Das bildphilosophische Stichwort 12 (original) (raw)
Das bildphilosophische Stichwort 17
Wiederabdruck des gleichnamigen Beitrags aus Schirra, J.R.J.; Liebsch, D.; Halawa, M. sowie Birk E. und Schürmann E. (Hg.): Glossar der Bildphilosophie. Online-Publikation 2013.
Fiktion - Das bildphilosophische Stichwort 39
IMAGE: Zeitschrift für interdisziplinäre Bildwissenschaft, 33, 2021
1. Fiktion, (Nicht-)Fiktivität und (Nicht-)Fiktionalität 2. (Nicht-)Fiktivität als Frage der Semantik 3. (Nicht-)Fiktionalität als Frage der Pragmatik 4. Piktorialer Panfiktionalismus 5. Partikularisierung und Piktogrammatik 5.1 Die semantische Paradoxie von Bildmedien 5.2 Drei bildtheoretische Positionen 5.3 Medialität als Rahmung 6. Der fiktionale Gebrauch von Bildmedien 6.1 Die notwendige Unvollständigkeit fiktiver Entitäten 6.2 Darstellungskorrespondenz und »doppelte Prädikation« 6.3 Gemeinsamkeiten und Differenzen fiktionaler und nicht-fiktionaler Weltbezüge
Das bildphilosophische Stichwort 18: COMIC
1. Probleme der Definition des ›Comic‹ | 2. Medialität des Comic | 3. Intersemiotizität und Multimodalität des Comic | 4. Narrativität des Comic | 5. Bildlichkeiten des Comic In: IMAGE: Zeitschrift für interdisziplinäre Bildwissenschaft, 26, 2017, S.105-129 (Nachdruck von „Comic“ In: Glossar der Bildphilosophie, April 2016; http://www.gib.uni-tuebingen.de/netzwerk/glossar/index.php?title=Hauptseite).
2020
Thesen zur ‚Photographie' I. Dass die Fotographie (oder "Fotografie", wie man sie heute gerne schreibt) irgendetwas mit der Zeit oder mit Zeit (was ist hier der Unterschied zwischen dem finiten und dem indefiniten Gebrauch?) zu tun hat, mit ihr irgendwie zusammenhängt, ist nicht wirklich neu. Trotzdem: Was heißt hier "zu tun haben" mit der Zeit? Heißt es, mit der Zeit/mit Zeit kooperieren, kollaborieren, mit ihr gemeinsame Sache machen? Wenn ja, was ist dann diese "gemeinsame Sache"? Heißt "zu tun haben", "zusammenhängen" vielleicht soviel wie Zeit brauchen? Was heißt Zeit brauchen? Wann sagen wir, etwas, eine Sache brauche Zeit? Braucht nicht alles Zeit? Was braucht keine Zeit? Was heißt hier "brauchen"? Gebrauchen oder benötigen, Zeit beanspruchen? Woher nimmt man sich die Zeit? Was ist, anders gefragt, die Langsamkeit? Was ist, wieder anders gefragt, die Zeit? Halt. Wir haben uns hinreißen lassen. Wohin? In jene Fragen, die sich auftun, wenn wir erkennen müssen, wie wenig wir über simple Worte und alltägliche, unmittelbare Dinge wissen. Wir wissen wenig und reden deshalb viel. Versuchen wir es erneut, diesmal mit wenigen Worten. Zurück zur Ausgangsfrage-wir sagen Ausgangsfrage, doch müsste es richtig Eingangsfrage heißen. Oder ist es in Wahrheit eine Ahnung, eine kluge, unbewusste Voraussicht, die uns dazu trieb, von einer Ausgangsfrage zu sprechen, wissend, wir würde am Ende wieder am Anfang sein? Wenn ja, so ist diese Ahnung, soviel sei hier schon gesagt, eine falsche. Wir werden wo-anders ankommen, wann-anders. Zurück zur Frage: Heißt es mit Zeit (was auch immer sie alles ist und nicht ist) zu tun haben, mit ihr arbeiten, ko-oder kontra-laborieren, mit ihr zu schaffen haben, wie man sagt? Heißt es somit auch, dass die Fotografie die Zeit zeigt, sie offenbar macht in dem, was sie ist? Heißt es: die Zeit entlarven, ertappen, sie "anhalten", wie manche gerne beim Durchblättern von Familienalben sagen, so als sei die Zeit ein Zug mit schwer auffindbarer Notbremse? 1 Nino Maly-Motta Was ist: das heißt: was sagt die Photographie (wir werden hier diese etwas altertümliche Schreibweise vorziehen) über die Zeit aus? II. Wir haben soeben das Was-ist? der Photographie, ihr τὸ τί ἐστι, ihre quidditas oder ihre essentia mit dem gleichgesetzt, was sie über die Zeit aussagt. "Aussagt", haben wir geschrieben. So als wäre die Photographie eine Zeugin, geladen zum Prozess, der gegen die Angeklagte "Zeit" geführt wird. Eine Zeitzeugin, gewissermaßen. Was sagt-oder schreibt oder vermittelt oder offenbart-Photographie über die Zeit und über das, was Zeit ist. Wir behalten das Bild der Zeitzeugin bei. Jede Photographie-Stop! Was gestattet es uns, in einer solch verallgemeinernden Art zu sprechen? Schließlich gibt es nicht die Photographie, könnte man einwenden, sondern unterschiedliche Arten der Photographie, Gattungen, Genres, Gebrauchsweisen, Geräte, Motive, "historische Kodifizierungen" und "gesellschaftliche Funktionen"! Warum nicht von der Photographie sprechen und dabei nicht ein bestimmtes Photo meinen, sondern die Photographie als solche? Warum hier einen Unterschied machen? Jede Photographie zeigt ganz verschiedene Motive, hat unterschiedliche Inhalte, ja, und doch zeigt jedes Photo immer nur ein und dasselbe Bild. Jede Photographie zeigt ein Scheitern vor der Zeit. Genauer: ein Scheitern, die Zeit zu fassen. Sie ist Zeugin eines unsichtbaren, nicht geladenen Subjekts. Von der Zeit wird während des gesamten Prozesses ausschließlich in der dritten Person gesprochen. Auch das ist vermutlich nicht neu. Einem jeden, der sich anschickt, ein wenig über diese Sache nachzudenken, wird erkennbar werden, dass die Photographie a) mit der Zeit zusammenhängt und b) die Zeit nie als solche offenbart, nichts überreicht, was auf direkte, deiktische Weise den Ausspruch zulässt: "Das ist Zeit". Die Photographie spricht von der Zeit, sagt über sie aus-in der dritten Person. In der Photographie zeigt sich der