Susannah Heschel, “Geleitwort," in Berndt Schaller and Ulrich Kusche, eds., Christlich-akademische Judentumsforschung im Dienst der NS-Rassenideologie und –Politik: der Fall des Karl Georg Kuhn (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021), 13-27 (original) (raw)

Susannah Heschel, “Die Historiographic des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben,” in Das Eisenacher‚ Entjudungsinstitut‘ Kirche und Antisemitismus in der NS-Zeit (Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht, 2021), 331-357

Die Historiographic des Instituts zur Erforschung und Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben1. Einfuhrung: Antisemitismus und Christentum Im Jahr 1939 reisle eine Gruppe von sechzig Theologiestudenten der Universitaten Erlangen, Gottingen, Leipzig, Marburg, Tubingen und der Theologischen Schule Bethel durch Niedertrebra im landlichen Thiiringen. Sie berichteten, dass sie den christlichen Glauben nur bei alteren Leute finden konnten. "Sonst aber war die Stumpfheit gross. Einige Male begegneten wir offener Ablehnung: Die Bibel sei ein Judenbuch, Mein Kampf sei die heutige Bibel. [...] In einem Haus, in dem wir glaubten, auf Verstandnis zu stossen, erzahlte man uns von einer neuen Bibel, die jetzt erschienen sei, in der alles Jiidische ausgemerzt sei, denn anders sei die Bibel nicht mehr zu gebrauchen."D iese "neue Bibel", aus der alles Jiidische entfernt wurde, konnte "Die Botschaft Gottes" gewesen sein, herausgegeben vom "Institut zur Erforschung imd Beseitigung des judischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben" mit Sitz in Eisenach. Es ist viel uber das Eisenach-Institut geschrieben worden, uber seine Mitglieder, seine Ziele, seine Veroffentlichungen, seine Finanzen und uber einzelne Personen aus Kirche und Universitat, welche die Idee zur Grundung des Instituts hatten und sie verwirklichten. Was wir noch nicht wissen, ist das Ausmafi seines Einflusses auf die Akzeptanz der "neuen Bibel". Wie viele Christen in Deutschland waren davon uberzeugt, dass die Bibel ein "Judenbuch" ist und verworfen werden soUte? Diese Frage muss untersucht werden, um die Rolle des Christentiuns in der antisemitischen Propaganda des Dritten Reiches zu verstehen. Zu klaren sind die Auswirkungen der Negation des Judentums in der Geschichte der deutschen protestantischen Theologie und 1 Der Beitrag wurde dankenswerterweise ubersetzt von Siegfried Virgils und Alice Wang.-1 would also like tp express my gratitude to my colleague, Professor Konrad Kenkel, who reviewed and corrected my grammar; Susan Hatterman, who helped me formulate some paragraphs; Professor Christina von Braun, who supplied just the right German words at crucial moments: and my good friend Pastor Siegfried Virgils (Bonn) for patiently translating but more importantly for inspi ring me with his theological wisdom. 2 (LKA Kiel, Repertorium des Archivs der Bekennenden Kirche Schleswig-Holstein Alte Signatur 32; neue Hummer 184). 10 Kotdze-Kottenrodt, Eine Deutsche Gottesund Lebenskunde. Vortrag gehalten auf der Instituts-Tagung vom 19. Juli 1941, 6 (LKA Eisenach, NL Walter Grundmann, Nr. 87, Dichterarbeitsgemeinschaft des Instituts fur Erforschung des judischen Einflusses, 1940-1944, Bl. 57).

Frühe Diskurskritik. ›Jüdischer Witz‹ in Börnes politischem Feuilleton

Heine-Jahrbuch, 2020

Ludwig Börnes Hallenser Studienjahre waren nicht seine glücklichsten. Denn hatte der Zehnjährige die weitgehende Zerstörung der Frankfurter Judengasse infolge des französischen Beschusses von 1796 weit weniger als Verlust denn als Befreiung aus geistiger Enge empfunden, für die er noch Jahre später der Vorsehung dankte , und war dem Sechzehnjährigen ein kurzer Studienaufenthalt in Berlin von November 1802 bis April 1803 zur Erfahrung geworden, weil die jüdischen Salons der Stadt bewiesen, dass Juden „Anschluß an das gebildete deutsche Großbürgertum“ finden konnten, erlitt sein Emanzipationsdrang in der preußischen Provinz schwere Dämpfer. Mindestens einmal klagt er in den Briefen, die er aus Halle an Henriette Herz richtet, offen über das „rauhe, ja oft brutal-antisemitische Klima“ unter seinen Kommilitonen.

Text – Ethik – Judentum und Christentum – Gesellschaft: Ekkehard W. Stegemann zum 60. Geburtstag (hg. von Gabriella Gelardini; Bd. 1 von Kontexte der Schrift; Stuttgart: Kohlhammer, 2005).

Kontexte der Schrift Band I: Text, Ethik, Judentum und Christentum, Gesellschaft Band II: Kultur, Politik, Religion, Sprache - Text In diesem zweibändigen Werk werden zahlreiche neu entwickelte exegetische Zugänge zur Bibel angewendet oder diskutiert wie auch die allgemeine Rezeption biblischer und verwandter Texte in der gegenwärtigen christlichen und jüdischen Theologie bzw. Gesellschaft in Einzelbeiträgen entfaltet. Ekkehard W. Stegemann und Wolfgang Stegemann haben zu diesem Themenspektrum selbst wichtige Impulse geliefert, etwa im Bereich der sozialgeschichtlichen und kulturanthropologischen Exegese oder auch im Dialog der neutestamentlichen Exegese mit der jüdischen Theologie.Rezeption biblischer und verwandter Texte in der gegenwärtigen christlichen und jüdischen Theologie bzw. Gesellschaft in Einzelbeiträgen entfaltet. Ekkehard W. Stegemann und Wolfgang Stegemann haben zu diesem Themenspektrum selbst wichtige Impulse geliefert, etwa im Bereich der sozialgeschichtlichen und kulturanthropologischen Exegese oder auch im Dialog der neutestamentlichen Exegese mit der jüdischen Theologie.

Greco, S. (2017), "Soziologie des Judentums in Deutschland: Markante Felder, Perspektiven und Methoden", in Lehnardt A. (Hrsg.), Judaistik im Wandel. Ein halbes Jahrhundert Forschung und Lehre über das Judentum in Deutschland. Berlin: De Gruyter S. 131-148. ISBN: 978-3-11-052103-0

In den ersten drei Jahrzehnten des 20.J h.s etabliert sich im deutschsprachigen Raum eine institutionalisierte " Soziologie des Judentums " .Unter Soziologie des Judentums versteht man hier das theoretische sowie empirische Studium aus soziologischer Perspektive,das sich mit der jüdischen Bevölkerung, ihrer Kultur, Religion, Identität,L ebensweise und den sozialen Verhältnissen, sowied er In-teraktionenm it der nicht-jüdischen Bevölkerung (die Mehrheitsgruppe für die Juden, die in der Diasporalebten und leben) beschäftigt. Soziologische Forschung und Reflektion über das Judentum fanden sowohl innerhalb wie außerhalb der akademischen Welt statt. Auch politische Aktivisten leisteten einen Beitrag.