt in erster Linie aber für seine Schüler, die mit ihrem Wirken Zeugnis für den Geist ihres Lehrers ablegen. «1 • Der vorliegende Aufsatz ist eine erweiterte Version meines bei der Freiburger Tagung gehaltenen Vortrags. Ich danke Herrn Prof. Dr. Heiko Steuer dafür, mir dieses Thema anver· traut zu haben. Bei Fragen und Problemen während der Bearbeitung stieß ich durchweg auf große Hilfsbereitschaft. Gedankt sei deshalb auch den Kollegen des Teilprojekts C4 des SFB Seinen Vortrag schloß Werner mit den Worten: "Das Beispiel, das Hans Zeiss sein~n ~chülern gab, der Geist, mit dem er seit der Gründung dieses Institut erfüllte, sze sznd lebendig, sie sind für mich, seinen Nachfolger, . und für uns alle, verpflichtendes Vorbild".2 Die wissenschaftliche Tradition, in die der Redner sich und sein Institut stellte, dürfte für die in diesem Band behandelte Frage nach Kontinuität und Diskontinuität in der Entwicklung der deutschen Ur-und Frühgeschichte von einiger Bedeutung sein. Immerhin erstreckt sie sich über mehrere Jahrzehnte in der Mitte dieses Jahrhunderts hinweg -und damit auch über die politischen Brüche von 1933 und 1945. Hinzu kommt, daß die von Werner beschworene Verbindung von Zeiss zum Münchner Institut, zu seinen Schülern und seinem Nachfolger keineswegs nur auf persönlicher Ebene anzusiedeln oder gar lediglich metaphorisch gemeint war, sondern sich auf konkrete wissenschaftliche Fragestellungen und Forschungstraditionen bezog: "Die wissenschaftlichen Aufgaben, die in diesem Institut zu bewältigen waren und für die nächste Zukunft in Angriff genommen wurden, sind von Hans Zeiss in der Vorkriegsperiode weitgehend vorgezeichnet worden: einmal Vor-und Frühgeschichte Bayerns, zum anderen frühmittelalterliche Archäologie". 3

Lokale Herren und Amtsträger statt warlords. Die späte Merowingerzeit aus archäologischer Sicht

Warlords oder Amtsträger? Herausragende Bestattungen der späten Merowingerzeit, hrsg. Sebastian Brat-her/Claudia Merthen/Tobias Springer. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Wissenschaftlicher Beiband 41 (Nürnberg 2018) 236–254, 2018

144 Untersuchungen zu Pferdebestattungen und Reitausrüstungen der Merowingerzeit Stephanie Zintl 154 »Besondere« Gräber-anders geöffnet? Zu Graböffnungen in der späten Merowingerzeit Ulrike Scholz 165 Meist weniger »reich«, aber trotzdem besonders. Frühmittelalterliche Plattengräber in Bayern AUSBlicKE Und PERSPEKtiVEn Valerie Schoenenberg 174 Siedlungen im alemannischen Raum. das Beispiel lauchheim christian later 189 Von Kirchen, Siedlungen und Befestigungen-Strukturen spätmerowingisch-karolingischer Herrschaftskonsolidierung am Beispiel des Altmühltals tobias Springer 201 Funde der späten Merowingerzeit im Germanischen nationalmuseum und deren mögliche Bezüge zum thema »Warlords oder Amtsträger?« Egon Wamers 212 Warlords oder Vasallen? Zur Semiotik der merowingerzeitlichen Bootsbestattungen von Vendel und Valsgärde in Mittelschweden Sebastian Brather 238 lokale Herren und Amtsträger statt Warlords. die späte Merowingerzeit aus archäologischer Sicht AnHAnG 258 Personenregister 260 Ortsregister 263 impressum

Archaika in den frühmittelalterlichen Gräbern in Mähren

Maříková Vlčková, P. – Mynářová, J. – Tomášek, M. (eds.), My Things Changed Things. Social Development and Cultural Exchange in Prehistory, Antiquity, and the Middle Ages. Prague 209, p. 224-256, 2009

Analysis of the antiquities (= objects of prehistoric, Latene and Roman-period origin) in the early medieval graves in Moravia (9th - 11th century).

Methodenprobleme einer Chronologie der Merowingerzeit in Süddeutschland. Eine Diskussion anhand von Matthias Friedrich "Archäologische Chronologie und historische Interpretation: Die Merowingerzeit in Süddeutschland" (2016) Germania 98, 2020, 237-290.

