Das Land Sternberg im Mittelalter (7.-13. Jh.). Genese einer Kulturlandschaft im Gebiet der Warnower (original) (raw)
Zusammenfassung (deutsch) Grundlage der Untersuchung ist eine vollständige Aufnahme der archäologischen Fundstellen des Mittelalters auf dem Gebiet der ehemaligen Neumark. Ausgewertet wurden die Archive des Märkischen Museums Berlin, des Museums für Vor- und Frühgeschichte Berlin und des Brandenburgischen Landesamtes für Denkmalpflege in Wünsdorf. Die Aufnahme der Funde die seit 1945 von der polnischen Bodendenkmalpflege erfasst werden basiert auf einer umfassenden Literaturrecherche und Stichprobenaufnahme der 1978 begonnenen „Archeologiczne Zdjęcie Polski – AZP“ (Archäologische Geländeaufnahme Polens) im „Wojewódzki Urząd Ochrony Zabytków w Zielonej Górze Delegatura Gorzów Wlkp.“ (Wojewodschaftsarchiv) in Gorzów Wlkp. (Landsberg a.d.W.). Die Geschichte der archäologischen Forschung in der damaligen Neumark lässt sich bis in die vierziger Jahre des 19. Jhs. verfolgen. Die zahlreichen Funde der Neumark, die bis 1945 zur Provinz Brandenburg gehörte, wurden auf mindestens 41 verschiedene deutsche, polnische und russische Sammlungen verteilt und sind heute weitgehend verschollen. Eine Interpretation der Befunde und des Fundmaterials erfolgte meist durch die zahlreichen kleineren Einzelpublikationen und Archivmeldungen, die hier in Katalogform zusammengebracht wurden und kritisch, unter der Sichtweise des heutigen Forschungsstandes, analysiert wurden. Aus der späten Völkerwanderungszeit (5.-6. Jh. n.Chr.) liegen nur sehr wenige Einzel-, Grab- und Siedlungsfunde vor. Die slawische Einwanderung setzte im Norden des Untersuchungsgebiets schon im frühen 7. Jh., auf den sehr fruchtbaren und leicht zu beackernden Schwarzerde ähnlichen Böden ein. Das Gebiet südlich der Warta (Warthe) mit recht unfruchtbaren Sandböden wurde erst gegen Ende des 7. Jhs. wiederbesiedelt. Jedoch sind im Süden die ältesten Burganlagen schon in der Mitte des 8. Jhs., wahrscheinlich auf unbefestigten Vorgängersiedlungen, errichtet worden. Die nördlichen Burgwallanlagen datieren erst in mittelslawische Zeit, d.h. ab dem 9. Jh. Vergleichend wurden zur Verifizierung der Ergebnisse siedlungsarchäologische Untersuchungen aus benachbarten Regionen mit ähnlichen naturräumlichen Potentialen, wie in der Niederlausitz (siehe Biermann 2000) oder in Pomorze ([Westpommern] siehe Łosiński 1982) und Wielkopolski ([Großpolen] siehe Kurnatowska/Łosińska 1983), herangezogen. Das Untersuchungsgebiet ist in zwei räumliche Großeinheiten zu unterteilen (nördlich und südlich der Warta [Warthe]), die im Verlauf des Mittelalters immer wieder unterschiedliche, kulturgeschichtliche Entwicklungen, wie z.B. Siedlungsdichte und Siedlungsverteilung mit Kontinuitäten oder Diskontinuitäten, erkennen lassen. Die stark mäandrierende Warta [Warthe] bildete eine natürliche Barriere, die nur an zwei (Santok [Zantoch] und Gorzów Wkpl. [Landsberg]) bzw. drei Furten (Kostrzyn [Küstrin] als Pass über Warta [Warthe] und Oder) zu überwinden war. Die Oder war hingegen keine „Kulturbarriere“, sondern, ganz im Gegenteil zur Warta (Warthe), lassen sich im unteren Oderbereich besonders die Gemeinsamkeiten der westslawischen Kulturgenese westlich und östlich der Oder erkennen. Nahe der Furten (auch an der Oderfurt bei Cedynia [Zehden]) wurden größere Handelssiedlungen, an und in Burgwallanlagen, angelegt. In diesen Burgwällen kam es zur Konzentration der Handels- und Herrschaftsaktivitäten. Politisch gehört der Süden ab dem Ende des 10. Jhs. zum „piastischen Großpolen“. Der Norden wurde nur temporär in das „vorfeudale Piastenreich“ eingegliedert und entwickelte sich innerhalb Pommerns weitgehend unabhängig. Bereits schon im 9.