Das späte Eingeständnis der eigenen Schuld – Martin Pollack im Diskurs um die Opfer-/Täterrolle Österreichs (original) (raw)
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Die Täter-Opfer-Debatte und die Schuldfrage: Eine (nicht nur) literarische Bilanz nach der Wende
2015
The present contribution is firstly aimed at retracing some pivots within the debate on “German collective guilt” in the last two decades of Germany’s cultural history. The search for truth about the past has complex implications; yet it is thanks to some historians and writers such as Wehler and Frei, on the one hand, Walser and Grass, on the other, that the problem of “collective sufferings” could be brought into sharper focus, including the loss of civilians due to air bombings against German cities. Dagmar Barnouw, an eyewitness to the bombings of Dresden, has therefore called for a “renegotiation” of collective guilt, critically facing what she has defined the supra-historical status of Auschwitz crimes. The semantic field articulated by terms like Last, Scham, Schande as synonyms for Schuld testifies to strong emotional distress on the part of the subject, but also to an ongoing attempt to consciously or unconsciously overcome the obsession with memory, setting the future free...
Schuld als Konstitutivum des Menschseins – eine Einleitung
Christian Bachhiesl, Sonja Maria Bachhiesl, Stefan Köchel (Hrsg.): Schuld. Interdisziplinäre Perspektiven auf ein Konstitutivum des Menschaeins (Weilerswist: Velbrück Wissenschaft 2020), S. 7-14., 2020
Schuld als Konstitutivum des Menschseins-eine Einleitung Was der Mensch auch tut, stets ist er in Gefahr, sich mit Schuld zu beladen, und der Schuld folgt die Strafe, wenn nicht auf den Fuß, so doch in irgendeiner Form zu irgendeiner Zeit nach-das ist das Lied von »Schuld und Sühne«, 1 ein altes Lied, eine der immer wieder erzählten »selben Geschichten«, von denen die Attwenger singen: »du kaust as schreibm, du kaust as schrein, du kaust as imma übatreibm & es wean imma iagendwie de söbm gschichtn übableibm«. 2 Die Attwenger könnte man 1 Wer dächte da nicht sogleich an Dostojewskijs berühmten Roman dieses Titels; zu diesem vgl.
Deutungsmacht in Krisenzeiten, 2022
In seiner 1997 publizierten Streitschrift Achieving Our Country nimmt sich der Philosoph Richard Rorty die US-amerikanische Linke zur Brust. »This cultural Left«, heißt es dort kritisch, »thinks more about stigma than about money« 2. Aus Rortys Sicht hat man im progressiven Lager des politischen Spektrums seit den 1960er Jahren zunehmend von sozialen und ökonomischen auf kulturelle Gerechtigkeitsfragen umgesattelt. »Many members of this Left«, schreibt er demgemäß, »specialize in what they call the ›politics of difference‹ or ›of identity‹ or ›of recognition‹.« 3 Zwar seien durch diese Agenda fraglos große Fortschritte, etwa im Blick auf die Lebenssituation sexueller oder ethnischer Minderheiten, erzielt worden. Doch habe die Erfolgsgeschichte der »post-Sixties cultural Left« auch eine dunkle Seite: »During the same period in which socially accepted sadism has steadily diminished, economic inequality and economic insecurity have steadily increased.« 4 Die besagten Ungleichheitsund Unsicherheitserfahrungen wurden in Rortys Augen durch den linksdemokratischen Mainstream stark vernachlässigt. Stattdessen sei die politische Energie überwiegend in den Kampf um die Anerkennung diskriminierter Minoritäten geflossen, wodurch man die Anliegen gewichtiger Bevölkerungsgruppen ignoriert und eine Zersplitterung des gesellschaftlichen Lebens befördert habe. Als Antidot gegen das sich darin abzeichnenden Spaltungspotenzial empfiehlt Rorty die Rückbesinnung auf eine Politik, die anstelle identitärer Diffe-1 In diesem Beitrag greife ich auf Ausführungen aus meiner Dissertationsschrift zurück, die aller Voraussicht nach im Laufe des Jahres 2022 unter dem Titel Selbstein und Anerkennung. Theologisch-philosophische Erkundungsgänge im Spannungsfeld von Ich, Wir und Gott erscheinen wird.
Franz Reichleitner - Österreichische Täter der Shoa (Deutsch)
Franz Karl Reichleitner, 2023
Franz Reichleitner (1906–1944) war ein österreichischer Kriminalpolizist und SS-Führer aus Steyr. Während der Aktionen „T4“ und „14 f 13“ wurde er in der NS-Tötungsanstalt Hartheim eingesetzt und stieg später im Rahmen der „Aktion Reinhardt“ zum Kommandanten des Vernichtungslagers Sobibór auf. Franz Reichleitner (1906-1944) was an Austrian criminal police officer and SS leader from Steyr. During the "T4" and "14 f 13" actions, he was deployed at the Nazi killing centre in Hartheim and later rose to become the commandant of the Sobibór extermination camp as part of "Aktion Reinhardt".
Zur Entstehung des Schuldgefühls im 19. Jahrhundert
Das 19. Jahrhundert, 1991
Zur Entstehung des Schuldgefühls im 19. Jahrhundert Das Schuldgefühl ist heute in der westlichen Gesellschaft fast allgegenwärtig. W ie komm t es, daß dieses "kleinliche, armselige und übelriechende Gefühl" , wie es der marokkanische Schriftsteller Tahar Ben Jelloun nennt, so erfolgreich sein konnte?1 Haben wir das Sigmund Freud zu verdanken, der 1930 in seiner Schrift "D as Unbehagen in der K ultur" seine Absicht bekundete, "das Schuldgefühl als das wichtigste Problem der Kulturentwicklung hinzustellen und darzutun, daß der Preis für den K ulturfortschritt in der Glückseinbuße durch die Erhöhung des Schuldgefühls gezahlt w ird" ? 2