Germania, 2020

Matthias Friedrich hat in seiner Freiburger Magisterarbeit einen neuen chronologischen Entwurf zur Merowingerzeit in Süddeutschland vorgelegt. Er unterscheidet sich von bisherigen Ansätzen, indem der relativen Chronologie eine strikte Korrespondenzanalyse zu Grunde liegt und die Typenbildung insbesondere der Frauenfibeln stark vereinfacht wird. Abweichungen zu bisherigen Chronologien – Friedrich wendet sich vor allem gegen die südwestdeutsche Chronologie Ursula Kochs – sind auf Unterschiede in der Typenbildung und eine starke Selektion bei der Auswahl münzführender Gräber zurückzuführen. Friedrichs Arbeit ist vor dem Hintergrund einer langen Forschungstradition zu bewerten und bestätigt im Wesentlichen die bisherigen chronologischen Vorstellungen. Dies hat großen Wert. Im Zentrum meines Beitrags stehen methodische, also technische und handwerkliche Überlegungen zu Chronologiesystemen des Frühmittelalters. Methodologische und theoretische Betrachtungen über die Annahmen, die diesen Methoden zu Grunde liegen, sind bislang nur sehr vereinzelt angestellt worden, bleiben aber auch hier außen vor.

Vergangenheit und Gegenwart der Frühmittelalterarchäologie. Anmerkungen zu Hubert Fehr, Germanen und Romanen im Merowingerreich

2019

Die Monographie von Hubert Fehr * behandeltso Fehr in der Zusammenfassung (FEHR 2010, 784)-"ein altbekanntes Problem der europäischen Frühmittelalterarchäologie: die ethnische Interpretation der frühmittelalterlichen Reihengräberfelder vor dem Hintergrund eines angenommenen germanisch-romanischen Dualismus". Im Kern vertritt Fehr die These, dass die typischen Reihengräberfelder des 5.-8. Jahrhunderts im nördlichen und westlichen Teil des Merowingerreichs nicht wie bis in die Gegenwart vielfach angenommen der Niederschlag einer Zuwanderung germanischer Bevölkerungsteile während der sogenannten Völkerwanderungszeit sind. Diese Sichtweise beruhe vielmehr auf der unzutreffenden Prämisse eines tief greifenden germanisch-romanischen Antagonismus während des Frühmittelalters, den der Autor in der vorliegenden Arbeit umfassend dekonstruiert. Darüber hinaus möchte der Autor zeigen, dass die entscheidenden Einwände gegen die traditionelle "germanische" Interpretation der Reihengräberfelder bereits seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert bekannt sind. Der Frage, welche politischen bzw. fachgeschichtlichen Gründen dafür verantwortlich waren, dass sich diese Argumente bis in die Gegenwart nicht umfassend durchsetzen konnten bzw. von der mitteleuropäischen Forschung weitgehend ignoriert wurden, erklärt den vorwiegend wissenschaftsgeschichtlichen Zugriff der Arbeit (s. a. RISTOW 2010). Mit seiner Arbeit folgt Fehr einer Freiburger Forschungsrichtung, die durch die Prähistoriker Heiko Steuer und Sebastian Brather erste grundlegende Arbeiten vorlegte. Gefördert wurde diese Dissertation und ihre Thematik, die "keineswegs selbstverständlich in der ur-und frühgeschichtlichen Archäologie ist", in einer "offenen und anregenden Atmosphäre" am Universitäts-Institut Freiburg i. Br. unter Heiko Steuer durch verschiedene Wissenschaftsprojekte, wie ein Freiburger Sonderforschungsbereich 541 ("Identitäten und Alteritäten"), das Projekt "AREA-Archives of European Archaeology" oder der "Studienstiftung des Deutschen Volkes". Die Dissertation wurde 2003 abgeschlossensie erschien also sieben Jahre späterist 806 Seiten stark und weist für eine prähistorische Arbeit nur wenige Karten, Abbildungen, Fotos oder dergleichen auf. Man hat also nur zu lesen. Es ist aber eine interessante und anregende Thematik, die hier zum ersten Mal in dieser Bündelung behandelt wird, und sicher nicht aller Zustimmung finden wird. Den Kern der vorliegenden Arbeit "bildet somit eine Analyse der wichtigsten Arbeiten zur Interpretation des frühmittelalterlichen ‚Reihengräberhorizontes' vor dem Hintergrund eines angenommenen germanisch-romanischen Antagonismus" (FEHR 2010, 17). Aber nicht nur das, in Teil II wird auch dessen politischer Gebrauch und Missbrauch ausführlich untersucht. Die sachkundliche Verbindung der deutschen Prähistorie mit ihrer Wissenschafts-und Forschungsgeschichte lässt in Hubert Fehr einen klar denkenden, fleißigen und vielseitigen, aber auch wortgewandten Autor erkennen, der nun zahlreiche als feststehend geltende Sachverhaltenicht nur * HUBERT FEHR, Germanen und Romanen im Merowingerreich. Frühgeschichtliche Archäologie zwischen Wissenschaft und Zeitgeschehen. Ergänzungsbände zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 68. Herausgegeben