Organisation und Profession (original) (raw)

Professionalität und Organisation

2016

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografi e; detaillierte bibliografi sche Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

1890 Department und professionelle Organisation

Meilensteine der Soziologie, 2019

In den meisten Darstellungen der Geschichte der Soziologie herrscht Einigkeit darüber, dass das erste universitäre Institut, das exklusiv der Soziologie gewidmet war, das Department of Sociology der University of Chicago war, das 1892 als Subeinheit dieser Universität eröffnet wurde. Will man den historischen Verlauf der Etablierung der neuen wissenschaftlichen Disziplin rekonstruieren, muss man einen wichtigen Unterschied berücksichtigten: es gilt sorgfältig zwischen einer Professur, die der Soziologie ganz oder teilweise gewidmet war, und organisatorischen Einheiten zu unterscheiden, die Institut, Department oder Seminar genannt wurden. Darüber, wo sich wer wann erstmals Professor für Soziologie nennen durfte, herrscht in der historischen Literatur weniger Konsens, auch weil verschiedene Bezeichnungen (Sozialwissenschaft, Gesellschaftslehre) lange parallel gebräuchlich waren und universitäre Stellen, die einem Fach allein gewidmet waren, lange Zeit nicht üblich waren. An den meisten Universitäten des 19. und frühen 20. Jahrhunderts entstanden neue Professuren, um die nachgefragte oder per Gesetz nötige Lehre abzudecken; wegen der vergleichsweise geringen Zahl an Studierenden mussten Professoren üblicherweise über mehr als ein Gebiet „lesen“, d.h. dazu Lehrveranstaltungen regelmäßig anbieten. Beispielsweise lehrte Ludwig Gumplowicz (1838-1909), der vermutlich zu Recht als jener Autor gilt, der als erster 1885 im Titel eines deutschsprachigen Buches den Begriff „Soziologie“ verwendete, an der Juridischen Fakultät der Universität Graz Staatsrecht, Verwaltungslehre und Verwaltungsrecht. Er prüfte auch „Österreichische Statistik“ und hielt (Spezial-)Vorlesungen über „Socialwissenschaft“ 1883, „Grundzüge der Sociologie“ 1885, aber er war nie Professor für Soziologie. Neue wissenschaftliche Disziplinen benötigen nicht nur die in den konventionellen Darstellungen breit behandelten „Gründerväter“, sondern ein stabiles organisatorisches Arrangement, das die Rekrutierung des Personals, die Entscheidungsfindung innerhalb desselben, die Über- und Unterordnungen, infrastrukturelle Ressourcen, die für die Forschung nötig sind, und die Kontrolle regeln. Die folgende Schilderung beschränkt sich auf eine Gegenüberstellung von zwei Ausprägungen dieser Organisationsformen: das Department, wie es zuerst in den USA eingeführt wurde, und der Lehrstuhl, der vor allem in den deutschsprachigen Ländern lange Zeit dominierte und eine Ausbreitung einer dem Department ähnlichen Institutsstruktur verhinderte.

Wissen und Organisation

2017

This contribution reconstructs the histories of the two scientific disciplines Sociology and History. Drawing on their national professional associations, the authors explore the processes of academic institutionalization in both cases, though putting emphasis on the German Sociological Association (DGS). The authors identify significant differences between the histories of the DGS and the German Historical Association (VHD), which have had mayor impact on their organizational forms and functions. The institutionalization of history started already with the Enlightenment and limited the functions of the VHD mostly to the organization of annual conferences. Sociology, in contrast, was – although embedded in transnational and interdisciplinary networks – still not academically established in the German Empire. The DGS, therefore, had to assume a wide range of tasks. In their further development the profiles of both academic associations have become more equal in some aspects while per...

Menschen, Behörden und Professionelle

2015

Menschen leben und arbeiten. Die meisten arbeiten professionell. Einige arbeiten in Behörden, viele andere anderswo, und einige haben keine richtige Arbeit. Richtige und riesige Arbeit wird auch in Familien und weitern Netzwerken erbracht. Auch Freiwillige arbeiten. Manchmal sind sie Laien, mit höchsten Ansprüchen an ihre Profession, die sie engagiert und kompetent bewältigen. Selbst in professionell arbeitenden Behörden arbeiten Menschen, die ihre Profession professionell-d.h. menschlich und fachlich engagiert und kompetent-ausüben.

Organizing, Professionalisierung, Vernetzung

Soziale Passagen

For many years, there has been a powerful housing movement in Germany. It criticizes housing issues like rising rents, gentrification, lack of participatory opportunities or the lack of basic provision for homeless people and refugees. Likewise, this social movement supports tenants and alternative housing policies and organizes campaigns. Drawing on insights from Berlin, Hamburg, Jena and Leipzig, we highlight the latest developments of the housing movement in this paper. By describing the movement in these four cities, we have found three recent trends in collective protest: an increased use of the approach "community organizing", an overall institutionalization and professionalization as well as an intensified networking. Moreover, we have identified two areas which are being controversially discussed within the movement: how to deal with old and new participatory opportunities and their potential challenges and consequences for appropriating the movement; and the debate over the "right" strategy for achieving the core goals of decommodification and communization of housing provision. In concluding remarks we raise additional challenges that have become, particularly in light of the COVID-19 pandemic, even more pressing. Keywords Urban policy • Rents • Social movements • Gentrification • Decommodification "Wohnraum darf keine Ware sein"-so lautet die gängige Antwort auf die Wohnungsfrage (Holm 2014; Schönig et al. 2017) seitens der wohnungspolitischen Bewegung Deutschlands. Wie hat sich diese Bewegung in den letzten Jahren entwickelt? Welche Strategien verfolgt sie? Diese Fragen untersuchen wir in diesem Beitrag anhand der wohnungspolitischen sozialen Bewegung in Jena, Leipzig, Hamburg und Berlin. Wenn es einen gemeinsamen Nenner innerhalb der Bewegung gibt, dann dürfte sich dieser auf die Fernziele einer Dekommodifizierung und Vergesellschaftung der Wohnraumversorgung belaufen. Mit diesem utopischen Überschuss versuchen im letzten Jahrzehnt zahlreiche Akteur:innen lokal, regional und bundesweit eine organisierte wohnungspolitische Bewegung aufzubauen. Es ist ihr Verdienst, dass Alternativen zur neoliberalen Wohnungspolitik sichtbar und teilweise mehrheitsfähig wurden (Vogelpohl und Buchholz 2017; Vollmer und Kadi 2018).