-10. Jh. wurde das ganze Gebiet flächenhaft durch die Anlage zahlreicher Burgwälle und offener Siedlungen erschlossen. Im 11.-12. Jh. wurden einzelne Regionen inselartig intensiver aufgesiedelt, wobei von einem starken Bevölkerungswachstum auszugehen ist. Nur ca. 25% der Burgwälle und offenen Siedlungen weisen eine echte Kontinuität seit mittelslawischer Zeit auf. In spätslawischer Zeit entstanden innerhalb dieses weitgehend neuen Siedlungsmusters große, durch Burgwälle geschützte, Handelsorte mit Märkten und umfangreichem Warenangebot sowie einsetzenden monetären Strukturen. Weiterhin wurden aber hauptsächlich zahlreiche ungeschützte Kleinsiedlungen angelegt, die oft nach einer Nutzung von nur 25-50 Jahren aufgegeben wurden und in unmittelbarer Nachbarschaft, innerhalb des Siedlungsgefildes, neu errichtet wurden. Im Untersuchungsgebiet konnten in den Siedlungen Bauten in Blockhaus- und Pfosten-Ständerkonstruktion, mit einem rechteckigen Grundriss, sowie Hauswände aus Flechtwerk mit Lehmverputz nachgewiesen werden. Am Ende der spätslawischen Zeit entstanden in den naturräumlichen Gunstbereichen fünf bis sechs eindeutige Siedlungs-Ballungszentren (im Gebiet des späteren Myślibórz [Soldin], Gorzów Wlkp. [Landsberg], Choszczno [Arnswalde], Rzepin [Reppen] und Chojna [Königsberg i.d.N.] bis zum Oderbruch), die im heutigen Siedlungsverteilungsmuster der Dörfer und Städte durchaus noch zu erkennen sind. Im Zuge des hochmittelalterlichen Landesaus-baus, der eine „deutsch-slawische Mischgesellschaft“ zur Folge hatte, entstand das noch heute weitgehend vorhandene Siedlungsmuster, wobei aber rund 90% der „Stadtneugründungen“ auf spätslawische Burgwallanlagen zurückzuführen sind. Der intensive Landesausbau, der ab 1230 das gesamte Untersuchungsgebiet erfasste, ging mit der planvollen Anlage der heutigen Dörfer einher. Die Dörfer entstanden oft in der Nähe zu spätslawischen offenen Siedlungen oder wurden sogar in diesen errichtet. Gleichzeitig wurden aber auch zuvor unerschlossene Regionen durch Dorfneugründungen in stereotypen Formen (hauptsächlich Angerdörfer und Straßendörfer) systematisch aufgesiedelt.
Lokale Herren und Amtsträger statt warlords. Die späte Merowingerzeit aus archäologischer Sicht
Warlords oder Amtsträger? Herausragende Bestattungen der späten Merowingerzeit, hrsg. Sebastian Brat-her/Claudia Merthen/Tobias Springer. Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums, Wissenschaftlicher Beiband 41 (Nürnberg 2018) 236–254, 2018
144 Untersuchungen zu Pferdebestattungen und Reitausrüstungen der Merowingerzeit Stephanie Zintl 154 »Besondere« Gräber-anders geöffnet? Zu Graböffnungen in der späten Merowingerzeit Ulrike Scholz 165 Meist weniger »reich«, aber trotzdem besonders. Frühmittelalterliche Plattengräber in Bayern AUSBlicKE Und PERSPEKtiVEn Valerie Schoenenberg 174 Siedlungen im alemannischen Raum. das Beispiel lauchheim christian later 189 Von Kirchen, Siedlungen und Befestigungen-Strukturen spätmerowingisch-karolingischer Herrschaftskonsolidierung am Beispiel des Altmühltals tobias Springer 201 Funde der späten Merowingerzeit im Germanischen nationalmuseum und deren mögliche Bezüge zum thema »Warlords oder Amtsträger?« Egon Wamers 212 Warlords oder Vasallen? Zur Semiotik der merowingerzeitlichen Bootsbestattungen von Vendel und Valsgärde in Mittelschweden Sebastian Brather 238 lokale Herren und Amtsträger statt Warlords. die späte Merowingerzeit aus archäologischer Sicht AnHAnG 258 Personenregister 260 Ortsregister 263 impressum