Digitalisiert, effizient & global? Die fortlaufende Technisierung der Erwerbsarbeit (original) (raw)

Die Zukunft der Arbeit in einer digitalisierten Welt human gestalten

Zeitschrift für Arbeitswissenschaft, 2018

Die Zukunft der Arbeit war zu allen Zeiten ein Thema, hat aber selten eine solche Breitenwirkung erreicht wie beim Schritt in die nächste Stufe der Digitalisierung. Die Präsenz des Themas in allen Medien erreicht auch die von der Digitalisierung Betroffenen und verursacht Ängste, weil die Berichterstattung nicht selten eher Negativszenarien vorzieht, da diese publikumswirksamer sind. Andererseits sind aber auch Beschwichtigungen, die die potentiell negativen Auswirkungen gezielt klein reden, wenig hilfreich. Es bedarf daher einerseits mehr Sachlichkeit und andererseits einer präventiven Auseinandersetzung mit den möglichen Zukünften unter Berücksichtigung auch anderer Herausforderungen neben der Digitalisierung für die zukünftige Gestaltung von Arbeit. Dazu werden Ergebnisse des Dialogprozesses des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) zum Thema Arbeiten 4.0 und die Vorschläge der Kommission "Arbeit der Zukunft" der Hans-Böckler-Stiftung gegenübergestellt und um aktuelle Studien sowie Publikationen aus diesem Themenfeld ergänzt. Da diese Themen schon lange nicht nur nationaler Natur sind, ist es ergänzend einer internationalen Perspektive erforderlich, die u. a. die von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) eingesetzte globale Kommission "Future of Work" liefert.

Zukunft der Arbeit in der digitalen Welt

1 Arbeit und digitale Technologien 2 Lohnarbeit 3 Arbeit in den digital commons Literatur Zusammenfassung Der Beitrag diskutiert die Zukunft der Arbeit in der digitalen Welt. Der Schwerpunkt liegt vor allem auf der Analyse von Arbeitskraft, also der Kapazität zu arbeiten. Dabei wird Arbeit in zwei politischen Ökonomien analysiert, im Kapitalismus (als Lohnarbeit) und in den digital commons (als entweder unbezahlte oder als indirekt bezahlte Arbeit). SchlüsselwörterPolitische Ökonomie Lohnarbeit Digital commons Kapitalismus Karl Marx Einleitung Arbeit ist eine zentrale Kategorie marxistischer Theoriebildung und ist somit eine zentrale Kategorie sowohl zum Verständnis der sich verschärfenden Krise des Kapitalismus wie auch zur Auslotung möglicher Auswege aus der Krise. Die Kategorie Arbeit hat viele Dimensionen, deren Analyse im Hinblick auf die derzeitige Krise signifikant und relevant sind, so etwa: der diagnostizierte qualitative und quantitative Anstieg von immaterieller Arbeit (Hardt und Negri 2000); neue Formen der Organisation von Arbeit (Castells 1996; Rossiter 2006); neue Formen von Ausbeutung und Selbstausbeutung (Fuchs 2015); neue Formen von Entfremdung und der Taylorisierung von affektiven und intellektuellen Formen von Arbeit (Berardi 2009), die etwa besonders gut im Bereich der Wissensarbeit und der Hochschulbildung zu beobachten sind. Ebenfalls wichtig sind kritische Auseinandersetzungen mit der oftmals proklamierten kreativen Wende der Arbeitswelt (Frank 2013). Die jedoch vielversprechendste Dimension der Kategorie Arbeit liegt in ihrer abstrakten Form, in dem, was Marx mit dem Begriff der Arbeitskraft umschreibt, kurz, in der Möglichkeit zu arbeiten. Es ist dieser Aspekt von Arbeit, der in diesem Kapitel im Vordergrund steht. Um den konzeptionellen Rahmen für eine solche Analyse abzustecken, sei hier auf zwei Dinge hingewiesen. Erstens, wie das auch Marx gemacht hat, müssen Überlegungen zur Zukunft von Arbeit (als Arbeitskraft), im Verhältnis zu Technologien gedacht werden; in diesem Fall sind das die digitalen Informations-und Kommunikationstechnogien.

Von der Telearbeit zum „digital workplace“

Auf dem Weg zu einem sozialen und inklusiven Rechtsstaat – Covid-19 als Herausforderung, 2021

In der Corona-Krise ging plötzlich alles ganz schnell: Von heute auf morgen arbeiteten Millionen Deutsche im Homeoffice. Was vorher oft als technisch oder organisatorisch nicht machbar abgetan wurde, war plötzlich möglich. Forscher der Universität Mannheim zählten Ende März 2020 25 Prozent der in Deutschland tätigen Erwerbstätigen zu der Gruppe, die komplett oder überwiegend im Homeoffice arbeitete. Im Vergleich zu Vor-Corona-Zeiten aber, als Eurostat-Daten zufolge nur jeder Zwanzigste von zuhause aus arbeitete, sind das spektakuläre Werte" urteilte die Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 14.07.2020. Der umgangssprachlich gebräuchliche Begriff Home-Office unterscheidet nicht die Erwerbsarbeit in häuslicher Umgebung an einem dort installierten Arbeitsplatz von der (auch improvisierten) Tätigkeit am heimischen Küchentisch oder in der Gartenliege mit Hilfe von mobilen Endgeräten. Im Folgenden soll daher der präzisere Begriff Telearbeit verwandt werden, der in § 2 Abs. 7 der Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) gesetzlich definiert ist. Danach sind Telearbeitsplätze vom Arbeitgeber fest eingerichtete Bildschirmarbeitsplätze im Privatbereich der Beschäftigten, für deren Installation eine Dauer festgelegt ist. Arbeitszeit und Beschäftigungsbedingungen sind dabei individualrechtlich oder in einer Vereinbarung festzulegen. Mobile Arbeit (remote work), die in den Räumen des Kunden oder im Geschäftsfahrzeug verrichtet wird, ist in Vertrieb und Dienstleistung sehr verbreitet, aber von dieser Definition nicht erfasst. Vergessen wird in der aktuellen Diskussion ("Recht auf Home-Office") häufig, dass viele Arbeitsbereiche, Industriezweige und Dienstleistungssektoren keine geeigneten Felder für die Umstellung auf Telearbeit bieten. Dort wo in der Pflege und im Krankenhaus mit Menschen gearbeitet wird, wo industrielle Maschinen und Anlagen den Takt bestimmen, im Verkehrswesen, bei Polizei und Feuerwehr wird daher die Debatte oft als elitär empfunden. Die Entkoppelung des Ortes der Erbringung der Arbeitsleistung vom juristischen Arbeitsort und damit dem betrieblichen Arbeitsplatz hat zahlreiche Phasen durchlaufen. Die Informations-und Kommunikationstechnologien sind heute in den Alltag einbezogen; ihre Hilfsmittel und Dienstleistungen werden sowohl zu Hause als auch am Arbeitsplatz benutzt.

Die digitale Beschäftigungsindustrie als global expandierende Branche

WSI-Mitteilungen

Digitalisierte und über das Internet zugängliche Personaldienstleistungen umfassen ein heterogenes Angebot, zu dem Online-Stellenbörsen, Arbeitgeberbewertungs-Plattformen und Karrierenetzwerke, aber auch Crowdworking-Plattformen zur Vermittlung selbstständiger Aufträge zählen. Der Beitrag gibt mit der Unterscheidung solcher Plattformtypen einen Überblick über die expandierende digitale Beschäftigungsindustrie. Die Rahmenbedingungen ihrer Ausweitung werden analysiert und mögliche Konsequenzen für die institutionellen Strukturen des Arbeitsmarktes diskutiert. Veränderungen der Einflussbereiche als Folge der Expansion privatwirtschaftlicher digitaler Vermittlungsleistungen sind vor allem vom globalen Engagement der beteiligten Zeitarbeitsfirmen und Internetkonzerne zu erwarten. Während Crowdworking zuletzt intensiv diskutiert und erforscht wurde, hat die Digitalisierung der Personalrekrutierung bislang wenig Beachtung gefunden. Das ist umso bemerkenswerter, als die damit einhergehenden...

AufSätze Zeitenwende im Büro: Angestelltenarbeit im Sog der Globalisierung

Wer sich über die Globalisierung und deren Folgen für Arbeit und Beschäftigung Gedanken machte, hatte bisher zumeist Industriearbeiter vor Augen. Mit der Diskussion um Offshoring hat sich dieses Szenario verändert-die Globalisierung erreicht nun immer öfter auch die Büros der Angestellten und Hochqualifizierten. Unsere Untersuchungen in den Feldern Informationstechnologie (IT), Shared Services sowie Forschung und Entwicklung (F&E) zeigen, dass damit für diese Beschäftigtengruppe neue Zeiten anbrechen. Dies bleibt auch für das Bewusstsein der Beschäftigten nicht folgenlos: Während die Identifikation mit den Unternehmen abnimmt, zeigen sich gleichzeitig Tendenzen in Richtung eines neuen Arbeitnehmerbewusstseins.